wie bereits vor einigen Tagen hier hinterfragt und festgestellt, wurde die Katalognummer 20/231 im TRIX EXPRESS Vorkriegsprogramm nicht belegt. Erst 1951 wurde eine Variante der Signalbaken mit flachem Fuß unter dieser Nummer in das Programm aufgenommen.
Dies ist ungewöhnlich, denn die Katalognummern wurden in den einzelnen Gruppen aufsteigend ohne Lücken vergeben. Es muss also ein Signalzeichen oder Streckenzubehör gegeben haben, dass bereits 1935 für die Produktion vorgesehen, vielleicht auch schon entwickelt war.
Es wird sicher aus Sicht der Modellbahnkonstrukteure ein sehr wichtiges und bekanntes Zubehör gewesen sein, das aber von einem mit spitzen Bleistift rechnenden Kaufmann in letzter Minute (die Kartonkleber waren schon gedruckt) mit folgenden Worten wieder rausgestrichen wurde: "Ihr spinnt, davon verkaufen wir nicht genug".
Was könnte 1935 unter der Katalognummer 20/231 geplant gewesen sein ? Dies ist eine Frage, bei der man herrlich spekulieren kann. Mit Thomas kamen wir eben am Telefon u.a. auf die Vorsignaltafel (passt nicht, die ist am Vorsignal bereits dran) oder die Schachbretttafel (Signal steht auf der falschen Seite). Auch die in Gleismitte aufzustellende Schutzhalttafel wurde erörtert, der Gussfuß hätte allerdings bei TRIX EXPRESS einen kräftigen Kurzschluss produziert.
Vielleicht hilft es zur Klärung dieser Frage, auf die Mitbewerber zu schauen. Die Firma Höger hat Anfang der 1950er Jahre ein schönes Sortiment Signalzeichen für Modelleisenbahnen aus Holz produziert.
Tatsächlich finden sich im Höger-Sortiment u.a. die Schachbretttafel, die Schutzhaltscheibe, die H-Tafel und eine LP-Tafel. Man beachte auch das schöne Deckelbild, auf dem die Blech-Schicht 03 in das Bild hineinfährt.
Hallo Dieter, ich würde eine Sh 2-Tafel nicht unbedingt ausschließen. Ein Blick in den Signalbuch von 1935 sagt auch aus, dass die Sh 2-Tafel rechts vom Gleis aufgstellt wurde (Seite 55 - Satz 70). Eine Sh 2-Tafel konnte auch in Verbindung mit Sh 3 - Haltvorscheibe - angewendet werden. Damit wäre doch durchaus eine schöne Kombi für die Modellbahn in einer Schachtel mit der Nummer 20/231 denkbar.
Dieter, die Frage nach der Lücke ist nicht ganz neu. Vor vielen Jahren war mal dazu bei einem Nürnberger Treffen zu hören: Es sollte eine Hakenkreuzfahne sein, wie bei Märklin vorhanden, die man aber aus bekannten Gründen nicht wollte. Dafür kann ich mich nicht verbürgen. Dieser Hinweis stammte aber m.W. von Insams Vermieter, einem eifrigen Trixsammler. Schöne Grüße aus Südhessen Botho
die Vermutung von Insams Vermieter, dass unter der fraglichen Katalognummer dieser unsägliche Fahnenmast geplant war, passt nicht zur TRIX-Unternehmensgeschichte und den Firmengründern.
Die drei TRIX-Gesellschafter Stephan Bing, Hermann Oppenheim und Siegfried Kahn stammten aus jüdischen Familien und haben sicher genau beobachtet, wie sich ihr Heimatland Deutschland seit dem Januar 1933 unter dieser Fahne veränderte. Nur zur Erinnerung:
Bereits kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 wurden jüdische Mitbürger zunehmend bedrängt und im öffentlichen Leben benachteiligt. Ein Ziel der Nationalsozialisten war es, Juden aus dem Wirtschaftsleben zu verdrängen. Am 1. April 1933 kam es zum organisierten Boykott und zur Zerstörung von Läden, Handwerksbetrieben und Praxen jüdischer Inhaber; gleichzeitig entließen erste Großunternehmen jüdische Mitarbeiter.
Im Monat April 1933 wurden weiterhin mehrere Verordnungen und Gesetze erlassen, um die Erwerbsmöglichkeiten jüdischer Bürger einzuschränken und damit defakto Berufsverbote zu erlassen.
Im September 1935 folgte mit den Nürnberger Gesetzen (auch Nürnberger Rassengesetze genannt) eine weitere juristische Grundlage für die rassistische Verfolgung und Ausgrenzung nicht nur jüdischer Menschen.
Diese Aufzählung lässt sich fortsetzen. Für die TRIX-Gründer folgte 1938 der erzwungene Firmenverkauf und die Auswanderung nach England. Viele andere Menschen hatten weniger Glück.
Warum sollte TRIX diese Fahne ins Sortiment nehmen ?
Im Inland war TRIX aufgrund der damals sehr innovativen Technik so erfolgreich, dass man mit der Produktion kaum hinterher kam.
Zusätzlich war TRIX stark international orientiert, die Produkte konnten erfolgreich nach England und in die USA verkauft werden. Märklin hatte z.B. in England deutlich weniger Erfolg, entsprechend gesucht sind die sehr selten Märklin-Produkte für den englischen Markt.
Hallo Dieter Man(n) könnte das auch noch weiter führen, was ist mit 20/236 und 20/237 ???? Denn es geht ja nach 20/235 erst wieder mit 20/238 weiter. Gruß Guido
Dieter, genau das habe ich doch geschrieben, oder? Die Fahne wurde wohl (vielleicht gar weisungsgemäß) vorgesehen, aber aus den bekannten Gründen von den Inhabern nicht verwirklicht, weil eben nicht gewünscht. Es kann so gewesen sein -oder auch nicht. Und -siehe Guido- es kann auch eine ganz andere Nummer gewesen sein. Schöne Grüße nach Berlin Botho
Dass die Hakenkreuzfahne zur damaligen Zeit unbedingt mit den (teilweise späteren) Naziverbrechen in Verbindung gebracht wurde, ist nicht unbedingt gegeben. Auch Finnland hatte ein Hakenkreuz in seiner Kennung und einige andere Länder auch. Diese Fahne war damals selbstverständlicher Bestandteil des täglichen Lebens. Wir dürfen das nicht mit unseren heutigen Augen sehen. Mir scheint Bothos Erklärung plausibel. Dass dann die Fahne doch nicht kam, mag auf entsprechende firmeninterne Überlegungen zurückzuführen sein. Grüße, elaphos