....hier sind ein paar Bilder vom Wechselrichter 276. Ein Zubehörteil, angeboten in den Märklin 00-Katalogen von 1950 bis 1953, und welches heute wohl niemand mehr braucht.
Das Wirkprinzip eines Zerhackers ist hier zu finden: Wikipedia weiß alles Ob es auch für den o.g. Wechselrichter gilt, kann ich anhand der Abbildungen nicht erkennen. Sie sagen in dem Artikel. dass ein Wechselrichter transistorgestützt arbeitet. Transistoren 1949?
Ein Zerhacker an sich ist noch kein Wechselrichter, er "zerhackt" lediglich den Stromfluss, in unserem Fall Gleichstrom. Natürlich läuft der Märklin Wechselrichter ohne Transistoren. Bei der Wikipedia-Schaltung (das erste Bild) ist ein sogenannter Zweiweg-Zerhacker am Werk, bei dem der Trafo eine Mittelanzapfung benötigt. Im einfacheren Fall besteht der Zerhacker lediglich aus einer Klingelmechanik (ohne Glocke), die einen Trafo ohne Mittelanzapfung bedient. Früher liefen batteriebetriebene Röhrenradios teilweise mit Zerhackern und Trafos, die die Batteriespannung z.B. im Auto, aber auch in Kofferradios auf die nötige Anodenspannung der Röhren hochtransformierten. In alten (Röhren-)Autoradios war das gängige Praxis - bis es Röhren gab, die eine niedrige Anodenspannung von 12, teilweise sogar nur 6V benötigten (z.B. ECC 86 oder EF 97/98), während sonst in der Regel 100V und teilweise erheblich mehr erforderlich waren. Grüße, elaphos
Freunde Bin gerade dabei meinen Kriegsoldtimer für die Sommersession fahrffertig zu machen. Dabei ist natürlich auch das zeittypische Rundfunkgerät um aktuelle (Verbote) oder Anweisungen aus Berlin bezüglich Corona nicht zu verpassen! Mit zwingend dabei ist hier ein Spannungswandler von 6 Volt Gleichstrom auf 220 Volt Wechselstrom.
Der Wechselrichter hat genau das gleiche Gehäuse wie der Märklin Wechselrichter, Bei dem Märklin Teil sollte man meinen,daß er von Märklin selbst hergestellt wurde.
Ich denke hier ist der Beweis, daß es die Firma KACO (Kupfer & Asbest aus Heilbronn) war,der den Wechselrichter zugeliefert hat. Wer damals noch das Pech hatte an einem Gleichstromnetz angeschlossen zu sein, hätte bestimmt lieber diese Investition in rollendem Material getätigt.
Dass das Gehäuse gleich ist, muss nichts sagen. (Blech-)Gehäuse wurden und werden von speziellen (Elektro-)Gehäuseherstellern gebaut. Wenn diese zufällig für zwei verschiedene Geräte passen, wird natürlich kein neues entworfen. Grüße von elaphos
Da hast du Recht. Nur mein Gerät sieht innen ganz genau so aus wie das Märklin Gerät ( aber andere el. Werte) Ich kann mir nicht vorstellen,daß Märklin für die geringe Anzahl von Geräten eine Eigenentwicklung vorgenommen hat.
der Wechselrichter 276 kam schon im Herbst 1949 heraus und ist kein reines Erzeugnis der Firma Märklin. Die Vorstellung des Gerätes war den Göppingern ein eigenes Rundschreiben an den Handel wert:
"Göppingen, 18. Juli 1949.
ANSCHLUSS BEI GLEICHSTROM mit Hilfe von Wechselrichter Nr.276.
Für den Anschluß von Eisenbahnen an Gleichstrom 110 oder 220 Volt wurde in Gemeinschaftsarbeit mit einer Spezial- firma ein
W e c h s e l r i c h t e r
laut unten angeführter Skizze entwickelt. Dieses Gerät wird zwischen Lichtnetz und Transformator zu schalten sein und ver- wandelt den zugeführten Gleichstrom in Wechselstrom und gibt an seinem Ausgang 220 Volt Wechselstrom ab.
Die Leistung dieses Gerätes beträgt etwa 100 Watt, es können somit an einen Wechselrichter mit Hilfe des Dreifach- Steckers Nr. 3494K 2 bis 3 Transformatoren 280A angeschlossen und ein Mehrzugbetrieb durchgeführt werden.- Aber auch die Transfor- matoren für Bahnen der Spur 0 lassen sich mit ihm in Betrieb nehmen.
Der neue Wechselrichter wird ab Herbst lieferbar unter Nr. 276 zum Preis von DM 110,- mit 25 % Rabatt.
Bestellungen bitten wir, in Bälde aufzugeben, die Spannung des Gleichstromnetzes (110 oder 220 Volt) ist jeweils anzugeben."
