Mit der Zunahme des Eisenbahnverkehrs mussten sichere niveaufreie Zugänge zu den Bahnsteigen geschaffen werden. Entweder wurden Fußgängerbrücken gebaut, die aber sehr hoch und beschwerlich waren und viele Treppenstufen benötigten, oder Gleisunterführungen, die mit deutlich weniger Treppenstufen auskamen.
Treppenanlagen müssen aber im Winter ständig verkehrssicher gehalten werden, die Schnee- und Eisbeseitigung ist sehr arbeitsintensiv. Um diesen Aufwand einzudämmen, wurden sehr schnell Treppenüberdachungen eingeführt.
Zu den typischen Elementen der Berliner bzw. der preußischen Eisenbahnarchitektur gehören die Treppenüberdachungen im Gewächshausstil. Als ab 1890 auf vielen Berliner Eisenbahnstrecken eigene Vorortgleise und damit auch eigene Vorortbahnsteige gebaut wurden, entstanden diese Treppenüberdachungen in einheitlicher Bauweise. Das tragende Gerüst besteht aus Eisenprofilen. Im unteren Bereich waren die Felder mit Blechen verkleidet, im oberen Bereich waren die Felder fast vollständig verglast, um möglichst viel Tageslicht in die Treppenanlage hineinzubekommen.
Der Bahnhof Marienfelde bekam 1903 einen Mittelbahnsteig mit Gleisunterführung, der mit diesen Treppenüberdachungen ausgestattet wurde. Erfreulicherweise wurden diese Überdachungen als erhaltenswürdig eingestuft und sind noch heute vorhanden.
Zugang von der Straße
Rückwand auf dem Bahnsteig
Rückwand und Seitenfläche auf dem Bahnsteig (man kann die große Länge erkennen)
Zugang zur Treppe vom Bahnsteig
Bilder der Treppenüberdachungen am Bahnhof Marienfelde (Bilder von 2021 und 2022, DW)
Für unsere Tinplate-Anlage sollen diese Treppenüberdachungen nachgebaut werden. Allerdings kann es hier keinen exakt maßstäblichen Nachbau geben, der sonst zu groß werden würde. Auch die feingliederigen Glasfelder wird man etwas vergröbern müsse. Es wird also eine Interpretation im Tinplate-Stil sein müssen.
Bahnhof Berlin-Lichtenrade, 2010 (Bild aus der Wikipedia)
Auch am Bahnhof Lichtenrade gab es diese Treppenüberdachungen im Gewächshausstil. der Mittelbahnsteig wurde 1910 gebaut. Auf beiden Seiten des Bahnsteigs waren die Gleise der Dresdener Bahn angeordnet, die vom Vorort- und vom Fernverkehr befahren wurden. Im Jahr 1939 wurden die dampfbetriebenen Vorortzüge auf elektrischen S-Bahnverkehr umgestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es hier keinen Fernverkehr mehr und mit dem Mauerbau im August 1961 hatten die S-Bahnzüge hier ihre Endstation. Die Bahnschranken südlich des Bahnhofs wurden nicht mehr benötigt. Dennoch mussten die Treppenanlagen noch rd. 25 Jahre weiter benutzt werden. Von links und von rechts musste man zunächst in den Fußgängertunnel heruntersteigen, um dann wieder zum Mittelbahnsteig hochzusteigen.
Nach der Übernahme des S-Bahnbetriebs von der Reichsbahn durch die BVG im Jahr 1984 wurde diese Situation unter Wahrung der historischen Bausubstanz umgebaut. Die mittlere Treppenüberdachung wurde auf der Rückseite geöffnet und dient nun als Bahnsteigzugang. Der Tunnel und die Treppen wurden verfüllt. Die beiden seitlichen Treppenüberdachungen wurden nun für wettergeschützte Fahrradstellplätze genutzt. Nach der Wende 1989/1990 konnte die S-Bahn nach Süden bis Blankenfelde verlängert werden, nun musste wieder eine Schrankenanlage errichtet werden. Auf dem Bild aus dem Jahr 2010 sieht man das durchgehende S-Bahngleis links. Rechts vom Bahnsteig endet das Gleis weiterhin vor dem Bahnsteigende.
Gebäudereste am Bahnhof Lichtenrade, gleiche Perspektive wie im Bild oben, 2022 (DW)
Für den Wiederaufbau der Dresdener Bahn für den Fernverkehr wurde größere Teile dieses städtbaulichen Kleinods leider 2021 abgerissen. Das stadtbildprägende Empfangsgebäude im oberen Bild rechts mit der Aufschrift Lichtenrade auf weißem Band, das an der Straße gut sicthbar war, gibt es nicht mehr. Es sind nur noch die hinteren Gebäudereste erhalten geblieben. Die historischen Treppenüberdachungen konnten zum Glück gesichert werden, am rechten Bildrand ist eine davon hinter der Bretterwand zu sehen.
