Hallo zusammen, beim letzten Kofferraum Markt in Krefeld konnte ich einen einfachen kleinen zweiteiligen grünen TW in Spur 0 erwerben. Der optische Zustand war nicht berauschend, ziemlich zerkratzt, Hersteller unbekannt. Ich nahm ihn für einen sympathischen Preis mit, prüfte zu Hause den Antrieb und stellte fest, dass es sich nicht um ein normales Uhrwerk handelte, sondern um einen einfachen Spiralfeder Antrieb, der längs zur Fahrtrichtung eingebaut war und durch einen kleinen Schlüssel von vorne durch eine Gehäuseöffnung aufgezogen wurde. Er hat im Aufzug keine Hemmung, sondern rast direkt los. Durch Gespräche mit anderen Sammler Kollegen erfuhr ich, wo man mehr über den kleinen Raser erfahren konnte, vielen Dank Fred! Er teilte mir mit, dass dieser kleine Zug um 1950 von der „Wester Metaalwaren Fabriek“ aus Amsterdam sehr wahrscheinlich als einziges Spielzeug hergestellt wurde. Sein Vorbild, der NS Mat 46 steht im niederländischen Eisenbahn Museum.
Als einfaches Spielzeug ist ist er aber doch zu erkennen.
Hier ist der kleine Spur 0 Zug am Anfang des Filmes von Fred neben anderen seiner tollen Züge zu erkennen:
Seitlich einfache Laschen Befestigung.
die vordere Aufziehöffnung, erkennbar ist hier auch, dass alle Lackierungen teilweise etwas unsauber mit Schablone ausgeführt wurden.
Der Blick von unten auf die lange Spiralfeder.
Blick von oben auf Feder ...
... und Antrieb.
Um die Spur 0 Aluminium Hauben für Spur 00 neu zu gestalten, habe ich mir ein zweiteiliges H0/00 FW gebaut. Es besteht aus ausrangierten Märklin 0050 E-Lok FW Ersatzteilen. Ein FW mit Antrieb und ersetztem Elektronik Relais, das andere FW gänzlich ohne Antrieb und Zahnräder, verbunden mit einer Deichsel aus Messingblech. Beide FW-Teile haben Gussvorlaufachsenteile mit großen Rädern. Die beiden Aluminium Hauben habe ich erst mal in Nitrolösung gelegt, aber es tat sich nichts, sie verhielt sich wie Spülwasser zur alten Farbe. So war ich gezwungen, die Farbe mechanisch zu entfernen. Da die beiden Aluminium Hauben leicht formbar sind, wurde sie per Hand für das Spur 00 FW in Form gebracht. Vor dem ab lackieren der Hauben habe ich die mit Schablone aufgebrachten Fenster und Türen fotografiert, in der Bildbearbeitung repariert und mir aus diesen Fotos Abziehbilder(Decals) erstellt.
An den sauberen Hauben wurden noch die seitlichen Öffnungsschlitze der Laschen Befestigungen geschlossen und danach wurden die Hauben neu lackiert. Nach der Trocknung wurden die vorher erstellten Decals aufgetragen. Danach habe ich die Decals mit mehreren Lagen glänzendem Klarlack versiegelt.
Vorne in der schiefen, ovalen Öffnung für den Aufzug des Spiralwerks habe ich eine Rosetten Niete eingesetzt. Sie bekam eine Schraubbirne von vorne eingesetzt und von hinten wurde als Konterung eine offene Birnchen Fassung auf das Birnchen gedreht, das bildet eine feste Einheit. Dieses feste Teil wurde anschließend auf die schiefe fordere Öffnung geklebt, die man dadurch nicht mehr erkennt. Diese messingfarbene Öse wird noch silberfarben eingefärbt. Die roten vorderen und seitlichen Streifen des niederl. ETWs möchte ich durch silberfarbene Decorstreifen auf dem Gehäuse ersetzen. Das ist jetzt der Stand der Arbeiten, als nächstes erfolgt noch die Lackierung des silbernen Daches. Wie der Zug mit VK-Pantos aussieht, erkennt man am nachfolgenden Bild.
