Als Problem bei diesen "Restaurierungsvideos" finde ich, dass die Objekte zuvor immer gleich "verrostet" aussehen und am Ende immer eine Renovierung mit heutigen Mitteln, radikalen Methoden und einigen Fehlern heraus kommen.
Diese Lok wurde offenbar extra mit Lauge oder Säure schön rostig gemacht. Jeder von uns weiß, dass eine Lok in diesem Aussehen, echt gealtert, weder einwandfreie Räder noch ein funktionierendes Uhrwerk besitzt.
Mich hätte der Zustand der Lok vor der "Behandlung" interessiert.
Daher beschleicht mich der Eindruck, hier werden Dinge gemacht, um Klickzahlen zu generieren. Es gibt einiges dieser Art im Netz zu finden.
Bei Modellen, die wirklich über die Zeit so verrostet sind, lassen sich auch nicht mehr die Laschen aufbiegen, die würden direkt abbrechen.
Auch nach dem elektrochemischen Entrosten sind keine echten Rostschäden erkennbar. Ich habe das oft genug gemacht und da sahen die Oberflächen immer ganz anders aus.
Was mich am meisten interessiert hätte, wären die Linierungen gewesen. Da gibt es einige, am Kessel, am Tender, am Führerhaus..... Das hat der schlaue "Restaurator" leider weggelassen. Ich finde, das Ergebnis ist sowieso ein seelenloses Etwas. Gruß Karl
Es werden allerdings auch gute Methoden gezeigt, die man sich vielleicht nicht immer traut, so wie das Schwärzen in Öl. Das Polieren der Nickelteile bis das Messing kommt, ist auch so ein kritischer Punkt. Wenig Wert legt der Renovierer auf Schäden im Blech. Ich hätte mir mehr Mühe bei den Windleitblechen gegeben und beim eingesunkenen Schornstein. Zum Glück hat er rechtzeitig die verkehrt montierte Kupplung am Tender gesehen. Bei der Feder am Fliekkraftregler scheint er irgendwas zu improvisieren, egal, am Ende läuft dat Ding.
Spannend, aber zu kurz gezeigt, finde ich die Selbstherstellung der Decals, aber man muss ja nicht alle Tricks verraten. Nachteil seiner Methode ist, dass man das Schwarz immer sehen wird. Ein echter Restaurator hätte sich einen Stempel gemacht....
ich sehe mir solche Videos auch manchmal an. Das ist reine Unterhaltung, ohne dass man daraus Erfahrungen gewinnen kann.
Wenn wir uns unser Forum betrachten, mag es im Vergleich altbacken wirken. Doch die technischen Erläuterungen und Erläuterungen sind handfest und praktikabel.
Ist eben amerikanische Mentalität. Wobei die Engländer auch gerne neuen Lack machen. Ein paar Infos sind doch nicht schlecht: Marmeladenglas und Vogelsand. Brünieren / schwärzen mit linseed oil, Leinöl. Die Amis verwenden für alles und jeden Anwendungsmöglichkeiten "baking soda". Muss mal das mit Kaisers Natron probieren. Da gab es mal ein Heftchen mit lustigen Sprüchen und Zeichnungen dazu. Gut gegen Mundgeruch, Schweissfüsse, Blähungen usw. - Aber für entrosten ist mir neu.
Die Idee mit dem Quarzsand im Marmeladenglas kann man sich abschauen.
Ansonsten ist das eine Totalsanierung, die m.M.n. den Sammlerwert auf Null reduziert. Die gebrochene Feder am Regulator hat er irgendwie geflickt, was aber wahrscheinlich den Einsatzpunkt verschoben hat, wenn die gekürzte Feder zu straff ist. Die Lok fährt danach ohne angehängte Wagen zu schnell, wenn der Regulator nicht mehr richtig funktioniert.
Die Bilder von der Lok im Vorher-Zustand, die als Titelbild zu sehen sind, sind reine Effekthascherei. Die wurden mit Bildbearbeitungssoftware auf dramatisch getunt. Farbsättigung und Kontrast reingedreht usw. So schaut keine Lok aus, die jahrzehntelang im feuchten Keller lag. Im Video selber schaut der Rost dann schon deutlich undramatischer aus. Solche Teaserbilder verwenden viele auf Youtube, um die Klickzahlen zu erhöhen. Meistens gibt es bei wirklichen Totalrostschäden auch eine bessere Seite. Die schlechte Seite kommt von der feuchten Kellerwand oder einem feuchten Boden, auf dem die Lok auflag.
Das Video selber ist natürlich handwerklich gut gemacht. Wer auf Youtube wahrgenommen werden will, kann sich da schon etwas abschauen.
PS: Solche Ausblühungen und Verkrustungen insbesondere an Druckgussteilen gibt es auch nach Jahrzehnten im eigenen Saft normalerweise nicht. Da hat vermutlich jemand mit Säure oder Lauge nachgeholfen. Nach Jahrzehnten im feuchten Keller schaut das in etwa so aus:
Die schlechtere Seite:
Da ist auch schon die vernickelte Treibstange verrostet und es gibt ordentlich Lochfrass bis hin zum fehlenden Zylinder auf der schlechteren Seite.
Aber es gibt keine solchen krassen Ausblühungen. Hier zum Vergleich an den Rädern der "restaurierten Lok":
Im Netz wird als Tipp zum besonders schnellen Verrosten das Einsprühen mit Salzsäure empfohlen. Die Reaktion von Salzsäure mit Zink ergibt Zinkchlorid. Das ist ein weißes körniges Pulver. Das passt zu den weißen Ausblühungen an den Rädern der unrestaurierten Lok.
Zitat von ypsilon im Beitrag #6Spannend, aber zu kurz gezeigt, finde ich die Selbstherstellung der Decals
Ich denke, sie wurden mit einem Tintenstrahldrucker oder Fotodrucker erzeugt. Der Sprühlack bindet die Farbpartikel, so dass das (Druck-)Papier im Wasserbad aufgelöst werden kann. Über bleibt dann eine dünne Schicht Klarlack mit dem Druck.