ihr habt sicher gesehen, dass wir für den Oktober 2023 planen, die "Berliner Blockade-Bahn 1948 -1949" in der GHO auszustellen.
Dieser Titel klingt sehr reißerisch, beschreibt aber die besonderen Umstände, unter denen diese Bahn entstanden ist.
Es handelt sich dabei um eine 00-Bahn, die in einer Zeit entstanden ist, als die beiden großen Modellbahnmarken Trix Express und Märklin nicht nach dem Westteil Berlins liefern konnte.
Die alte Reichsmark war nach dem Zweiten Weltkrieg nichts mehr wert. Für den Wiederaufbau der Wirtschaft musste eine Währungsreform erfolgen. Über die konkreten Bedingungen kam es zum endgültigen Streit zwischen der Sowjetunion und den drei westalliierten Besatzungsmächte. Ab dem 24. Juni 1948 sperrte die Sowjetunion die Landverbindungen (Autobahnen, Eisenbahnen und Kanäle) zwischen den drei westlichen Besatzungszonen und den drei Westsektoren in Berlin - die Berlin-Blockade begann.
Der RBB hat eine eindrucksvolle Dokumentation mit Zeitzeugenberichten über diese Jahre produziert:
Die Versorgung der drei Westsektoren Berlins war ab Juni 1948 nur noch durch Transportflugzeuge möglich, bald wurde dafür der Begriff Berliner Luftbrücke geprägt. Verständlich, dass nur noch das Allernötigste eingeflogen werden konnte: Trocken- milchpulver und Trockenkartoffeln, aber auch Kohle für die Kraftwerke. Für Spielzeug oder gar Modellbahnen war in den Flugzeugen kein Platz. Die Menschen waren nach dem Krieg froh, überleben zu können.
Viermotoriges Transportflugzeug vom Typ C-54 kurz vor der Landung auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof (Bild aus der Wikipedia)
Dennoch gab es einige Modellbahn-Begeisterte im Westteil Berlins, die auch in dieser Zeit ihrem Hobby nachgehen wollten und sich ihren Traum erfüllten. Vorkriegsmaterial war in gewissen Mengen vielleicht noch vorhanden. Das wenige Westgeld war aber zu kostbar, um es für das Hobby auszugeben und weiteres Bahnzubehör zu kaufen. Die Böttcher-Hefte gaben Anregungen, wie man eine Modellbahn selber bauen konnte.
Einer dieser Modellbahner musste Zugang zu Material und einer guten Werkstatt gehabt haben und baute sich aus Messingprofilen eine Dreileiter-Gleisanlage. Für die Antriebe der Weichen und Signale konnte er Schaltrelais aus der Elektrotechnik verwenden.
Auf dieser Anlage können Züge von Trix Express und Märklin fahren, die noch aus der Vorkriegszeit stammten. In den beiden Blockade-Jahren tauchten aber plötzlich neue Marken auf, die die entstandenen Lücken füllen wollten: Technikus Express und Reppin, aber auch Höss (vermutlich eher in den Westzonen). Diese neuen Marken verschwanden genau so schnell, sobald die beiden großen Marken wieder liefern konnten.
Trotz der Berlin-Blockade waren die Sektorengrenzen innerhalb Berlins aber noch nicht gesperrt, das erfolgte erst mit dem Bau der Berliner Mauer 1961. Es war also möglich, im Ostsektor Berlins Modellbahnen vom Pico Express, Schicht, Gützold, und Herr, vielleicht sogar mit viel Glück den seltenen EAW-Henschel-Wegmann-Zug zu kaufen.
Hier soll nun berichtet werden, wie diese Modellbahn wieder in den Zustand zurückversetzt wird, als sie in den Blockadejahren entstand. So kamen in den 1950er oder 1960er Jahren einzelne neuere Gebäude aus Plastik auf diese Anlage. Außerdem gibt es an einigen Stellen Beschädigungen oder es sind Teile verloren gegangen.
Kleine Korrektur: 24. Juni 1948 waren es schon nicht mehr drei westliche Bestzungszonen, sondern nur noch zwei. Die amerikanische und britische Zone waren bereits seit 1.1.1947 zur Bizone zusammengeschlossen. Später am 8.4.1949 kam die französische Zone dazu, woraus die Trizone wurde (https://www.youtube.com/watch?v=24zmxUw6dcQ), die dann zur Bundesrepublik mutierte. Der verlinkte Song wurde übrigens sogar zu dieser Zeit auch als Nationalhymnenersatz bei Sportveranstaltungen gespielt. Grüße von elaphos
Wir werden versuchen zeitgenössische Gebäude und Fahrzeuge für die Bahn zusammen zu stellen. Aber hier im Forum gibt es sicherlich noch mehr "Eigenbau" oder "Kleinserien"-Teile aus der Zeit.
