RE: Blumhardt und Cie, Heinrich aus Stuttgart Eisenbahnen etc. 1888 - 2

Ja, Dieter, das wäre ein gutes Unterforum, um die ganzen Erkenntnisse dazu zusammen zu haben.

Und das alles, weil Bernhard eine "harmlose" Frage stellte zu einem bis dato uns unbekannten Eisenbahnhersteller.

Und noch was zum Thema "Uralt":
Bei mir im Archiv liegen viele Aufzeichnungen aus den Forschungen Carlernst Baeckers+ in den Räumen rund um Nürnberg
und Württemberg, dort mit Christian Väterlein zusammen.
Die Carette-Story müsste auch neu geschrieben werden, hierzu liegen Teile der Geschichte aus der Familie selbst vor
(Einblick in Carettes Reise- und Notizbuch) durch Frau Gertrude Gregorie (Enkelin), die unseren Spielzeugmarkt GTM besucht hatte
und auch bei einem Treffen der Nachkommen von Spielzeugherstellern im Münchner Museum ZAM teilgenommen hat.
Anwesend waren damals außer Frau Gregorie auch Rolf und Robert Bing, Ehepaar Renz (Schoenner), Ehepaar Stadler (Bub),
Hanna Waldaukat (Issmayer) und Manfred Röhler (Köhler). Davon existiert ein Gruppenfoto.
Diese Daten weichen dann doch deutlich von dem ab, was Ignatz Bing zornig in seinen Erinnerungen geschrieben hat.
Die Herren hatten sich ja später verkracht.
Georges Carette war übrigens nach dem I.WK mehrfach in Deutschland -dokumentiert durch Passeinträge.
Leipzig und andere Orte erklären sich selbst -aber was wollte er mehrfach in Köln?
Ich würde diese Aufzeichnungen zur Verfügung stellen.
Botho

Und in meinem Archiv lagert auch ein echter Spielzeug-Krimi aus jüngerer Zeit.
Verbriefter Inhalt des kompletten(!) Egger-Archivs (stückweise beschrieben und unterschrieben) beim Verkauf nach Holland.
In Holland wurde es wohl bei einem Einbruch gestohlen. Doch die Versicherung sah das anders und präsentierte einen Zeugen,
der den Käufer nach Nürnberg(!) zum Detailverkauf gefahren haben will.
Kurz darauf starb der Käufer unerklärlich.
Alle Papiere dazu liegen bei mir und warten auf eine Egger-Doku, die ja mal als Buch von einigen Sammlern angesagt wurde.
Dann wurde es wieder still um die Egger-Story.
bgw

Nee, Claudia -nix sensationell!
Da lagert noch weit mehr in meinen Regalen.
Mein Mentor Carlernst Baecker hat mich gelehrt,
alles zu hinterfragen und gefundene Belege aufzuheben.
Über 50 Jahre mache ich das nun schon -da kommt allerhand zusammen!
Einige Kapitel habe ich mit meinen Büchern oder in Fachzeitschriften abgearbeitet.
Die Zeit der dicken Bücher ist vorbei, also muss man sich mal überlegen,
wie man das zukunftsreicher speichert. Ypsilon hat da den Weg gezeigt.
Denn auch das ist klar -nach mir kommt der Container vors Haus.
Schöne Zeit!
Botho

Nix CONTAINER! Es gibt ein Archiv bei HTS.

Ypsi -

ja, es gab schon mal ein internationales(!) Archiv, initiiert und geleitet von Uli Höschen.
Das war das angeblich für alle Interessierte offene Archiv des CTTC - Classic Toy Train Club,
heftig beworben im "Altes Spielzeug", dessen ChRed Uli Höschen gewesen ist -also ein Mann meines Vertrauens.
Und wo sind die von Sammlern dorthin gegebenen Unterlagen heute? Wo eingelagert, verschenkt, verloren, verkauft, im Container?
Ich weiß es nicht. Zu einer Nachfrage wurde ich damals an eine Adresse in NL verwiesen, doch eine Antwort kam nie.

Dieses Erlebnis lässt mich bis heute an der Dauerhaftigkeit solcher Archive zweifeln: Wenn ich heute meine Bestände
an eine solche Einrichtung abgebe, muss ich mich jetzt doch fragen, ob ich dann selbst später noch einen Zugriff habe.

