[Bing] [000] - Miniatur-Eisenbahnen ohne Uhrwerk von 1910

Dieter, feines Bild!
Ich liebe diese Tischläufer und habe gerade wieder einige schöne Stücke erwerben können.
Auch die Bing-"N"-Bahn gehört zu meinem Bestand.
Übrigens gab es damals wohl schon in England Motorisierungsversuche. Winziges Uhrwerk? Ein Londoner Sammler zeigte mir mal vor Jahren Gleise, die dort hergestellt worden sind. Es wäre eine Werkstatt gewesen, die mit B-L verbunden gewesen sein soll. Diese Gleise, aus Blech einteilig, ähnelten denen der späteren Bing-00-Bahn. Leider habe ich nie solche Stücke gefunden und der Londoner Freund wollte nichts abgeben. Es war aber auch nicht einmal ein ganzer Kreis.
Freundliche Grüße aus Hessen
Botho

Hallo ringsum!

Ich bin vor paar tagen auf diese Diskussion gestoßen, die ich vor langer, langer Zeit mit angelsächsischen Freunden geführt hatte.... Daher stammt auch ein Artikel aus der mir unbekannter Quelle "N Scale Magazine", den ich als Kopie von unbekannter Stelle erhalten hatte. Ich möchte ihn hier -in meiner damaligen Linearübersetzung- zur Kenntnis bringen. Viel Spaß!

Ekkehard

PS: Meine oben abgebildeten Züge könnte ich nochmal in den Originalkartons fotographieren, wenn Interesse besteht....

"Ekkehard Brunn 8.2.97
Dies ist eher eine sog. Linearübersetzung -entlang der englischen Sätze, sinnentsprechend richtig, manchmal auch frei, aber keine wirkliche Nachempfindung des Stiles.


Von Dallas Mellerich

Sammler´s Ecke
Der Anfang von Maßstab N

Schnell, welche Firma baute die ersten Spur-N-Eisenbahnen?

Die Antwort dieser ziemlich spannenden Frage hängt davon ab, was wir als Definition wählen. Zum Beispiel Rail Route, Minitrix und Lone Star boten allesamt Schiebe-Züge ungefähr im Maßstab 1:150 in den 50ern an. Lone Star hatte sogar ein motorisiertes Modell auf 9mm-Schienen um 1959 herum, das aber eher OOO genannt wurde als Spur N. Eigentlich würde Rapido´s frühestes Modell sicherlich das früheste sein, aber meine Antwort geht viel weiter zurück.

Tatsächlich ist Bing, der deutsche Hersteller von Blech-Eisenbahnen der #1-Spur mein Gewinner. Gegründet im 19.Jahrhundert, produzierte Bing eine umfangreiche Reihe von Modelleisenbahnen für den britischen und deutschen Markt. Viele der Spielzeuge des 19.Jahrhunderts zeigen deutlich, daß Modelleisenbahnen schon erhältlich waren, ehe viele der frühen richtigen Eisenbahnen überhaupt Schienen zu ihren Bestimmungsorten gelegt hatten. Das ist nicht überraschend, wenn man es mit dem Phänomen der Weltraumspielzeuge des 20.Jahrhunderts vergleicht, die Raketen und andere Weltraumfahrzeuge bauten, die in der Realität noch nicht einmal die Zeichenbretter verlassen hatten. Ah, also nun mehr über Bings kleine Eisenbahn.