Das Ding war ja sündenteuer: 110,-- DM waren 1949 SEHR viel Geld. Meine Mutter, Akademikerin immerhin, verdiente 1949 340,-- DM im Monat als Dolmetscherin und Übersetzerin... Sehr viele dieser Wechselrichter werden sicherlich nicht verkauft worden sein.
Moin. Gleichstrom 110Volt habe ich noch als Kind bei Verwandten in der Börde südwestlich von Magdeburg erlebt. Da ging ich schon in die Schule, also muß es nach 1973 gewesen sein. Es waren aber nur ein paar kleine Dörfer, die noch so versorgt wurden. Die Leute dort machten Kopfstände, um ihre uralten Elektrogeräte am Laufen zu halten, weil Ersatz nicht zu bekommen war. Die Umstellung auf 220V Wechselstrom müßte ca. 1977/78 gewesen sein, weiß ich aber nicht mehr genau. LG Steffen
Das Ding war ja sündenteuer: 110,-- DM waren 1949 SEHR viel Geld. Meine Mutter, Akademikerin immerhin, verdiente 1949 340,-- DM im Monat als Dolmetscherin und Übersetzerin... Sehr viele dieser Wechselrichter werden sicherlich nicht verkauft worden sein.
Freundliche Grüße von Claudia
Hallo Claudia,
das erklärt vllt. auch, warum man diese Dinger nicht an jeder Ecke findet?
Zitat von SWfreund im Beitrag #11Interessant wäre es zu wissen,wo 1950 in Deutschland und Europa noch Gleichstromnetze waren. Ich konnte hierzu aktuell nichts finden
Hallo Wolfgang,
Gleichstrom gab es nach dem Krieg noch in den Regionen, die noch nicht in die 110 kV bzw. 220 kV Verbundnetze eingebunden waren und keine großen Kraftwerke in der Nähe hatten.
In der Frühzeit der Elektrifizierung wurden in einigen Städten und Dörfern Gleichstromkraftwerke gebaut, deren Verbraucher nicht weit entfernt waren. Da Gleichstromleitungen mit zunehmender Entfernung hohe Verluste haben, eignet sich Gleichstrom nicht für längere Entfernungen.
Vielleicht war das sogar ein altes Wasserkraftwerk, das den Strom quasi "umsonst" produzierte, also von Kohle- oder Öltransporten unabhängig war. Wenn es dort keine größeren Industrien in der Nähe gab, fehlte auch der Grund, das alte Kraftwerk auf Wechselstromerzeugung umzustellen. Dann konnte man alles selber vor Ort entscheiden und war nicht von den großen Konzernen abhängig. Der Nachteil war halt, dass einige Geräte für die Haushalte und Betriebe teurer waren, aber darauf konnte man sich einstellen.
In den alten Schulatlanten gibt es oft Karten, die die Hochspannungsleitungen zeigen, z.B. im Diercke Weltatlas, Ausgabe 1971, Seite 33, Karte Verbundwirtschaft der Strom- und Gasversorgung. Wenn jemand eine ältere Ausgabe besitzt, könnte man sich die Netzlücken anschauen.
Wir hatten in Berlin mittels Gleichrichter die Stromversorgung einer Modelleisenbahn mit Gleichstrom (220 V) demonstriert. Einer der Besucher berichtete, dass im Ostteil Berlins bis in die 50er Jahre Gleichstrom aus der Steckdose kam und er damals den gleichen Umformer benutzt hatte, den wir zu Demonstrationszwecken aufgebaut hatten. Im Südwesten Berlins fuhr meine Märklin-Bahn 1949 mit Trafo, also mit Wechselstrom aus der Steckdose. Aus Frankfurt erfuhr ich, dass dort bis Mitte der 60er Jahre Gleichstrom üblich war. Wo und wann genau sonst in einzelnen Städten oder Regionen Gleich- oder Wechselstrom üblich war, habe ich bis jetzt nicht erfahren können. Weitere Nachforschungen diesbezüglich wären interessant. Grüße von elaphos
Elaphos - Frankfurt am Main? Wo? Kann ich mir nicht so recht vorstellen. Hatte damals dort viel mit Technik zu tun und nie davon gehört. Beste Grüße! Botho
Hab ich auch nur gehört, weiß nicht mehr wo, war mir aber diesbezüglich ziemlich sicher. Kann auch nur einzelne Stadtteile betroffen haben. Grüße von elaphos
In meiner Heimatstadt Hamburg gibt es für den ÖPNV eine U-Bahn und eine S-Bahn.
Die U-Bahn, in Hamburg paradoxerweise "Hochbahn" genannt, wurde 1912 gebaut und läuft seitdem auf 750 Volt Gleichstrom.
Die S-Bahn fährt seit den 1930er Jahren mit Gleichstrom. Wechselstrom von 25.000 Volt wird entlang des Streckennetzes von 26 Gleichrichterwerken in 1.200 Volt Gleichstrom umgewandelt. Der Triebwagen nimmt den Strom mit einem Schleifer von einer dritten Schiene auf.
