Kürzlich gab es im bekannten Internet-Kaufhaus eine Holzburg von Kibri zu erwerben. Für mich war es das erste Mal, dass ich eine solche Burg zu Gesicht bekam. Anbei die Bilder:
Zusammengebaut ist das Stück (LxBxH) 39 x 35 x 32 cm groß rechnet man die Zugbrücke und die Auffahrt hinzu, kommt man auf eine Länge von 55 cm.
Bei der Zugbrücke fehlt eine Kette zum Hochziehen, welche ich demnächst mal ergänzen werde.
Die Burg besteht aus aufgesteckten Holzelementen und ist komplett zerlegbar
Die Einzelelemente können im Sockel verstaut werden. Das Holz hat eine Art Bewurf welcher dann in schönen Farben lackiert ist. Oft kann mit der Burg nicht gespielt worden sein, denn die Beschädigungen des Bewurfs sind relativ gering.
Der Stempel spricht für das Jahr 1935 - ich habe eine Katalogabbildung im 1937er Katalog gefunden. Für das Modell 188/1 ist dort eine Länge von 45 cm angegeben, welche nicht zu der von mir ermittelten von 39 bzw. 55 cm passt. Dennoch passt vor allem die Höhe, so dass es die Variante 188/1 sein müsste.
Interessant wäre für mich der Vergleich zu den anderen Artikelnummern.
ist doch erstaunlich. Als Unwissender hätte ich ohne den Stempel gesagt: na klar, ist wie soviele Burganlagen aus dem Erzgebirge. Ist es denn möglich das Kibri diese und weitere Holzsachen zugekauft hat? Kibri ist doch ein metallverarbeitender Betrieb gewesen. Oder sehe ich das falsch.?
ja richtig -es gab hauptsächlich Blech bei Kibri, aber auch schon immer Holzspielzeug, wie Kegelbahnen, Pochbretter, Kaufmannsläden oder eben auch diese Burg.
Selbst im Eisenbahnbereich gab es immer wieder Holzmodelle, z.B. die frühen Limo bzw. Milchverkaufsstände: Milchbude
Auch im 00-Bereich hat Kibri ab 1935 Holzmodelle angeboten wie z.B. den Übergang 0/44/10, die Böschungen für Trix und später dann das komplette Brückenbauprogramm.
Ob diese Dinge selbst gefertigt, oder zugekauft wurden, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Aufgrund des doch nicht ganz so kleinen Angebots an Holzprodukten, könnte ich mir aber durchaus eine eigene Fertigung vorstellen.
vielen Dank- denke dass Teil passt relativ gut zur 00-Bahn, allerdings ist der Platzbedarf erheblich, so dass ich die Burg nicht auf meine Anlage integrieren kann.
Bei 00-Vorführanlagen bildet sie aber sicherlich eine schöne Ergänzung.
stimmt, hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm. Bei so vielen Holzprodukten sollte es doch einige versierte Holzfacharbeiter gegeben haben. So klein war Kibri ja auch nicht. Und wenn da auch noch vielleicht Verpackungskisten aus Holz hergestellt worden sein müßten, war genug Arbeit vorhanden.
Könntest Du bei Gelegenheit mal ein Foto mit einer 00 Elastolin Figur vor dem Haupteingang des großen Gebäudes oder dem Turm machen, damit man mal eine Vorstellung von der Größenverhältnissen hat?
schön, dass diese seltene Kibri-Burg sichergestellt werden konnte.
Ich glaube, dass Kibri die Holzsachen von externen Lieferanten produzieren liess. So konne Kibri bei gutem Verkauf beliebig viele Unterauftragnehmer beauftragen. Für die Blechsachen hatte man die Fertigungseinrichtungen im eigenen Betrieb.
Glückwunsch zu der schönen Burganlage Patrick. Die macht sich sicher auf Deiner Fahranlage gut.
Zur Holzfertigung bei Kibri:
Aus einer Veröffentlichung von Prof. Friedrich Salzmann zur " geschichtlichen Entwicklung der Firma Kindler & Briel" geht hervor, dass Kibri zunächst bei Spielwaren aus Holz auf Zulieferer aus dem Umfeld von Böblingen zurückgegriffen hat.
Namentlich erwähnt sind die Firmen - Fuchs und Gebr. Bauer aus Bieberach, - Hartmann aus Waldenbuch, - Bissinger aus Böblingen, - H. Haas aus Ulm.
Bis 1930 sollen noch mindestens sechs verschiedene Holzdrehereien für Kindler & Briel gearbeitet haben.
Bereits 1924 ist bei Kibri eine eigene Schreinerei und eine für die Holzoberflächenbearbeitung geeignete Lackiererei für die Herstellung von Holzspielwaren eingerichtet worden.
Insofern gehe ich davon aus, dass die Burganlage direkt bei Kibri gefertigt wurde.
vielen Dank für die Ergänzungen zur Holzfertigung bei Kibri. Sicherlich ein großes Thema für sich....
