Eine in Deutschland wenig bekannte und kaum gesammelte historische Tischbahn kommt aus Frankreich - die JEP Mignon in der Spurweite 00, damals 16,0mm innen und 18,0mm außen. Ich schreibe das so explizit, weil es immer wieder Verwirrung darüber gibt, dass der Hersteller in zeitgenössischen Anzeigen eine Spurweite von 18mm angibt!
Diese schöne Tischbahn kam in drei Varianten heraus: - Eine uhrwerkbetriebene Dampflok mit drei verschiedenen Waggons auf Blechschienen, vermutlich schon Ende 1925 - Eine elektrisch betriebene Dampflok mit den gleichen Waggons auf Blechschienen mit Mittelleiter, ab 1926 - Ein elektrisch betriebenes Oberleitungssystem mit Trolley und den drei Waggons auf den Uhrwerkschienen, ab 1927 Die immer gleichen drei Waggons sind ein grauer Gepäckwagen, ein Abteilwagen 1. Klasse in dunklem Teak und ein Abteilwagen 3. Klasse in hellem Teak. Dazu gibt es geringfügige Farbvarianten. Leider gibt es keinen offenen Güterwagen, was den Spielspaß deutlich herabsetzt!
Alle drei Systeme sind als Hochbahn ausgeführt. Sie imitieren die Bahnstrecke PARIS - VINCENNES, die durch Sumpfgebiet und über Flüsse führte und bis 1969 in Betrieb war. Die Blechschienen befinden sich auf eingesteckten Brückenpfeilern/Pylonen - ebenfalls aus Blech - und werden mittels Gitterbrückenelementen zusammengesteckt. Die Masten der Oberleitung - übrigens die weltweit erste funktionierende Oberleitung in der Spur 00! - werden unter den Brückenelementen eingesteckt und bekommen so festen Halt.
Zu der Bahn gab es einiges an Zubehör. Es gab Ergänzungssets mit Gleisen für alle Systeme: Weichen nach links und rechts und Kreuzungen. Dann gab es Anschlußgleise in gerader und gebogener Ausführung zur Stromversorgung, sowie Anschlußmasten für die Oberleitung. Die Stromversorgung wurde mit einem regelbaren Rheostaten samt Glühlampen-Widerstand erreicht. Es gab wahlweise zwei verschiedene Birnen: eine blaue für 110 Volt und eine farblose für 220 Volt am Hausstromnetz. Zur Stromabnahme benutze man eine Lampe des Hausstromnetzes. Dort wurde die Birne entfernt und ein aus Holz gedrechselter Sockel eingesteckt. Dieser hatte innen ein Anschlußsystem aus Messing, das zwei Drähte in den Rheostaten führte! In Deutschland wurde eine solche Stromversorgung 1927 verboten. In Frankreich war sie noch länger als bis zur Einstellung dieser Bahn 1934 gang und gäbe. Übrigens wurde das System JEP Mignon deshalb vom Markt genommen, weil es für Kinderhände zu gefährlich war!
Aus dem schon vorher bestehenden Spur 0 System übernahm man die Wassertürme. So kommt es, dass man mindestes vier verschiedene Varianten dieser Türme für die JEP Mignon kennt. Aus den französischen Alpen wurde der dortige Bahnhof entlehnt. Geographisch und stilistisch unpassend, jedoch SEHR hübsch! Diesen gibt es in zwei Varianten: häufiger mit sandfarbenem Gebälk der Wartehallen und seltener mit grünem Gebälk.
Die sehr hübsch mit bunten Deckelbildern aufgemachten Originalverpackungen enthalten in der Deckelinnenseite jeweils die Gebrauchsanweisung. Diese ist dreisprachig: Französisch - Englisch - Spanisch, wodurch sich auch gleich die Hauptabsatzgebiete der JEP Mignon ergeben. In Deutschland wurde diese Bahn nicht vertrieben. Hier war schon die Tischbahn von BING in Spur 00 seit 1922 bestens eingeführt. Einen Konkurrenzkampf in diesem Segment wollten die Franzosen nicht wagen! Die Dampfloks entsprechen jedoch den BINGschen Farben der "Reichsbahnlackierung".
