[Ottenjann OJA Oldenburg] [Spur 0] Sitzwagen rot

Ich ergänze die Angaben von Claudia.

1.
Es gibt die Wagen in zwei Ausführungen: ohne Puffer / mit silberfarbenen Puffern.
Warum sind dies zwei unterschiedliche Ausführungen:
Die Wagen ohne Puffer haben im Chassis keine Ausstanzungen für die Puffer.

2.
Der Wagen hat auf beiden Seiten eine bewegliche Hakenkupplung.
Selbstverständlich haben die Haken einen Schlitz (sonst könnte man den anderen Wagen ja nicht ankuppeln).
Als Haken-Öse-Kupplung wird eine Kupplung bezeichnet, die an der einen (vorderen) Seite des Wagens einen festen oder beweglichen Haken hat,
und an der anderen (hinteren) Seite eine mehr oder weniger breite Öse, die meist Teil des Chassis ist.

3.
Abmessungen:
Länge Chassis 140 mm
Länge mit Puffern 154 mm
Länge mit Kupplung 175 mm
Wagenkörper 135 x 40 x 48 mm

4.
Es ist unwahrscheinlich, daß die auf der Wagenseite oben lithographierte Nummer "531" die Artikel-Nr. des Wagens ist.
Kataloge oder Preislisten von Ottenjann, aus denen die Artikel-Nr. zweifelsfrei hervorgehen würde, sind nach meiner Kenntnis nicht bekannt.

Es war in den 1950er Jahren bei mehreren Herstellern üblich, die Personenwagen, Gepäckwagen und geschlossenen Güterwagen mit irgendwelchen Nummern zu versehen, die jedoch nicht die Artikel-Nr. sind.

Beispiel Distler:
Personenwagen Katalog-Nr. 26 G - lithographiert "5201"
Gepäckwagen Katalog-Nr. 26 GW - lithographiert "4051"
Personenwagen Katalog-Nr. 21 E - lithographiert "2041"
Gepäckwagen Katalog-Nr. 21 EW - lithographiert "50121"
Personenwagen Katalog-Nr. 5 A - lithographiert "2454"

Beispiel Wimmer:
Personenwagen Katalog-Nr. 202/Ws - lithographiert "36540"
Gepäckwagen Katalog-Nr. 200/Ws - lithographiert "2147"

Beispiel Beckh:
Personenwagen Katalog-Nr. 603 - lithographiert "172"
Personenwagen Katalog-Nr. 903 - lithographiert "111"
Personenwagen Katalog-Nr. 803 - lithographiert "1200"
Gepäckwagen Katalog-Nr. 804 - lithographiert "2147" und "4142".

Weitere Beispiele können genannt werden.


Gruß aus Nürnberg
Dieter

Ich führe die Ergänzung weiter.

5.
Es gibt den Wagen in zwei Farbtönen (beide Varianten in meiner Sammlung):

5.1 karmesinrot, mit weißer Einfassung der Fenster, weiße Schilder für die Wagenklassen und für Raucher / Nichtraucher.
Dieser Wagen ist in #1 abgebildet: eindeutig weiße Fenstereinfassung (nicht "gelb" wie beschrieben).

5.2 rot, mit gelber Einfassung der Fenster, gelbe Schilder für die Wagenklassen und für Raucher / Nichtraucher.

6.
Was ist auf den Stirnseiten unterhalb des MADE IN GERMANY abgebildet ?
Eine Fabrik mit rauchenden Schornsteinen ?
Hat jemand eine Deutung ?

7.
Die Markung MADE IN GERMANY wirft Fragen auf.
Die Bahn von Ottenjann kam 1949/1950 auf den Markt.
Oldenburg lag in der Britischen Besatzungszone, die zusammen mit der amerikanischen Zone die sog. Bizone bildete, die vor Gründung der Bundesrepublik ein weitgehend einheitliches Wirtschaftsgebiet war.

Wie waren in der Bizone und in den ersten Jahren der Bundesrepublik die Regeln für die Markung ?
Noch MADE IN GERMANY wie bis Mai 1945 ?
Nicht durchgehend und verpflichtend MADE IN WESTERN GERMANY ?

Abenteuerliche (?) These:
Ottenjann hatte bereits Ende der 1930er Jahre eine Eisenbahn entwickelt, die wegen des Krieges nicht mehr auf den Markt gebracht werden konnte.
Dafür spricht, daß Ottenjann eine Stromlinienlok nach dem Vorbild der BR 05 der Reichsbahn im Sortiment hatte.
Warum eine Vorkriegs-Lok als Vorbild, wenn die Entwicklung erst nach 1945 erfolgte ?

Auch Dressler hatte 1939 eine Bahn in Spur 0 fertig entwickelt, die wegen des Krieges erst nach 1945 auf den Markt gebracht werden konnte.
Ich habe in meiner Sammlung Güterwagen Spur 0 von Wimmer, die mit MADE IN GERMANY gemarkt sind.
Ein Indiz dafür, daß auch Wimmer die Eisenbahnen bereits Ende der 1930er Jahre entwickelte.

Wer kann etwas zu meiner These beitragen ?

Dieter