Historische Modellbahnen » Technik und Problemlösungen » Mechanik » [*Löten] ohne Strom und Gas

Hallo,
wir Bastler und Werker sind ja ganz schön verwöhnt. Wenn wir Blech löten wollen, greifen wir zum Gasbrenner oder zum elektrischen Lötkolben.
Nur, wie ging das früher?
Gas musste der Spengler teils aus Kohle selbst herstellen. Einfacher zu handhaben war da der feuerbeheizte Lötkolben.
Kupferne Kolben speicherten die Hitze recht lange. Aufgeheizt wurde in glühender Kohle. Vorteilhaft war es, mehrere Kolben zu benutzen. Es gab auch Spitzlötkolben für feinere Arbeit.
Den kleineren Lötkolben habe ich heute über der Gasflamme auf ca. 500 Grad erhitzt und damit gelötet.
Es ist wohl nicht die schönste Lötnaht, die ich je erzeugte. Aber, es hat funktioniert, beide Teile waren beim Löten nicht fixiert. Mit ein wenig Übung und Kohlefeuer wird das sicher perfekt.
Herzliche Grüße
Heinz
Einen betagten Feinmechaniker konnte ich als Kind beobachten, dass er immer und überall
irgendetwas in den Händen hielt und befeilte ohne das sich der Gegenstand für mich veränderte.
Später erst bemerkte ich, dass er seine Lötstellen nacharbeitete. Von überschüssigem Lötzinn wurde alles
aufs säuberlichste befreit....
Viele Grüße
Heizer

Hallo Heizer,
ich bin der Meinung, eine Lötstelle wird niemals nachgearbeitet. Lötnähte sind in meinen Augen Ausdruck handwerklicher Herstellung.
Ein guter Spengler zaubert eine perfekte Raupennaht. Das gelingt mir nicht. Einem guten Freund kantete ich eine "historische" Fensterbank. Ich musste löten, da die Breite der Fensterbank größer war als meine Kantbank und gab zu bedenken, gut löten könne ich nicht. Einige Tage später kam er strahlend an: "Hast du gesehen, wie die Spengler in der Nachbarschaft gelötet haben?"
Die Spengler waren wohl zufrieden mit ihrer Arbeit.
Lötnähte sieht man immer. Teilweise werden sie heute im Modellbau mittels Silikon-Schleifscheiben überarbeitet. Wenn ich tatsächlich mit einer Lötnaht unzufrieden bin, löte ich nach oder benutzte einen feinen Dreikantschaber, um sie nachzuarbeiten.
Herzliche Grüße
Heinz

Hallo Domenik,
Benzinvergaser kenne ich aus meiner Campingzeit. Hier wird Benzin mittels Erhitzung zu Gas gewandelt. Lötlampen funktionieren nach diesem Prinzip.
Sie wurden wohl bereits um 1800 erfunden.
Leider kann ich keine Lötlampe demonstrieren, da meine Lötlampe abhanden kam.
Es wäre interessant, mehr darüber zu erfahren.
Herzliche Grüße
Heinz

Re #2 Moin. So einen Kollegen kannte ich auch. Ich noch als Lehrling oder Jungfacharbeiter, der Kollege kurz vor der Rente. Der hat fast alle Lötstellen mit der Feile nachgearbeitet, auch wenn das optisch nicht nötig war und für die Funktion sowieso nicht. Am Ende sahen alle Lötstellen gleich aus. Und Spuren des Nacharbeitens sah man auch nicht. Er konnte es eben. Ich wäre also vorsichtig mit der Aussage, daß Lötstellen nicht nachgearbeitet wurden/werden. Es war vlt nicht unbedingt nötig oder üblich. Das schließt es aber nicht aus, Perfektionisten sind bestimmt keine Erfindung der Neuzeit.

Hallo zusammen
Mitte der Sechzigerjahre wurden hinter unserem Haus vier neue Doppeleinfamilienhäuser gebaut. Diese brauchten auch einen Telefonanschluss. Die Abzweigstelle lag mitten in unserem Gemüsegarten, was bei meinen Eltern nicht geade grosse Begeisterung auslöste. Aber die PTT besass das Durchleitungsrecht, und daran gab es damals Nichts zu rütteln. Gemeinschaftsnutzen wurde noch höher bewertet, als Privatinteressen Einzelner!
Ich mag mich noch erinnern, wie der Telefonmonteur das bestehende Kabel im T-Stück teilweise auftrennte, und das abzweigende Kabel anlötete. Zum Löten verwendete er einen Lötkolben,ähnlich wie im ersten Beitrag abgebilet. Natürlich eine filigranere Version, welche für Aderlötstellen geeignet war. Erhitzt wurde der Lötkolben mit einer Gasflamme aus einer Azetilenflasche. Diese Kabel waren bis vor wenigen Jahren im aktiven Gebrauch, wenige sind es auch heute noch. Diese Technik war zwar einfach, aber offensichtlich sehr langlebig.
Freundliche Grüsse
LampenHans