Schöne Woche!
Botho

HTS ist ein Verein. Mit Leuten wie du und ich. Du kannst Mitglied werden und alles hinterfragen und/oder alles besser organisieren.
Im Archiv ist schon einiges eingegangen. Wie überall steht natürlich die Frage der Verwertung und des Findens.
Aber Aufheben ist 1.000.000.000 mal besser als mit Container drohen.
http://www.historisches-technisches-spie...ie-mission.html
Auf der Seite ist z.B. das Lexikon von Kurt Harrer veröffentlicht. Dessen Dokumente sind im Archiv.

Hallo,


folgendes kann ich noch anmerken:

-Blumhardt war mehrfach im 19. Jahrhundert auf Ausstellungen vertreten und hatte mehrfach Preise für seine (daher sicher hochwertigen) Produkte erhalten. (Siehe: Das Württembergische Ausstellungswesen; Zur Entwicklung der allgemeinen Gewerbe- und Industrieausstellungen im 19. Jahrhundert, Beiträge zur südwestdeutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Herbert R. Schwand, 1988).

-Es gibt einen weiteren Zusammenhang zwischen Blumhardt und Kibri: Wilhelm Kindler sen. (1864-1916) absolvierte seine kaufmännische Lehre von 1878 bis 1881 bei der Spielwarenfabrik Heinrich Blumhardt & Co. in Stuttgart. (Siehe: 100 Jahre Kibri 1895-1995 Aus der Geschichte einer Böblinger Spielwarenfabrik, Seite 6).

Viele Grüße

Hallo,

aus der Zeit seiner Tätigkigkeit (kaufmännische Lehre und nachfolgend Reisender, also Vertreter für Spielzeug) bei Blumhardt in Stuttgart hatte Wilhelm Kindler sen. weiterhin Kontakte zu den dort Beschäftigten, und als er 1895 in Böblingen zusammen mit Adolf von Briel eine "Fabrik für feine Spielwaren" gründete (Kibri), war der Grundstock für die neue Firma nicht nur die Übernahme von Formen, Maschinen und Lagerbeständen von Blumhardt (Blumhardt hatte ihm und dem früher dort auch tätigen von Briel das noch zu Lebzeiten angeboten), sondern auch von Mitarbeitern der jetzt nicht mehr produzierenden Firma Blumhardt, nämlich den 47 Jahre alten Flaschner Matthias Steiner, den 35 Jahre alten Magaziner Georg Friedrich Flammer (noch 1921 bei Kibri tätig) und den Maler Brechtler.

Kibri bot in den folgenden Jahren als Spezialität unter anderem Eisenbahnen mit und ohne Uhrwerk an. Das können normalerweise nur die Entwícklungen von Blumhardt gewesen sein. Und ich muss sagen, dass ich nur durch den Namen "Blumhardt" überhaupt erfahren habe, dass Kibri Eisenbahnen hergestellt hat, und das bis 1913. Ich habe auch noch nie eine Eisenbahn von Kibri gesehen, nur dieses Eisenbahnzubehör aus Blech und Holz (ab 1930), das Kibri jahrzehntelang herstellte.

Eine interessante Sache ! Jetzt bin ich mal gespannt, ob jemand etwas zu den Eisenbahnen von Kibri sagen kann.

Schönen Gruß
Udo

So, der erste Zug von Kibri ist da. Und Lampen scheinbar von Blumhardt. Bitte hier anschauen:

Kibri Blecheisenbahnen in Spur 1, 2, 3

Hallo,

1851 stand im Münchener Anzeiger folgendes Inserat:

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik, Münchener Anzeiger 20.10.1851

Dult-Anzeige.

