Hallo zusammen, eine alte SK 800 habe ich gestern mal fahren lassen wollen, aber es blieb nur beim "wollen". Es tat sich nichts mehr, es brummte nur. Vor Jahren fuhr sie noch sehr gut, aber sie hat lange in der Vitrine gestanden und ist längere Zeit nicht mehr gefahren worden. Sie ist eins der ersten brünierten Nachkriegsmodelle von 1945/Anfang 1946. Sie hat schon 6 Messing Nieten pro Seite für die vorne geteilten Handläufe, offenes Bürstenlager ohne Löcher für die frühere Bürstenklappe, breite graue Räder und brünierte schmalere Tenderräder. Beide Stecker vom Tender und auch beide Löffel des Schleifers sind aus Messing. Solche Maschinen wurden damals für die amer. PX-Läden hergestellt. Alle Räder der Lok waren lose, auch das alte seitlich geschraubte Gussrelais schaltete nur noch schwerfällig. Ich habe die Maschine geöffnet und dann total zerlegt und gesäubert. Dabei fiel mir auf, das die in der Schaltwalze des Relais befindliche Achse mit Stern total von Rost umgeben war, richtig festgebacken, daher auch der mühsame Schaltvorgang. Alles wurde gereinigt, vom Rost befreit und das alte Relais funktionierte wieder. Die losen Räder wurden ausgebaut, vom Ölschmutz der Jahrzehnte befreit und mit einer starken Schraubensicherung wieder in die richtige Stellung gebracht. Eine Achse war etwas krumm, sie wurde auch wieder gerichtet. Anker und Feldwicklung wurden kontrolliert und gesäubert und beiden Bürstenschrauben mit einem frischen Bürstenpaar bestückt. Nach dem Zusammenbau und der Ölung lief wieder alles zu vollster Zufriedenheit. Es ist erstaunlich, das solche Maschinen der direkten NK-Zeit auch nach 80 Jahren immer noch einwandfrei laufen und funktionieren. Ob die digitalen Maschinen unserer Zeit nach der gleichen Zeitspanne auch noch so einwandfrei laufen, wer weiß?
Hier einige Bilder der wieder einwandfrei funktionierenden alten SK 800:
Die damals noch üblichen Schraubbirnchen zur Beleuchtung. Diese Birnen wurden ab 1938 in Märklin Maschinen eingebaut, bis 1947/48 in der damaligen "Ostzone" die kleineren Steckbirnchen produziert wurden, die Märklin dann in seine NK-Entwicklungen einbaute.
Von der Technik her ist diese Maschine immer noch die Vorkriegsentwicklung die es ab 1939 gab.
Hier erkennt man deutlich die Messingnieten der Handläufe und auch die Messingstecker im Führerhaus für die Stromversorgung der Wagen am Ende des Tenders im Faltenbalg.
In den Faltenbalgsteckern konnte man die Stecker der Innenbeleuchtung der anhängenden Wagen einstecken. Märklin gab aber bei dem ab Ende 1948 überarbeiteten Modell SK 800 N die Weiterführung des Beleuchtungsstroms in dieser Form auf, der Tender war ab 1950 hinten geschlossen.
Von unten erkennt man noch die breite VK-Bauart der mittlerweile in grauer Optik hergestellten breiten Räder. Ab 1947 gab es anstelle der vollen Vorlaufräder kleinere Speichenräder, die bei den NK- Lokentwicklungen von Märklin zu Einsatz kamen.
Tenderunterseite aus brüniertem Blech gehalten von vier Messingschrauben mit roten DG aus Blech und schmäleren Gussrädern, die vollkommen, bis auf die Lauffläche, brüniert waren. Die bereits brünierte Tenderkupplung hat einen Messingstift als Halterung. Auch die Halterung der DG ist aus Messing.
Die hier noch zu sehende einfache vernickelte Heusingersteuerung aus der VK Entwicklung wurde bei der SK 800 N 1948 durch eine etwas detailliertere Variante ersetzt.
Das Modell von oben zeigt noch vier Dome auf dem Langkessel, ab 1950 wurden nur noch drei Dome auf der Kesseloberseite abgebildet.
Hallo Hans-Gerd, bin begeistert Das ist pure Nachhaltigkeit, die man auch heute allenthalben versprochen kriegt aber.........................genau. Für die neuen Modelle sehe ich die Probleme bei der Ersatzteilbeschaffung in 6-10 Jahren. Originaldecoder, hm......Antriebe, hm............Laufachsen/Laufräder,hm.............Kunstoffgehäuse,hm............Lok/Tenderkupplungen,hm.............Kunstoffritzel,hm hm............................................. Hier höre ich auf. Die Frage ist ja auch : Wie lange muß/will der Hersteller die Spare parts überhaupt vorrätig halten ? Heute geht es in der Regel um "more units" - meint Verkauf von Neuware. Dazu kommt, das heute kaum einer die Reparatur noch von der "pike auf lernt". Vermute, das die meisten "young collector" (wenn vorhanden), schon beim Wechseln des Haftreifen, oder dem lösen einer verharzten Lomomotive "scheitern". Es geht heuer viel zu viel analoges Wissen verloren ! Da sehe ich ein nicht zu unterschätzendes Problem auf die Sammlerszene zukommen.
