Hallo zusammen, heute möchte ich eine Maschine vorstellen, die es in sich hat! Sie wurde ca. 1948-50 von einem Herrn Sauer aus der Nähe von Kiel in Messing gebaut. Vorgestellt habe ich sie seit 2012 schon an einigen Stellen, aber noch nicht von innen, und die tolle Mechanik aus dieser Zeit gezeigt, mit der diese Maschine unterwegs ist. Als ich sie bekam, wurde sie von einem 21-pol. Wehrmachtsmotor von Phillips/NL angetrieben, man hatte zu dieser Zeit keine anderen Möglichkeiten. Er lief sehr gut, aber durch die Übersetzung der Maschine kam ein zu langsames Fahrverhalten der Lok zustande. Zwischenzeitlich habe ich einen kleineren modernen Motor eingebaut, mit der die Maschine etwas schneller und gleichmäßiger unterwegs ist.
Sie hat eine gelenkige obere Kardanwelle, die in mehreren gelenkigen Teilen vom Motor aus bis nach vorne reicht, dort geht es über je zwei Zahnräder über einen kurzen Kardan auf die untere Antriebskardanwelle. Sie ist unten mit Zwischenzahnrädern bestückt und treibt damit jede einzelne Achse an. Sie reicht bis nach hinten unter den Motor. Man hätte auch vom Motor aus direkt nach unten über Zahnräder die untere Welle antreiben können, aber ich glaube, der Erbauer wollte einen ganz außergewöhnlichen und besonderen Antrieb bauen.
Zum besseren Verhalten im Radius habe ich eine mittlere spurkranzlose Achse eingebaut. Zur besseren Zugfähigkeit wurde die Maschine von mir auf der hinteren Achse mit Haftreifen an den Rädern bestückt. Den ursprünglichen einfachen Schleifer habe ich durch einen Trix-Express Schleifer aus der Herstellung von Ton Jongen/Kerkrade/NL ersetzt.
Sie wurde durch den Wehrmachtsmotor bedingt in 3L Gleichstrom Version gebaut. Ein Uhlenbrock Relais 55 500 unterstützt den Betrieb im Wechselstrom Bereich.
Die Radsätze sind damals 1948/49 von den gerade neu erhältlichen Märklin Dampfloks übernommen worden, die Steuerungen hat der Erbauer ebenfalls im Eigenbau selbst hergestellt. Die vier Loklaternenals Attrappen sind als Bleiguss ebenfalls vom Erbauer gefertigt worden.
Die Maschine bringt aufgrund der Messingbauweise ein Gewicht von über 700 g auf die Waage.
Hier einige Bilder und Makroaufnahmen:
Der Messingaufbau von innen ohne ...
und mit eingelegtem Wehrmachtsmotor, er passt genau.
Die Vorderseite des Wehrmachtsmotors aus der Herstellung von Phillips/NL 1940-44.
Die Rückseite mit dem braunen Bakelit Deckel und den Motoranschlüssen.
Die obere gelenkige Kardanwelle mit modernem Motor, ...
... links das obere Zahnrad für die Übertragung nach unten auf das Zahnrad des kurzen Zwischenkardan.
Links vor den beiden Zylindern das untere Zahnrad des kurzen Zwischenkardan, der bis hinter beide Zylinder reicht, dann der Übertrag nach unten wieder über zwei Zahnräder auf die untere starre Antriebskardanwelle. Eine sehr aufwendige Konstruktion und Antriebstechnik!
Von hier geht der Antrieb Stück für Stück weiter, treibt jeden Radsatz einzeln an bis zur hinteren Haftreifenachse.
Makroaufnahmen der ersten beiden Achsen ...
... und der hinteren Achse.
Darum kann man verstehen, dass dieser umfangreiche Antrieb immer gut geölt und mit Trix Fett eingefettet sein muss, damit er gut läuft. Die Maschine ist aufgrund ihrer Übersetzung kein Rennpferd, sie fährt eher langsamer und vorbildgerecht.
Ich hoffe der kleine Ausflug ins Innere der Maschine hat etwas Freude gemacht.
Gruß Hans-Gerd
Eisenbahner
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Hallo zusammen, die sehr hartnäckige rote und schwarze Farbe habe ich vom Wehrmachtsmotor entfernt und die eingestanzten Bezeichnungen für diesen 21- poligen Stellmotor freigelegt: Hier wird auch Werk 233 angegeben.
Das einzige, was ich im Netz über die Motorenbezeichnung "Gerät Nr. 19-5706A-2" gefunden habe, war eine Suchanzeige im Technikheft "Funkschau" 1953 Heft 13 im hinteren Teil.
Der Erbauer dieser obigen BR 85 war ein Herr Sauer aus der Nähe von Kiel. Er baute auch eine BR 62 und eine "entstromte" BR 06 aus Messing.