Heinrich Blumhardt & Chr. Auberlen,
Spielwaaren-Fabrikanten aus Stuttgart,
empfehlen einem hohen Adel und verehrungswürdigem Publikum ihre schon bekannten,
äußerst schön sortierten und geschmackvoll gearbeiteten

Kinderspielwaaren

in blankem und lackierten Blech, Kupfer, Zinn, Eisen, Holz, Porzellain u. dgl. Dabei
zeichnen sich besonders die schönen und dauerhaften Blech-Meubels aus, --- ferners ein
ausgezeichnetes Sortiment Holzmeubels, als: Etageres, Silberschränke, Kleider=
schränke, Commoden, ganz starke Puppenmeubels, Strohsessel zu jeder Größe für Puppen
und Kinder ; gekleidete Puppen mit unzerbrechlichen Köpfen. Puppenkleider zu den
billigsten Preisen in jeder Größe, ebenso Köpfe mit Haaren zum kämmen und flechten,
und sonst noch viele in dieses Fach noch einschlagende Artikel und bitten um zahl=
reichen Zuspruch.
Da sich diese Gegenstände zu Weihnachtsgeschenken sowohl für Knaben als Mäd=
chen eignen, und wir die hiesige Weihnachtsmesse nicht beziehen können, so bitten wir
während dieser Messe um geneigte Abnahme.
Unsere Bude befindet sich Nr. 25 und 26 in der ersten Reihe
und ist mit Firma versehen.

Zu Chr. Auberlen habe ich bisher noch nichts gefunden.

Über diesen Fund werden sich Bernhard und auch Jürgen Cieslick freuen. Immerhin war das 1851.

Schönen Gruß
Udo

Hallo Udo,


wieder ganz hervorragend!!!, ich freue mich sehr!!! Wieder ein Stück vom "Puzzle" gefunden!!!

Zu Christian Auberlen kann ich folgendes mitteilen:

In der Oberamtsbeschreibung Böblingen von 1850 im Königreich Württemberg ist zu lesen: "Zwei Kinderspielwaarenfabriken (in Böblingen). Die Kinderspielwaarenfabrik von Christian Auberlen, deren zierlich und solid gearbeitete Fabrikate überallhin, besonders nach Frankfurt am Main Absatz finden, hat sich als eine der ersten des Landes weithin bekannt gemacht und im Laufe der Zeit viele Weitere nach sich gezogen."

Es gibt auch noch einen Ferdinand Auberlen, ob beide verwandt sind entzieht sich jedoch meiner Kenntnis. Dieser vertrat bei der ersten allgemeinen Deutschen Industrie-Ausstellung in München im Jahre 1854 einige württembergische Kinderspielwarenproduzenten als Bevollmächtigter der Württembergischen Handelsgesellschaft, so z. B. auch Blumhardt & Cie. .

lollo

Hallo zusammen,


sehr sehr schön, was Udo dort gefunden hat!

Wie wohl kamen Blumhardt und Auberlen und Ihre Waren 1851 von Stuttgart zur Münchner Dult? Am 29. Juni 1850 war es erstmals möglich von Stuttgart bis Ulm mit der Eisenbahn zu fahren, über die Geislinger Steige, zum Planungszeitpunkt neben der Semmeringbahn die erste echte Gebirgsbahn auf dem europäischen Kontinent. Ulm war seinerzeit der Endbahnhof. Von hier aus ging es dann mit einem Frachtwagen weiter. Möglicherweise auch schon gleich ab Stuttgart mit einem Frachtwagen auf der alten Fernstraße nach München. Die Eisenbahnstrecke von Ulm nach München wurde erst am 1. Juni 1854 eröffnet. Falls damals Blumhardt bereits mit der Eisenbahn reiste, keimte in Ihm sicher schon bald eine Idee zwecks zukünftiger Kinderspielwaarenfabrikation: ...Eisenbahnen!

1850 war es auch noch nicht möglich, durchgehend auf der Schiene von Stuttgart nach Frankfurt/Main zu gelangen.

Also ein erheblicher Aufwand seinerzeit, die Waren an einen Käufer zu bringen!

Viele Grüße


lollo

Hallo, Bernhard,

daran hatte ich noch gar nicht gedacht, an die beschwerliche Reise über eine so lange Strecke, 1851.

Blumhardt dürfte gewusst haben, dass sich die Dult, das ist die sogenannte Auer Dult auf dem Mariahilfplatz, rechnet, sonst hätte er die beschwerliche Reise nicht auf sich genommen. Und wenn er zwei Plätze angemietet hat, dann hatte er einiges zu transportieren. Für diese Zwecke hatte man entweder ein eigenes Gespann oder nutze die Dienste eines Fuhruntermehmens. Konkurrenz dürfte auch dort anwesend gewesen sein; Märklin war zwar noch nicht gegründet, aber Rock & Graner gab es bereits, und wohl auch manchen Spielwarenhersteller aus Nürnberg, die dort vllt ausstellten wie beispielsweise Büchner, Hess, Issmayer usw.. Und zudem große Händler wie Wahnschaffe.

