Ende 1947 hat Zeuke eine E18 bzw E19 beworben und für diese Loks einen 2m Schienenkreis angekündigt. In dem Zeitraum waren doch die Blechgleise auf den Holzschwellen üblich. In dieser Ausführung ist jedoch kein 2 m Kreis bekannt. Es soll wohl aber ein Werbeblatt dazu existieren.
Und dann tauchte plötzlich was ganz verrücktes auf. Vor 4 oder 5 Jahren bot ein Verkäufer eine E 19 mit Wagen , deren Herkunft noch immer unergründet ist und Schienenmaterial, das bisher unbekannt war, an. Es handelte sich dabei um einen 2 m Schienenkreis mit jeweils zwei Geraden und die waren als Böschungsgleis in Alu-Guß gefertigt. Wie gesagt völlig unbekannt, wobei zwischenzeitlich ein weiterer Kreis aufgetaucht ist. Das wars dann aber. Vorerst. Ich wurde irgendwann angesprochen mit der Frage, ob es möglich ist , diese Schienen nachzufertigen. Ich brauchte nicht lange überlegen. Erstens bestand die Möglichkeit einer neuen Herausvorderung und zweitens konnte ich mit Erlaubnis die Schienen mehrfach abgießen lassen und so für mich ein Replikat nach meinen Vorstellungen fertigen. Also ging das Procedere von neuem los. Allerdings war es diesmal etwas unkomplizierter, der Arbeitsaufwand aber nicht weniger gering. Trotzdem benötigte ich ein Modell des Originals, der gebogenen und der geraden Schiene.
Das ist ein bißchen verrückt, dass bei solchen Aktionen immer die selben Verdächtigen involviert sind, aber so ist das eben. Nun zu den Schienen. Um die Muster zu verwenden wurde der Mittelleiter und die Verbindungsstifte entfernt und die Teile in Formensilikon gegossen.
Nun ist es so, dass Aluminium beim Gießen schrumpft. Und zwar ca. 1,3 % . Das macht bei einer Länge von 30 cm etwa 4 mm. Bei einem komplett neuen Kreis mit Geraden ist das egal. Die Gerade kann man auch paarweise in den vorhandenen originalen Kreis einsetzen. Mit den gebogenen wird es problematischer, aber das stand ja nicht zur Aufgabe. Um dennoch dem Schwinden entgegen zu wirken, hab ich zwischen die Formhälften einen 2 mm dicken Streifen Pappe eingepaßt und das Ganze dann mit Resine Gießharz ausgegossen. Jetzt hatte der Gießer ein belastbares Original, mit dem er den Sandguß ausführen konnte.
Dieser Gießling mußte sich nun einem aufwendigen Prozeß unterziehen. Zuerst wurde die Lauffläche der Schiene unter Zuhilfenahme von Schmirgelleinewand begradigt und geglättet. Um ein gutes Ergebnis zu bekommen, spannte ich die Leinewand auf eine große Glasplatte und bewegte die Schiene darauf kreisförmig hin und her. Dann wurde der Rohling auf die Lauffläche auf die Fräse gespannt und die Rückseite auf ein vorgegebenes Maß abgefräst. Es folgten die Stirnseiten.
Die Fertigung des Mittelleiters bereitete einige Bauchschmerzen. Der Hersteller des Originals hatte dafür Fahrradspeichen verwendet, welche auf Schrauben gelötet und durch eine Hülse elektrisch von der Schiene getrennt waren. Als Verbinder der Mittelleiter untereinander fungierte der Speichennippel. Nachdem ich dafür das passende Material beschafft hatte war basteln angesagt.
Zum Schluß mit einer Lehre die Löcher für die Schienenverbinder und damit alles zusammenhält auch noch kleine Nieten mit Drahtbügel an den äußeren Enden eingebohrt. Nach dem Zusammenstecken der Einzelteile mußte noch die Stöße etwas begradigt und verputzt werden. Das Ergebnis war zufriedenstellend. Die Lok fuhr nach dem Anpassen der Schienenstöße anstandslos ihre Runden. Der große Kreis mißt 3,5 x 5 m und der kleinere 2 x 3,5 m.
Der Arbeitsaufwand war dafür ganz erheblich und ist auch nur aus Liebhaberei an dieser Seltenheit zu rechtfertigen. Aber, wer das Eine will, muß das Andere mögen. Welche Blüten der Wahnsinn treiben kann, ist daran zu erkennen, dass ich gerade dabei bin, Weichen und einen Prellbock für dieses System zu entwerfen und natürlich zu fertigen.
Übrigens, Materialknappheit zur Nachkriegszeit immer propagiert, schien bei diesem Produkt nebensächlich gewesen zu sein.
Ypsilon. die Modelle haben mit einer Schaltzunge anstandslos funktioniert. Sollte es wider erwarten in die Hose gehen, schmeiß ich eben alles in die Spree...
Dieses Projekt "Erweiterung Böschungsgleis" ist jetzt beendet. Die Weichen sind vervollständigt und haben im Schienenkreis ihren Platz besetzt. Es ist nun ein Abstellgleis mit Prellbock innerhalb oder außerhalb des Kreises möglich. Die Weichen werden mit einem Stellhebel betätigt und funktionieren. Entsprechende Isolierungen an den Zwangsführungen gewährleisten ein kurzschlußfreies fahren. Hinzuzufügen wäre noch, dass dieses Böschungsgleis im Original nur im Rahmen von größeren Treffen aufgebaut und präsentiert wird. Es ist wegen des großen Platzbedarfs und dem Aufwand beim Aufbau unzweckmäßig über einen weiteren Ausbau nachzudenken. So und nun muß ich mich mal um meine anderen Projekte kümmern.