Auch die Originalverpackungen erhielten noch Zubehör. So gibt es zwei Varianten eines Hauptsignales - mit rundem Sockel oder länglichem, der zwischen die Brückenverbinder eingeschoben wird. Sehr hübsche Telegraphenmasten und andere Signale waren auch enthalten. Sie wurden in stabile Zinkguß-Füße gesteckt. Natürlich wurde auch eine entsprechend passende Anzahl von Brückengittern beigefügt.
Tunnel gab es zu diesem System nicht. Daher wird auf andere Tunnel der Firma Jouet de Paris ausgewichen oder es werden andere zeitgenössische Tunnel verwendet (siehe: SIMPLON). Und leider wurden auch keine Prellböcke gefertigt, so dass die Abstellgleise im "Nichts" enden. Doch wegen der Ausführung als Hochbahn können auch etliche zeitgenössische Zubehörteile der Spur 0 gut in diesem 00-System verwendet werden.
Das System JEP Mignon ist außerordentlich robust gebaut. Die kräftigen Antriebe sind Starkstrommotoren und fühlen sich bei 50 bis 70 Volt am wohlsten. Auf meiner derzeitigen Vorführanlage ist das wegen des Publikumsverkehrs nicht möglich. Daher benutze ich ein modernes Labornetzgerät mit max. 30 Volt und stelle etwas mehr als die empfohlenen 0,3 Ampere ein. Die Loks laufen problemlos im Dauerbetrieb bis zu 3 Stunden und mehr, ohne warm zu werden. Die Waggons wurden mit schweren Zinkguß-Scheibenrädern geliefert, so daß ihr Schwerpunkt im Fahrbetrieb komfortabel tief liegt. Die leichten Blech-Scheibenräder der BING Tischbahn machen da mehr Probleme.
Mein gesamter elektrischer Fuhrpark - Loks und Trolleys und auch die Waggons - befindet sich in unrestauriertem Originalzustand und ist trotz seiner 86 Lebensjahre voll funktionsfähig! Einzig die Uhrwerksantriebe haben unter der Zeit gelitten.
Recht pflegebedürftig ist allerdings das Schienenmaterial. Die Oxidation der Zinnplattierung der Schienen und die eisernen Steckverbindungen müssen mühevoll und vorsichtig gesäubert werden. Der abisolierte Mittelleiter muß gerichtet werden, Alt-Märkliner und Bing-Fahrer kennen das Problem! Auch die Oberleitungsmasten bedürfen einer gründlichen Revision. Ihre Isolierungen und stromführenden Teile müssen sehr genau instand gesetzt werden, um einen ungetrübten Fahrbetrieb zu erreichen.
Die JEP Mignon ist eine sehr interessante historische Tischbahn in hübsch lithographiertem Tinplate-Gewand. Sie zu sammeln und zu fahren, bereitet viel Freude! Leider ist sie hier in Deutschland wenig verbreitet. Ich kenne nur noch zwei Modellbahnkollegen, die sich auch dieser Bahn widmen: ein Freund in Karlsruhe und ein Freund bei Bielefeld. Aber vielleicht findet sich ja hier noch der Eine oder Andere an!
Zur Information hänge ich drei Photos meiner Vorführanlage vom Oktober 2012 in Berlin an. Weitere Photos werde ich in eine Bildergalerie einstellen.
Ich bin noch immer sprachlos,von deiner tollen tischbahn,wo ich sagen muss,als Märkliner,deine gefällt mir mehr als meine Märklin anlage von 1936. Dies kannst du mit einen ritterschlag von der königin von england gleichstellen. Alles gute hier im Forum,sammel weiter,es macht tierisch spass,an berlin zu denken,an meinen Tischnachbarn HI HI
ich hoffe Du bist mir nicht böse dass ich hier Deine Lok im öffentlichen Forum zeige. Also viel ist ja so nicht zu sehen an der Lok außer der Schutz für den Pantografen und das das Teil auch wieder oben ist, aber ich kann Dir sagen dass die alte Dame bei mir ab ca. 8-9 Volt schon losrennt. Morgen werde ich noch zwei Pantoüberzieher bauen und dann ist alles zur Abholung bereit.