Aber gut, man hätte auch die Dienste der Eisenbahn in Anspruch nehmen können. Das Umladen in Ulm aus einem Güterwaggon auf eine Fuhrwerk dürfte kein Problem gewesen sein. Ich würde sagen, da gibt es bestimmt Spezialisten, die sich mit solchen seinerzeitigen Problemen auskennen, nur muss man sie erst einmal finden. Da sieht man mal, wie kompliziert und zeitaufwendig sich damals solche Reise- und Transport-Unternehmungen gestalteten.

Auf jeden Fall ist die Werbeanzeige von 1851 die meiner Erinnerung vom Alter her größte Annonce, die ich im Bereich der Spielwarenanpreisung gesehen habe.
Ich muss gestehen, als ich die urplötzlich vor meinen Augen hatte, habe ich mich gefreut wie ein Schneekönig. BINGO !

Jetzt fehlt nur noch ein Katalog oder ein Belegexemplar - natürlich eine Eisenbahn.

Zur Annonce selber: Ich könnte mir im Hinblick auf die zwei angemieteten Standflächen vorstellen, dass hier zwei verschiedene Hersteller von Kinderspielzeug ihre Waren angepriesen haben, einmal die Firma Blumhardt und zum anderen die Firma Auberlen aus Böblingen. Die beiden Hersteller kannten sich wohl gut und haben beschlossen, die beschwerliche Reise nach München gemeinsam zu unternehmen, um Kosten zu sparen.

Schönen Gruß
Udo

Hallo Udo,


sehr gut kann ich mir vorstellen, wie sehr Du Dich gefreut hast als Du diese Anzeige gefunden hast! Ich kenne das aus eigener Erfahrung.

Auf einer Münchner Dult im Jahre 1851 hätte ich Blumhardt nie vermutet und wäre auch nie auf die Idee gekommen in München nach ihm zu suchen. Auf der Frankfurter Messe ja, und auch auf der Leipziger Messe, wo er ja ab 1865 auch zu finden ist. (Von der Frankfurter Messe gibt es meines Wissens aus dieser Zeit ja leider keine Unterlagen mehr.)

Es ist eine höchst interessante Quelle die Du da gefunden hast, aus einer Zeit großer Umbrüche: Neben den Dulten auf denen seit dem Mittelalter Fernhandelswaren angeboten wurden gibt es jetzt Gewerbe- und Industrieausstellungen, neben uralten Fernstraßen gibt es jetzt Eisenbahnlinien.

Vielleicht hat Blumhardt ja seinen bepackten Frachtwagen in Stuttgart auf einen "Equipagentransportwagen" der Eisenbahn verladen und ihn bis Ulm transportieren lassen. Von Märklin gab es ja einmal vor einigen Jahren ein schönes Modell eines solchen Wagens aus der Anfangszeit der KWStE., aber das ist reine Phantasie.

Viele Grüße


lollo

Hallo,

die Sache mit den "Autotranportzügen" hat sich der Münchener Arzt Joseph von Baader bereits 1814 ausgedacht und sich die Idee 1815 in London patentieren lassen. Und Heinrich Markus Büchner hat ja tatsächlich so einen Wagen mit einer darauf montierten Kutsche 1836 und später hergestellt.
Siehe:

Spielzeug-Eisenbahnen vor 1869 (update 05.01.2020, Bilder der Züge von Büchner und R&G)

Joseph von Baader Beitrag # 18 und der Kutschentransportwagen von 1836 Beitrag # 27, Bild 5.

In Frankfurt ist durch Kriegsschäden erst einmal alles weg, aber es gibt ja noch das Zeitungsmuseum in Aachen und auch anderswo. Das dauert zwar alles seine Zeit, aber ich bin zuversichtlich, noch weiteres Material zu finden.

