Hallo zusammen Heute möchte ich euch ein schönes Zubehörteil vorstellen, das für die 00 Bahnen eher ungewöhnlich und selten ist. Obwohl es bei den großen Spurweiten aller Marken im Standardprogram war hat keiner eine 00 Version gebaut. Der Richtungsanzeiger 926/4 von KB.
Ursprünglich war er Bestandteil des Spur 0 Bahnhofes 1664 hier war er hellblau lackiert und ist gelötet Die Schilder sind lithographiert mit rotem Rand und tragen de Städtenamen "Berlin" und "Amsterdam" Die erste (oder internationale) Version 926/4 hat die gleichen Schilder ist aber hellgrau lackiert.
Die zweite Version 926/4/d hat keine lithografierten Schilder mehr sondern einfach weiß lackiert mit gestempelten Städtenamen. Bisher sind mir zwei Versionen bekannt "Bremen" / "Köln am Rhein" und "München" / "Stuttgart"
Kennt noch jemand andere Beschriftungsvarianten?
Hergestellt wurde er ab 1936 (laut Katalogen). Das Prinzip bei KB war einigermaßen clever. Für alle senkrechten Streben bei allen Zubehörteilen (Lampe, Signale, Richtungsanzeiger, Schranke und Einsteighalle) wurde das gleichen M Profil verwendet.
interessant finde ich, dass dieser Richtungsanzeiger ab 1936 noch durch die aufwändige Handlötung gefertigt wurde. Vom Vorläufer Bing ist man die rationelle Falztechnik gewöhnt (Voraussetzung hierfür sind größere Stückzahlen, damit sich die Maschinen rentieren), Kibri hat Mitte der 1930er Jahre von Löten auf Punktschweißen umgestellt.
ja das bereitet mir auch einigermaßen Kopfzerbrechen. Vor allem bei der zeitlichen Einordnung, so gibt es zum Beispiel die Sandbahn in einer gelöteten und einer gelaschten Version. (welche ist älter?).
Bei KB finden sich jedenfalls vor allem bei der Spur 00 Bahn mehr und mehr gelötete Teile, auch sind die späteren Teile in vielen Fällen nicht mehr lithographiert sondern spritz und teilweise auch handlackiert.
Ein gutes Beispiel ist der Telegraphenmast. für die "24mm Bahn" war er gelascht und komplett aus Blech für die Version der Spur 00 Bahn wurde der Blechsockel durch einen Gußsockel ersetzt und der Doppelquerträger ist nun verlötet.
Die Schranke und der Bahnsteig sind zwei Zubehörteile die neu für die 00 Bahn entwickelt worden sind (es gab keine Vorgänger bei KB 24 mm oder Bing ) sie sind komplett handgelötet.
Es gibt aber außer der Sandbahn kein Beispiel das von Falztechnik auf Löttechnick oder umgekehrt umgestellt wurde.
Weiterhin ist diese Phänomen nur beim Zubehör zu beobachten. Viele Details die später hinzukamen wie Zäune oder Bänke sind gelötet.
- Das Löten erzeugt mehr manuellen Arbeitsaufwand - Das Verlaschen erfordert zusätzliche Vorrichtungen und Werkzeuge (Stanzformen, Biege- oder Verlaschwerkzeuge)
Das bedeutet: - Wenn man den Verkaufserfolg nicht sicher einschätzen kann, fängt man mit Löten an. - Wenn man sicher ist, dass größere Stückzahlen produziert werden können, stellt man auf Verlaschen um oder konstruiert sofort entsprechend, muss aber in die notwendigen Werkzeuge investieren.
Große Stückzahlen können durch Verlaschen sehr preisgünstig produziert werden.
Der Marktvorteil von Bing in den 1920er Jahren basierte auf der intensiven Nutzung derartiger Werkzeuge. Die Werkzeuge wurden aber durch Kredite finanziert, die durch den zukünftigen Verkauf refinanziert werden sollten. Genau dieser Umstand wurde Bing in der Weltwirtschaftskrise zum Verhängnis. Der Verkauf brach zusammen, die Kredite konnten nicht mehr bedient werden.
Zu Deiner Sandbahn-Frage: die handgelötete Sandbahn müsste älter sein. Andersrum wäre es nur möglich, wenn die Werkzeuge nicht mehr zur Verfügung gestanden hätten (verkauft, beschädigt).
Beim Telegraphenmast kommt ein praktischer Aspekt hinzu. Ein Mast mit Blechfuss ist in der kleinen Spur 00 kippliger, mit dem Gussfuß steht er sicherer.
Lithograhien erfordern auch Vorab-Investitionen, die sich erst ab einer bestimmten Stückzahl lohnen.
Zusammengefasst würde ich zu KB sagen, dass man ab Mitte der 1930er Jahre nicht sicher war, ob man auf dem 00-Segment mit den beiden Platzhirschen TRIX und Märklin konkurrieren konnte (zumindest dürften es die Banken nicht gewesen sein) und es deshalb scheute, Werkzeuge durch Bankkredite zu finanzieren (Die Insolvenz des Spielzeug-Bereichs der Bing-Werke war allen als mahnendes Beispiel bekannt). Vielleicht hat man auch schon mitbekommen, wohin die Politik in Deutschland steuert und die Konsequenz erkannt, dass man bald keine Spielzeuge mehr verkaufen kann (im Inland aber auch im Ausland !).
