Hallo zusammen, diese beiden Firmen Embleme sehen wirklich sehr exotisch aus für den frühen deutschen Tankstellen Markt der 1930er Jahre. Die Marke Wiol in gänzlicher Sütterlin-Schrift habe ich auch nur auf einer Seite für historische Tankstellen gefunden. Die Marke Dapol ist durch Dapolin, Standard und später Esso bekannt.
Um zu zeigen, welche alten, manchmal sehr ramponierten Teile ich für die Herstellung dieser Wagen brauche, habe ich die Ausgangform dieser beiden Wagen auch dokumentiert.
Hier die Bilder: Ausgangspunkt für den Wiol Wagen ist ein Märklin 374 Shell Wagentorso von 1948/49 ohne Kupplungen, Räder und Treppe, in sehr bespieltem Zustand ...
und hier der fertige Wagen
Der vierachsige Dapol Wagen: Hinten schon das fertige FG, hergestellt aus aus einem komplett schwarzen Märklin Rungenwagen 391 von 1945/46 bei dem nur noch ein Rungenpaar vorhanden war, die Räder waren komplett brüchig. Davor zwei Märklin Shell Kessel 374 aus der NK-Zeit, einer bereits entlackt und mit Messing Bauchbinde zur Verbindung der zwei Kessel Teile. Dazwischen eine Treppe vom Trix-Express Kesselwagen 20/78.
Hier der fertige vierachsige Dapol Kesselwagen:
Die Rückseite des Dapol Kesselwagens mit der damaligen Werbeaufschrift " rein amerikanisches Petroleum".
Um sich von der amerikanischen Konkurrenz Dapolin, Standard und Esso abzusetzen, die neben der holländischen Konkurrenz Shell, alle damals in Deutschland sehr bekannt, größere Marktanteile hatten, setzte man bei dieser deutschen Marke auf die Schriftform Sütterlin und den Hinweis "rein deutsch".
die Wagen sind toll geworden, danke fürs Zeigen. Besonders der Wiol Kesselwagen gefällt mir. Die Marke Wiol, unter der der B.V.E. Brikett-Vertrieb Erfurt, Hüsmert, Ross & Co seinen Treibstoff vertrieb, ist relativ unbekannt. Tankstellen gab es nur wenige und diese vorwiegend in Thüringen. Auffällig waren die Zapfsäulen, deren Gehäuse die Form eines Raky-Bohrturmes hatten. Anscheinend hat keine davon überlebt. Mir ist auch nur ein Sammler bekannt, welcher ein Ölkabinett des "Brikett-Vertrieb Erfurt" in seiner Sammlung hat.
Hallo Schorsch, danke für diesen Plan! Ist bekannt, wie lange die Benzin Marke Wiol bestanden hat? Im Tankstellen Verzeichnis, das Elaphos zeigt, steht nichts davon.
Das Verzeichnis ist offensichtlich aus den 1930ern. Es gibt eine ADH-Strasse. Der Schrifttype nach schätze ich die Zeit 1935 bis 40. Krieg, Besatzung, Verstaatlichung. Du kannst davon ausgehen, dass 1945 Schluss war.
Bemerkenswert ist, dass keine Zapfstelle in Berlin verzeichnet ist. Wegen der ADH-Straße meine ich auch, dass die Liste aus der Zeit zwischen 1934 und 1945 stammt. (1934 wurde die Saarbahnhofstraße in Jena in ADH-Straße umbenannt, was 1945 rückgängig gemacht wurde)
Zitat von Eisenbahner im Beitrag #5Hallo Schorsch, danke für diesen Plan! Ist bekannt, wie lange die Benzin Marke Wiol bestanden hat? Im Tankstellen Verzeichnis, das Elaphos zeigt, steht nichts davon.
Gruß
Hans-Gerd
Hallo Hans-Gerd,
das Tankstellenverzeichnis habe ich eingestellt, Du meinst wahrscheinlich die Webseite der Tankstellensammlung von Ulf Berger?
Die Marke Wiol bestand bis ca. 1949, danach wurde sie von DKMZ, bzw. DERUNAPHT übernommen und später unter der Marke Minol weiter betrieben. Die alten Tanksäulen wurden üblicherweise umgeflaggt (d.h. meist mit grauer oder später gelb-roter Farbe überstrichen) und blieben noch lange Zeit in Gebrauch. Ich habe dazu noch ein Belegstück, eine unrestaurierte Vorkriegs Tanksäule vom Benzolverband BV, die auf DERUNAPHT umlackiert wurde.
Von Wiol, bzw. Brikett-Vertrieb Erfurt ist mir nur das gezeigte Zapfstellenverzeichnis bekannt. Es trägt kein Datum, dürfte aber um 1938 erschienen sein.
... in der Zapfstellen Liste wird in Nordhausen auch eine H.W.-Allee aufgeführt. Die Liste ist bestimmt in dieser Zeit erstellt worden. Bei der Menge an Zapfstellen im regionalen dortigen Bereich hat man vermutlich schon in den 1920er Jahren mit der Einrichtung angefangen, sodass der Vertrieb von Wiol Benzin vielleicht schon vor der Zeit der Wirtschaftskrise 1929 begann.
Zitat von Eisenbahner im Beitrag #9... in der Zapfstellen Liste wird in Nordhausen auch eine H.W.-Allee aufgeführt. Die Liste ist bestimmt in dieser Zeit erstellt worden. Bei der Menge an Zapfstellen im regionalen dortigen Bereich hat man vermutlich schon in den 1920er Jahren mit der Einrichtung angefangen, sodass der Vertrieb von Wiol Benzin vielleicht schon vor der Zeit der Wirtschaftskrise 1929 begann.
Hallo Hans-Gerd,
wie ich oben schon erwähnte, dürfte die Liste erst ab 1938 erschienen sein. Auf der Rückseite ist eine Übersicht der "neuen" Verkehrszeichen abgebildet. Diese galten ab 01.01.1938.
Zitat von fliegender Hamburger im Beitrag #10[...] was ist das Teil zwischen Ölkabinett und bohrturmförmiger Zapfsäule ? Versorgung mit Wasser und Luft ?
Hallo Nils, genau richtig, das ist eine Luft-Wasser Säule mit "Peitsche". Die gab es z.B von "LEO"/Gera, oder von Boge und auch anderen Herstellern. Ich habe dazu einiges an Unterlagen und Prospekten. Luftfüllmesser sind ein eigenes Sammelgebiet. Die "Peitsche" (eine Spirale in der der Luftschlauch geführt wurde) war optional erhältlich, ebenso wie die seitliche Beleuchtung.
Das Auto rechts vorne scheint mir ein ADLER zu sein. Mein Vater fuhr solch ein Modell direkt nach Kriegsende. Der Wagen hatte in abenteuerlichem Zustand in Hamburg den Krieg überlebt....
Ja, es sieht dem Trumpf Junior ähnlich. Dieser hatte aber wie alle Adler-Autos keine Kühlerfigur auf dem Kühler, sondern den stilisierten Adler im Kühlergrill. Grüße von elaphos
zu #4 und #9: in Nordhausen hieß die Straße, die von 1933 bis 1945 H.W.-Allee genannt wurde, vorher seit etwa 1850 "vor dem Grimmeltor", ab 1945 Leninallee und seit 1990 Grimmelallee.
Und dort kam mir 1990 eine Familie entgegen, Mutter, Vater, zwei Kinder. Vater mit einer Plastiktüte bepackt, und alle vier hatten eine geöffnete Banane in der Hand. Da hatte ich eine gewisse Demut in mir und mich für die Vier mitgefreut. Mir sind fast die Tränen gekommen.