Und jetzt, die detailierte Antwort. Der "Großvater der Spur N" ist der bemerkenswert detailierte Personenzug in 2mm Maßstab (1:148), den Bing als Vorführmodell für König George V von England herstellte. Nun mögen Sie das nicht in der Geschichtsstunde gelernt haben, aber in "Riding the Tinplate Rails" von Louis Hertz und in einer Reihe anderer früher Veröffentlichungen über Spielzeugeisenbahnen wird deutlich berichtet über die Faszination der winzigen Eisenbahnen im Besitz von König George V. Die Bing-Packung, so glaubt man, wurde anläßlich der Taufe der "George the Fifth Class 4-4-0" hergestellt, die in der Realität 1910 bei der London&North Western Railway (LNWR) eingeführt wurde. (Anm eb: König Georg der Fünfte wurde auch 1910 gekrönt)
Juni 1969 berichtete ein Leser der Britain´s Model Railway News, daß er ein Exemplar dieses Vorführmodells in einer Packung habe, welche die 4-4-0, einen Tender, vier Wagen und einen Bremserwagen enthalten würde. Der Leser merkte weiterhin an, daß das Etikett auf dem Karton das Vor-1914-Markenzeichen von Bing zeige. Dieses Stück, zusammen mit der berichteten Einführung des Vorbildes gibt uns eine ziemlich gute Schätzung zu der Einführung der Packung. Ich habe gehört, daß die Packung tatsächlich als Souvenir für die Taufe (der Lokomotiven) hergestellt wurde, und deshalb wird das Datum 1910 das Richtige sein.

Für mich waren die Informationen über Bing´s frühe (und offensichtlich einzige) Bemühungen um den 2mm-Maßstab fast genauso schwierig zu finden wie überhaupt diese Bahn selbst. Glücklicherweise traf ich Anfang 1985 den Journalisten Jack Tempest, der für viele Spielzeug-Sammel-Magazine schreibt, als er über Lone Star recherchierte. Mein Freund Jim Wilson und ich saßen in Jack´s Wohnzimmer und betrachteten mit großem Interesse die zahlreichen Blechspielzeug-Objekte in dem Raum. Dabei fragte ich Jack, ob er je eine dieser 2mm-Maßstab-Packungen von Bing verkauft hätte -einen Zug von der Art, wie ich ihn eine Woche vorher im London Toy Museum gesehen hatte. Wie es so kommt: er hatte gerade vor kurzem eine verkauft und machte mich mit dem Sammlerkollegen bekannt. Nach ziemlichem Handeln und vielem Geschichten-Austauschen verließ ich ihn gen London mit einem wunderschönen Exemplar an Blecheisenbahn in Spur N.

Obwohl die Packung, die in dem British Magazine erwähnt war, fünf Wagen hatte, war mein Zug -ohne die Packung- zu sechst. Die Lok ist aus verschiedenen geformten und lithographierten Teilen konstruiert. Der Kessel hat rote Streifen, die verschiedene Teile pro Schornstein, Dom und Pfeife andeuten, außerdem ein extra gedrücktes Teil für die Kesselfront. Das Führerhaus samt Dach um den Lokführer drumherum sind aus einem weiteren Stück Blech gemacht, das rote und weiße Linien zeigt. "GEORGE THE FIFTH" steht in einem Bogen oberhalb des vorderen Treibrades und "513" ist an der Führerhausseite zu sehen. Das Chassis ist aus einem weiteren Stück Metall geformt. Die Räder sind alle unverbunden mit den Achsen freirollend und mit Spurkränzen, obwohl offensichtlich keine Schienen mit den Packungen angeboten wurden. Die Lokomotive mißt 2-29/32 ´´ über Chassis (ohne Kupplung). Der Tender ist ebenfalls schwarz mit roter und weißer Lithographie. In sauberen und deutlichen Buchstaben steht L&NWR auf beiden Seiten.Eine Besonderheit des Tenders ist die Nachbildung der abgeschrägten Bahn, die im Vorbild die Kohle jeweils nach vorne rutschen läßt. Der Tender mißt 1-7/8´´ über Rahmen.

