Mir ist ein kleines Konvolut Bub und Carette in Spur 1 zugelaufen. Das Material stammt offenbar aus den frühen 20er Jahren. Interessiert war ich eigentlich nur an dem Tender und den Rest habe ich als Ersatzteilspender eingeschätzt. Das ist aber nicht so.
Spannend sind die drei Güterwagen. Die Unterwagen stammen von Carette, den typischen lithografierten Personenwagen. Die Untergestelle tragen aber Aufbauten aus Holz, die eindeutig professionell hergestellt sind. Die Untergestelle hatten nie aufgelaschte Aufbauten. Es handelt sich hier eindeutig um die Weiterverwendung von Untergestellen. Da der Rest des ganzen Konvolutes aber Bub-Teile enthielt denke ich, dass diese Güterwagen auch (von Bub?) nach Übernahme der Carette-Reste entstanden sind.
Meine Frage wäre, ob jemand schon ähnliche Fahrzeuge gesehen hat.
Der Viehwagen hat ein Untergestell von Bub, aber in meinem Schiffmann von 2003 ist er so nicht aufgeführt. Hat jemand ein Katalogbild? Das Dach erscheint mir seltsam.
Der Aufbau des Kastenwagens wurde spritzlackiert (sieht man im demontierten Zustand) und die schwarzen Kanten wurden handlackiert. Das ist keine Hobbyarbeit.
Der Bretterwagen ist sauber parallel gesägt, dazu braucht man eine Vorrichtung oder eine Säge mit mehrfach aufgespannten Sägeblättern. Macht man hobbymäßig auch nicht.
Rundholzwagen - auch saubere Verarbeitung und maßlich perfekt.
Die Brücke ist als "Überfahrt" im Schiffmann für Carette und Bub beschrieben. Das ist billig gemacht, aber mit der Handlackierung ein stimmiges Teil.
Hallo Ypsilon, ich habe selber schon viel aus Holz gebaut, deshalb halte ich die Wagen mit dem Holzaufbau aus folgenden Gründen für eine bessere Heinwerkerarbeit:
1. Der Bretterwagen. Wenn man das Bild stark vergrößert, kann man erkennen, das es wohl nicht gesägt, sondern geschnitten ist. Das lässt sich problemlos mit einem Messer und einem Lineal machen.
2. Der Stammholzwagen. Die Enden sind nicht 100 Prozent plan, das ist von Hand gesägt. Die Stangen entsprechen den Sitzhölzern von Vogelkäfigen und waren auch damals problemlos verfügbar.
3. Der offene Güterwagen. Die Seitenteile sind stumpf verleimt und haben noch einen geringen Höhenversatz. Bei professionellen Holzwagen, z.B. die von Bing, sind die Seitenteile gefräst und ineinander verbunden.
Diese Wagen sind zwar nicht auf dem Küchentisch gebaut worden, aber jeder der sich mit Holz auskennt würde sie so hinbekommen.
Lieber Arne, bei allem Respekt für Deine Erfahrung. Aber ich habe die Teile hier und genau untersuchen können. Das ist keine Hobby-Heimarbeit, allenfalls eben die übliche Heimarbeit der damaligen Zeit wie es tausende Spielzeugmacher gab.
Der Bretterstapel ist mit dünnen Sägeblättern exakt gesägt. Mit Messern geschnitten ist da nichts.
Die Rundhölzer, klar, die kommen aus der Maschine. Gesägt - das muss ich nachsehen ob winklig oder nicht. Aber sie haben die gleiche Länge, gut auch nicht stichhaltig. Aber die Verleimung habe ich gesehen und die ist nicht vom Handwerker sondern aus einer Serie und noch was: jeder Hobbymensch hätte die Sägegrate entfernt. Das ist eine Handbewegung, hier sind sie aber noch dran. OK, das konntest Du nicht sehen.
Der Kastenwagen ist spritzlackiert, zumindest im Grau und wohl auch im Rot. Das sieht man nur auf der Unterseite.
Das generelle Indiz ist aber, dass die Untergestelle nie einen aufgelaschten Aufbau hatten. Es handelt sich also um eine Resteverwertung dieser Untergestelle. Gut, auch dass kann ein findiger Spielzeugmacher in der Sonneberger Ecke gewesen sein und muss nichts mit der Nürnberger Produktion von wem auch immer zu tun haben.
Hallo Arne, nach Deinem Einwurf habe ich mir die Ladungen aus Holz nochmals angesehen. Leider sind keine neuen Bilder entstanden. Der Bretterwagen ist mit der Maschine gesägt und zwar eindeutig mit einer mehrblättrigen Kreissäge. Das sieht man beim Umwenden, es wurde der Block ringsum in vier Ansätzen gesägt. Da ich das für meine Ypsilon-Bahn auch schon so gemacht habe ist das eindeutig.