Hier mal ein Beispiel, welches natürlich hier im Speziellen besonders gut passt.
Desweiteren schauen wir uns demnächst die verschiedenen Schaltrelais/Spulen an. Nach Rücksprache mit einem alten Fernmeldetechniker können wir vermutlich davon ausgehen, das auch diese Schaltelemente selbstgebaut sind. Allerdings ist das noch nicht ganz sicher. Ein weiterer Modellbahnfreund, der früher auch im Schaltungsbereich unterwegs war, meinte, er hätte so etwas schon einmal in einem Flipper Automaten gesehen. Eventuell bekommen wir hier noch Klarheit. Hier noch einmal ein paar Detailbilder dazu:
Die weißen Kabel wurden schon vor einiger Zeit von uns erneuert.
Zu den Fahrzeugen: Sicherlich ist es schön, auch andere Modelle ausser Trix Express fahren zu lassen. Aber das ist technisch nur machbar über Steckverbindungen der Trafos. Die unterschiedlichen Schienenkreise kann man nicht einfach trennen, ohne mechanisch die Gleise zu bearbeiten. Speziell die Weichenverbindungen. Das würde mir doch widerstreben.
Man wird sehen, was gemeinsam geht oder nur getrennt. Dreileiter Modelle sind sicherlich problemlos zu nutzen.
Ansonsten freue ich mich darauf, die Anlage nach unserem Workshop im Mai wieder aufzubauen und in Gang zu setzen. Dann haben wir bis Oktober Zeit, um an der Bahn zu arbeiten. Gott sei Dank geht das auch immer in Einzelblöcken.
Hallo nachdem nun auch ein zweiter Elekrotechniker mit jahrzehntelanger Erfahrung auf die Schaltungselemente geschaut hat ist sicher, das diese Teile alle Eigenbau seind. Das macht die Leistung umso wertvoller. Wir vermuten, das der Erbauer beruflich z.B. bei Siemens oder ähnlich war, um in der Zeit überhaupt an solche Teile zu kommen. Oder er hatte sehr gute Beziehungen zur Besatzungsmacht oder in den Schwarzmarkt-
Moin. Die Relais würde ich eher bei Siemens verorten. Bei der Post waren zu der Zeit Flachrelais 48 der Standart. Ausnahmen waren die Telegrafie, wo auch gepolte Relais eingesetzt wurden und die Rundfunktechnik. Etliche Jahre später brachte Siemens ESK-Relais (Edelmetallschnellkontakt) auf den Markt. Auf den Fotos könnten deren Vorläufer zu sehen sein, zumindest eine frühe Vorstufe.
zum Gedenken an das 70-jährige Jubiläum der Luftbrücke wurde eine Flugveranstaltung mit 20 Maschinen vom Typ Douglas DC-3 bzw. C-47 (Militärversion) organisiert, die auf dem Flugplatz Faßberg bei Celle landeten.
diese Bahn hat doch nichts mit der Berlin Blockade zu tun. Sie ist ein gut gemachter Eigenbau aus der Zeit, eventuell auch schon VK. Auch die Magnetschalter halte ich für Eigenbauten. Da hat sich ein begabter Modellbauer seine eigene Welt geschaffen. Ich habe auf meiner Anlage einige solcher Eigenbauten aus dieser Zeit.
Hallo Lastra Eigenbauten aus der Zeit gibt es reichlich....aber ich glaube du hast den Sinn dieses Thread nicht verstanden. Die Bahn wurde vermutlich in dieser Zeit gebaut...und so lag es nah, ihr diesen netten Namen zu geben. Diese Idee von Dieter fand ich auch sehr sympatisch.
Es geht einfach nur um eine Epoche. Und so etwas kann man dann auch dokumentarisch begleiten.
Selbstredend hätte die Bahn auch aus Kön oder Nürnberg sein können....dann wäre es vermutlich die "Besatzungsbahn" geworden.
Aber da sie nachweislich aus Berlin stammt, passt es soch ganz gut( ich weiß gar nicht mehr welcher Stadtteil es war)
Und wäre sie vor dem Krieg oder darin entstanden, dann wäre die Leistung des Erbauers umso erstaunlicher. Naja, und Kriegsbahn finde ich persönlich keine rechte Alternative.
zu dieser Anlage gibt es die Beschreibung des zweiten Eigentümers, der die Anlage in den frühen 1980er Jahren vom Erbauer erwarb. Danach entstand die Anlage in den Blockadejahren. Wir können heute beide nicht mehr nach Einzelheiten befragen.