Dieter, Rainer, ja, es ist schon grundsätzlich richtig, dass Verlaschung schneller sein kann -also kostengünstiger. Grundsätzlich! Also von Stück zu Stück durchaus verschieden. Beim Richtungsanzeiger mag das also anders gewesen sein -die damaligen Hersteller hatten auch REFA-Leute! Betrachtet man dort die Verbindungsstellen, dann kann man sich schon vorstellen, dass Verlaschen (samt Werkzeug!) durchaus teurer gewesen sein kann, löten also billiger. Übrigens war die Bing-Pleite nicht dem Spielzeug allein geschuldet -der Konzern war unübersichtlich geworden, mit seinen unglaublich weit gestreuten Beteiligungen und Fertigungsstätten, sowie der Vertriebsstruktur. Man darf bei solchen Zuschreibungen nicht nur das enge Feld Spielzeug im Auge haben. Spielzeug war nämlich nicht der größte Konzernanteil -aber der, den man am schnellsten zu Geld machen konnte. Freundliche Grüße Botho
auch wenn ein Unternehmen nicht auf Fremdkapital angewiesen ist, müssen die genannten Fertigungswerkzeuge gebaut werden - entweder durch eigene Mitarbeiter (also müssen dafür Arbeitszeit und Nebenkosten kalkuliert werden, die nicht sofort verkaufbare Produkte ergeben) oder durch beauftragte Werkzeugmacher, die wiederum zu bezahlen sind. Jedes Unternehmen muss sich überlegen, wie die Arbeitszeit der eigenen Mitarbeiter eingesetzt wird oder wofür ggf. Aufträge nach Außen gegeben werden.
Natürlich ist es komfortabler, wenn ein Unternehmen derartige Investitionen aus eigener Kraft finanzieren kann und nicht Verpflichtungen gegenüber einer Bank eingehen muss.
Aber wie schon oben dargestellt, ein Unternehmen muss darauf achten, welcher Anteil an Arbeitszeit und Kosten in die Produktion verkaufbarer Produkte und andererseits in die Entwicklung und Produktionsvorbereitung gesteckt wird. Wenn die Verkaufserlöse nicht reichen, um die Unternehmenskosten zu decken, kann kein Unternehmen auf Dauer überleben.
Dieter, herzlichen Dank für Deine Aufklärungsarbeit. Aber das war mir eigentlich schon alles klar seit Studienzeiten -und das war in den Fünfzigern. Schöne Grüße in die Hauptstadt Botho
das gesagte ist sicher unternehmerisch gedacht alles richtig. Ob KB aber wirklich so gedacht hat ist zumindest in Frage zu stellen. Hier war KB nicht gerade ein Vorbild an Konsequenz.
1935/36 wurde die ex Bing Bahn weiter produziert bzw neu aufgelegt dazu ein paar Zubehörteile teils von der KB "24mm" Bahn teils von Bing (nit neuer Lithografie) Alle ex Bing Teile erhielten eine neue Litho wenn teilweise auch nur geringfügig anders. 1936 kamen lediglich ein paar Zubehörteile neu hinzu auch hier wurde kräftig recycelt.
1937 die Sensation der KB Fliegende Hamburger (basierend auf Bing Motortechnik) aufwendig lithografiert in zwei unterschiedlichen Varianten extrem selten (mir sind bisher 4 Exemplare bekannt von denen ich drei gesehen habe der vierte soll in der Schweiz auf und wieder untergetaucht sein. Ein richtiges Modell. Steht ganz oben auf meiner Wunschliste ;-). Aber unternehmerisch würde ich sagen ein Schuß in den Ofen ein Jahr später gab es nicht mal mehr Schienen dafür.
1938 Eine neue Bahn mit neuen Schienen (inkompatibel mit ex Bing), Zwei Loks, ein Personenwagenrot und gün (ex Bing) ein Packwagen (nicht im Katalog auch ex Bing), drei Güterwagen komplett neu entwickelt.
1939 die KB Sonderklasse wieder ein neues (inkompatibles Schienensystem) neue Lok (mit Wahnsinns Uhrwerk) 13 ! neue Wagen. Die Güterwagen auf Basis des Niederbordwagen sind ein Paradebeispiel an Effektivität: Niederbordwagen (beladen, unbeladen), Planewagen (m/o Bremserhaus), Rungenwagen (m/o Bremserhaus) basieren alle auf dem gleichen Aufbau das ist knapp die Hälfte der Wagen ! + Personenwagen in zwei Farbvarianten, + Güterwagen in zwei Farbvarianten, Hochbordwagen (m/o Bremserhaus). Einzig der Zugführerwagen ist ein eigenständiges Modell.
