Hallo zusammen, im Nachtrag 1 OA 0748 st zum Hauptkatalog D 47 erschien 1948 das erste Fahrzeug der vereinfachten 790er Reihe mit Handschaltung, die bis 1950 in nur zwei Fahrzeugen hergestellt wurde. Diese RS 790 in der graublauen und roter Farbe der letzten Reichsbahn E 18/E 19 war die vereinfachte Ausführung der zur gleichen Zeit erschienen grünen Märklin Modelle RS 800 N und ES 800.
Sie wurde in der Zugpackung RS 790/3 mit den Güterwagen 364, 372 und 382 mit Gleisen und Trafo 260 als komplette Zusammenstellung angeboten. Jedes Teil aus dieser Packung konnte aber auch einzeln gekauft werden.
Im Nachtrag 2 1A 0349 br zum Hauptkatalog D 47 erschien Anfang 1949 die zweite Maschine dieser Reihe, die T 790 in blaugrauer Farbe, auch mit Handschaltung, sie war hier als einzelne Maschine abgebildet.
Im kurz darauf folgenden neuen Hauptkatalog D 49 05/49 waren dann beide Fahrzeuge zu sehen. Beide Maschinen wurden als komplette Zugpackung mit den vorherigen Wagen, Gleisen und dem blauen Trafo 260 als RS 790/3 und T 790/3 angeboten. Der spezielle Trafo 260 hatte keine Umschaltfunktion für die Fahrtrichtung. Jeder Zusammenstellung lag eine Gebrauchsanweisung bei.
Im nächsten Hauptkatalog D 50 06/50 wurden die Anzahl der Zugpackungen ausgebaut mit den Personenwagen 327 und dem Packwagen 328 als RS 790/27/3 und T 790/27/3. Die T 790 erschien nun in schwarzer Farbgebung.
In der Preisliste 1951/1 b zu Katalog D 50, gültig ab 15. September 1951, wurden alle Artikel der 790er Reihe nochmals ohne Preise aufgeführt, aber mit dem Hinweis „Artikel ohne Preise werden nicht mehr hergestellt und sind größtenteils durch Artikel der Neuheitenliste ersetzt.“
Die 790er Artikel wurden in der Zeit danach regelrecht zu billigen Preisen „ausverkauft“.
Im "Werner Böttcher Bastelbrief" vom 25. Januar 1952 gibt es auf Seite 16 eine Anzeige von "Der billige Jakob". Dort heißt es "Achtung! Achtung! "Der billige Jacob" verschleudert solange der Vorrat reicht. ... und zwar diesmal fabrikneue Märklin Artikel." Die beiden 790er Zugpackungen mit Trafo 260 für je 48 DM, "Trafo 260 früher 27 DM, jetzt 16 DM, RS 790 früher 20 DM, jetzt nur 12 DM, T 790 früher 21 DM, jetzt nur 12 DM"
Auch ein Grund mit zu dem Ausscheiden dieser Artikel ist die Tatsache, dass die TM 800 den beiden T 790/RS 790 nach ihrem Erscheinen 1949 den Rang als kleine preisgünstige Lok ablief. Sie war moderner, modellmäßiger, fernsteuerbar und kostete nur 6,50 DM mehr.
In der damaligen Zeit ab 1950 sah man im Märklin Katalog viele neue Modelle, viele ältere Entwicklungen, z.T. noch aus der VK-Zeit, wurden daher nicht mehr hergestellt und noch vorhandene Ersatzteile aufgebraucht.
Hier einige Bilder der RS 790
RS 790 in erster Gehäuseausführung 1948/49, vorne ohne Öffnung über den Frontfenstern
Der Handschalthebel auf dem Dach steht in Mittelposition "Halt mit Beleuchtung"
RS 790 mit Karton der Zugpackung
Motorschild mit seitlichen Federschrauben, flacher Handschalter in einfacher Ausführung.
Mit großer Feldwicklung.
Rote RS 790 in der zweiten Gehäuseausführung mit Öffnung über den Frontfenstern.
Mit Zuleitung vom oberen mittleren Lötpunkt der Handschaltung zum Lötpunkt auf der rechten Motorseite, ...
... sie hat die kleine Wicklung mit nur einem Kupferdraht.
Bilder der T 790
Die erste Gehäuse Variante in grau/blauer Farbgebung. Einige der Maschinen hatten die farbliche Lampeneinfassung vorne in schwarzer Farbe und auch schwarze Zylinder, bei den meisten Maschinen dieser Serie waren diese Teile in den Farben des Aufbaus.
Bei dieser Maschine ist die erhabene Wasserkasten Umrandung farblich schwarz abgesetzt, bei der Kontrolle unter dem Schwarzlicht ergibt sich kein Unterschied zu den anderen Farben.
T 790 mit erster Motordeckel Variante mit großen Federspiralen. Sie hat die kleine Motorwicklung mit Kabel vom Handschalter zur rechten Motorseite. Runder Handschalter.