Nun gibt es aber eine Besonderheit: Auf zwei Strecken teilt sich die S-Bahn Gleise mit der elektrifizierten Fernbahn! Die Fernbahn läuft aber auf Wechselstrom. Man hat spezielle Triebwagen der S-Bahn nun so ausgerüstet, daß sie sowohl mit Schleifer auf Gleichstrom laufen, als auch mit Pantograph auf 15.000 Volt Wechselstrom.
Da Gleichstrom und Wechselstrom ja nicht miteinander in Berührung kommen dürfen, ist für die Umschaltung eine stromlose Strecke von etwa einer Zuglänge vorgesehen, bevor die S-Bahn von ihrem eigenen Schienennetz auf das der Fernbahn wechselt. Die durchfährt der S-Bahn-Zug nur mit seinem Schwung und während der Durchfahrt wird der Pantograph ausgefahren und der Schienenschleifer eingeklappt (vice versa)!
Sollte der Zug doch einmal zu wenig Schwung haben und stehen bleiben, so rollt er durch die Schwerkraft vor oder zurück, denn die Umschaltstellen befinden sich auf einer schiefen Ebene. Genial - finde ich!!!
Moin. Das mit den verschiedenen Spannungen gibt es inzwischen in mehreren Orten, wo die Straßen-/Stadtbahnen das Netz der DB im Überlandverkehr nutzen. Schon seit tiefsten DDR-Zeiten gibt es in Markkleeberg vor den Toren Leipzigs eine schienengleiche Kreuzung zwischen S-Bahn und Straßenbahn. Da sind rundherum 4 Schutzstrecken installiert. Da das aber in der Ebene liegt, sollte man da nicht ohne genügend Schwung ran fahren, sonst kommt der Fahrplan gehörig durcheinander.
Hallo Dieter, Gleichspannungsnetze haben weniger Verluste als Wechselspannungnetze. Die Verluste nehmen mit steigender Frequenz zu. Die Bahn verwendet daher statt 50 Hz Netzfrequenz 16 2/3 Hz und reduziert so die Anzahl der notwendigen Einspeisestellen. Carsten
man muss die Leitungsverluste in der zeitlichen Entwicklung sehen. Eine wesentliche Einflussgröße ist die Leitungsspannung, es gibt aber noch weitere Faktoren.
Als die ersten Kraftwerke um 1880 entstanden, wurden sie in den Städten errichtet, dicht an den Verbrauchern. Auch die Brennstoffe wurden dorthin geschafft. Diese frühen Kraftwerke erzeugten Gleichstrom mit Spannungen um 500 Volt, später bis 1000 oder 3000 Volt.
Es gab noch keine Erfahrungen, wie man Stromleitungen bauen und isolieren kann. Es gab zunächst auch noch keine Möglichkeiten, die Spannungen vom Gleichstrom zu erhöhen, um die die hohen Leitungsverluste bei niedrigen Spannungen zu reduzieren.
Der Weg über Dreiphasen-Wechselstrom und die Entwicklung der Transformatoren um 1890 ermöglichte es, hochgespannten Wechselstrom mit geringeren Verlusten über längere Entfernungen (über mehr als 10 km, z.B. 100 km oder noch mehr) zu leiten. Dies war rund 40 Jahre lang Stand der Technik. So wurde die Golpa-Leitung von Zschornewitz nach Berlin im Jahr 1918 mit 110 kV in Betrieb genommen.
Mit Fortschreiten des Anlagenbaus rückte der Gleichstrom für größere Entfernungen wieder in den Fokus. Ab 1941 wurde eine HGÜ-Leitung (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung) vom Kraftwerk Elbe (Vockerode) nach Berlin mit 200 kV geplant und gebaut, die allerdings bis zum Kriegsende 1945 nicht in Betrieb ging: Elbe-Projekt
Gleichstrom hat den Nachteil, dass neben der Nichttransformierbarkeit die Übertragung sehr Verlustreich ist. So brauchte Edison mit seinem Monopol als Gleichstromanhänger allein für die Versorgung New Yorks 33 Kraftwerke. Sein Gegenspieler war Tesla, der auf Wechselstrom setzte und sich letztendlich bis heute durchsetzte. Mit der verlustarmen Leitung von Wechselstrom lassen sich im Gegensatz zu Gleichstrom große Gebiete mit nur wenigen Kraftwerken versorgen. Heute wird allerdings wegen der Möglichkeit der elektronischen Spannungswandlung und der Gleichstromproduktion in der Fotovoltaik bisweilen die Rückkehr zum Gleichstrom zumindest in einzelnen Häusern oder Gebieten erwogen, wobei die Übertragung über längere Strecken dem Wechselstrom vorbehalten bleiben dürfte. Grüße von elaphos