Freue mich über Deinen SK 800 Bericht. Habe davon inspiriert meine eigene SK 800 gleich mal rausgeholt und werde die Lokomotive auf meiner Weihnachtsteppichbahn, nach Aufbau selbiger, gleich mal testen
Guten Abend zusammen. Eine schöne Maschine die wieder zum rollen gebracht wurde. Ich stimme voll zu was die gelungene Konstruktion der Firma Märklin betrifft. Als Baujahr '87 fühle ich mich mal als young collector angesprochen und möchte ganz kurz "Off topic" werden: Ich kann Haftreifen wechseln, ein paar putzige Zahnrädchen mit dem QTip auf Hochglanz polieren und Schraubglühlampen wechseln. Deshalb würde mich interessieren: können den die "old collectors" erklären was ein trinäres, digitales, Protokoll im Motorola-Chip 14502x bewirkt? Oder wie man Decoder der ersten Generation der Marke Märklin restauriert? Es wäre schön wenn es so wäre. Dann wären weniger der mittlerweile 30-40 Jahre alten Modelle mit Fremddecodern und Austauschmotoren verschlimmbessert. Auch wenn es schwer fällt in der heutigen Zeit, wo viele Schwierigkeiten haben, zu unterscheiden was Nachrichten und was Meinungen sind, wir Jüngeren sind weder völlig verblödet noch lernunwillig. Und vielleicht (nur vielleicht) sind wir ja die old collectors von morgen. Da wäre es doch schön wenn wir uns gegenseitig ein wenig mehr zu trauen könnten. Wer was kann, kann das auch ohne andere herabzuwürdigen.
Zusatz an die Admins: Wenn zu Off Topic, bitte einfach löschen. Danke
"Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten..." Otto von Bismarck
Hallo zusammen, als nächste Maschine habe ich mir eine SK 800 E aus der Vitrine herausgenommen, um hier auch nach der Fahrfähigkeit zu schauen. Sie funktionierte auf Anhieb, der letzte Betrieb war auch noch nicht lange her. Zerfallserscheinungen gab es keine, beide bisher vorgestellten SK 800 habe ich auch schon über 40 Jahre. Sie ist etwas jünger als die vorher beschriebene Maschine und wurde mit den vollen Vorlaufrädern im Jahr 1946 hergestellt. Die Technik ist gleich geblieben - Vorkriegsentwicklung, nur die Lokhaube unterscheidet sich grundlegend vom vorherigen Modell. Die Handläufe und Griffe mit den dazu gehörenden Nieten auf der Haube sind bei diesem Modell in angegossener Form als Bestandteil des Gehäuses dargestellt, der Tender ist gleich geblieben. Der Zusatz "E" zur Artikelbezeichnung SK 800 wurde von Bodo (Eugen und Karl) als Bezeichnung "Ersatz" in einem seiner Artikel aufgeführt. Das ist sehr plausibel, denn mir ist auch im Laufe der Jahre immer wieder eine von Märklin mit diesem Gehäuse versehene ältere SK 800 aufgefallen, auch als Austausch eines zerfallenen grünen VK-Gehäuses und das auch schon in den 1970er Jahren. Die meisten SK 800 E gibt es in lackierter Form, wenn man aber die Haube abnimmt und schaut unter den vier Domen in den Langkessel, erkennt man unter dem an dieser Stelle vorhandenen dünnen oder lacklosen Teil des Gehäuses die Brünierung. Sie wurde in der NK-Zeit auf allen SK Maschinen aufgetragen und wenn Farbe verfügbar war, was nicht immer gegeben war, wurde auch lackiert. Ansonsten wurde die Maschine in der schwarzen Brünierung an die PX-Shops abgegeben, dies war vermehrt in der frühen NK-Zeit der Fall. Die hier gezeigte SK 800 E hat keinen Lacküberzug und ist daher ein frühes 1946er Modell dieser Modellvariante.
Hier einige Bilder dieser nicht sehr oft anzutreffenden brünierten SK 800 E Variante:
Der originale Karton, die Auslieferungsstempelung ist nur noch hauchdünn wahrnehmbar, aber nicht mehr erkennbar.
Hallo Hans-Gerd, bin wie immer begeistert Für alle die sich für die SK 800 E interessieren, hier ein link aus unserem eigenen Forum von 2014 Märklin SK800 mattgrün "VK-Reparaturersatz"
Hallo Hans-Gerd, diese Lok aus meinem Jahrgang stand noch lange auf meiner Wunschliste. Zum 1. Mal bei Richter gesehen, Ende der 80-iger Jahre. War aber mit zu vielen Mängeln, dennoch teuer, also nicht gekauft. Danach immer wieder mal damit geliebäugelt, habe aber auf diesem Sektor den "Anschluss" völlig verloren. Habe nur einen Speisewagen in sehr gutem Zustand aus der PX-Serie, bis heute. Du hast ein sehr schönes Exemplar, Glückwunsch. Viele Grüße Wolfgang