Axel: für Dich noch ein paar Bilder zum Größenvergleich mit zwei Figuren aus den Märklin Satz 405 G bzw. 405 GN. Wie auch bei den anderen Gebäuden um 1935 sind die Gebäude für die 00-Figuren (die ja eigentlich zu groß sind) zu klein.
herzlichen Dank für Deine fundierten Ausführungen zum Thema Holz bei Kibri. Jetzt kann man sich das ein wenig vorstellen. Schade aber das Kibri und damit auch das Archiv in den 70. Jahren abgebrannt ist. Somit ist wohl Forschen mit neueren Fragestellungen nicht möglich.
Hallo Patrick, auch Dir Danke für den Nachschlag mit den Detailbildern. Meine Frage ging in die Richtung, da ich das Gefühl hatte, das Deine Burganlage vom Maßstab kleiner schien als die üblichen Burganlagen aus dem Erzgebirge von denen ich auch zwei Stücke von (mir) unbekannten Herstellern habe. Diese wurden ja mit Spur 0 Elastolin oder ähnlichen Figuren bespielt.
In diesem Zusammenhang: Ich war vor Jahren in dem sehr sehenswerten Spielzeug-Museum in Brüssel bei Herrn Blonduonc? (Name bekomme ich nicht mehr hin). Dort sah ich in einen Raum und ich glaube im Treppenhaus eine ganze Wand mit den unterschiedlichsten hölzernen Burganlagen. Einfach genial.
Aber ich möchte nicht abschweifen und Deinen schönen Thread nicht zerfleddern.
Hier geht es um Deine tolle Burganlage. Freue mich darauf diese mal live sehen zu können.
Hallo Patrick , Glückwunsch zu der schönen KIBRI Burg,
Diese K-Produkte haben eigentlich mit der Eisenbahn nichts tun , sondern eher mit den damals beliebten Aufstellfiguren (Anfangs noch aus Zinn , 20 mm Größe) und ab 1938 wurden diese Burgen auch für die Lineol 45mm Soldatenfiguren gerne benutzt. Kibri hat auch eine Anzahl Kasernen u.ä. für die 75mm HAUSSER und Lineol Figuren hergestellt.
Nachdem ich das Foto von Patricks Anlage kürzlich gesehen habe , muss ich hier etwas "zurück Rudern" und würde (doch auch) eine Verwendung für die Spur 00 andenken . Wie aber von Axel schon angemerkt , sind die "üblichen Burgen" aus den 1930 Jahren , schon was Mauerhöhe usw. angeht , für die größeren Figuren ausgelegt und mit den 4 Versionen der Kibri Burgen nicht vergleichbar .
Deine Kibri-Ritterburg gefällt mir sehr gut, Patrick! Ich habe eine große Schwäche für Ritterburgen und schon öfter mal mit einer geliebäugelt - wenn da nicht das Platzproblem wäre. Zwar lassen sich viele auch platzsparend zusammenpacken, so wie deine Ritterburg, aber ich habe meine Sachen gerne aufgebaut stehen.
Ich habe das mit der optimalen Größe der Figuren für die Burg nicht ganz verstanden. Findest du die gezeigten Figuren in der Größe nicht gut? Mit den Maßstäben für Eisenbahnen kenne ich mich gar nicht aus. Wie groß wäre so eine Figur in cm?
Zitat von Kibrifreund im Beitrag #8 Aus einer Veröffentlichung von Prof. Friedrich Salzmann zur " geschichtlichen Entwicklung der Firma Kindler & Briel" geht hervor, dass Kibri zunächst bei Spielwaren aus Holz auf Zulieferer aus dem Umfeld von Böblingen zurückgegriffen hat.
Namentlich erwähnt sind die Firmen - Fuchs und Gebr. Bauer aus Bieberach, - Hartmann aus Waldenbuch, - Bissinger aus Böblingen, - H. Haas aus Ulm.
Bis 1930 sollen noch mindestens sechs verschiedene Holzdrehereien für Kindler & Briel gearbeitet haben.
Bereits 1924 ist bei Kibri eine eigene Schreinerei und eine für die Holzoberflächenbearbeitung geeignete Lackiererei für die Herstellung von Holzspielwaren eingerichtet worden.
Insofern gehe ich davon aus, dass die Burganlage direkt bei Kibri gefertigt wurde.
Davon gehe ich auch aus. Holzspielwaren ohne aufwändige Drechselarbeiten dürften ab Mitte der 1920er Jahre überwiegend komplett selbst hergestellt worden sein. Z.B. bei der Burg von Patrick gäbe es da die kegelförmigen Dächer, für die "einfache" Drechselarbeiten nötig waren. Auch Kaufladenknäufchen lassen sich relativ einfach drechseln. Sie könnten vielleicht ebenfalls bei Kibri selbst hergestellt worden sein?
