Auf dem "Nachbar" Forum wurde keine definitive Antwort gegeben; also versuche ich es hier auch:
Aufgrund meines Interesses an Modellen von CIWL und Mitropa Wagen fand und kaufte ich diesen Märklin Spur 1 Wagen mit der Katalognummer 1894.
Wie auf dem Bild zu sehen, ist es ein CIWL / ISG Wagen mit dem CIWL Emblem, jedoch kann man Mitropa Prägung sehen auf der Seite; auch "speisewagen" ist unter dem gedruckten speisewagen text auf der linken seite eingeprägt.
Für mich sieht das aus wie ein original Märklin Wagen und keine neu lackierte Version. Kennt jemand die "Geschichte" dieser Wagen?
Scheint ein auf International umlackierter Mitropa-Wagen zu sein. Während die Mitropa-Prägung genau mittig steht, ist das goldene Emblem nach links versetzt. Grüße, elaphos
Dieser Wagen wirft einige Fragen auf. Zum einen ist es eine Fehlproduktion von Märklin, die Mitropa Prägung ist genau unter den 3 mittleren Fenstern, aber man hat dabei das Toilettenfenster vergessen, wodurch der Schriftzug zu weit rechts ist.
Zum anderen kenne ich diesen Wagen nur mit kleinem gedruckten Mitropa Schriftzug über den Fenstern. Eine Mitropa Prägung habe ich so noch nie gesehen. Beim Vergleich mit anderen Märklin Mitropa Wagen fällt auf, das der Schriftzug erst Ende der 20er Jahre nach unten gewandert ist. Wurden die Wagen zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch produziert?
Möglichweise war das ein Versuch bei Märklin, welcher verworfen wurde. Aber bekanntlich wurde bei Märklin nichts weggeworfen sondern einfach überlackiert.
vielleicht könnte jemand ergänzen, wann der Wagen 1894 von Märklin produziert wurde ?
Dazu ist vielleicht noch hilfreich, dass die Mitropa erst 1916 während des Ersten Weltkriegs von den Bahngesellschaften aus Deutschland, Österreich und Ungarn gegründet wurde, um eine eigene Betriebsgesellschaft für Schlaf- und Speisewagen sowie internationale Expresszüge als Gegenstück zur ISG / CIWL aufzubauen.
Dann ergänze ich mal: Gemäß Schiffmann-Verlag wurde der Wagen 1915 bis 1925 produziert. Da dieser Zeitraum katalogmäßig gut dokumentiert ist, gehe ich davon aus, das dies auch stimmt. Mit originalem Vergleichsmuster kann ich nicht mehr dienen, da ich diese Serie bereits vor mehr als 20 Jahren wieder verkauft habe. Aber Prägung und Handlackierung habe ich so noch nicht gesehen. Stimme Arne zu: muss wirklich selten sein! Bei der nachfolgenden Serie der 33 cm-Wagen wurde die Mitropa-Schrift dann gedruckt. Viele Grüße Wolfgang
Wenn der ISG-Wagen bereits 1915 erstmals von Märklin produziert wurde, gab es zu diesem Zeitpunkt noch keine Mitropa.
Während des Ersten Weltkriegs waren aber ausländische Institutionen wie die ISG im deutschen Kaiserreich verpönt und verkauften sich hier nicht mehr. Der Export in das westliche Ausland, in dem die ISG-Wagen verkehrten, war auch nicht mehr möglich.
Nun wäre es denkbar, dass Märklin auf die Einführung der Mitropa Ende 1916 reagierte und etwas veränderte Wagen mit Mitropa-Prägung für den deutschen Markt produzierte. Der Verkauf während des Krieges wird aber auch im Inland nicht besonders gut gelaufen sein. Nach dem Ersten Weltkrieg hat sich die Kaufkraft in Deutschland noch weiter verschlechtert. Es folgte das Inflationsjahr 1923.
Wenn man nun auf produzierten Waren sitzenbleibt, die man im Inland nicht mehr verkaufen kann, könnte man versuchen, einen Teil dieser Ware so anzupassen, dass man sie auf anderen Märkten anbieten kann. Das könnte erklären, dass nach dem Ersten Weltkrieg ein Teil der Mitropa-Wagen wieder in die ISG-Ausführung umlackiert wurde.
Zur Erinnerung: wenn man sich die Bing-Tischbahn anschaut, dann stellt man fest, dass es vielfältige Lithographien britischer Bahngesellschaften gab, und außerdem eine sogenannte Continental Ausführung. Von den heutzutage verbliebenen Tischbahnen sind diese Contentinental-Ausführungen eher in der Minderheit. Die größeren Stückzahlen wurden offensichtlich für den britischen Markt und vereinzelt für den US-amerikanischen Markt produziert, denn dort gab es in den 1920er Jahren mehr Kaufkraft.
Die ISG / CIWL führte bereits 1922 den ersten "Train Bleu" ein. Somit dürfte sich das Interesse der Käufer bald vom teakholzfarbenen zum blauen Wagen gerichtet haben.
Ja Dieter, das klingt plausibel! Märklin hat auch auf politische Umstände reagieren müssen. Klassisches Beispiel ist der 4-achsige Boxcar 2926, grün, chromlithographiert, ohne Puffer, der ab 1913-1920 für den amerikanischen Markt angeboten wurde. Nachdem die USA in den 1. WK eingetreten sind (1917), konnte Märklin diesen Wagen dort wohl nicht mehr absetzen. Deshalb wurden die vorhandenen Bestände "germanisiert", indem die Wagen nachträglich braun handlackiert wurden, ferner wurden Puffer angebracht. Unter der Artikel-Nr. 1926 liefen diese dann ab 1919-1928. Bekannt durch die Aufschrift: "Berlin, 48 M. 6 Pf. Viele Grüße Wolfgang
Dann ist es ein Wagen mit einer besonderen Geschichte der uns auch heute etwas zu erzählen hat.
Gerade in Zeiten, in denen ein US-amerikanischer Präsident Handelskriege entfesselt oder viele Menschen vergessen haben, dass die EU gegründet wurde, damit die Menschen in Europa enger zusammenrücken und sich besser kennenlernen.