Vielleicht muss ich erst einmal erklären, was ich unter dem "Märklin-Stil" verstehe (auch darüber kann man gerne diskutieren): - Goldene Fensterumrahmungen - Bei den Dampfloks goldene Kesselringe - Vernickelte/verchromte Puffer - Geprägte Nietenreihen - Die Fix-Kupplung
Hab ich was vergessen? Was hatten andere Hersteller schon vorher bzw. was haben sie übernommen?
sicherlich muss man den Begriff "Märklin-Stil" zeitlich eingrenzen. Märklin gibt es noch heute.
Hier habe ich hoch-genaue Modelle vor Augen.
Wie bereits beschrieben, waren und sind Spielsachen immer Nachbildungen (hier) von vorhandenen technischen Errungenschaften.
Mein Schwerpunkt des Gefallens liegt bei Spielbahnen vor oder um 1900. Ich habe Märklin Loks und Züge gesehen, die mir besser gefallen haben, als die von Bing. Ich habe Loks und Züge von Schönner gesehen, die mir besser gefallen haben als...
Was mir gefällt, ist der Stil, die Vereinfachung. Wobei die Modelle möglicherweise damals hoch-präzise waren. Wo genau setzt sich Märklin, oder wann genau, von wem ab?
Damit die von Karl angestrebte Diskussion nicht schon in den Anfängen stecken bleibt, eröffne ich nun auch den Reigen: Zunächst müsste man den "Märklin-Stil" definieren. Ich verstehe darunter eine hohe Qualität der Fertigung, zunächst Handlackierung mit Grundierung und Liebe zum Detail. Insbesondere das größere Zubehör, also Bahnhöfe, Schuppen usw. wurden sehr aufwändig gefertigt, und das war bereits etliche Jahre vor 1900 der Fall. Ich denke schon, dass Märklin eindeutig eine Vorreiter-Rolle inne hatte. Vielleicht auch weil Lutz einen hohen Standard hatte und dieser weitergeführt wurde. Wer war damals noch am Markt? Schoenner mit seinen Spiritus-Loks, Wagen, Gebäuden, Zubehör, usw. Die Lackierung: generell ohne Grundierung. In nur seltenen Fällen ist bis heute bei originalen Stücken ein einigermaßen akzeptabler Zustand erhalten geblieben. Plank ebenfalls auf dem Sektor Spiritus-Loks aktiv, aber hinsichtlich Lackierung etliche Stufen besser als Schoenner. Carette in den Anfängen unter der Ägide von Bing ebenfalls mit Spiritus-Loks aktiv, die Lackierung zunächst qualitativ mangelhaft, aber in Richtung 1900, nachdem man selbst vermarkten musste, deutlich besser und teilweise richtig schön. R&G Nachfolger, also die Egelhaaf-Ära ab 1896, qualitativ von der Lackierung vergleichbar mit Märklin, allerdings bei den Wagen teilweise mangelhaft von der Farbhaftung sofern die Bleche nicht entfettet wurden. Beim Zubehör: absolute Sonderklasse mit teilweise changierender Farbgebung und durchaus vergleichbar mit Märklin. Bezüglich der Loks gab es bei den einfachen Ausführungen keine Probleme, aber bei den etwas anspruchsvolleren Teilen gab es Probleme beim Umschalten. Bing hat erst ab 1898 so richtig losgelegt mit selbst gefertigten Wagen und Zubehör, handlackiert und die Uhrwerkloks, die erstmals 1895 gefertigt wurden, bekamen langsam ein besseres Niveau, um 1902 richtig Klasse, aber ab 1904 ging es dann in die einfachere, lithographierte Richtung und war dann mit Märklin nicht mehr vergleichbar. Fazit: Märklin hat sein hohes Qualitätsniveau über viele Jahre beibehalten, andere Hersteller sind verschwunden, der Hauptkonkurrent war somit Bing, der aber eine andere Richtung eingeschlagen hatte. Es gab dann noch Karl Bub und auch Kraus-Fandor, die sich jedoch beide nicht den Märklin-Stil angeeignet hatten und einen eigenen Stil entwickeln konnten. Märklin ist deshalb in der Gruppe der Eisenbahn-Sammler eindeutig die Nummer eins, dies spiegelt sich nicht zuletzt am Markt wieder, schon alleine durch die Anzahl der Angebote und der nachfolgenden zahlreichen Anbieter von Märklin-Nachbauten. Viele Grüße Wolfgang
Ja, Märklin steht mit Abstand an erster Stelle, und es muss immer noch unheimliche Mengen von Märklin-Spielzeug geben. Das wurde nicht so einfach entsorgt, weil eben Märklin draufstand. Viele andere Marken wurden weggeschmissen, meistens von den Frauen. Beispielsweise hat aktuell meine Frau aufgeräumt und einen großen Stapel Urkunden über Bier, Biersteuern usw. von etwa 1650 bis um 1820 zum Altpapier gegeben. Was soll man da noch sagen ? Die einzige Beruhigung für mich ist, dass so etwas auch in Weimar in der Biblithek verbrannt ist. Und woanders auch.