Seit gestern grüble ich darüber nach, welche Tinplatehersteller Nachbildungen dieser Treppenhäuser angeboten haben. Das Thema ist ja sicher nicht uninteressant gewesen für größere Bahnhofsanlagen und alle Mittelbahnsteige ohnehin.
Fußgängerüberwege, also Brücken, gibt es ja sehr viele. Bahnsteigsperren, Sperrenhäuser usw. - alles vorhanden. Aber die Nachbildung von Fußgängerunterführungen mit ihren Treppenhäusern? Mir fällt derzeit fast nichts ein.
Die Bahnsteige 2639 (1919 - 1929) von Märklin hatten angedeutete Treppen mit Geländer und Schild. Sie sitzen aber eher verschämt in der Ecke.
Gab es etwas bei Kibri? Ich habe nichts gefunden.
Bei Ypsilon gab es ein Programm mit Bahnsteigen, Bahnsteigverlängerungen und verschiedenen Häusern. Dort auch Treppenaufgänge. Ebenso wurden die Mittelbahnsteige mit Unterführung dargestellt. Märklin und Bing gaben sich mit Hütten und Bänken zufrieden...
heute vormittag hatte ich mich Ypsilon telefoniert, wie man eine derartige Treppenüberdachung für eine Tinplate-Bahn bauen könnte. Auf jeden Fall sollte sie aus Blech ausgelasert werden. Da man auf einer Anlage mehrere dieser Stücke benötigt, lohnt sich auch die Vorbereitung.
Nun geht es an die Festlegung der Maße. Ein maßstäblicher Nachbau kommt nicht in Frage, das würde den Rahmen sprengen.
Als erste Orientierung könnte die Treppenüberdachung von Remod (Nachfolger von Ypsilon) herangezogen werden.
Im Remod-Katalog sind die Maße L= 18,5 cm, H =15,5 cm und B = 12,5 cm genannt, inkl. des Bahnsteigs. Wie hoch ist der Bahnsteig - 3,0 cm ? Diese Überdachung könnte auch noch zur Spur 1 passen.
Man sieht aber bereits, dass diese Überdachung in der Länge verkürzt wurde.
Ich würde gerne einen Nachbau für die Spur 0 anstreben, für die Nürnberger Blechbahnen, also für die etwas kleinere Spur 0.
Was ist zu beachten:
1. Die Proportionen der Stirnseite mit den Dachneigungen sollten mit dem Vorbild übereinstimmen.
2. Man könnte versuchen, die Höhe der verwendeten Figuren zwischen 45 und 55 mm für Spur 0 zur Orientierung heranzuziehen. Das könnte aber bereits zu groß werden.
Bei Gebäuden plane ich inzwischen mit einer Türhöhe von 40-45 mm und einer Etagenhöhe von 50-60 mm.
3. Wie breit werden die Bahnsteige sein ? Bei Mittelbahnsteigen muss man auf den Paralllelgleisabstand der Gleise achten, der von den Weichen vorgegeben wird.
4. Wie hoch werden die Bahnsteige sein ?
5. Wie passen die Bahnsteige und die Treppenüberdachungen zu den eingesetzten Fahrzeugen ?
Es gibt also viel zu beachten, es führt kein Weg an Probebauten aus Pappe herum.
In den 1930er Jahren bot der japanische Hersteller Seki eine Plattform mit einer Gleisunterführung an. Da es sich auf einem überdachten Bahnsteig befand, gab es natürlich keine eigene Überdachung, dafür aber ein verziertes Tor.
so eine Aufteilung wäre sicher möglich. Man könnte die Rückwand und zwei Seitenwände in einem Stück auslasern, und die Eingangsseite mit dem Giebel als kleines Zusatzteil machen. Das Dach muss nicht gelasert werden, nur im passenden Winkel gekantet.
Ich mache ein einfaches Powerpoint-Modell in verschiedenen Größen zum Ausdrucken, dass ich auf die Bahnsteige stellen kann. Aber nicht mehr heute.
Normal macht man nur ein Teil. Eine Seite plus einen Giebel. Zwei identische Teile ergeben ein Haus. Das eine Teil mit dem Eingang wird dann nur ausgeschnitten.
Wieder eine klasse Idee, das Remod Häuschen ist zwar schön die Fenster entsprechen nicht dem Original, und weil ich gerade an meinem Projekt sitze habe ich mal kurz die Fenster in etwa übernommen, wenn ihr schon lasert dann kann man auch die Proportionen übernehmen, verglast wird ja vermutlich von innen und die Treppe werdet ihr auch einbauen, wenn die Fenster so übernommen werden ist das Häuschen minimal breiter, wegen dem Raster...
Das Häuschen kann man übrigens auch gut in Holz bauen, die Fenstersprossen können aus den Holzstäbchen sein die man zum Rühren beim "Cafe to go" bekommt, ca 2 mm breit, die sind prima zum basteln....
