Das Kaufhaus Schocken geht auf das 1901 in Zwickau gegründete Kaufhaus der Gebrüder Ury zurück. Sallmann oder Simon Schocken hat in diese Familie eingeheiratet und in der Folge zusammen mit seinem Bruder in der Region mehrere Kaufhäuser unter eigenem Namen gegründet. Nach dem 1. WK wuchs Schocken mit weiteren Standorten dann zur viertgrössten Kaufhausgruppe Deutschlands. 1938 wurden die Schockens enteignet und das Unternehmen in Merkur umbenannt. Die Kaufhäuser überdauerten den Krieg um dann im Osten verstaatlicht zu werden, während die wiedererlangten Anteile der westlichen Häuser verkauft und über Umwege in den Kaufhof-Konzern integriert wurden.
Über die Jahre wurden den Zeitungen regelmässig Faltblätter beigelegt, aber nur selten archiviert. Hier drei Prospekte zu Spielwaren des Hauses in Meissen der Jahre 1912 - 14, der letzte widerspiegelt in Umfang und Inhalt den bereits 4 Monate andauernden Krieg.
Die Spielwaren sind von der billigen Sorte, eine komplette Uhrwerksbahn ab 95 Reichspfennigen. Ich erkenne Bub und Issmayer, vielleicht kann jemand die "anglische" Lok Bing oder Bub zuordnen. (die vollständigen 4 resp. 2 Seiten mit zusätzlichem Eisenbahnzubehör unten im PDF)
1912:
1913:
1914:
Gruss Domenik
Sackbahnhof
hat folgende Dateien an diesen Beitrag angehängt
die "engl." Gusslok hat einen Kuhfänger und ist daher eigentlich eine US Gusslok.
In der Abbildung von 1912 ist die Lok schwer zu erkennen. Sie hat aber dieselben Kesselaufbauten wie bei der mittigen US-Lok auf der Abbildung von 1914. Diese hat zwei Wagen im Schlepptau, die sich eindeutig Bub zuordnen lassen (ganze hohe Türen und geteilte Fenster beim Packwagen). Die Lok hat außerdem den Start/Stopphebel auf dem Kessel, was es nicht bei Bing gab und was daher insgesamt für Bub spricht.
PS: Der 1914 abgebildete Packwagen dürfte der 410P sein (Bild aus dem Wiki):
Der Wagen taucht zwar erst im 1925er Bub Katalog auf, aber nach dem 1.WK lief die Produktion sehr schwer wieder an, so dass man hier im Wesentlichen das Vorkriegssortiment aus 1914 wiederbelebt hat. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der Wagen aus dem 1925er Katalog bereits auf einer Abbildung aus 1914 auftaucht. Er dürfte erstmals Mitte/Ende 1913 gebaut worden sein und der 1.WK hat schon ein Jahr später die Produktion wieder unterbrochen. Von 1914 bis 1923 waren dann schwere Zeiten (Kriegswirtschaft, Inflation, Materialmangel usw.), so dass Neuerungen nach dem 1.WK kaum vor 1924 auftauchen. 1925 hat dann auch bei der Kundschaft eine Erholung bei der Kaufkraft eingesetzt. Das gilt so übrigens durchgängig für alle anderen Nürnberger Hersteller wie Bing auch.
Bei dieser Gelegenheit muss ergänzt werden, dass das Kaufhausunternehmen Schocken Ende der 1920er Jahre eine Reihe sehr moderner Kaufhäuser bauen ließ. Zu den herausragenden Bauwerken gehört die Filiale in Chemnitz, die vom bekannten Architekten Erich Mendelsohn entworfen wurde. Mendelsohn war auch für das Columbushaus am Berliner Potsdamer Platz verantwortlich.