Ich würde allerdings auch davon ausgehen, dass die Anlage nach den Blockadejahren weiter ausgebaut wurde. Aber der Beginn war in dieser schwierigen Zeit. Sonst hätte sich der Erbauer nicht diesen riesigen Aufwand mit dem Gleisbau gemacht, wenn er Trix-Gleise im Laden kaufen konnte.
ich hatte vor einiger Zeit mal hier im Forum die "Volkmann Bahn" vorgestellt. In etwa die gleiche Bauzeit nur aus der Sowjetischen Besatzungszone. Wie sollte man denn diese Bahn nennen?
ich habe mir Deinen Beitrag eben angesehen: Volkmann Bahn
So wie es aussieht, ist bislang nicht bekannt, wo genau der Herr Volkmann wirkte und in welcher Zeit. Bei Volkmann scheint es eher auf eine Kleinserienfertigung hinzudeuten, da der kleine Triebwagen auch von Eberhard gezeigt wurde.
Vielleicht passt dort "Volkmann-Bahn um 1950" besser ?
die Drehgestelle der in #15gezeigten Ellok haben starke Ähnlichkeit mit denen des TRIX TTR Southern Railway Motor Coach und denen des Trix Express 20/58 Triebwagens. Und zwar in der ersten Ausführung, also mit den filigranen, bruchgefährdeten Blenden. Pufferbohlen, Puffer und "Puffer-Brillen" sind wohl auch von TRIX. Ein Blick auf das Innere, also ohne Lokgehäuse wäre interessant. Da könnte man vermutlich herausfinden, ob die englische oder die deutsche Version verwendet wurde. Das Gehäuse scheint mit nur mit den zwei seitlichen Schrauben befestigt zu sein. Foto ohne Gehäuse möglich?
Dieter hat ja schon geschrieben, dass das Fahrgestell der TRIX TTR Southern Motor Coach für diesen handwerklich gut gemachten Eigenbau verwendet worden ist. Dazu möchte ich noch ergänzen, dass der Original TTR Triebwagen aber keine Stirn- und Hecklampen-Beleuchtung hatte, die kam erst beim deutschen Nachfolger TRIX EXPRESS DRG 20/58. Dann allerdings sehr aufwändig, und spektakulär sogar mit fahrtrichtungsabhängigem Lichtwechsel weiß/rot. Der Erbauer der von Karl gezeigten Ellok hat für die Beleuchtung seiner Loklampen eine einfachere Technik (unter Verwendung von Fremdteilen) angewendet. Und: kein Lichtwechsel weiß/rot, aber Lichtwechsel immerhin vorwärts/rückwärts. Genau wie bei der TRIX EXPRESS 20/56, die allerdings erst 1939/40 in den Handel kam. Ob der Erbauer es dort "abgeschaut" hat, oder ob er selbst darauf "gekommen" ist, bleibt offen.
Ebenso ist offen, wann dieser Eigenbau zu datieren ist: Elektrolokomotiven aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg waren eher kastenförmig, wie in Deutschland die E 44 (Personenzuglok) und die E 94 (schwere Güterzuglok). Es gab aber schon erste Schnellfahrlokomotiven wie die E 18, auffällig dunkelrot lackiert und mit stromlinienförmig abgerundeten Fahrzeugfronten. Der gezeigte Eigenbau scheint mir aber keine Vorzeige-Lok, sondern eher ein am Vorbild orientiertes "Arbeitstier" aus der Zeit nach Kriegsende zu sein. Schon noch ganz schön eckiger Kastenaufbau, aber die neuen E 10 Schnellzugloks und die E 41 / E 50 Güterzugloks lassen schon grüßen, mit ihren gerundeten Fronten.
Für mich sieht die Lok eher nach Altbauellok aus, erinnert mich etwas an die Baureihen E 16 / 116, E 44.5 / 144.5 oder E 32 / 132. Von denen war aber nur die E 44.5 eine BoBo, die E 16 hatten Buchli-Antriebe und die E 32 Stangen
Grüsse
Ursin
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Ich denke auch, dass man diese Lok auf der Blockade-Bahn fahren lassen kann. Die Schweizer haben mit der BLS Ae 4/4 bereits 1944 vorgemacht, wie eine moderne Elok aussehen kann.
als ich die Lok am Wochende in der Trixburg sah, dachte ich bei den Front-/Heckpartien gleich an den Trix- VT 75. Kann es sein, dass der Erbauer entsprechende Teile des VT 75 verwendet hat? Wenn ja, könnte das die Bauzeit in eine Richtung begrenzen. Das könnte dann frühestens 1954 gewesen sein, oder?
vom VT75 kann ich hier keine Bauteile erkennen. Diese Beleuchtungsfassung habe ich noch nicht gesehen, der Antrieb und die Umschaltung sind vom SR Motor Coach.
Das Gehäuse ist in guter handwerklicher Qualität aus stärkerem Blech gebaut. Allein das abgerundete Dach ist aufwendig gebaut. Konnte man erkennen, ob es sich um Messingblech handelt ?