die Firma Carl Gewis aus Gablonz a.N. (Jablonec nad Nisou, Tschechien) versuchte sich zwischen 1945 und 1950 mit einer Eisenbahn, die technisch sehr stark am Trix Express angelehnt war. Der techn. Aufbau der Lok und die Gleise sahen aus, wie bei Trix "abgekupfert". Obwohl die Familie Gewis nach 1945 nichts mehr mit der Firma in Gablonz zu tun hatte, so wurde die kleine Eisenbahn doch unter dem Namen des ehemaligen Firmenbesitzers verkauft. Die folgenden Aufnahmen sind schon vor einigen Jahren entstanden und zeigen eine Startpackung im originalen Karton. Ich habe die Bahn in ziemlich desolatem Zustand gefunden und mit Trix Teilen und einigen Eigenbauten wieder funktionsfähig (nicht 100% original!) hergerichtet.
Ciao, Horst
edit: HIER sind einige dieser Zugpackungen abgebildet. Neben allerlei Urzeitmonster, sollte man aber den Text nicht so genau anschauen! Daneben gibt es auf diesen Seiten noch vieles Andere rund um "Historische Modellbahnen" zu entdecken. Absolut sehenswert!
es spricht einiges dafür, dass die Firma Gewis nach dem Zweiten Weltkrieg in den Besitz von Gussformen kam, mit denen vorher Teile für TRIX EXPRESS gefertigt wurden. Gablonz war ein Zentrum der Schmuckproduktion. Feingussprodukte passen auch gut dazu.
Bei den Packungen und insbesondere der Packungsgestaltung scheint es eine große Bandbreite gegeben zu haben.
im FAM hat sich 2013 mal Jemand angemeldet, um genau einen einzigen Beitrag zu GEWIS zu schreiben: ...bitte lesen!
Zitat
ZitatNach dem Ende des 2.WK und das Aussiedlung der deutschen Bevölkerung musste man ja in den vorhandene Betrieben eine neue Produktion starten. Eventuell hat man den alten Firmennamen ersteinmal weiter verwendet. Wer die Idee zur Produktion dieser Eisenbahn hatte und woher die Formen kamen, lässt sich wohl nicht mehr zweifelsfrei klären.[...]
MfG Axel
Hallo,
ich bin durch Zufall auf diese Konversation zum Thema GEWIS aufmerksam geworden, da ich durch die Familienforschung nach dem Namen Gewis forsche.
Nach Aussage meines Schwiegervaters (ein Enkel von Carl Gewis) wurden die Modellbahnen wirklich erst nach dem Kriege in der Fabrik in Serie hergestellt, also als die Familie Gewis damit nichts mehr zu tun hatte. Vor dem Krieg wurden ja vor allem Artikel aus Zelluloid und Kunststoff-Spritzguß gefertigt.
Es war einer der früheren tschechischen Angestellten der Fabrik, ein Ingenieur namens Hans Peukert, der auf die Idee kam eine neue Produktion aufzunehmen. Mein Schwiegervater kann sich allerdings daran erinnern, dass Herr Peukert schon kurz vor der Ausweisung der Gewis-Familie im Jahre 1946 mit Modellbahnen hantiert hatte.
Mit freundlichen Grüßen aus Dresden Mario Weidner
Es könnte also durchaus so gewesen sein, dass die Formen bereits zu Zeiten des WK2 in Gablonz lagerten? Die Firma Carl GEWIS hatte als Firmenzusatz stehen, Zelluloid- und Metallwarenfabrik.
Dieser Herr Peukert scheint dann ja bereits 1945 damit begonnen zu haben, eine Modellbahn mit teilweise vorhandenem Material oder Werkzeug konstruiert zu haben?
Dieter, ...ja, das ist mir auch aufgefallen. Anscheinend wurde gerade die Tapete über die Schachtel geklebt, die vorhanden war. Es gibt da ganz "grässliche" Muster! Ausnahme ist vielleicht der SILVER ARROW, diese Schachtel sieht man häufiger.
Was auch häufiger zu sehen ist, sind Schachteln mit einem Innenteil mit ausgestanzten Formen für Lok und Wagen. So konnten sie dann auch sofort "ins Auge stechen" beim Öffnen. Verpackungen mit separaten Innenschachteln fürs Rollmaterial, den Gleisen und den Trafo sieht man seltener. Die jeweiligen Innenschachteln waren mit Artikel-Nummern gestempelt, wie z.B. 700 E-1 für "gerade Schienen" oder auch 700 E-202 für "Personenwagen" usw.
die Zinkdruckgussteile, die in den Gewis-Lokomotiven und Gewis-Triebwagen verbaut wurden, entsprechen der TRIX EXPRESS Vorkriegsproduktion.
Für die Nachkriegsproduktion hatte TRIX in Nürnberg konstruktive Verbesserungen vorgenommen, z.B. wurden in den Drehgestellblenden Eckausrundungen ergänzt, um die Bruchgefahr zu mindern. Diese Ausrundungen fehlen in den Gewis-Blenden. Gewis hat lediglich ein G auf die Achslager graviert, dies war in der alten Gussform problemlos möglich.
