Vor ca. 2 Jahren kam ein Paket aus Österreich bei mir an. Neben dem eigentlich erstrebten Lokgehäuse einer Märklin-Lok kaufte ich auch eine ziemlich gut aussehende Eigenbau E44. Auf den ersten Blick ein unglaublich stabiles und gut gemachtes Teil. Bei näherem Hinsehen offenbarten sich allerdings gravierende Mängel. Da jeder von uns nach seinen Fähigkeiten schraubt, mag ich es nicht wenn man als neuer Besitzer sich über die Unzulänglichkeiten des Erbauers auslässt. Deshalb werde ich das auch hier nicht machen. Nur so viel: Gehäuse an allen Ecken krum, unterschiedliche Bleche die auf der Innenseite grob mit einem Dachrinnenlötkolben viel zu kalt verheftet wurden. Außer an den Fronten stimmt kein Fenster oder Lüfter in der Anordnung. Schlimmer waren die Drehgestelle getroffen. Der Erbauer schien nie ein Original gesehen zu haben. Falsche Achslager, Federn und Anordnung der Sandbehälter. Und natürlich krumm. Alle 8 Räder waren durch Zinkpest am Bröseln. Ein Antrieb war nie verbaut worden. Lange stand sie so auf dem Schadgleis im Bahnhof. Beim Aufräumen der Anlage vor ein paar Wochen (Ich brauchte Platz führ Fahrten für das Zossen-Drehstrom-Projekt) kam die Initialzündung. Entweder die Kiste läuft bald oder verlässt nach entgültiger z-Stellung die Rbd. Nun ist es so das mir eine E44 tatsächlich fehlt in meinem kleinen Schlesien. Hatte das Baumuster des Originals doch zu erst in der Rbd Breslau seine Runden gedreht bevor es nach Bayern verlegt wurde. Eine Zeuke-E44 in Zustand 'schlecht' lief mir nie über den Weg. Und alles andere hat für mich nicht den Preis der mich motiviert es zu kaufen. Also Hirnschmalz angestrengt und nochmal nachgedacht. Und viel recherchiert.
Ursprungszustand im Schadgleis:
Fortsetzung folgt am weiteren Abend...
"Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten..." Otto von Bismarck
Viel Zeit verging nach Ankunft der Lok. Die Anlage wurde gebaut, viele rostige Wagen und Loks wieder instandgesetzt...und immer wieder an dieser E44 getüftelt. Viele von euch kennen solche Dauerbaustellen bestimmt. Größtes Problem war eigentlich stets die Konstruktion an sich. Irgendwie passte nichts wirklich zusammen. Das Gehäuse aus Kupferblech, die Drehgestelle aus Messing mit Gussteilen aus (wahrscheinlich) Harz und Holzteilen. Dazu ein Rahmen der aus U-Profilen und Blechen !punktgeschweißt! war. Was sich letzten Endes auch als einzig gerades Bauteil herausstellte. Da ich nicht komplett neu bauen wollte, wurde ein Versuch nach dem anderen unternommen einen Antrieb in die Lok zu bekommen. Was je nach Ausführung entweder miserable Fahreigenschaften oder mangelnder Bogenlauf bedeutete. Hierzu war erst einmal das Fahrwerk überhaupt lauffähig zu bekommen. Da alle Räder zerfressen waren und Ersatz in meinem kleinen, dunklen, Bundesland immer ewig auf sich warten lässt, wurde kurzerhand gemessen, konstruiert und 3d-gedruckt. Aus dem schlagzähesten Kunststoff der machbar ist. Natürlich leiten diese Radsätze dann nicht. Auch hier half das große Vorbild. Die Räder bekamen Radreifen. Aus Aluminium. Dieses lieferte eine Deo-Flasche. Sie wurde in Ringe zerschnitten, diese warm aufgepresst und leicht auf der Drehbank abgedreht. Um den gesamten Radsatz leitend zu bekommen, wurden Drahtstücke eingebaut. sie verbinden die Radreifen mit den Achsen.
Erster Versuch vor über einem Jahr. Untersetzung, Kegelräder aus Stahl und großer Motor. Keine sehr vielversprechende Konstruktion.
Zweiter Versuch mittels Gelenkwelle, Tiefanlenkung des Drehgestells und angeschrägtem Motor. Auch eine sinnlose Konstruktion. Dadurch das der Motor zwar extremes Drehmoment liefert, ist seine Masse falsch verteilt. Das Antriebsdrehgestell ist nie ausreichend belastet und schleppt den großen Motor nach.
