Friedrich Julius Kleist - Eigenes - Jean Schoenner

Zusammen mit Johann Bernhard Steinmeyer gründet Friedrich Julius Kleist am 30.08.1876 in Leipzig die Firma "Fried. Jul. Kleist & Co".
1877 baut er nach dem Muster von Alexander Bell Telefone (die im Gegensatz zu anderen Fabrikaten gemäss eines Berichtes der Zeit zufriedenstellend funktionieren).
1878 patentiert er ein Mundstück für einen Phonographen und verkauft damit verbesserte Edison-Walzenphonographen. Ein Patent zu einem Elektromotor wird abgelehnt.
1879 wirbt er für eigene Dampfmaschinen, nicht zu verwechseln mit den leichten Nürnberger Fabrikaten.
1882 stellt er beim Weihnachts-Bazar im Krystallpalast in Leipzig elektrische Eisenbahnen aus. Durch eine selbst entwickelte Untersetzung können die Loks mehrere Wagen ziehen.
1884 kündigt er an, nur noch eigene Fabrikate verkaufen zu wollen und bietet 10%, in einem späteren Inserat dann 15% Rabatt auf Fremdfabrikate.

Im Herbst 1885 wird ein Konkursverfahren eröffnet, 1886 wird die Firma gelöscht.
Anhand der Todesanzeige seiner Frau Marie geb. Seidel von 1901 wissen wir, dass Kleist darauf Geschäftsführer bei Rodenstock und sein Sohn Walter königlicher Postadjunkt in München ist.

Die zwei abgebildeten Spiritusloks sollten von Schoenner sein, aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren.

1878:



1879:



1880:



1881:



1882:



1883:



1884:

Das schaut eher nach Plank als nach Schoenner aus. Aber die Details sind zu schlecht, um das mit Sicherheit erkennen zu können. Einzig der dampfgetriebene Brunnen in der Anzeige von 1884 ist sehr ähnlich zu dem Brunnen in der Anzeige von Grossmann von 1883. Dieser ist ziemlich sicher von Plank.

Hallo Stefan

Danke!
Die Dampfmaschinen irritieren mich, aber da ich schon bei den Loks unsicher bin, habe ich gar nicht erst versucht da Sinn zu machen.
Die grossen stehenden Dampfmaschinen sollen von Kleist sein, ev. ist auch noch mehr von ihm.

Die zweite Lok wird Schoenner zugewiesen:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:...iven_ca1900.JPG

Keine Ahnung wo das Bild urspünglich herkommt und ob die Lok gemarkt ist, die Räder deuten auf Schoenner.

Bei der ersten Lok sehe ich Merkmale von Plank (Vergleiche Strathmann & Joachim) aber auch Schoenner.
Vergleich z.B.:
https://www.liveauctioneers.com/price-re...ive-and-tender/

Folgende Lok hätte ich abgesehen vom Warenzeichen auch Plank zugeordnet, da sie bis aufs Führerhaus identisch mit einer Lok bei Strathmann & Joachim ist.
Die Form des Dampfdom findet sich auch oben.



Quelle:
https://wm.baden-wuerttemberg.de/de/serv...der-wirtschaft/



Gruss Domenik

Hallo Domenik,

Eine Ähnlichkeit - auch eine sehr große Ähnlichkeit hilft leider bei der Identifizierung nicht weiter. Wenn schon ein Detail wie der Führerstand oder der Dom unterschiedlich ist, dann fehlt die Identität und damit die eindeutige Identifizierung.

Diese ganz einfachen Spiritusloks wurden in der Frühzeit bestimmt von allen Herstellern nach demselben Grundmuster hergestellt. Im Detail natürlich leicht unterschiedlich, aber diese Details sind auf den Klischees kaum mehr zu erkennen.

Es wundert daher nicht, dass die vorherige Lok fast so ausschaut wie eine Lok von Plank im Strathmann, aber dann doch eine Schoenner Plakette auf der Kesselfront hat. Der Führerstand ist ja auch leicht unterschiedlich. Keine Identität - keine Identifizierung.

Das Angebot könnte daher ein Mix aus eigener Produktion (wie bei der stehenden Dampfmaschine von 1884 - steht ja explizit auch im Text dabei) mit Schoenner und Plank Produkten sein. Oder auch nicht.

Um das näher zu entscheiden, müsste man konkrete identische Exemplare aus dieser Zeit zu jedem einzelnen abgebildeten Stück finden. Leider sind diese Teile nicht nur extrem selten, sondern so gut wie nicht mehr existent. Aber das ist ja gerade das Spannende daran. Wer suchet der findet.

Ich würde insgesamt dahin tendieren, dass mindestens der überwiegende Teil von Plank ist. Die stehende Dampfmaschine in der Anzeige von 1880 ist z.B. auch identisch mit einer Dampfmaschine bei Strathmann. Das sind schon mal zwei Identifizierungen für Plank, eine für Kleist, und null für Schoenner.

PS: Bei der zweiten Lok würde ich Dir zustimmen, dass die roten Gussräder das als Schönner Produkt identifizieren. Der Dom ist eher untypisch, wohl ein sehr frühes Stück, das würde ja aber passen.

Es steht also 2 für Plank, 1 für Schoenner und 1 für Kleist. Ein Mischportfolio.