Spätestens ab 1900 wurde bei den Nürnberger Spielzeugherstellern mit Gaslötkolben gelötet. Wahrscheinlich schon 5 Jahre früher wie der Beleg von Domenik zu Plank zeigt. Um 1900 wurden auch etliche Gasgeneratoren in den Fabriken installiert. Die Handlötung wurde so bis zur Einführung der Verlaschungstechnik beibehalten. Manche haben die Verlaschung schon sehr früh, manche erst später eingeführt. Um 1905 hat sich die Verlaschung bei Massenartikeln aber weitestgehend durchgesetzt. Bei Bing beginnt der Wechsel zur Verlaschung z.B. 1904/05 und im 1909er Sortiment ist die überwiegende Mehrzahl der Loks bei Bing bereits gelascht. Bei manchen Stücken (z.B. mit geringen Stückzahlen oder im oberen Preissegment) hat sich das Handverlöten aber bis in die 20er gehalten.

Die in #1 gezeigten Lötkolben sind ja ideal, um SMD-Bauteile zu verlöten.
Grüße von elaphos ;-)

Schon, die Lötspitzen sollten aber noch gereinigt und etwas gespitzt werden.
Übrigens, die Kolben werden geschmiedet, um sie wieder in Form zu bringen, nicht gefeilt.
Immerhin, es sind keine Dauerlötspitzen und haben vermutlich schon hundert Jahre überdauert. Die "Dauerlötspitzen" an meinem Elektrolötkolben, die ich üblicherweise verwende, stapeln sich mittlerweile als Kupferschrott.
Und wer weiß, vielleicht bin ich noch froh, überhaupt löten zu können. Zugegeben, das Heizen mit Kohle ist nicht schön. Überall der Schwefelgestank und der Ruß der ganze Straßenzüge grau werden lässt...
Soweit wollen wir es nicht kommen lassen und pflegen unsere Lötspitze. Die beste Methode, die ich mittlerweile kenne, ist das Abbürsten mit einer Messingbürste.
Herzliche Grüße
Heinz
Die Dauerlötspitzen an Elektrolötkolben haben doch sogar noch eine ziemlich lange Standzeit. Für Blecharbeiten benutze ich meistens die große Lötspitze auf einem Rothenberger Gasbrenner, aber nicht den kleinen Brenner mit Feuerzeuggas, sondern den mit der 11 Kg Gasflasche. Da halten die Spitzen meistens nur 2-3 Tage. Die gibt es aber als 25er Pack.
mit bestem Gruß
Arne
#10 Dauerlötspitze ....Abbürsten mit einer Messingbürste.
hatte ich auch so gelesen und kurze Zeit befolgt, dann war die Spitze im Eimer. (möglicherweise ein Zufall, weil relativ lange benutzt).
Konnte eine Lötstation übernehmen, dabei ein Schwamm, Lötkolben mit Dauerlötspitze, diese mit deutlichem Zinnrest beidseitig,
d.h. nachträglich wohl extra aufgebracht.
Was mich irritiert: Man hört: Die Dauerlötspitze sollte nach der Arbeit verzinnt werden – also doch nicht abbürsten??
oder
Abbürsten und neu verzinnen?
Viele Grüße
Heizer

Zunder (schwarz) sollte entfernt werden,
das Lötzinn nicht. Bei guten Dauerlötspitzen
genügt dazu ein feuchter Schwamm.

Re #13
Moin. Das macht der Nachrichtentechniker mit dem Daumen. Wer schleppt schon nen Schwamm in seiner Werkzeugrolle mit. Sieht viel schlimmer aus, als es ist (wenn man es richtig macht *grins*) und sorgt immer für ungläubige Blicke.

Hallo
Meine Dauerlötspitzen reinige ich mit dem feuchten Schwamm, seit ich die Lötstation bestze, welche damit ausgerüstet ist. Vorher habe ich die Lötspitzen jahrelang erfolgreich mit ganz normalen Tempotaschentüchern kurz abgestreift.
Was auch noch zu beachten ist: Bleifreilote sind viel agressiver, und die Standzeiten der Spitzen sind erheblich kürzer. Diese Erfahrung habe ich in der Elektronikbaugruppenferigung und -Reparatur gemacht.
Gruss
LampenHans