Dabei fällt immer wieder auf: Die Lok wird nie durch den 12er Kreis, geschweige 8er Kreis laufen. Und das trotz an den Drehgestellen montierter Pufferträgern. Also reift der Gedanke des 1B1-Antriebes. Sicherlich nicht das schönste an konstruktiven Gedanken aber das sicherste. Es wird neu geplant, gezeichnet und sich zum ersten Mal von der ursprünglichen Konstruktion verabschiedet. Ganz gleich wie sich die Proportionen ändern, die Kiste muss laufen. Nachdem erprobt ist, wieviel Platz die Radsätze zum schwenken brauchen, steht fest: Die Drehgestelle werden neu gebaut. Lediglich die Blenden werden wieder verwendet. Zwei Getriebemotore werden stehend zwischen zwei Getriebeplatinen gesetzt. Der Rahmen wird modifiziert und das Fahrwerk neu eingehangen. Die Drehgestelle werden aus neuen Querträgern und den alten Wangen neu Aufgebaut. Die Radsätze, für maximale Seitenverschiebbarkeit, mittig gelagert. Spiralfedern, auf den Achsen, sorgen für die Rückstellung zur Mitte, nach dem Bogenlauf. Im Brückenrahmen werden neue Querträger gesetzt um die Drehzapfen zu tragen. An Ihnen stützt sich auch das Motorfahrwerk ab. Meine 'Patent'-Löffelschleifer aus Hosenträgerclips werden eingebaut und funktionieren wieder einmal perfekt. Uhrenfedern sorgen dort für den ausreichenden Anpressdruck. Es blieb nun noch zu beweisen das dieses UFO auch fährt: https://youtu.be/JUICpKLrzns
Nun standen noch an: - Dach entlacken - Windbleche für die Fenster bauen und mit Dach verlöten -Rahmen, Lokkasten und Dach lackieren -Endmontage
Der neue Innenrahmen mit Motoren und Vorläufern:
Letzte Stellprobe:
Zwischenerfolg:
Das Innenleben. Nicht zu sehen sind jeweils im Vorbau die Glühlampenhalter für die Frontbeleuchtung:
Fortsetzung folgt in Kürze...
maerklino87
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Die Kabel wurden vernünftig verlegt und gesichert: Die beiden Stehbolzen halten das massive Kupferdach. Da das Fahrwerk aus Aluminium besteht, ist es weicher und flexibler als der Rest des Fahrzeugs. Die Feder, mittig unter dem Dach, sorgt für immer ausreichend dosierten Druck auf die Antriebsradsätze.
Das Dach war komplett zu entlacken und in silbergrau neu zu färben. Die Dachleitung nach Fantasie wurde rotbraun abgesetzt:
Heute Abend präsentiert sich der Blechklotz so:
Lackiert in einem grau-blau metallic wartet sie auf die restlichen Details die noch aufgebracht werden müssen. Es fehlen noch Nietenreihen, Schilder, Zierleiste usw. Mit dem folgenden Video ist heute ersteinmal Schluss. Die Lok fährt, was ein riesiger Fortschritt ist. Alles andere ist nun entspannte Dekoration und wird hier dokumentiert werden.
Da wird wohl wenigstens noch der Hauptschalter dazu kommen. Bisher habe ich an den Dachleitung noch nichts verändert. Aber der passende HS aus der Zeit der Probefahrten in Schlesien wird noch draufkommen. Ebenso der obligatorische Kühler für den Luftverdichter am vorderen Vorbau
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Das erste Mal sehe ich andere E44er nach ähnlichen Baustilen wie meine. Da würde mich echt mal interessieren wo die Zeichnung dazu verteilt wurde. Danke fürs zeigen.
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Bevor es mit dem Drehstromprojekt weiter gehen konnte, musste ich noch die Dauerbaustelle E44 beenden. Es fehlte noch der passende Ölhauptschalter den Siemens vor der Übernahme der Lok durch die DR verbaut hatte. Wie schon bei meiner E16 wurde dafür ein passender Elektrolytkondensator zerlegt und der Becher als Hauptschalter verarbeitet. So wird auch der letzte Elektroschrott verarbeitet. Natürlich ist die Dachleitung immernoch sehr Spielzeughaft, aber es ist auch nur ein Blechspielzeug.
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Mit einem Blick "unter den Rock" beende ich meinen kleinen Bildbericht. Was ist draus geworden? Eine E44 70 die fast nichts mit ihrem Vorbild gemein hat. Falsche Lüfter, falsches Dach, falsche Radsatzlager...usw. usw. Aber sie fährt und sieht manierlich aus. So hat ihr ursprünglicher Erbauer nicht umsonst gearbeitet. Die Bilder zeigen auch noch einmal wie man aus Hosenträgerclips zuverlässige Schleifer für den Mittelleiter baut. Ich musste viele kompliziertere Konstruktionen durchprobieren, bis diese einfache Lösung gefunden war.
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Hallo zusammen, schöne Modelle gab es hier zu sehen. Deshalb will ich auch noch eine nach einem Bauplan der Leipziger Firma Heinrich Rehse gebauten E44 beisteuern.
und noch einige Details:
Eine andere, passende, Beschilderung muss noch gefunden werden. Aber alles zu seiner Zeit....
ja so kann und darf eine E44 gern aussehen. Wenn sich ein Erbauer genau an Maßgaben aus einem Plan hält, mit den richtigen Teilen, kommt auch etwas Schönes ohne Kompromisse bei raus. Danke fürs Zeigen
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