Dann das Zubehör
Es war doch alles da ! Warum die Änderungen? Klar der Telegraphenmast steht besser mit Gußfuß aber deswegen muß man doch nicht den Rest der Konstruktion ändern wenn alles da ist !
Das kleine Wärterhaus existierte schon mit der "24 mm Bahn" hier wurden sogar bereits lithografierte Bleche neu spritzlackiert
vielleicht waren die von Dir geschilderten Beispiele der verzweifelte Versuch, die alten BUB-Produkte, die durch die rasante Entwicklung der neuen Tischbahn-Produkte von TRIX, Märklin und auch Kibri nicht mehr konkurrenzfähig waren, aufzuwerten ?
Und die KB Sonderklasse evtl. ein Versuch, eine neue Nische zu finden ?
Wenn ich mir die beiden Telegraphenmasten anschaue, sieht der rechte schon "besser" aus, während der linke noch sehr an die damals nicht mehr zeitgemäße Bing Tischbahn erinnert.
Kollegen, was uns der Rainer da schildert, ist doch ziemlich chaotisch. Und dieser Trend setzte sich auch nach dem Krieg fort. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass in diesem(!) Fall durchaus eine Verlötung kostengünstiger gewesen sein kann. Aber bitte nun hier keinen Glaubenskrieg beginnen! Schöne Grüße Botho
um Himmels willen Glaubenskrieg, das gibts hier drüben bei mir doch gar nicht, offiziel sind wir hier doch alle Atheisten.
Andererseits hat hier jeder seinen Privatbuddha mit Räucherstäbchen für jede passende Gelegenheit. (natürlich hauptsächlich für Geldangelegenheiten, aber auch für anderes wie Reichtum, erfolg im Beruf,...)
Letzendlich ist es die konsequente Trennung von Staat und jeder Art von Kirche. Aber ich schweife ab.
Ganz klar ist, daß das was Dieter gesagt hat unternehmerisch sicher richtig ist (KB aber zumindest nicht immer so gehandelt hat oder haben muß.)
Es verdeutlicht aber auch das KB vielleicht nicht ganz so an die Spur00 geglaubt hat (oh jeh schon wieder glauben) oder
den Markt und damit den Absatz nicht hatte.
Anders als bei Bing war der englische Markt für KB zu diesem Zeitpunkt sicher nicht mehr so attraktiv und sicher nicht mehr der Hauptabsatzmarkt wie er es für Bing vermutlich gewesen war.
Auch die Bingsche Vertriebsstruktur in England ging ja eher an Trix als an KB. Über die KB Zusammenarbeit mit Tipp&co (glaub ich) ist auch nicht wirklich viel bekannt.
Außerdem zwei große Konkurrenten auf dem Markt auftauchten als man 1935 den Bing Tischbahnmarkt übernehmen wollte.
Alles zusammengefaßt kommt als unternehmerische Analyse raus: Vermutlich kann KB nicht die Absatzzahlen erreichen wie Bing vorhe.r
Also für hohe Stückzahlen --> Werkzeuge und gelascht = Loks und Wagen.
Kleiner Stückzahlen sind zu erwarten beim Zubehör aber sicher wollte man eine Systembahn anbieten wie alle anderen auch --> erstmal mit vorhandenem anfangen, Änderungen für neues design werden zusätzlich gelötet ebenso neues Zubehör.
Ist für mich alles in allem nach vollziehbar und zumindest ein großer Konkurrent hat es auch so gemacht: Märklin hat 1935/36 alles gelötet nur hier kam der Erfolg schneller, also konnte schneller auf rationellere Fertigungsweisen umgestellt werden.
Ich sehe die gelöteten Stücke daher eher als ein Anzeichen dafür das die erhofften Stückzahlen nicht erreicht wurden und man daher bei dieser Fertigung blieb.
Sprich und das zeigt auch der Markt, die Stückesind leider sehr sehr selten.
Klar, Rainer, so sehe ich das auch: Bei kleineren Stückzahlen ist die Lötung immer noch ein guter Weg. Denn er vermeidet die Werkzeugkosten. China -ja, das ist eine andere Welt. Aber die neue Zeit bringt uns dieses Land jetzt doch näher -manchmal vielleicht gar zu nahe... Wir wissen in Deutschland noch gar nicht, was da noch auf uns persönlich und unsere Wirtschaft zukommt. In Spanien sind heute schon in jedem Dorf riesige Chinashops mit Dumpingpreisen auf allen(!) Gebieten, die dann alteingesessene Geschäfte schnell verdrängen. Alle kaufen gern "billig"... Schöne Grüße in die Ferne Botho -sehen wir uns 2013 in Gaggenau? Ich hoffe.
wenn nichts dazwischen komt klappt es, wir kommen am 13. Feb endgültig nach Deutschland zurück und nach 2 Jahren Entzug ist Gaggenau für mich und meinen Sohn fest eingeplant. Ich freue mich riesig Euch alle wuederzusehen. Über China unterhalten wir uns lieber in Gagenau das ist doch ziemlich off topic und gehört nicht hier her außerdem bevorzuge ich das nicht so öffentlich zu diskutieren.