Schönen Gruß
Udo

Hallo,

hier ist einmal ein Bild der Anzeige von Heinrich Blumhardt & Chr. Aberlen von 1851, die ich weiter oben veröffentlicht habe.



Die nachfolgende Anzeige dürfte vom Vater des Heinrich Blumhardt sein (oder Heinrich Blumhardt, der um 1892 verstorben ist, ist sehr alt geworden):

Neckar-Zeitung, 15.8.1824

Stuttgart
Gesundheits-Taback-Pfeifenröhre
Ich mache hiermit die ergebende Anzeige, daß bei
mir von den neu erfundenen, erprobten und so günstig aufgenom-
menen Gesundheits-Tabacks-Pfeifenröhren, (eigene
Fabrikate), dreierlei Sorten zu haben sind; erste Sorte fein
lakirt mit verschiedenen Dessin 1 fl. 24 kr., zweite (mit kürzerem
Rohr) 1 fl. 18 kr., dritte 1 fl. 12 kr., dieselben sind sämmtlich
mit guten Mundspitzen und starken luftdichten Gewinden ver-
sehen. – Ueber die Vorzüglichkeit dieser Röhren ist bereits geschrie-
ben und deren zweckmäßige Vor= und Einrichtung von den Be-
sitzern als vollkommen anerkannt worden. Die Behandlungs=
art des Reinigens, welche ganz einfach und leicht ist, wird mit
jedem Rohr abgegeben.
Handelsleute, welche parthienweise obige Röhre von mir be=
ziehen werden, erhalten einen ansehlichen Rabatt; ich ersuche
daher besonders diejenigen in Oberamts-Städten, damit einen
Versuch zu machen.
Heinrich Blumhardt, Flaschnermeister,
Poststr. Nro. 73.

Bereits 1850 besuchte Blumhardt zusammen mit Christian Auberlen die Michaelis-Dult in Augsburg:

Augsburger Anzeigenblatt Nro. 268 vom 30.9.1850

Meß = Anzeige

Heinrich Blumhardt & C. Auberlen,

Kinderspielwaaren=Fabrikanten aus Stuttgart,
beziehen gegenwärtige Michaeli=Dult zum Erstenmale mit einem ganz modernen Lager in lakirtem Blech und polirtem Holz, - Kinderspiel=Waaren, als: Eine mannichfaltige Auswahl in lackirten und blanken Blechwaaren, auch in Eisen, Kupfer, Messing, Zinn, Porzellain ec ec ; ferner eine schöne Auswahl in polirten Holzmeubeln, als: Chatoullen, Toiletten, Komoden, Etagers zu jeder Größe, Sekretaire, Puppenschränke in Nußbaum, besonders gute Meubel in Puppenzimmer, unzerbrechliche Puppenköpfe mit oder ohne Haar, eine Auswahl gekleideter Puppen, Puppenzimmer zu jeder Größe, Arbeitstischchen, Sessel und noch verschiedene in diese Fach einschlagende Artikel. – Indem wir aber nur diese Michaeli=Dult beziehen, und diese Gegenstände sich hauptsächlich zu Weihnachts=Geschenken eignen, so bitten wir um geneigte Aufmerksamkeit und gefällige Abnahme. –
Das Verkaufslokal befindet sich im Hause des Herrn A. Hug, Eisenhändler, Maximilians Straße Lit. D. Nro. 10, und ist mit Firma versehen.


Gleiche Anzeige am 9.10.1850

1851 finden wir den Heinrich Blumhardt alleine auf der Dult in München.

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik, Münchener Anzeiger 26.7.1851
Anzeige für München

Dult=Anzeige.

Heinrich Blumhardt,

Lakier-Fabrikant aus Stuttgardt,

erlaubt sich einem hohen Adel und verehrungswürdigen Publikum die ergebenste Anzeige zu machen, dass er gegenwärtige Jacobidult wieder mit seinen schon bekannten, blanken und lackierten Kindersoiel=Blechwaaren bezogen hat. ­- Besonders emphielt derselbe nebst seinen Artikeln in Holz, Messing, Kupfer, Eisen, Zinn, Haus= und Küchengarnituren, feine lakirten, gepolsterten u. ungepolsterten Meubel, als Divans, Sessel, Tische, Etagerès, Kästen, Waschtische ec ec zur gefälligen Abnahme.
Bitte davon Notiz nehmen zu wollen; indem sich diese Artikel hauptsächlich auch zu Weihnachtsgeschenken eignen, und ich keine andere hiesige Dult beziehen werde. Ich lade daher zu recht zahlreichem Zuspruche ergebenst ein, mit der Versicherung der promptesten und reelsten Bedienung.
Meine Bude befindet sich in der ersten Reihe Nr. 59 und ist mit Firma versehen.

