seit Ende vergangenem Jahres bin ich im Besitz der Elektro-Lokomotive CR 700 Etat von Charles Rossignol.
Der Allgemeinzustand war mehr als pflegebedürftig. Sie fuhr nur rückwärts und die Frontlampe weigerte sich zu leuchten. Die Pantographen glänzten durch Abwesenheit. Durch ein Bild im Internet wusste ich wie die Pantographen einmal ausgesehen haben.
Zuerst erfolgte eine gründliche Reinigung und vorsichtige Ölung an den notwendigen Stellen. Ein brüchiges Kabel von der Frontbeleuchtung verschwand im Nirgendwo, das Leuchtmittel war defekt. Diese elektrischen Kleinstreparaturen wurden erledigt. Anschließend habe ich den Umschalter auseinander genommen , gereinigt und die flachliegenden Kontaktstreifen etwas angehoben.
Nach dem Zusammenbau ...
erfolgte ein erster Test:
Der nächste Schritt war die Wiederherstellung der Pantographen, wobei ich diese nicht streng nach Vorbild angefertigt, sondern meine eigenen Vorstellungen mit umgesetzt habe. Mit einer Schablone aus Pappe wurden aus 0,30mm Messingblech vier Seitenteile angefertigt und an den gedachten Gelenken 1,4mm Löcher gebohrt.
Mit kleinen Hohlnieten und Nägeln wurde eine Querverstrebung zur besseren Stabilität der Pantographen eingebaut und mit den Seitenteilen verlötet. Danach erfolgte die Herstellung zweier Stromabnehmerbleche, der Optik wegen so ziemlich genau nach Vorbild. Die ganze Konstruktion wurde auf die vorhandenen Basisplatten aufgelötet
Über den Lackiervorgang habe ich keine Bilder, es wurden normale Farben aus dem örtlichen Baumarkt verwendet. Das letzte Bild zeigt das Ergebnis meiner ersten bastlerischen Tätigkeiten in Spur 0.
Informationen zur Lokomotive habe ich bis jetzt keine weiter gefunden, außer:
- der Herstellungszeitraum liegt bei etwa 1930 - es wurden passend zur Lok 3 Drehgestell - Personenwagen produziert (CR 701/702/703), welche Fred im folgenden Thread hier im Forum schon gezeigt hat:
Zu CR habe ich auch nicht viel, Kataloge hab ich auch keinen. Es gibt ein Buch von Mick Duprat (Les Jouets C.R.),
CR soll zwischen 1928 und 39 elektrische Eisenbahnen gebaut haben. Um 1930 wurde aus Rossignol Roitel-Rossignol, nach dem Krieg war die Firma Teil von Unis France.
Die Konkurrenz auf dem französischen Markt mit LR, JeP und Hornby France war wohl gross, ich fand die Lokomotive nur in den Katalogen von "Au Bon Marche" 1934 und 1935:
Die Chemins de Fer d'Etat ("Staats"-Eisenbahn) war eine der Bahngesellschaften, die 1938 in die SNCF aufgingen. Die Lok gab es auch in silber, ev. war es die letzte Variante zu SNCF-Zeiten.
Soweit ich weiss, gab es die Lok nur in 20V, JeP hat z.B. verschiedene Varianten angeboten, auch eine Starkstrom-Variante bis 1940.
Falls Deepl doch nicht so eine brauchbare Übersetzung ausspucken will, kann ich aushelfen (eckige Klammern sind Anmerkungen von mir):
"Drei Serien der 92E (Bild oben), unten mit der Komposition die unter Spezialisten unter dem Namen „Vorortszug“ [train de banlieue], „Gürtelzug“ [rame de ceinture, nach den beiden Strecken die rund um Paris führen], „Paris-Versailles“ oder „Invaliden-Linie“ [ligne des invalides, nach dem Bahnhof Gare des Invalides an der Linie nach Versailles, wiederum benannt nach dem Invalidendom]. Diesen Wagen im Metro-Stil werden von einen Gepäcktriebwagen gezogen. Der Triebwagen dieser Komposition hatte von Anfang an keine Pantographen. Ein gleicher Zug wurde mit Pantographen hergestellt (ganz oben). In der Mitte ist der „Pullman-Blitz-Zug“ [Train Eclair Pullman], der aus einer zweiachsigem Lok vom Typ État [Staatsbahn, 1938 in der SNCF aufgegangen] (700), die zwei Personenwagen und einen Gepäckwagen mit Drehgestellen zieht.
Der Zug, durch welchen der Modernismus tatsächlich bei den Eisenbahnen von C.R. Einzug hielt (Seitenmitte). Die Lok wurde von einer vierachsigen Lok der Paris - Orléans inspiriert. C.R. hat daraus eine B gemacht, da sie nur zwei Achsen und nicht zwei angetriebene Drehgestelle hat. Die Wagen wurden beschriftet mit „Compagnie internationale des grands express européens“ [Anspielung auf die CIWL, die ausgeschrieben Compagnie Internationale des Wagons-Lits et des Grands Express Européens heisst]. Neben der Elektrolok, die mit Hilfe eines Rheostaten funktioniert, besteht der Zug aus einem Speisewagen mit Holzimitation (C.R. benützt den Begriff wagon [die deutsche Sprache kennt die Unterscheidung zwischen wagon und voiture nicht, ähnliche Unterscheidungen gibt es auch im Italienischen – vagone/carro/carrozza - und Englischen – wagon/car/coach]), einem Schlaf-/Salonwagen und einem Gepäckwagen, alle drei haben Drehgestelle. Unter Berücksichtigung, dass dieses Ensemble ein Spielzeug ist, kann man sagen, dass sie besonders gut gelungen sind. Vielleicht um der grossen Verbreitung der Umsetzungen von JEP, Hormby und auch LR etwas entgegen setzen zu können, taufte C.R. diesen elektrischen Zug „Flèche d'Or“. Obwohl er – wohlverstanden – nichts mit dem bekannten mit einer Dampflok bespannten Zug der Compagnie du Nord zu tun hat!"
Grüsse
Ursin
****** alle meine Bilder und Texte verfügbar nach cc-by-nc-sa
wir besitzen eine solche Lok mit Motorschaden. Für die Reparatur wüßte ich gern, ob es ein Gleich- oder Wechselstrommotor ist und für welche Spannung er ausgelegt ist.
wir besitzen eine solche Lok mit Motorschaden. Für die Reparatur wüßte ich gern, ob es ein Gleich- oder Wechselstrommotor ist und für welche Spannung er ausgelegt ist.
Danke Detlef
Diese Lokomotiven wurden zunächst für Hochspannung (110 V Wechsel- oder Gleichstrom) und später für 20 V (Wechsel- oder Gleichstrom) hergestellt. Die Spannung hängt also davon ab, ob es sich bei Ihrer Version um eine frühe oder eine spätere handelt. Gruss Fred