Der Rundholzwagen ist vom geleimten Block gesägt worden. D.h. der Block auf dem Wagen wurde von einem längeren bereits zusammen geleimten Block aus sechs Rundhölzern abgesägt. Der Sägeschnitt ist rechtwinklig und alles in identischer Länge. OK, man kann nun einwenden, dass das auch in Heimarbeit so gemacht worden sein könnte, aber das ist aus meiner Sicht unwahrscheinlich. Ich denke, als Bastlerarbeit hätte man die sechs Hölzer einzeln abgelängt und dann zum Block verleimt. Das ist hier aber nicht gemacht worden.
Genau werden wir es nicht mehr ergründen. Aber alle Indizien sprechen jedoch dafür, dass Carette-Material von Bub übernommen und weiter verarbeitet wurde. Hatte ich erwähnt, dass die Räder (leider) nicht die schmalen von Carette, sonderm die breiten von Bub sind?
Mir wurde eine neue Idee zugetragen. Und zwar könnte es sich bei den Wagen um den Güterwagenteil von umbaubaren Wagen handeln. D.h. es gab dazu noch aufsteckbare Wagenkäsen von Personenwagen. Hat dazu jemand einen Beleg aus Katalogen oder gar Bilder?
ich hatte dir bei der Ausstellung in Lauf diese Laus ins Ohr gesetzt: Carette-Wagen als Güterwagen, auf die man Gehäuse so aufsetzen konnte, dass sie als Personenwagen funktionierten. Carette hat diese Züge im Katalog von 1905 angeboten (Seite 164 ?).
Hallo Udo, diese Carette Wagen wurden wohl von Issmayer produziert. Im Buch von Michael Bowes sind diese abgebildet und haben keinerlei Ähnlichkeit mit den Wagen von Ypsilon.
Udo, Danke! Der Einwurf von Arne ist stichhaltig. Die technische Ausführung ja auch anders und sicher in Spur 0. Leider konnte ich noch nicht nachmessen ob die Holzaufbauten ganz genau die gleichen Abmessungen haben. Das wäre ja eine technische Voraussetzung, damit die übergestülpten Karosserien auch halten.
Arne, das dürfte durchaus so gewesen sein, aber Ypsilon hatte nach Belegen und Bildern gefragt, und ich habe sie ihm gezeigt.
Die Nürnberger haben ja immer in Massen ganze Produkte, vor allem aber Kleinteile, untereinander ausgetauscht. War sehr praktisch und sparte jede Menge Geld ein. Hier Carette und Issmayer, bei den Gleisen Carette und Kraus und was weiß ich noch alles. Uhrwerke kamen ab etwa 1810 aus Paris und wurden seinerzeit in hüpfende Tiere und Personen eingebaut, die Blechräder wurden anscheinend von einem einzigen Hersteller gefertigt (da müssen wir mal den Sammler Beckh interviewen, um Näheres zu erfahren) und die messingfarbenen Lüftungsschlitze an den E-Loks von Kraus kamen von seinen Vettern Gebrüder Forchheimer aus der Firma DORFAN aus den USA. Um die halbe Welt, um Kosten zu sparen!
Vor einiger Zeit stellte ich hier einen Fund vor, der den Übergang zwischen Carette und Bub dokumentiert. Dabei entbrannte auch eine Debatte zu den Holzaufbauten der gezeigten Güterwagen. Leider konnte ich heute zwei weitere Wagen der gleichen Art nicht ersteigern, aber der link ist auch gut. Fakt ist, mit dem Auftauchen dieser weiteren zwei Wagen ist belegt, dass es sich nicht um eine Bastelarbeit handelte.
Zitat von ypsilon im Beitrag #4Der Bretterwagen ist mit der Maschine gesägt und zwar eindeutig mit einer mehrblättrigen Kreissäge. Das sieht man beim Umwenden, es wurde der Block ringsum in vier Ansätzen gesägt. Da ich das für meine Ypsilon-Bahn auch schon so gemacht habe ist das eindeutig.
Arbeiten mit Holz ist ein Schwerpunkt für mich. Meine Haupt- und Lieblingskreissäge aus ca. 1920-1930 kann auch weitere Blätter aufnehmen.
Leider habe ich aber nicht verstanden, was Du damit genau meinst. Ich war immer der Auffassung, der Block wurde gefräst, also gesägt und profiliert.
Ich habe jedenfalls einen Bing Wagen, das ist das so gemacht. Eine Nut geht mitten durch einen Ast.