Bin beim Recherchieren im Internet auf den französischen Hersteller JEP (Jouets de Paris) gestoßen. In meiner Kindheit, in den 50er Jahren, gab es in Deutschland wohl nur deutsche Modelleisenbahnen zu kaufen. Von den bekannten Herstellern. Ich selbst hatte Trix Express im Maßstab H0. Von Spur 0 war damals für die meisten nur zu träumen, erstens die Preise und zweitens der Platzbedarf.
Jetzt stieß ich auf die Spur 0 Blecheisenbahnen von JEP, und ich war begeistert. Das erste mal, wo ich dem Drang, ein Kaufangebot abzugeben, nicht widerstehen konnte, war ein vierachsiger Fischtransportwagen "MARÉE de BOULOGNE /s. MER"
Binnen kurzer Zeit wurde aber aus dem Unwiderstehlichen ein ganzer Güterzug:
der Fischwagen ist in Position drei hinter der Lok. Ein Traum für mich als Hamburger Jung' , frische Fische!
Aber nicht nur für mich. Die schokoladenbraune ex-NORD 2-2-2 Lok ist ein Hingucker für alle.
Der Weinfasswagen läuft direkt hinter der Lok. Aber man muss ganz klar sagen, dass Lokführer und Heizer da nur mal dran riechen, ob die Behälter dicht sind. Falls das Wasser im Lokomotivkessel knapp wird, kann man Wein umpumpen. Dahinter läuft der STEF Milchtransporter. Auch geeignet zum Durstlöschen, aber weniger für die Lokomotive. Dahinter meine Einstiegsdroge, der Fischwagen. Der Milchtransporter und der Fischtransporter sind Privatwagen der französischen Firma STEF, die sich damals schon auf Kühltransporte spezialisiert hatte. STEF existiert heute noch und ist der Marktführer in Frankreich und einer der ganz großen Lebensmittel-Transport-Logistiker in Europa. Heute allerdings fast nur noch auf Gummirädern unterwegs.
Dieses Bild zeigt drei weitere JEP Vierachser aus der Vorkriegszeit (wobei diese Vierachser mit den riesigen "Croc" Kupplungen und den zugehörigen Fangbügeln auch noch einige Zeit nach dem Kriegsende weiterproduziert worden sind). Der gelbe Wagen mit den Lüfterklappen ist in ähnlicher Form auch in Deutschland bekannt. Die Angabe "40 Mann oder 8 Pferde" kommt mir bekannt vor, von deutschen Güterwagen aus der Reichsbahnzeit. Dann noch ein offener Güterwagen ohne Bremserhaus. Den gibt es auch mit Bremserhaus, der fehlt mir. Rechts der Kesselwagen AZUR, für den ich ein paar Euro mehr ausgegeben habe, um ein schönes Exemplar zu bekommen. AZUR war eine Marke der Firma Desmarais Fréres, einem Hersteller und Vertreiber von Lampenöl (seit 1886), später von Benzin und Mineralöl. 1965 ging die Desmarais Fréres in der Compagnie française des pétroles (CFP) auf, der Markenname AZUR verschwand zu Gunsten des größeren Namens "Total", den wir heute noch kennen.
Ein letztes Foto zeigt den Güterwagen mit öffenbaren Seitentüren, ein Fahrzeug mit hohem Spielwert. Am Zug-Ende darf der Güterzugbegleitwagen (frz. wagon de queue) nicht fehlen.
Der Scheinwerferwagen ist auch von JEP. Ich habe ihn hier mitfotografiert, weil er einfach schön ist. Allerdings ist ein Scheinwerferwagen nie in einem echten Güterzug mitgefahren. Aber wir beschäftigen uns hier mit Blechspielzeug und nicht mit vorbildgerechten Modellen im heutigen Sinne.
vielen Dank für die schönen Bilder und die interessanten Beschreibungen. Es lohnt sich immer, über den Tellerrand zu schauen und neue Horizonte zu entdecken. Ob es nun andere Spurweiten, andere Marken oder andere Länder sind.
Hallo Thomas Du schreibst so schön,daß es zu Deiner Kinder und Jugendzeit nur deutsche Modellbahnen gegeben hat. Da ich, Jahrgang 47 das Pech hatte im französisch besetzten Teil unseres Landes zu leben,gab es eben NUR französische Modellbahnen und zwar nach meiner Erinnerung nur Spur 0 in den Spielwarengeschäften zu kaufen. Später habe ich dann erst erfahren ,daß es in Saarbrücken ein Geschäft gab,welches zu sündhaft teuren Preisen (Zoll) auch auf Bestellung Märklin führte. Ich durfte als Kind unter Aufsicht hin und wieder mit der Eisenbahn meines Vaters spielen. Es war eine Bing Anlage,die mein Vater 1927 zu Weihnachten bekam. Mir ist dann schon als Kind aufgefallen,daß die Spur 0 Artikel von Hornby,Jep,BLZ und Le Rapide doch irgendwie kompatibel waren zu der Bing Bahn meines Vaters. Ich habe meine Eltern immer wieder angebettelt mir doch ein Wägelchen oder noch paar Gleise zu kaufen. Dieses Ansinnen wurde immer ganz barsch von meinem Vater abgewimmelt mit der Bemerkung:"Dieser Franzosendreck kommt nicht an meine Eisenbahn" Nach der Saarrückgliederung in die Bundesrepublick Deutschland war schlagartig die Spur 0 Bahn (obwohl in Frankreich noch weiterproduziert) aus den Geschäften verschwunden. Jetzt gab es Märklin und Fleischmann H0. Ich kaufte meinen Klassenkameraden ihre teilweise umfangreichen Anlagen und Startpackungen in Spur 0 in großen Mengen (Ich hatte mindestens ein dutzend Hornby Startpackungen im OKT mit der grünen Bullaugenlok) für max. 5 Mark !!!!!!!!!!!!! ab,wobei ich teilweise um Ratenzahlung bitten mußte,bis Oma und Tante mir wieder was zusteckten. Ab 1961 bekam ich dann von meinen Eltern eine Märklin Spur H0 Bahn aufgezwungen mit der Maßgabe ,daß der alte Blechkram jetzt in den Müll wandert.Mit allen Tricks habe ich dann die Bahn meines Vaters zu meiner Oma in den Westerwald gerettet und sie besitze ich heute noch!!!! 1970 gab es in Weinheim (bei Rossig und Richter) die erste Auktion mit alten Eisenbahnen,und dann gings mit dem alten Kram weiter. Aber das ist wieder eine neue Geschichte.
Einen schönen Tag Wolfgang
Hier könnt Ihr unter Beitrag 26 sehen, was ich aktuell von Jep besitze. Ich denke es ist ein interessantes Stück Geschichte:http://www.altemodellbahnen.de/t17066f25....html#msg200366 "SW" war seinerzeit mein Synonym auch in diesem Forum ,bis ich mich wegen Unverschämtheiten eines Admins dort verabschiedet habe.
Der Scheinwerferwagen gehört zu einer Reihe kleinerer JEP-Güterwagen. JEP verwendete den gleichen Rahmen für eine Reihe von kleinen 4-Rad Güterwagen: ein Gaswagen, der (beleuchteter) Scheinwerferwagen, ein Flachwagen mit Rungen, ein Kipper und ein Kranwagen. Diese wurden von 1933 bis 1951 hergestellt.