Im Jahr 1936 erschien im englischen TRIX TWIN-Programm auf der Basis der TRIX EXPRESS 20/55 ein etwas vereinfachtes Modell einer Tunnellok nach einem Vorbild der Londoner Metropolitain Railway. Originale dieser Lok sind heute sehr selten, da sie kaum verkauft werden konnten. Glücklicherweise wird das Gehäuse nachgegossen und von einem bekannten englischen Repainter lackiert.
Die Vickers Werke bauten 1922 eine Reihe vierachsiger elektrischer Lokomotiven für den Vorort- und Tunnelbahnverkehr der Metropolitain Railway. In den 1930er Jahren wurden die Lokomotiven mit dem Schriftzug London Transport versehen.
Die Tunnelloks bezogen den Fahrstrom über Stromschienen. Das Bild zeigt eine Weiche am Bahnhof Queens Park (Bakerloo line) der London Underground. Hier gibt es sogar ein Vierschienengleis: Zwei Fahrschienen, eine Stromschiene in Mittellage und eine weitere Stromschiene in Außenlage (links oder rechts bzw. im Weichenbereich beidseitig). Wer will angesichts dieses Bildes noch behaupten, dass der Mittelleiter von TRIX EXPRESS vorbildwidrig sei ?
Bilder des Vorbildes der Vickers-Tunnellok findet man im Google, wenn man nach Bildern von Sarah Siddons (eine englische Schauspielerin) sucht; eine im London Transport Museum erhaltene und weiterhin betriebsfähige Lokomotive trägt den Namen von Sarah Siddons. Auf der folgenden Seite gibt es ein erstes Bild dieser Lokomotive:
London Transport setzte aber auch Dampflokomotiven ein. Für den Verkehr auf den Tunnelstrecken (die meist in regelmäßigen Abständen durch freie Abschnitte unterbrochen waren) besaßen sie Dampfkondensationseinrichtungen. Die Lok im Bild war ursprünglich eine gewöhnliche TRIX TWIN tank loco. Auch sie wurde von dem bereits angesprochenen Repainter meisterhaft in den Farben der London Transport gestaltet. Die Wagen wurden ebenfalls repainted, dies waren ursprünglich die leicht zu findenden Nachkriegs-Wagen vom Typ suburban coach.
vor einigen Jahren war mal eine Schwemme dieser Lok in der Bucht zu beobachten. Da bot immer ein und derselbe Anbieter nach Beendigung einer Auktion schon wieder die Nächste an. Merkwürdig war aber, die Loks waren nie makellos und es war ein Deutscher.
Man muss bei der Tunnellok tatsächlich aufpassen, wenn man ein Original sucht. So unterscheidet sich das Gehäuse von der deutschen Schwester: die Schlitze für die Panthographen sind verschlossen und die erhabene Beschriftung auf der Lokseite fehlt.
Dies muss im Gehäuseguss so angelegt sein, es darf nichts zugespachtelt oder weggeschliffen sein (falls jemand ein altes Gehäuse der 20/55 umbaute).
Die Nachgussgehäuse wiederum kann man am Material erkennen, es ist heller als das Original.
Die Tunnellok-Schwemme vor einigen Jahren habe ich damals nicht gesehen, wäre interessant, davon Bilder sehen zu können.
das ist bei allen klassischen TRIX EXPRESS-Loks so. Die Räder sind gegeneinander und zum Rahmen durch Kunststoffbuchsen isoliert. Durch die Montage der Außenschleifer entscheidet der Besitzer, ob der Strom von der linken oder rechten Außenschiene abgenommen werden soll.
die Aufschrift "LONDON TRANSPORT" auf dieser Lok ist zu gut, um alt zu sein. Ich habe einst mit John Hopkinson über diese Aufschriften gesprochen. Ich hatte bei einem meiner beiden Exemplare entdeckt, dass die Aufschrift zwar auch fürchterlich verblasst, aber immerhin noch zu erahnen war. Daher fragte ich John, ob er mir das erklären könnte. Er konnte. Die London Transport (und auch die Nummer 19) Beschriftungen sind keine Bedruckungen, sondern (ehemalige) Abziehbilder! Nass-Schieber, Decals, ,Transfers, Décalques, Autocollants. Diese hauchdünnen Folien neigen besonders im "Grabbelbereich" an den Lokseitenwänden dazu, nach 50 oder 75 Jahren einfach nicht mehr da zu sein. Lediglich unter dem ehemaligen Abziehbild ist der Schriftzug noch zu erahnen, weil die braune Grundfarbe der Lok dort geringeren mechanischen und anderen UV-Belastungen ausgesetzt war. Auch der (vermutlich) organische Kleber des Abziehbildes kann seinen Beitrag geleistet haben. Und Farbreste der Bedruckung der Schiebe-Folie sind zu erkennen. Man sehe sich die beiden noch gut erkennbaren 19-er Nummern neben den Führerstandstüren und die noch besser erhaltenen 19-er Nummern auf den Lok-Stirnwänden an. Sieht da jemand Reste eines Abziehbildes? Ich nicht. Aus 10 my Folienstärke ist 0 my geworden, nur die Folienbedruckung ist noch in Resten vorhanden.