OOOOOHHHH - Guido!!!!!!!!! Ich freue mich über die schönen Bilder. Da ist Dir ja wieder eine tolle Reparatur und Ergänzung gelungen - VIELEN DANK! Das Verhüterli (gegen Durchschleifen des Stromabnehmers an der Oberleitung - nicht, was ihr denkt...) ist Dir ja gut gelungen. Und ick wundere mir - dass die kleine Lok sich schon bei so geringer Spannung bewegt. Bei mir muß ich kräftig aufdrehen, wie es auch der Hersteller angibt. Ob die lange Schienen- bzw. Oberleitungsstrecke damit zu tun hat? Die Sachen sind ja alle alt und trotz guter Pflege nicht in perfekt leitfähigem Zustand. Wenn die Strassenverhältnisse wieder besser sind, komme ich gerne nach Rastow, um mein Schätzchen abzuholen. Liebe Grüße von Claudia
1.) wie lautet die Artikelnummer, gibt es eine Katalogreferenz? 2.) ist die Zusammenatellung original? Es sind viel zu viele Brückengeländer darin. 3.) Es sind drei gerade Gleise (inkl. Anschlußgleisstück) enthalten. Fehlt eine Gerade oder ist eine zuviel?
Vielen Dank schon mal für Eure Anworten... Gruß Patrick
P.S. es ist wirklich ein ganz wunderbare Tischbahn und ich fürchte ich habe ein weiteres Sammelgebiet
Mittlerweile haben wir uns alle in Berlin getroffen und ich konnte die Lok aus Patricks OVP auf meine Gleise setzen. Oh Wunder - nach ein wenig ölen und säubern lief sie brav an und drehte eine Runde!
Zum Karton und seinem Inhalt: Ich glaube nicht, dass die Zusammenstellung original ist, wenn sie auch liebevoll ergänzt wurde. Die Deckelbilder der Schachteln für elektrischen Betrieb haben einen entsprechenden Aufkleber quer obenlinks über dem Bild - "electrique". Der fehlt hier. Also handelt es sich um einen Deckel zu einer Schachtel für Uhrwerksbetrieb. Der Unterkarton ist nach meiner Meinung original für den elektrischen Zug. Dafür spricht das Fach für den Rheostaten. Dieser ist ja prima erhalten, samt seiner Verkabelung. Leider fehlt die Glühbirne, die der Reduktion der Lichtspannung diente. Dafür ist der Anschluß an das Lichtnetz erhalten - ein schön gedrechselter Holzknopf zum Aufschrauben. In ihn wurde die zweiadrige Zuleitung zum Rheostaten eingeschraubt, dann wurde das Holzteil mittels Bajonettverschluss in die Fassung der Wohnzimmerlampe eingesteckt. Voila!
Dass zu viele Brückengeländer im Karton sind, spricht nach meiner Meinung auch dafür, dass hier ergänzt wurde bzw. aus zwei Verpackungen eine gemacht wurde. Trotzdem: ein wunderschönes Stück! Glückwunsch, Patrick!!
Nach langem Suchen habe ich wohl nahezu alle Teile der Jep-Mignon-Bahn zusammentragen können. Es fehlen mir noch die Oberleitungsabzweigungen zu den Uhrwerksweichen, auf denen der Trolley läuft. Ebenso die Fahrdrähte zu den Uhrwerkskreuzungen. Laut Katalog wurden sie hergestellt. Hat jemand sie schon gesehen?
Und dann habe ich mir Gedanken gemacht zu eventuellen Prellböcken. In den Katalogen sind keine abgebildet. Gesehen habe ich auch noch keine. Auf meinem großen Layout in Berlin hatte ich zwei Abstellgleise, die dann im "Nichts" endeten. Das war nicht schön. Ich habe also John Hopkinson dazu befragt, ob er mir welche machen könnte. Er hatte aber auch keine zündende Idee, welche Prellböcke man als Grundlage für einen Umbau nehmen könnte. Habt Ihr eine Idee???
Hallo Claudia, ich denke man kann irgendwelche Prellböcke nehmen und müßte sie auf einen der Jep-Sockel setzen. Dann braucht man allerdings etwas anderes zum verbinden als die Brückengeländer. Allerdings, so finde ich, sind passende zeitgenössische Blech-Prellöcke dieser Zeit auch nicht gerade Massenware. Da ist beim Schlachten erstmal Überlegen angebracht.
wie wäre es, jeweils einen der JEP-Brückenpfeiler zu nehmen und darauf einen farblich angepassten Märklin-Blechprellbock zu setzen (die Variante mit dem Blechkasten).