T 790 mit zweiter Motordeckelvariante mit kleinen Federspiralen. Sie hat die große Motorwicklung mit Zuleitung direkt aus der Wicklung an die rechte Motorseite ...
... mit rundem Handschalter.
T 790, 2. farbliche Gehäuse Variante in schwarzer Farbgebung von 1950.
Motor mit großer Feldwicklung, Zuleitung direkt aus der Wicklung zur rechten Motorseite ...
... und runder Handschalter.
Für die T 790 wurde 1948 gegenüber der alten T 800 die neue vordere Beleuchtung eingeführt mit Distanzring, Isolierstück und Lampenhalter. Das man sich bei der Montage diese Teile ersparen kann, sieht man in der letzten Produktion dieser Maschine von 1950.
Man erinnerte sich wieder an die VK Verkabelung beim ganz alten Lampenhalter und verlängerte einfach das gelbe vom Motor kommende Kabel über eine Lötstelle an der Rückseite der Steckbirne. Der gekürzte Ständer für den Handumschalter stammt von einem Schaltrelais von 1950. Sollte ein Steckbirnchen defekt sein, lötete man es einfach aus und verlötete ein neues Birnchen. Zwei einfache Lötstellen ersetzten den Materialaufwand der Lampenhalterung. Dadurch hatte man für die Herstellung der T 790 Material und Kosten gespart und brauchte diese Teile auch nicht mehr als Ersatzteile nach zu produzieren.
im Rundschreiben vom 26. Juli 1948 teilt Märklin mit:
"Der billige Güterzug RS 790/3 kann bald geliefert werden."
Aus dem Anschreiben vom 08. März 1951:
"Wir benützen diese Gelegenheit, Ihnen als Drucksache unsere Liste der diesjährigen Neuheiten zu über- mitteln nebst unseren neuen roten Preislisten 1951/1a, in welchen angegeben ist, welche Artikel unseres Sortimentes Spur H0 wie Spur 0 in diesem Jahr nicht mehr geliefert werden können."
Dies betrifft auch die Artikel des 790er Sortiments.
Im neu eröffneten Märklineum werden preisgünstige Anfangspackungen aus verschiedenen Jahrzehnten vorgestellt, darunter auch der Inhalt der Packung RS 790/3. Allerdings müssen wir als Sammler über den Zustand, die Auswahl und die Zusammenstellung der Wagen (u.a. 381 statt 382) großzügig hinwegsehen. Auch über die Datierung lässt sich je nach angelegten Grundsätzen streiten. Zumindest auf dem Papier ist das 790er Sortiment auch noch auf der Nürnberger Messe 1951 im Programm. Bis zur Bekanntgabe des Auslaufens im Mai 1951 vergehen auch danach noch einige Wochen.
die Artikel des 790er Sortiments machen auch noch die Preiserhöhung vom 10. Februar 1951 mit und sind zuletzt im April 1951 samt Preisangabe in der Preisliste 1951/1 aufgeführt.
Der im Märklineum gezeigte Zug RS 790/3 ist für die Ausstellung zusammengestellt worden, wurde also nicht gemeinsam alt.
In einem wesentlichen Punkt unterscheidet sich die in Göppingen gezeigte Maschine von der Serien- Ausführung: Der Hebel auf dem Dach der RS 790 wird noch quer zur Fahrtrichtung bewegt.
Letzteres kann man unschwer erkennen, wenn man sich reckt und sein Smartphone auf das Dach blicken lässt.
... eine kleine Anmerkung zu #2: Ich könnte mir auch vorstellen, dass der "billige Güterzug RS 790/3" und auch die anderen Zugpackungen mit Güterwagen nicht immer mit den Wagen der Katalogabbildung bestückt waren. Denn hier fanden sich auch die unter normalen Umständen ausgesonderten Gusshauben einer RS 790, die zwischen den Frontlampen nicht vollständig in der Form ausgebildet war, wieder. Sie war rot lackiert dann in dieser Packung verkauft worden. Einige Zugpackungen, die ich aus einwandfreien privaten Quellen bekommen habe und vom ersten Eigentümer stammten, waren nach Rückfrage wagenmäßig etwas anders bestückt als in der Katalog Abbildung.
Die grüne RS 790 hat eine doppelte Feldspulenwicklung und daher nur einen einpoligen Handumschalter, die anderen beiden Loks mit einfacher Feldspulenwicklung haben als Handschalter einen Polwechsler. Meine grüne RS 790 hat wie die gezeigte rote und die T 790 einen Polwechsler mit einfach gewickelter Feldspule. Bei den beiden RS sind übrigens die Motorschilder gegen neuere Ausführungen getauscht worden. Bei diesen verursachen die Bürstenfederhalterungen meist einen Kurzschluss an der Gussnase der hinteren linken Fensterhalterung im Gehäuse. Daher müsste diese abgeschliffen oder isoliert worden sein. Die T 790 hat noch das alte originale Motorschild. Grüße von elaphos