Gleiche Anzeige am 30.7.1851

Gleiche Anzeige am 2.8.1851


Anschließend sind beide Spielwarenfabrikanten im Oktober 1851 auf der Dult in München. Text in Beitrag # 39 und Bild dazu oben in diesem Beitrag.

Den Christian Auberlen finden wir erstmals als Messebesucher 1836 auf der Dult in München.

Münchener Tagblatt, 08.1.1836

Mess=Waaren=Empfehlung.

Christian Auberlen,
Spielwaarenfabrikant aus Böblingen bei Stuttgart,
bezieht die hiesige Dult zum Erstenmale mit
einem geschmackvollen Waarenlager eigener
Fabrik, als: Schattullen von Nußbaum=
maaser, Necessaire, Toilettespiegel, Meubel
mit und ohne Bronce, Kaufläden, Docken=Zimmer,
gekleidete Puppen in allen möglichen Trachten und
mehrere in dieses Fach einschlagende Artikel.
Er bittet um geneigten Zuspruch.
Seine Boutique ist Nr. 155. II. Reihe.

Wieder ohne Heinrich Blumhardt gibt es folgende Anzeige:

Augsburger Anzeigeblatt, 30.9.1852

Dult=Anzeige.
Christian Auberlen,
Holz=Spiel=Waaren=Fabrikant aus Böblingen bei Stuttgart,
besucht die Michaelis=Dult wieder mit einem wohl assortierten Lager von Etagers, Chatoullen, Puppenzimmer, Laden= und Meubel=Einrichtungen, von der schönsten Auswahl.
Dergleichen auch Körper, Haarköpfe, gekleidete Puppen mit unzerbrechlichen Köpfen und noch mehr in dieses Fach einschlagende Artikel.
Billige Preise zusichernd, bittet er um geneigten Besuch.
Das Verkaufs=Lokal befindet sich unter den Arkaden Nro. 299, gegenüber dem „Weißen Roß“.

Und auch hier in Würzburg:

Würzburger Stadt- und Landbote, Beilage 11.07.1856

Messe in Würzburg

Christian Auberlen,
Spielwaarenfabrikant aus Böblingen
ist diese Messe auch wieder hier mit seinen bekannten Spielwaaren, Puppen
(gekleidet), Einrichtungen in Zimmer und sonst noch viel in dieses Fach
einschlagenden Artikeln, eine schöne Auswahl Toiletten=Etagere, Chatullen.
Meine Bude befindet sich Domstraße vor der Spezereihandlung des Hrn.
Treutlein.

Wie man im Umfeld der Werbeanzeigen in den entsprechenden Zeitungen entnehmen kann, wurden die Stände und Buden von örtlichen Anbietern gestellt oder auch von Ladeninhabern, vor deren Geschäft die Stände aufgebaut wurden. Dieses Fremdaufstellen gibt es noch bis heute auf vielen Märkten, damit der Aussteller weniger Arbeit hat.

Schönen Gruß
Udo

Zu Blumhardt kann ich noch folgende Einträge aus den Stuttgarter Adressbüchern ergänzen:

1794 (das allererste Stuttgarter Adressbuch): Blumhardt, Joh. Christ., Bedienter, Schneider, Häuserinhaber, Haus 80 (da gab es noch keine Straßennamen, alle Häuser in Stuttgart waren nur mit einer Nummer versehen)

1800 (das nächste Adressbuch): Blumhardt, Flaschnermeister, Haus 80

1804 (das nächste Adressbuch): Blumhardt, Flaschnermeister, Haus 80

1811 (das nächste Adressbuch): Blumhardt, Johann, Heinrich Flaschner Poststraße 72

usw....


Also auch hier eine Flaschner-Familie!


