Je mehr man in die alten Bauwerksakten hineindringt und die alten Lagepläne erforscht, umso mehr interessante Dinge kommen zum Vorschein.
In einem Lageplan fand ich ein Chausseehaus. Was ist das ? Ein Haus mit gutem Blick auf die Chaussee ? Im Prinzip ja.
Da ich das aber weiter erforschen wollte, hatte ich zwischen den Feiertagen aus den vorhandenen Unterlagen darüber einen kleinen Wikipedia-Artikel geschrieben. Wer mehr darüber wissen möchte, darf hier weiterlesen:
Zitat von Dieter Weißbach im Beitrag #1Ein Haus mit gutem Blick auf die Chaussee ? Im Prinzip ja.
Ja, Dieter - richtig! Zumeist auch noch mit Gleisverbindung, z.B. in der Nähe meiner Heimatstadt Wiesbaden. War in meiner Kindheit ein beliebtes Ausflugziel. Es gibt auch davon einen Beitrag in Wikipedia. Viele Grüße Wolfgang
so wie es bei der Eisenbahn Bahnwärter gab, die für die Unterhaltung der Bahnanlagen zuständig waren, und in den Bahnwärterhäusern entlang der Eisenbahnstrecke wohnten, gab es auch Chausseewärter. Diese waren für die Unterhaltung der Chausseen zuständig und wohnten in den Chausseehäusern. Man findet sie auch heute noch. z. B. am Ortseingang von Cottbus aus Richtung Peitz.
das Wort Unterhaltung hat mehrere Bedeutungen. Es wird häufig auch im Sinne von Wartung oder laufender technischer Pflege verwendet. Das Finanz- und Steuerrecht kennt sogar den Begriff Unterhaltungsaufwendungen oder Unterhaltungspauschale und meint damit nicht die Kosten der Theaterkarten.
Chausseehäuser mussten nicht zwingend an Bahnhöfen liegen. Wenn man sich die historische Entwicklung des Straßen- und des Bahnnetzes ansieht, kann man sogar eher einen Wechsel der Investitions-Schwerpunkte erkennen. Der preußischer Staat erkannte um 1800 die Notwendigkeit, befahrbare Straßen zu bauen und begann mit der Entwicklung eines Chausseenetzes. Da die Kosten für den Bau und auch die laufende Unterhaltung nicht allein aus der Staatskasse bestritten werden konnten, kam man auf die Idee, die Nutzer finanziell zu beteiligen.
Um 1850 war bereits ein größeres Chausseenetz in Preußen entstanden. Parallel wurden aber nun die ersten Eisenbahnstrecken gebaut, die aufgrund der höheren Beförderungsgeschwindigkeit immer mehr Verkehr an sich zogen. Die Einnahmen aus den Chausseegeldern gingen spürbar zurück und nach anfänglichen Zögern interessierte sich der preußische Staat sehr für die Entwicklung des Eisenbahnnetzes. Den letzten Anstoß gab der deutsch-französische Krieg 1870/71. Preußen übernahm nun die ersten privaten Bahngesellschaften und baute sogar eine eigene Militärbahn.
Für die Chausseen war danach kaum noch Geld im Staatshaushalt. In dieser Situation hob der Staat das Chausseegeld auf, wälzte aber gleichzeitig die Verantwortung für die Chausseen auf die Provinzen, Kreise und Gemeinden ab. Die Chaussee am Marienfelder Chausseehaus entstand in dieser Phase in der Verantwortung des Kreises Teltow, der nun seinerseits versuchte, die Kosten durch ein eigenes Chausseegeld zu finanzieren. Dieser Versuch wurde schließlich 1907 aufgegeben, weil es den freien Waren- und Personenverkehr behinderte. Gleichzeitig wurde die Verantwortung für diese Chaussee der Gemeinde übertragen, die sich nun selber um die Behebung der Straßenschäden kümmern musste.