Die alten Gussformen für die TRIX-Teile tauchen also nach dem Krieg im Raum Gablonz bzw. allgemeiner in Böhmen, auf. Offenbar hatte TRIX vor dem Krieg einen Zulieferer in Böhmen beauftragt, Gussteile für den 20/58-Triebwagen (und vielleicht auch für andere Modelle) zu produzieren. Bislang ist aber nicht bekannt, welches Unternehmen das war.
Man muss dazu auch wissen, dass nach dem Krieg ein Großteil der deutschstämmigen Bevölkerung Böhmen verlassen musste. So entstanden in Thüringen (Raum Gotha) oder in Bayern (Kaufbeuren) Neuansiedlungen, in dem die Heimatvertriebenen ihr altes Handwerk konzentriert fortsetzten. https://de.wikipedia.org/wiki/Jablonec_nad_Nisou
Da eine Fortsetzung der Produktion für TRIX in Böhmen nach dem Krieg nicht mehr in Frage kam, stellte man sich wohl die Frage, was man damit anfangen kann. Man darf annehmen, dass die TRIX-Gussformen verwendet wurden, um eine eigene Modellbahn zu produzieren.
Die Anlehnung an das TRIX-System ist zum einen auf die vorhandenen Gussformen zurückzuführen, zum anderen darauf, dass dieses System auch in Böhmen verbreitet war und die neue Bahn als Ergänzung genutzt werden konnte. Vielleicht hat man sich auch Export-Chancen nach Deutschland ausgerechnet.
Dann mal los - wen fragen nach ausgelagerten Trix-Formen? Oder Teilefertigung bei Vorlieferanten? Voelk jr. lebt noch. Euch alles Gute für 2017! Botho
Ich bin kein Kenner der Trix-Geschichte, aber doch mal einen gewagten Gedankensprung: Pico-Trix/Voelk-Gewis? Voelk und Pico wurden ja auch schon im ME mehrfach verknüpft. Und zwar von einem Kenner der DDR-Modellbahngeschichte, dem ChRed. bgw
....oje Botho, ich habe vor etlichen Jahren mal versucht, in Neugablonz (Stadtteil von Kaufbeuren) im dortigen Isergebirgsmuseum, etwas über die Firma Gewis rauszubekommen. Immerhin hat die Firma ja schon existiert, bevor sich die Gablonzer auf den Weg nach Kaufbeuren machten. Das war aber eine absolute Nullnummer! Entweder, ich hatte einfach das falsche Museumspersonal am Hörer, oder die wissen wirklich nix? Was aber eigentlich schwer vorstellbar ist. Klar, jemanden zu finden, der dort vielleicht sogar noch Glasperlen aufgereiht hat, dürfte ein Problem werden Aber selbst wenn, was wollen uns diese Leute erzählen? Man muss sich das mal vorstellen, ... ein 15 Jähriger wäre 1945 der Jahrgang 1930 gewesen, ist also heute 86 Jahre alt. Botho, bitte nicht falsch verstehen Aber, ....was hat ein 15 Jähriger, 1945 in einer Firma bis dahin erlebt? Ich denke, nicht viel, außer arbeiten? Also müssten wir tiefer einsteigen, nach Leuten suchen, die heute bereits 90 - 95 Jahre alt sind. Da wird es sicherlich schwierig, noch Männer zu finden. Frauen vielleicht eher, ja,... aber dann sind wir wieder beim Glasperlen aufreihen!
Und dann hab ich mal gelesen, dass viele Arbeiten in Heimarbeit gemacht wurden. Das bot sich besonders in den ländlichen Gegenden des Isergebirges an. Ich denke, da haben auch etliche Menschen für Gewis gearbeitet, aber die waren wohl genauso oft in der Firma wie ich, nämlich nie!
Bleibt also nur der Kenner vor Ort. Ein alteingesessener Tscheche, der die Fäden nach 1945 in der Hand hatte....
Horst, ich weiß es. Es ist wirklich schwer mit Museumsleuten zu reden. Noch schwerer ist es, aus ihnen was rauszubringen. Die haben immer Angst, sie müssten ihr Wissen teilen, und das mögen sie ja nun mal gar nicht. Ganz schwierig war Nürnberg zu Zeiten des Herrn Schwarz. Ausnahmen gibt es aber auch -so in Seiffen. Ich kenne unser Recherche-Problem seit den Siebzigern. Aber ich habe noch nicht aufgegeben -ich versuch' es immer wieder. Derzeit baggere ich in Fürth und Nachbarschaft am Thema Göso. Dann steht die Eisenbahn-Baukastenfirma Reinhardt in Berlin auf dem Programm.
Aber ich habe noch nicht aufgegeben -ich versuch' es immer wieder.
Ein gutes 2017 wünscht dir Botho
Botho, diese Einstellung gefällt mir! Aber wir wissen auch, es wird leider immer schwieriger, Zeitzeugen zu finden. Zum Glück hilft auch manchmal der Kollege Zufall, wie mir jetzt bereits 2mal passsiert, für die Geschichte der Taifunbahn und deren Vorläufer die OTO-Bahn.
nach dem es in der Wikipedia einen neuen Artikel über Carl Gewis gibt, und dieses Thema in unserem Forum als Einzelnachweis verlinkt werden sollte, habe ich es nach Rücksprache mit Horst in den öffentlichen Teil des Forums verschoben.