... bei diesem trocknen und schönen Wetter kann man gut lackieren. Das Dach ist fertig lackiert und die Streifen sind aufgebracht und darüber wieder eine Lage Klarlack. Er ist fertig bis auf die Pantografen, ich bin mir noch nicht ganz sicher, welche Pantos wohin gestellt werden sollen:
Moin. Max 2 Panthos sollten da drauf. Ich würde sie außen hin setzen, da unterscheidet er sich besser von den Triebwagen anderer Hersteller. Oder eine kleine angedeutete Esse für den imaginären Dieselantrieb.
Das ist ein besonderer Fund! Von diesen Zügen kann es nicht mehr viele geben. Die Wester Metaalwaren Fabriek existierte kurz nach dem Krieg bis 1949, als der Fabrikbestand verkauft wurde. Die Firma produzierte Zigarettenetuis, Druckbleistifte, Manschettenknöpfe und dergleichen – und ab 1947 auch ein Spielzeugeisenbahn-Dieselset. Beim Verkauf im Jahr 1949 wurde im Inventar ein großer Bestand dieser Sets erwähnt, es handelte sich also wahrscheinlich nicht um einen Bestseller…. Aber das Interessante ist, dass diese Dieselsets die einzigen Blechzüge der Spurweite 0 waren, die jemals in Holland hergestellt wurden. Die mit dem Dieselset gelieferte Schienen waren ebenfalls niederländischen Ursprungs und wurde von Lion Rail hergestellt, einer Firma, die später mit der Herstellung von Modellautos unter dem Namen Lion Cars berühmt wurde. Das Lion Rail Gleis war eine genaue Kopie des Gleises von Märklin und in zwei- und dreigleisiger Ausführung erhältlich. Ich habe ein komplettes Set im Karton, auffällig ist das Deckelbild, das einen Dieselzug in einer nordafrikanischen Landschaft zeigt. Der Zug trägt seitlich den Namen „Speed-Marbeb“; ein Markenname fehlt. Was die Wester Metaalwaren Fabriek dazu bewogen hat, einen Zug nach niederländischem Vorbild in einen Karton mit solch einem exotischen Bild zu packen, werden wir wohl nie erfahren.... MfG, Hans
Das Deckelbild ist in der Tat ungewöhnlich, passt aber in die politische Landschaft Hollands Ende der 1940er Jahre. Ende 1948 strebte Holland die Wiedererlangung seiner Kolonien in Indonesien (Batavia) an, was auch gelang. Auf Druck der Vereinten Nationen wurde diese Rekolonialisierung jedoch 1950 rückgängig gemacht.
Ein Deckelbilde mit Palmen auf einer Spielzeugverpackung war also 1948/49 hochaktuell! Gleiches unternahm in Frankreich Jouef mit dem heute sehr gesuchten Trans-Sahara Express "Alger - Tomboktou".
Die Aufgabe der Kolonien europäischer Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg war eine politische, ökonomische und ethische Zeitenwende, die bis heute nachklingt.
Danke für deine Kommentare. Du hast Recht mit Deiner Bezugnahme auf Indonesien (Niederländisch-Ostindien), und die Palmen könnten sich natürlich auf diese niederländische Kolonie beziehen. Das Besondere ist jedoch, dass Wester ausschließlich in der niederländischen kommunistischen Zeitung „De Waarheid“ (Die Wahrheit) Personalanzeigen machte. Offenbar gingen die politischen Sympathien des Eigentümers in diese Richtung. Allerdings war die kommunistische Partei entschieden gegen die niederländische Kolonialpolitik, so dass ein „koloniales“ Image (außer mit roten Fahnen...) nicht offensichtlich ist.