Das Gute an der Geschichte: John Hopkinson hat für seine Repaints diese Abziehbilder nachfertigen lassen. Das ist sinnvoll für eine Totalrestaurierung. Und auch für eine Replikat-Anfertigung. Man kann damit auch eine Original-LONDON TRANSPORT erheblich aufwerten. Man sollte sich aber hüten, ein wertvolles Sammelstück durch eine teilweise Luxus-Sanierung zu beschädigen.
Hallo Thomas, Vielen Dank für Deinen sehr informativen Beitrag. Eigentlich hatte ich mich auch gewundert, dass die Beschriftungen noch so gut waren. Da hat doch tatsächlich einer der Vorbesitzer dieses wertvolle Sammlerstück durch eine Luxus Sanierung beschädigt.
Ich bin zwar nicht mehr der Jüngste, aber vielleicht finde ich ja noch ein richtiges Original, auf dem die Beschriftungen nicht mehr zu sehen sind.
bei dieser Lok gibt es ein Dilemma. Wenn Du ein Original ohne spätere Ausbesserungen suchst, wird es sehr schwer oder die Lok ist schon sehr von den acht Jahrzehnten gezeichnet. Du hast nun ein im Grundsatz gut erhaltenes Original, bei der die London Transport Beschriftung erneuert wurde, weil sie kaum noch lesbar bzw. erkennbar war. Ich finde, damit kann man leben. Mir würde eine Lok mit kaum erkennbarer Beschriftung nicht gefallen.
da bin ich jetzt gut dran. Ich habe zwei nicht besonders gut erhaltene London Transport Loks. Eine davon mit erneuerten seitlichen Nass-Schiebebildern LONDON TRANSPORT, die andere ebenso gebraucht und begenutzt. Und wenn ich beide vor mich hinstelle und sie mir ansehe, bekomme ich keinerlei Schuldgefühle, dass ich bei einer der beiden die zwei Abziehbilder erneuert habe. Mir gefallen beide vom Zahn der Zeit gezeichneten Exemplare. Eine der beiden ist komplett original belassen, die andere gibt für den externen Betrachter mehr her. Ist sowieso ein kurioses Objekt, die London Transport Lok. Passende Wagen dazu hat es nie gegeben. Die passenden Wagen sind aber eigentlich auch nur eine Forderung erst der zweiten Hälfte des 20-ten Jahrhunderts. Da war die TTR Lok aber schon längst obsolet.
John Hopkinson hat sich der Sache angenommen und hat kurze zweiachsige Wagen aus damals zeitgenössischer TTR Produktion passend umlackiert. Dazu gibt es von John noch obendrein die "neverwassa" = "gab-es-nie-wirklich" B-Dampflok in den Farben der London Underground. Richtig ist, dass die London Underground anfangs mit Dampf gefahren wurde. Ob die mit zweiachsigen Loks und Wagen ihren Betrieb durchgeführt haben? Ich weiss es nicht...
Danach waren es meist Dampflokomotiven mit 4-4-0 oder 0-4-4 Achsfolge, ausgestattet mit Dampfkondensationseinrichtungen. Zum 150. Jubiläum im Januar 2013 fuhr die betriebsfähig wieder hergestellte 0-4-4 Lokomotive MET 1 den Sonderzug, ein weiteres Exemplar steht im London Transport-Museum.
Die zweiachsigen TRIX Lokomotiven (sowohl das offiizielle "Modell" der vierachsigen elektrischen Vickers-Lokomotive als auch die Lackierungsvariante der Dampflok von John) sind natürlich nur als Interpretationen zu verstehen, nicht als echtes Modell. Die Modellserie wurde ja erst 1937 herausgebracht ...
Bei den Wagen hat es zu Beginn der Metropolitan Railway 1863 auch Zweiachser gegeben. Zwei kurze Wagen wurden für das Jubiläum 2013 restauriert. Diese Wagen werden aber nicht mehr unter der Flagge der London Transport ab 1933 im Einsatz gewesen sein.
Wie ich hier gerade sehe, wurde 2014 eine weitere 2-6-2 Dampflok L 150 in den Farben der London Transport lackiert und auf den Sonderfahrten eingesetzt: https://www.youtube.com/watch?v=ZZxPBNIQDfA