Hallo an die Märklinliebhaber und Bastelkönige, Ich habe von Rainer die Reste dieser Lokomotive freundlicher Weise überantwortet bekommen. Ich war sehr daran interessiert, weil es sich - wie Thomas ja schon sehr richtig feststellte - um eine äußerst Variante handelt. Ich habe diese Variante in vierzig sehr intensiven Sammlerjahren erst ein mal gesehen. Ich bin daher geneigt zu vermuten, dass es sich nicht um eine Serienausführung, sondern um eine sehr kleine Vorserie handelt.
In dem traurigen Zustand macht eine Präsentation natürlich wenig Sinn und "Verschlimmbessern" kann man eigentlich auch nichts mehr. Auf den nächsten beiden Bildern sieht man, dass bei der letzten Reparatur das Fahrwerk und der Rahmen durch Baugruppen der HR 800 aus den letzten Produktionsvariante ersetzt wurden: also der verstärkte Rahmen und das Fahrwerk mit dem vorne gerundeten Ende und schmale Treibräder.
Bis auf den Nachläufer und das Gehäuse war also gar nix mehr originales vorhanden! Und bei dem Gehäuse war eine Führerhausseite gebrochen und geklebt und die andere Seite fehlte gänzlich.
Die seitlichen Wasserpumpen waren abgesprengt und fehlten auch.
Ich habe mich daher für eine Vollrestauration entschieden.
Ich hatte zum Glück noch einen intakten Rahmen - allerdings aus der zweiten Version, d.h. in der verstärkten Ausführung. Dieser musste nun also in einen Rahmen der ersten Version umgebaut werden. Also zunächst mal: Abtragen der Verstärkung - das habe ich mit einer Trennscheibe in einem Koordinatentisch gemacht - hat einige Stunden gedauert.... Ich habe einen abgetrennten Rest für das Foto auf den bearbeiteten Rahmen gelegt.
Den Durchbruch neben der Treppe vergößern
Danach alle Bohrungen mit WELD verschließen und verschleifen. Danach die hinteren Bohrungen und die Bohrung für den Tenderbolzen neu setzen.
Danach ganz vorsichtig die seitlichen Bohrungen setzen.
Danach die Gewinde für die Schraubpuffer schneiden.
Und zum Schluß ganz dolle freuen, dass der alte Rahmen den Umbau unbeschadet überlebt hat!!
Für die Restauration des alten Gehäuses habe ich erst mal das wirklich urige Reparaturschildchen im Führerstanddach gesichert. Danach habe ich das Gehäuse entlackt und die Gussabplatzer mit WELD vergossen und verspachtelt. Danach habe ich von einem intakten Gehäuse Silikonabformungen der seitlichen Wasserpumpen und der Führerhausseitenwände gemacht.
Dann habe ich die Wasserpumpen mit WELD an das Gehäuse gegossen
Das sah nach ein wenig Nacharbeit danach ganz gut aus!
dann die Gewinde in die neuen Wasserpumpen schneiden
Die rechte (vorhandene) Führerhausseite habe ich mit wieder passgenau angeklebt. Die linke fehlende Führerhausseite konnte ich durch einen "Konvolutzukauf" ersetzen - da war tatsächlich eine fast genau passende Seite dabei - Glück gehabt!
Die Führerhauseite habe ich mit WELD an das Gehäuse geklebt und die vergossenen Fugen nachgeschliffen.
Für diese Arbeiten habe ich bisher 3 Monate an den Wochenenden gewerkelt. Das Gehäuse ist jetzt zum Lackieren. Ich mache derweil mit dem Fahrwerk weiter - Fortsetzung folgt. Grüße Stefan
Eine erstklassige Arbeit, sieht richtig gut aus! Darf ich bitte mal fragen welches Silikon Du zum abformen benutzt? Ich haette da naemlich auch noch so einen Patienten der so eine aehnliche Behandlung braucht (CCS v1).