Bei anderen gedrechselten Holzeinzelteilen, wie aufwändigere Möbelfüße oder bei manchen Holzspielwaren, wie z.B. diese Kegelspiele oder Pochbretter, würde ich aber vermuten, dass sie nach wie vor von den gleichen Zulieferern bezogen wurden.
Was die Produktion von älteren Kaufläden, Puppenküchen und Puppenstuben aus Holz betrifft, die bei Kindler & Briel vor 1924 im Programm waren und sicherlich zugeliefert wurden, kann ich mit dieser Auflistung von Prof. Salzmann bezüglich zuliefernder Betriebe nicht sonderlich viel anfangen. Ich hätte da ganz andere Namen erwartet...
Frage vom Küken:
Wer ist eigentlich Friedrich Salzmann? Ein Kollege von Christian Väterlein? Wie steht Prof. Salzmann in Verbindung mit Kibri? Ist er Sammler oder Historiker? Irgendwo in Amt und Würden? Der werte Herr verursacht mir schon seit ca. 30 Jahren großes Kopfzerbrechen, bzw. nicht unmittelbar er, sondern eine Autorin, die sich auf ihn bezieht.
ZitatIch habe das mit der optimalen Größe der Figuren für die Burg nicht ganz verstanden. Findest du die gezeigten Figuren in der Größe nicht gut? Mit den Maßstäben für Eisenbahnen kenne ich mich gar nicht aus. Wie groß wäre so eine Figur in cm?
Die Figuren, die ich dazugestellt habe, sind die damals von Hausser hergestellten Massefiguren für die Spur 00, der Vertrieb fand auch über Märklin (405 GN) und Kibri (0/116/10) statt. Die Figuren sind rund 2,5 cm hoch. d.h. würde man den heutigen H0-Maßstab von 1:87 anlegen, wären die Figuren "in Echt" fast 2,20 m groß.
Sie sind größer als die spritzlackierten Türen der Burg, passen aber m. E. recht gut dazu, was wohl ungewöhnlich ist, denn wie Andreas ausgeführt hat, hat man damals eher mit den 4,5 cm Figuren von Lineol in Verbindung mit einer Ritterburg gespielt. Diese wie Andreas sagt damals "üblichen" Burgen haben dann auch eine entsprechend größere Mauerhöhe für diese 4,5 cm Figuren. Lange Rede, kurzer Sinn: die Kibri Burgen waren wohl kleiner und durchaus mit einer Eisenbahnanlage Spur 00 maßstäblich kompatibel. Hier ein Bild, dass ich letzte Jahr schon einmal gezeigt hatte und belegt, dass man die Kibri Burg recht gut in eine 00-Anlage der Vorkriegszeit integrieren kann.
Maßstäblichkeit spielt bei meiner Anlage natürlich sowieso keine wirkliche Rolle
Vielen Dank für die Erklärung zu den Figuren, Patrick!
Sicher gibt es noch ein weiteres Thema von dir, in dem du diese schöne Anlage näher zeigst? Setzt du mir einen Link? Ich finde mich im Forum noch nicht so gut zurecht.
Ich möchte nun nicht schon wieder ein Thema mit Kaufladen-Belangen zuplaudern, aber dass z. B. die Gebr. Baur in Biberach an der Riß (Biberach, nicht Bieberach) einer der Holzspielwaren- Zulieferer für Kindler & Briel gewesen sein sollen, halte ich für völlig ausgeschlossen. Diese Firma hat Kibri beliefert, aber lediglich mit Tragant-Waren, Kaufladen-Artikeln aus Marzipan und allerlei anderen Verkaufswaren, die mit Süßigkeiten gefüllt waren. Die Firma wurde schon 1829 gegründet; verwendete verschiedenste Warenzeichen, das bekannteste dürfte wohl Ba-Bi sein.
Die Zusammenarbeit/Reklame scheint gegenseitig gewesen zu sein: Auf alten Katalogabbildungen der Gebr. Baur sind Kibri-Läden zu sehen und in Kibri-Katalogen sind Ba-Bi-Produkte in den Kaufläden ebenfalls deutlich zu erkennen. Sie wurden bei Kibri auch zeitweilig mitverkauft. Die Gebr. Baur waren aber m.M.n. nicht die einzigen Hersteller, die Kindler & Briel mit Kaufladen-Artikeln beliefert haben.
der von Michael in Beitrag #8 aufgeführte Zulieferer "Hartmann aus Waldenbuch" existierte bis 2010 und hat wohl lange für Kibri produziert. Die im 1957er Katalog aufgeführten "Rasenspiele" (Krocket un Boccia) stammten mit ziemlicher Sicherheit aus der Drechslerei Johannes Hartmann. Mein Vater war ein guter Bekannter des einstigen Seniors. Um 1960 durfte ich meinen Vater zu einem Besuch von Herrn Hartmann begleiten. Dieser schenkte mir zum Abschied eine große Holzkiste, in der sich ein komplettes Krockett-Spiel befand....... . Dass er die Drechslerei für Kibri produzierte, war mir Knirps natürlich nicht bekannt.