Sehr gut gefällt mir, dass Du die typische Fensterscheibengliederung aufgegriffen hast.
Ob wir verglasen, weiß ich noch nicht, die Option sollte man aber auf jeden Fall berücksichtigen. Ich würde ohnehin die äußeren Rahmen etwas stärker machen, damit das Häuschen mehr Stabilität bekommt.
Dann bin ich also wieder hoch in meine Bastelbude und fand dieses Metallgitter, Raster etwa 6,5 mm, die Teile ausgeschnitten wie auf dem Foto und probegelegt, jetzt ist es mit Dach etwa 11 cm hoch, die Figur daneben ist 4,5 cm hoch, doof ist nur dass bei dem ausschneiden der Teile in der Mitte etwas übrigbleibt, kann man wegflexen, ist aber etwas Arbeit....
Die Fenster auf Dieters Foto sind sehr filigran, sehr dünne Sprossen, genau das macht das Gesamtbild fast zeitlos...
Nun versuche ich nur einige Anregungen zu geben, denn lasern könnte teuer sein, ich weiss es nicht welche Preise eure Laserbuden haben, deshalb hier die preiswerte Version, natürlich ist das Lasern die beste Möglichkeit, perfekt obendrein, kein Zweifel.....!
Übrigens bietet meine Laserbude diese Rastergitter in Messing an, gelasert aus Messingbleche, die Raster sind verschieden und die Teile kann man besser ausschneiden, Grösse etwa Postkartenformat und kostet ca. 15 Euro...
danke für die Anregungen. Mir gefällt der Vorschlag aus #9 am Besten, der muss nur in eine passende Größe und in den Tinplate-Stil transformiert werden. Die Bahnsteige sind leider sehr schmal, da muss die Überdachung arg geschrumpft werden. Die lichte Höhe der Eingangsseite muss wohl deutlich unter 40 mm liegen.
Gebt mir bitte ein paar Tage Auszeit, ich werde wohl erst am kommenden Wochenende dazu kommen, hier weiterzumachen.
hier ein paar Bilder von einer Treppenaufgangsüberdachung in H0 - ich denke das Teil ist von Woytnik. Das Dach fehlt zwar, aber die Felder sind gut zu erkennen. Die Maße (in H0) sind: Länge über sechs Felder plus zwei End-Ecken = 122 mm Länge eines Fenster-Feldes = 20 mm Höhe eines Fenster-Feldes = 25 mm Seitenhöhe ohne Dach = 36 mm Breite komplett = 53,5 mm Breite des schmalen Mittelfensters = 12 mm Giebelhöhe = 39,5 mm Höhe Tür = 27 mm Breite Tür über zwei Flügel = 20 mm Breite Steg zwischen den beiden Doppeltüren = 9,5 mm
ich liebe es, wenn Bahnsteigzubehör eher verspielt, als sachlich daher kommt. Mein Favorit #1411.
Bei meinem aktuellen Projekt habe ich festgestellt, dass sich Messingblech hervorragend mit einem Nippler bearbeiten lässt. Das geht viel besser als mit Weißblech.
Vielleicht wäre das die Lösung für ein Einzelstück oder ein Prototyp.
Ich würde das Modell weiter verkürzen und auf das Wesentliche reduzieren. Vielleicht genügt es ja, Streben auf Flachglas zu malen. Altes Flachglas habe ich. Wenn du möchtest, kann ich dir welches schicken. Es ist wohl 3 oder 4 mm stark.
danke für das Angebot, ich muss aber zuerst ausprobieren, welche Größe ich für meine Spur 0 benötige. Das wird aber noch ein paar Tage dauern, bis ich dazu komme.
Ich habe nach den Maßen gezeichnet und mit Faktor 1,933 auf 1:45 hoch skaliert, so dass dieser Plan nun für Spur 0 stimmen müßte. Ausdruch 2x A3 und zusammen kleben.
ypsilon
hat folgende Dateien an diesen Beitrag angehängt
ich habe heute nun endlich die Zeuke-Weichen auf einen großen Tisch legen und vermessen können.
Wenn ich die Weichen und die Gegenbogen klassisch anordne, komme ich ohne Zwischengerade auf einen Parallelgleisabstand von 160 mm. Bei einer Schwellenlänge von 68 mm wäre eine Bahnsteigbreite von 92 mm möglich.
Wenn ich die Weichen bereits in den auslaufenden Bogen anordne, komme ich ohne Zwischengerade auf einen Parallelgleisabstand von nur 140 mm. Bei einer Schwellenlänge von 68 mm wäre eine Bahnsteigbreite von 72 mm möglich.
Wenn ich die maßstäblichen 103 mm aus Deinem Entwurf nehmen würde, bräuchte ich eine Bahnsteigbreite von 120 mm und einen Parallelgleisabstand von 190 mm. Das würde sicher sehr gut aussehen, vergrößert aber den Gleisplan deutlich.