Zitat von Udo im Beitrag #7Beispielsweise hat aktuell meine Frau aufgeräumt und einen großen Stapel Urkunden über Bier, Biersteuern usw. von etwa 1650 bis um 1820 zum Altpapier gegeben.
Nur so können wertvolle Teile entstehen.* Hat deine Frau etwas übersehen?
Herzliche Grüße Heinz
*Damit hat sich die digitale Welt noch gar nicht befasst. Wenn alles erhalten bleibt. Wer will sich es sich später anschauen?
Ja, es bleibt nicht alles erhalten. Aber trotzdem doch ganz viel. Das wird dann im Internet iwo erwähnt und dient zur Wisensbereicherung. Beispielsweise Märklin. Unter dem Stichwort ist es auch meistens wieder abrufbar, aber auch nicht immer. Beispielsweise Videos YT von Märklin aus den 30-er Jahren.
Es gibt übrigens nicht nur die von Botho erwähnten Berge von Aktenordnern zu Patentstreitereien von BING in Nürnberger Kellereien, sondern noch viel mehr einige hundert Jahre alte Akten auf Dachböden in Schlössern und Burgen und Museen und sonstwo, die noch nicht erfasst worden sind. Dabei sitzen täglich Leute über diesen Akten und lesen und digitalisieren diese.
Ob meine Frau etwas übersehen hat? Nein, eigentlich bis auf ein paar Reste nichts.
Zum Märklin-Stil. Bei uns mag Märklin die Nr. 1 sein, aber wie sieht das das Ausland? Meine Erfahrung ist, dass man zwar die Qualität (Robustheit) schätzt, aber gleichzeitig auch den „plumpen" Stil beim Rollmaterial kritisiert – zu groß, zu wuchtig. Typisch deutsch eben. Im Ausland muss man nicht immer nur Märklin haben.
Hallo Heizer, auch wenn Märklin weltweit bei den Sammlern beliebt ist gibt es trotzdem viele eigene Modellbahnvorlieben. Bei den Amerikanern ist Lionel die Nr 1. Dagegen ist Märklin filigran, der klassische Lionel Stil ist was für Grobmotoriker, mit den älteren Loks kann man problemlos einen Nagel in die Wand schlagen.
Das Märklin einen so hohen Stellenwert hat liegt wohl weniger am Stil, sondern daran das sie heute noch existieren und jede Sammlergeneration diesen Hersteller aus eigener Kindheit kennt.
Ich weiß nicht, ob so eine Art Nationalbewusstsein mit im Spiel ist – z.B. Brexiter stehen auf Hornby und Basett Lowke usw. In Holland, Belgien, Frankreich tendierte man mehr zu Fleischmann und BING als zu Märklin, weil kleiner und feiner, wenn es schon keine Nationale Marke wie JOUEF usw. sein sollte. Vom unterschiedlichen Preissegment der versch. Hersteller war dabei nie die Rede. Immer nur die optische Anmutung – Lediglich Händler waren von Märklin begeistert. Soweit meine Erfahrung.