die Hefte der Zeitschrift SPIELZEUG-LADE und das SPIELZEUG des Verlages Meisenbach der späten 1940er und der 1950er Jahre sind eine wahre Fundgrube. Insbesondere die Inserate zeigen den Neubeginn in der Spielwarenindustrie in West und Ost.
Beim Durchblättern bin ich in Heft 2/1950 auf ein Inserat der Firma Julius Vogt in Althengstett gestoßen. Angeboten werden u.a. Güterwagen Spur 0, nach Vorbild der Reichsbahn, mit isolierten Radsätzen, modell- und maßstabsgerecht, in Holz und Metall.
Vielleicht beschäftigt sich jemand von Euch mit den Exoten aus den Nachkriegsjahren.
Sehr lustig! Althengstett liegt bei Calw in Baden-Württemberg. Und die Firma wirbt 1950 mit "Erzgebirgische Spielwarenfabrik". Offenbar ein Auswanderer.
Das macht jetzt jedem Sachsen eine breite Brust. "Erzgebirge" wird im Zusammenhang mit Spielzeug als produktgattung verwendet. Quasi zur Beschreibung, was man als Ware zu erwarten hat. Das ist ein wunderbarer Beweis für die Marke "Erzgebirge". Heute würde man vom Missbrauch regionaler Marken sprechen.
Es wäre interessant, woher Vogt stammte und wie es mit der Firma weiter ging.
das ist wirklich wieder so eine tolle und interessante Entdeckung von Dieter! Althengstett ist dem schwäbischen Eisenbahnfreund natürlich durch seine Lage an der Württembergischen Schwarzwaldbahn bekannt. Eine Eisenbahnstrecke, die im Moment wieder reaktiviert wird. Erfreulich! Wäre wirklich interessant, heraus zu bekommen, was aus der Firma wurde und wie die Produkte aussahen.
Hat Julius Vogt seine erzgebirgische Heimat aus bestimmten politischen Gründen 1945 fluchtartig verlassen und eine neue Spielwarenfabrik im Westen mit der Titulierung "Erzgebirgische Spielwarenfabrik" gegründet ?
... das müssen ja nicht nur die "bestimmten politischen Gründe" gewesen sein. Es genügte oft bereits, wenn die Familie ein Unternehmen besaß, z.B. einen Handwerksbetrieb, um in diesen Jahren keine Perspektive mehr zu haben. Allein das Verwehren eines Studienplatzes für den Sohn war oft Grund genug, an einen Umzug zu denken.
Es gab sehr viele Gründe. Wer im Februar 1950 schon Anzeigen setzen konnte und ein Lieferprogramm hatte, der war nicht erst kürzlich "umgezogen". Einfach eine Firma aus dem Osten in den Westen zu transferieren ging auch nicht leicht. Die Beispiele, die ich nachvollziehbar kenne, beschränken sich auf Technologie, Wissen, Kapital, Manpower, Rechte, Vertriebsstrukturen usw. Das ist im Fall des Falles mehr wert als eine Maschine, deren Konfizierung im Osten ohnehin drohte.