Hallo Freunde Ich hab kürzlich ein Konvolut Blechgedöns erworben, dabei war auch ein Karton voll Uhrwerksgleise bei denen ich denke das sie von Distler sind. Aber es waren auch 2 Prellböcke dabei, einer aus Blech und einer aus Holz der von der Größe her ein mächtiger Klopper ist für Spur 0 und im Vergleich zu dem Blechteil. Was hab ich hier???
der graue Prellbock aus Blech ist von Heinrich Wimmer (HWN). Artikel-Nr. 200/15. Sockel und Pufferblenden gibt es in mehreren Farben. Das bedeutet, daß Rest- und Verschnittbleche verwendet wurden - in einem mittelständischen Betrieb wird nichts weggeworfen !
die Gleise mit den breiten Auflagen der Schwellen sind von Distler; daran konnen sie zuverlässig identifiziert werden. Zu den anderen Gleisen (schmale Schwellenauflagen) kann ich nichts sagen, dazu bräuchte ich detaillierte Fotos.
Würmer sind wählerisch. So altes Holz ist für sie völlig uninteressant. Frisches Holz dagegen ist weicher, süßer, saftiger. Schon Antonius der Einsiedler ernährte sich von frischer Birkenrinde. Alles andere ist Geschmacksache, sollte aber frisch sein. Die Würmer im Prellbock sind schon lange ausgewandert. Abhilfe gegen frischen Befall: Paraffin aus der Apotheke mit einer Spritze in die Löcher geben.
In altes, vor allem trockenes (!) Holz gehen die Würmer nicht. Bis ins 18. Jhd hinein wurden daher Konstruktionshölzer (z.Bsp. Balken für Dachstühle) für ein paar Wochen in der Jauchengrube versenkt. Das stank zwar erstmal, dafür ging kein Ungeziefer ins Holz. Wenn es dann getrocknet ist, riecht man nichts mehr und trockenes Holz verschmähen die "Untermieter". Man erkennt solche Balken an ihrer oberflächlichen rotbraunen Farbe, welche nur ca 5mm ins Holz hinein reicht. Weiter innen hat das Holz dann seine normale Färbung.
Mahlzeit Ich danke euch für die Bestimmung der Teile. Den Blechbock hätte ich eigentlich Bub zugeschrieben, an HWN hätte ich nicht gedacht. Die Gleise hab ich nochmal alle durchgesehen. Sind, bis auf 3gebogene, 2Weichen und 4 Gerade, alles Distler. Die anderen sind Bub. Zum Holzbock, ja der hat Wurmlöcher und ist also von Y. Die Marke drunter hab ich mir mal genauer mit der Brille angeschaut und das Y erkannt. Ich dachte erst an Eigenbau, weil er so grobschlächtig zusammen genagelt ist. Nun weiß ich aber, dass ich Millionär werde, wenn ich ihn verkaufe Der Wurm(innen) ist ausgezogen, sonst hätte ich ein Haufen Holzmehl in dem Karton gefunden. Hatte ihn gestern aber trotzdem mal für ne Weile im Backofen bei 70°.
So einfach ist das leider nicht mit den verschiedenen Lebewesen, die sich von Holz ernähren oder darin wohnen. Da sie alle eine Funktion im Ökosystem haben (zB Reduktion von Totholz oder Verjüngung des Waldes), zögere ich sie als Schädlinge zu bezeichnen - auch wenn das für mich als Schreiner natürlich zutrifft. Holzwürmer sind meistens die Larven von Insekten, die sich ins Holz bohren oder sich von der Zellulose ernähren, wenn sie geschlüpft sind.
Es gibt solche die nur frisch geschlagenes Holz befallen, manche nur noch lebende Bäume (zB Borkenkäfer), aber es gibt auch andere, die nur in altem, trockenen Holz vorkommen (zB die Nagekäfer, der wahrscheinlich auch den Prellbock befallen hat). Der grösste Schaden in vor allem alten Gebäuden richtet dabei der Hausbock an. Manche Arten befallen nur die Rinde des Baumes, respektive Teile davon (Borkenkäfer, Kupferstecher), die wird man los, wenn die Stämme schnell entrindet werden. Andere Insekten, wie die Nagekäfer befallen nur oder vor allem den Splint (den äusseren Teil des Holzes; hat bei gewissen Bäumen, wie den Eichen, andere Eigenschaften als das Kernholz).
Um das Holz vor Frass zu schützen sind viele verschiedene Massnahmen möglich und hängt von der Art ab, die das Holz bewohnt. Dieser Prellbock dürfte wahrscheinlich über längere Zeit in einem feuchten Keller oder einem Kaltdachdachboden gelagert worden sein, so dass die Holzfeuchte auf 10% oder mehr stieg. Ob die Larven noch aktiv sind, sieht man am Sägemehl, das sie produzieren (Prellbock auf ein Papier oder in einen Behälter legen und ab und zu beobachten). Wenn die Holzfeuchte wieder fällt, werden allfällige vorhandene Larven aber auch nicht schlüpfen.
Was Es(s)bahner schrieb stimmt durchaus, das wird in gewissen Gegenden von traditionsbewussten Zimmerleuten auch immer noch gemacht. Der Effekt der Jauchegrupe ist aber nicht die Trocknung in der Jauche, sondern dass die Exkremente beizen (wurden für die Ledergerbung auch benützt, deswegen mussten die Gerber auch immer abseits der anderen Quartiere sein). Das gebeizte Holz ist resistenter gegen Witterung und auch gegen gewisse Schädlinge (aber zB nicht gegen den Hausbock)
Ergänzung: Jeder Lebensform kann der Garaus gemacht werden, wenn sie Hitze ausgesetzt wird. Bei über 95 Grad koagulieren die meisten Eiweisse, gewisse Bakterien sind aber in der Lage Temperaturen von über 120 Grad auszuhalten (respektive sich dann noch zu vermehren)
Grüsse
Ursin
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Die Jauchegrube ist mir neu. Ich hörte bisher etwas von geflößten Hölzern, die widerstandsfähiger sind, weil durch das Wasser bestimmte Inhalte aus dem Holz gewaschen worden sind.