Ich freu' mich schon auf die Fortsetzung und das Endergebnis!
Hallo an die Märklinisten, es hat ein bisschen gedauert, aber nun ist das Projekt abgeschlossen und ich will euch die Bilder nicht vorenthalten. Der Wiederaufbau der Lok begann mit dem nicht vorhandenen Fahrwerk. Also in die Ersatzteilkiste und Räder suchen:
die sollten im Abnutzungsgrad einigermaßen zusammenpassen. Dann die Zahnräder aussuchen:
in der frühen Version waren die Zahnräder mit einem Messingkern auf die Achse gepresst. In den späteren Verionen waren auch Aluminiumkerne gebräuchlich - ich habe mich für die Messingvariante entschieden. Dann mit den Rädern montieren und auf die Spaltmaße achten - dass passt nicht immer.
Dann die Räder im Fahrwerk montieren und auf Freilauf und Spurtreue prüfen.
Bereits jetzt die Schrauben für den Nachläufer prüfen - die dürfen nicht "überstehen", weil sie sonst den Motor hochdrücken.
Wenn das alles passt kann der Schleifer montiert werden
Das nächste Projekt sind die richtigen Schrauben. Da werden natürlich genau die richtigen und auch nur originale Schrauben - keine Nachbauschrauben -verwendet. Man erkennte die Nachbauschrauben sehr leicht, denn es sind heutzutage meistens Presslinge und keine abgedrehten Schrauben. Auch die Brünierung und die Vernickelung haben heute eine andere Qualität - aber das ist ein Thema für sich.
Dann die Lampenfassung klar machen - auch hier natürlich ein Originalteil mit Originalkabel und die originalen Lampen mit Messingsockel
Dann der Motor - Erstversion mit schmaler Rückwand - ich hatte einen mit einem kleinen Riss, der ist aber noch voll funktionsfähig.
Dann noch das Relais: erste Version mit Gußrahmen und seitlich geschraubt. Natürlich auch mit dem originalen Kabelsatz (rot).
Dann wird das ganze zur Probe montiert. Es muss geprüft werden, ob alles spannungsfrei sitzt und der Handumschalter problemlos funktioniert.
Dann können wir uns die neu lackierten Teile: Gehäuse und Rahmen ansehen:
Diese Lackierung bzw. Restauration habe ich nicht gemacht. Bei so einer seltenen Maschine lasse ich gerne einen Fachmann seines Amtes bzw. seiner Kunstfertigkeit walten: Die Lackierung wurde freundlicher Weise vom Atelier Sirikow ( Joachim Sirikow) durchgeführt. Mir wurde die Erlaubnis erteilt die Expertise an dieser Stelle ausdrücklich bewerben zu dürfen.
Danach wird das Fahrwerk mit dem Rahmen verheiratet. Reihenfolge: Relais auf das Fahrwerk - dann mit dem Rahmen verschrauben - dann den Motor setzen - dann alles verlöten.
Das orioginale Reparaturschildchen im Führerhaus konnte auch erhalten und wieder verklebt werden. Danach Funktionskontrolle: die Lok summt wie eine Biene!! Und dann das Gehäuse drauf - fertig!
Die Lok hatte auch im original auf dem (einen verbliebenen) Führerhaus Zierlinien - das ist für eine HR 800 ungewöhnlich - das hatte eigentlich nur die HR 700 in der deutschen und amerikanischen Version. Ich habe einen passenden HR 700 Tender ebenfalls mit Zierlinien und mit roten Fahrgestellblenden dazu gestellt. So ist das Restaurationsprojekt nun fertig und beendet - Ich werde die Lok nächstes Jahr nach Gaggenau mitbringen.
Ich bedanke mich nochmals ausdrücklich bei Rainer Haugk, der mir die Lok überlassen hat und bei Herrn Sirikow für die Lackierung.
Grüße Stefan
dampnix
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