Die Wagen sind alle in satt braun-maronenfarben lithographiert, mit weißen Paneelen, roten Fensterrahmen und gelben Streifen. Die Sitzwagen sind für "FIRST" und "THIRD" -erster und dritter Klasse- Abteile lithographiert, in sehr genauen roten Buchstaben. Der Bremserwagen trägt "GUARD" und "L&NWR" auf den Mitteltüren. Die Wagen messen 3-3/32´´ über Rahmen, die allerdings ein wenig von dem Gehäuse überragt werden. Sie haben 4-Räder-Drehgestelle, die einfach umgefaltet aus demselben Stück Metall sind, das das Chassis bildet. Die "Drehgestelle" könne sich nicht drehen und haben 2 freilaufende Achsen. Die Dächer der Personenwagen sind in gefleckt Altweiß. Obwohl ich Hinweise auf Hakenkupplungen bei diesen Modell gesehen habe, fehlen Kupplungen bei meinen Wagen, außer diesen dünnen, verdrehten Drahtenden, die irgendein früherer Eigentümer mal angebracht hatte. Eigentlich -da jedes Chassisende 2 Löcher hat und weniger einen Schlitz, aus dem man auf eine Hakenkupplung schließen könnte, mögen sie original mit einer Art Drahtkupplung ausgestattet gewesen sein.

So, nun wissen Sie, was Sie zu antworten haben, wenn Sie Jemand nach der frühesten Spur N fragen sollte. Erinnern Sie sich der heftig geführten Diskussionen um Maßstab (mit Positionen von 1:148 bis 1:160) und Spur (meistens um die 9mm oder Vergleichbares) in den früher 60er Jahren? Mit Sicherheit liegt Bings große Leistung innerhalb unseres historischen Rahmen der Spur N Modelle.

Später werden wir andere frühe Hersteller von elektrischen und Schiebespielzeugeisenbahnen der Spur N vorstellen. Außerem ein Anzahl neuerer Sammelstücke, aus Messing oder Kunststoff und eine Anzahl limitierter Editionen und Spezialmodelle. Haben Sie Fragen oder Kommentare zu irgendeinem N Sammelstück, schreiben Sie mir über das "N Scale Magazine"."


Fehlt noch: Erscheinungsort und -Jahr sowie Seitennummer für diesen Artikel (hätte ich gern) Aber ich habe damals das N Scale Magazine nicht durchforstet"

n´Abend!

Es gibt noch eine Erwähnung in einem französischen Katalog, nachgedruckt in: Claude Jeanmaire: Bing. Die Modellbahnen unserer Großväter, Villingen/CH 1972, S.232. Dort wird dieser Katalog als "Paris, um 1925" bezeichnet. Zum Original hatte ich noch keinen Zugang. Die Nummern sind 11/94/3 für drei Teile: Lok, Tender, Wagen. Bis 11/94/8 mit Lok, Tender und 6 Wagen. Abgebildet ist die kontinentale Version.

Bemerkung zu einem anderen Thema: Interessant ist, dass auf dieser Seite eine Abbildung der französischen Version der Bing 00-Bahn zu sehen ist, mit dem Zeichen von Carette auf dem Deckel. Ich war mir fast sicher, das mit Vergrößerungsglas herausgelesen zu haben -bis ein Deckel mit dem Zeichen Carette aufgetaucht ist und der Beweis erbracht war. Seitdem wir darauf geachtet haben, fanden wir immer mehr Bing 00-Artikel, bei denen das Bing-Zeichen sorgfältig übermalt worden ist -für den Export in das ex-Feindesland Frankreich, dort vertrieben von Carette, der ja Deutschland in Richtung seines Geburtslandes verlassen musste....

Grüße
Ekkehard

Guten Tag, Ekkehard,
nett, dich hier zu finden.
Es gibt rund um Carette noch einiges, was nicht klar ist.
Da ist einmal die späte Auflösung des "Feindvermögens" im Kriegsjahr 1917.
Dann die Teilübernahme durch Bing -da steht einiges völlig konträr im Buch "Ignaz Bing - Aus meinem Leben" (Reihe Quodlibet/Jürgen Chieslik).
Man sprach bislang immer von einer extra dafür gegründeten (oder umgebauten) Firma seitens Bing. Aber in dem Buch ( offenbar weitgehend unbekannt) kommt alles ganz anders...
Also, da ist noch nicht alles entdeckt.
Schöne Grüße nach Berlin
Botho

Patrick -
1910? Oder doch 1912?
Schöne Grüße
Botho