Dieter - ich hatte die gleiche Idee und habe in der Bucht einen etwas ramponierten dieser Prellböcke preiswert erstanden. Gestern ist er angekommen. Nun muß gebastelt werden. Leider sind die JeP Brückenpfeiler nicht als einzelne Ersatzteile zu haben. Daher tut es mir immer leid, ein komplettes - weil rares - Gleisstück dafür zu schlachten. Na ja - mal sehen, was mir so einfällt...
Leute- ich will nicht gleich glauben, dass es bei JEP Mignon keine Prellböcke gegeben hat. Wenn nicht vom Werk, dann vielleicht von einer kleinen Modellbahn-Manufaktur. Man müsste halt mal die französischen Kollegen befragen. Allerdings -es gab das auch mal im Nachkriegsdeutschland -bei Mignon, 10mm-Spur. Da war der Prellbock allerdings bereits projektiert und ich habe eine Zeichnung davon, die ist der Mignon-Seite von H. Denker abgebildet. Ja, und dann nochmals bei Minex von Märklin -aber da gabs auch zwei Muster, die sich heute bei einem Sammler in Süddeutschland befinden (sollen). Schöne Zeit wünscht Euch Botho
Der Märklin-Prellbock passt nicht. Die JeP-Schiene ist geringfügig breiter als die Märklin-Schiene. Die Innenmaße stimmen überein, aber das Aussenmaß und damit der Abstand der Verbindungsstifte ist bei JeP größer. Außerdem lassen sich die JeP-Stifte nicht in die Märklin-Profile einstecken. Idee gestorben...
Patricks Bau mit einem Bing-Tischbahn Prellbock überzeugt! Ich habe viele Bing-00 Prellböcke und könnte einen oder zwei für JeP opfern.
Würde es evtl. auch mit den TRIX-Prellböcken zum Aufschieben funktionieren? Würde ich gerne ausprobieren. Wer verkauft mir ein solches Stück dafür???
Hornby-Dublo Prellböcke habe ich zu Anfang auf meinem BING-00 Layout verbaut, als ich noch keine originalen Prellböcke besaß. Könnte ich also noch mal probieren. Vielen Dank für die Anregung!
den Vorschlag von Patrick finde ich am besten, der Bing-Tischbahn-Prellbock passt hervorragend zur JEP-Mignon-Bahn.
Mit einem TRIX EXPRESS-Prellbock könnte es grundsätzlich auch funktionieren, der hat aber nicht die lithographierten Nieten, die hier so gut passen. Beim TRIX-Prellbock sind die Blechlaschen auch etwas länger, damit sie um den Bakelitgleiskörper herumpassen.
Hallo Claudia, der Klassiker wäre ja, unter den Bing-Prellbock einen angemalten Holzklotz zu setzen oder gar eine kleine Kiste aus Blech. So könnten es die Altvorderen getan haben und Du greifst nicht in die historische Substanz ein. Wenn Du magst erledige ich das für Dich. Die Kreissäge ist ohnehin meine "Maschine des Jahres 2014".
Leute -bitte! Es muss doch in Frangreisch Bilder geben! Die Altvorderen hatten doch auch dieses Problem. Und eine Lösung. Ganz bestimmt. Musst gugge...sagen die Elsässer. Schöne Grüße aus Hessen Blech
@Danke für Deine Mühe, Eckhard! Der abgebildete Prellbock ist mir bekannt, jedoch für Spur 0 und daher nicht auf 00 zu verwenden. Die Prellböcke waren zu der Zeit in Frankreich rot lackiert und hatten Puffer. Hornby France hat auch sehr schöne Tinplate Prellböcke hergestellt, allerdings auch nur für Spur 0.
@Dieter, danke für das TRIX-Photo. Habe mittlerweile einen TRIX-Prellbock gefunden. Der passt aber auch nicht und ein Umbau wäre nicht schön.
@Botho, Du würdest Dich wundern, was JeP alles nicht oder falsch oder unpassend für die 00-Mignon-Bahn gebaut hat. Mit Logik hat das nix zu tun! Ich habe mir auch manches Mal die Augen gerieben...
@Tilman, ich werde mal probehalber einen BING-Tischbahn-Prellbock auf einen Holzsockel setzen. Wenn ich den Sockel wie graues Mauerwerk lackiere, müsste es gehen. Mal sehen...