Hallo zusammen, vor vielen Jahren bekam ich eine BR 01 aus den 1930er Jahren. Sie ist ein Eigenbau eines damaligen Modellbahners und ist sehr speziell. Gebaut wurde sie aus dickem Messing- und Kupferblech, hat kein Relais für die Fahrtrichtungsschaltung, sondern einen speziellen Handumschalter, der um die mit Papier umwickelte Motorwicklung mit einer Messingklammer gesteckt ist. Dieser Handschalter hat drei Kontakte, beide Hebel nach links für Vorwärtsfahrt, beide nach rechts für die Rückwärtsfahrt. Vordere Puffer und der Haken sind gedrehte Messingteile.
Als ich sie bekam, waren alle Drähte stoffumwickelt, aber der Stoff aus Ende der 1930er Jahre löste sich in Staub auf, daher wurde die Maschine neu verkabelt. Nur die Verbindung für die Beleuchtung, die durch einen kleinen Stecker mit dem Fahrgestell verbunden ist, behielt seine noch intakte Stoffisolierung. Das Fahrgestell ist aus Messingplatten geschnitten und mit den breiten Rädern der Märklin HR 800 aus gleichen Zeit bestückt worden. Das Vorlauf Drehgestell und das Nachlaufgestell mit vollen Rädern sind ebenfalls von der alten Märklin HR 800.
Die komplette Heusinger Steuerung ist vom Erbauer selbst gebaut worden. Die vordere Zylindergruppe ist aus massivem Kupfer. Die Antriebsachsen sind, wie in den 1930er Jahren bei den großen Spuren üblich, mit Muttern auf den Achsen gesichert.
Der Motor und das Getriebe ist kompletter Eigenbau des Erbauers, auffallend die senkrechte Anordnung der abgerundeten hohlen Bürstenschrauben aus Messing. Das Getriebe auf der Rückseite erinnert etwas in der Anordnung an die VK Trix-Express BR 01 20/57 ab 1937.
Der einzige Teil des Aufbaus, der nicht von der Größe her zum Lokaufbau passte, war das Führerhaus, es war viel zu klein. Als Ersatz habe ich ein Blech Führerhaus von Märklin eingebaut.
Der Tender ist von der Märklin HR 700 aus 1937/38, hat aber Ende der 1940/ Anfang der 1950er Jahre eine breite Bügelkupplung bekommen.
Die Maschine ist sehr leichtläufig und hat daher, auch aufgrund ihres Gewichts, ohne Haftreifen eine sehr gute Fahrqualität. Sie bringt ca. 750 g auf die Waage.
... ich vermute, dass die Herstellungszeit dieser Maschine um 1937, zur Zeit der Märklin HR 700, lag. Denn wenn es damals zur Bauzeit schon ein Schaltrelais für Wechselstromloks gegeben hätte, es kam erst 1938 bei der HR 800 in den Verkauf, wäre es bestimmt vom Erbauer dieser Lok damals eingebaut worden. So kann man hier eine alternative Konstruktion eines Handumschalters aus dieser Zeit für Wechselstrom Maschinen sehen. Dass hier ein Trix-Express ähnliches Getriebe eingebaut wurde, zeugt davon, dass der Erbauer sich Gedanken über ein Getriebe dieser Art gemacht hat, denn Märklin war 1937 bei der HR 700 noch nicht so weit, ein Getriebe dieser Art zu bauen. Sie hatten noch die direkte Verbindung zwischen Motor und Antrieb, das nicht so gut lief wie das ein Jahr später herausgebrachte Stirnrad Getriebe einer HR 800.