Im Beitrag # 3 [Lack entfernen] hatte ich u.a. auf das Abschleifen überlackierter Teile hingewiesen. Manch einer wird sich die Augen reiben und die Frage stellen: ist das möglich? Ich habe das bereits mehrfach praktiziert! Zunächst in den 60iger Jahren bei meinem ersten Auto. Der Käfer war schon 2 Jahre alt, hatte aber schon einige Lackschäden, die teilweise unsachgemäß repariert wurden. Durch nachlässiges Abkleben bei einer Lackierung war hinter einem Seitenfenster eine überflüssige Lackstelle entstanden, die mich gewaltig gestört hatte. Irgendwann, nach einiger Erfahrung habe ich diese Stelle nass abgeschliffen. Wichtig: vorsichtig handeln, nicht zu viel Druck ausüben und genügend Wasser im Schleifbett. Danach ist die Oberfläche matt. Deshalb muss mit Schleifpaste nachgearbeitet werden. Nachfolgend ein Beispiel aus dem vergangenen Jahr:
Der sehr seltene Bing-Tender (um 1900) war komplett weiß übermalt. Da ich beim Kauf die Farbe darunter erkennen konnte, ging ich das Risiko ein, war mir den relativ hohen Preis wert. Zu Hause habe ich gleich getestet, inwieweit die Farbe verschwindet. Es ging gut und die empfindliche goldene Linierung konnte erhalten werden. Innen war es kritisch, insbesondere in den Ecken. Hier sind noch Reste erkennbar. Da der Kauf mehr als 10 Jahre her ist, lag der Tender jahrelang neben anderen Tender-Kameraden. Da es sich hier um eine Handlackierung handelt, sieht man sogar die Vertiefungen beim Pinselstrich. Unser Sammlerfreund Rainer hat sich sehr gefreut, dass ich ihm Anfang November den Tender überreichen konnte, nachdem er bei HWW einen kompletten Zug ohne Tender erwerben konnte. Zuvor musste ich aber erneut einige Stunden investieren und vorsichtig den Feinschliff mit anschließendem Polieren durchführen. Bitte beachten: man kann durchaus einen minimalen Rest der Alt-Farbe auf der Oberfläche belassen, denn die Polierpaste nimmt noch etwas herunter bevor der Glanz wieder erreicht wird. Viele Grüße Wolfgang
Es geht heute um Das Reinigen und Polieren. Nachfolgend ein Bild einer Kipplore in Spur I, die sehr mitgenommen aussah als ich diese erwerben konnte:
Die Schütte zeigte deutliche Gebrauchsspuren, das optische Erscheinungsbild war also ziemlich mau
Der Rahmen wurde stark verändert, d.h. das Ringchassis wurde stark zusammengedrückt und in der Mitte mit einem Holzklotz zusammengeschraubt. Somit wurde die Spur von I auf 0 reduziert. Ferner wurde die rote Linierung schwarz überpinselt. Außerdem wurden artfremde Kupplungen angebracht. Das mittige Holzstück und die Kupplungen wurden entfernt und das Chassis wieder in seine ursprüngliche Form gedrückt. Die Schütte wurde mit Autopolitur gesäubert, das war wirklich kein großer Aufwand. Das Ringchassis wurde mittels eines "Q-Tip" und Aceton-freiem Nagellackentferner von der überflüssigen schwarzen Farbe befreit, so dass die originale rote Linierung zum Vorschein kam. Hier das Ergebnis:
Die passenden Radsätze liegen schon bereit, ebenso die Kupplungen. Sobald die Kupplungen vernietet sind werden die Radsätze eingesetzt. Es sind zwar einige Löcher zu viel vorhanden, aber wegen der Originalität bleibt dies so. Viele Grüße Wolfgang
Heute geht es um einen Wagen aus der Zeit vor 1900. Der Wagen war extrem schmutzig, insbesondere am Dach, auf einer Seite minimaler Schaden mit Deformierung der Trittstufen, die nicht mehr angelöteten Geländer hingen in der Luft. Die Radsätze waren "umgespurt" auf Spur II, in dieser Spur wurde dieses Modell nicht gebaut. Die Feststeller mussten nur entsprechend nach außen gedrückt und die Distanzhülsen zwischen Rad und Achslager entfernt werden. Somit wurde die Spur IIa = 67 mm erreicht. Eine der beiden Kupplungen ist abgebrochen, alle anderen Teile sind vorhanden. Hier die Bilder der Unterseite:
Nach Entfernen des groben Schmutzes stand für mich die Frage im Raum: Ist die Farbe am Dach noch zu retten? Zunächst habe ich mit reichlich Autopolitur das Dach gereinigt. Da die Farbe damals sehr spärlich und nur dünn mit einem Pinsel aufgetragen wurde, hatte sich im Laufe der Jahre um einzelne, zahlreiche Rostpickel, eine braun-beige Schicht gebildet, die zudem nicht einheitlich, sondern leicht wolkig erschien. Hier die Bilder:
Jetzt kam der Glasfaser-Pinsel zum Einsatz, und zwar nicht trocken, sondern erneut mit Politur. Dies ging aber nur unter Zuhilfenahme eines "Fadenzählers", einer Spezial-Lupe aus dem graphischen Gewerbe. Hier konnte ich die einzelnen Rostherde ausmachen und unter ständiger Kontrolle durch die Vergrößerung peu à peu entfernen. Hier das Ergebnis:
Fazit: bekanntlich bin ich kein Freund von Neulackierung, zumindest bei historischen Objekten. Erhalt geht vor Erneuerung, notfalls nur Ergänzung bei fehlenden Teilen. Die Kupplung ist eine sehr frühe Ausführung, müsste separat angefertigt und neu angelötet werden. Darauf habe ich bewusst verzichtet. Der bisherige Aufwand war zeitintensiv, hat sich aber gelohnt, die Original-Substanz wurde komplett erhalten. Die einzige Korrektur waren 2 Lötpunkte, Geländer zu den Treppenstufen, die Markus routiniert erledigt hat. Viele Grüße Wolfgang
Ergänzung: Die im vorigen Beitrag gezeigte Unterseite des Carette-Wagens wurde anschließend noch mit Stahlwolle trocken abgerieben, so dass der Oberflächenrost ziemlich verschwand. Siehe nachfolgendes Bild:
Dieses Konvolut konnte ich relativ günstig erwerben, denn in der Beschreibung war Spur I erwähnt, tatsächlich ist es jedoch die Spur II. Dabei waren noch 6 Wagen in unterschiedlichem Erhaltungszustand. Die grüne Farbe wurde dick überpinselt. Beim vorsichtigen Anschleifen an einer ebenen Fläche am Führerhaus musste ich allerdings feststellen, dass unter der grünen Farbe noch eine schwarze Farbschicht aufgetragen wurde. Von der originalen Farbe ist absolut nichts mehr vorhanden! Auch an den Radkästen, wo die Farbe offenbar auf die alte, teilweise verbrannte Farbe aufgetragen wurde, ist von der ursprünglichen Lackierung nichts mehr da.
Immerhin sind alle Teile, bis auf den unfachmännisch ersetzten Schlot vorhanden. Es ist eine Maschine kurz nach 1900, mit der ersten Kleeblattkupplung und der automatischen Umsteuerung, also genau wie jene Maschine in Spur I, die ich in einem anderen Beitrag [Lack entfernen] gezeigt habe, und zwar im Zusammenhang mit der Bearbeitung mittels Skalpell. Viele Grüße Wolfgang