Desweiteren:

In der Beschreibung des Königreichs Württembergs Ausgabe 5 von 1884 ist auf Seite 675 zu lesen:

"In Biberach, Stuttgart, Ludwigsburg und Ellwangen wird die Fabrikation von Metallspielwaren mit 120 Arbeitern (theils Flaschner/theils Maler), Pressen aller Art, große und kleine Scheren, Durchbruch-, Falz-, Rund- und Abbiegemaschinen, Trockenöfen, 1 Dampfmaschine mit 10 Pfkr., 1 Gaskraftmaschine schon lange mit Erfolg betrieben."

weiter auf Seite 678:

"Als die Pflanzstätte dieses nun so blühenden und viel exportierenden Industriezweiges (Anmerkung: Blechwaren) ist das Jahr 1810 in Esslingen gegründete Etablissement zu sehen. Nach und nach entstand eine Reihe gleichartiger Anlagen von hoher Bedeutung, insb. in Biberach, Cannstatt, Esslingen, Ludwigsburg, Göppingen, Ulm, Kirchheim Teck u. a.. Die hohe Entwicklung dieses Gewerbezweiges ist durch die ebenfalls im Lande sehr entwickelte Fabrikation von Flaschnerwerkzeugmaschinen, welche in die kleinsten Werkstätten Eingang gefunden hat, wesentlich gefördert hat."

In den Ortsbeschreibungen ist bei Esslingen zu lesen: Feinlackierte Blechwaaren seit 1809, seit 1815 die Firma Deffner, die Keimzelle der württ. Blechbearbeitung.


(Anmerkung: Die Flaschnerinnungen dürften sicher auch zu dieser Entwicklung einen wesentlichen Beitrag geleistet haben und sollten nicht vergessen werden).

Viele Grüße


lollo

Bernhard, es ist wunderbar, was jetzt nach und nach alles gefunden wird. Von der Flaschnerei Deffner in Esslingen hatte ich vorher noch nie gehört.
Aber bitte: Ursprünglich hattest du nach Blumhardt aus Stuttgart gefragt, von dem ich auch noch nie gehört hatte. Und jetzt gibt es so viele Informationen. Tolle Sache!

Schönen Gruß
Udo

Udo,

Deffner ist die Keimzelle der industriellen Blechwarenfertigung (Gebrauchswaren) in Württemberg, Kinderspielwaaren aus Blech haben sie jedoch nie gefertigt, zumindest ist das nirgendwo erwähnt!

Viele Grüße


Bernhard

Ja, klar, an eine Spielzeugfertigung hatte ich bei Deffner auch nicht gedacht, sondern an Gebrauchsgütern. Das war ja wohl bei allen Flaschnern so, dass sie erst einmal Gebrauchsgegenstände fertigten, Kinder hatten und denen mal schnell etwas zum Spielen formten, das sie begeistert anderen Kindern zeigten. "Will ich auch haben", war die Reaktion, und so entstand erst im ganz Kleinen eine Nachfrage, die Blumhardt, Lutz und andere dazu bewegen konnten, es zusätzlich mit Blechspielwaren zu versuchen.

Hallo miteinander,


hier also Weiteres von Blumhardt (usw.) aus dem Jahre 1881. Lassen wir zunächst eine "Anzahl Fachmänner" zu Wort kommen:





Von Blumhardt, Häußler und Rock und Graner sind "...Lokomotiven mit Eisenbahnwaggons, leer und mit Passagieren..." ausgestellt, Lutz ist leider nicht vertreten.

Eine tolle Sache ist natürlich auch das "Dorf mit Burgen, Kirchen, Seen und fernen Schneebergen. Dasselbe ist mit mechanischer Einrichtung versehen. Wenn diese aufgezogen wird, dann entsteht Leben in der Landschaft. im Hintergrund gehen Dampfschiffe, Bahnzüge,...." . Diese Art Vorläufer einer Modelleisenbahn muss Seiner Majestät dem König von Württemberg so gut gefallen haben, dass er das "Wunderwerk" angekauft hat! (Leider wissen wir heute nicht mehr ob der König dann nur allein damit gespielt hat und der Erbprinz nur zuschauen durfte oder ob vielleicht auch beide miteinander damit gespielt haben...).

Viele Grüße von


lollo