interessant am erstem Wagen ist, dass Bing hier einen englischen Wagentyp verwendet hat, um daraus einen Mitropa-Wagen zu machen. Abteiltüren, nur auf einer Seite, und dann noch ein Dienstabteil. Für den englischen Markt könnte das ein Third-Brake gewesen sein. Halb-Packwagen waren bei der Reichsbahn nicht gebräuchlich, schon gar nicht bei der Mitropa. Es galt ja noch die Vorgabe, einen Packwagen als Schutzwagen zwischen Lokomotive und den Wagen für Personenbeförderung einzustellen.
Ebenfalls bemerkenswert ist, dass Bing 1928 einen dunkelroten Mitropa-Zug anbot, während die große Mitropa im gleichen Jahr den Rheingold Zug mit creme-violett-farbenen Luxus-Wagen auf die Schiene brachte.
Hallo Dieter, danke für deine ergänzenden Informationen. Beide Wagentypen stammen eigentlich aus dem englischen Programm von Bing. Da gab es die Wagenformen schon 1926. Die dunkelroten Wagen wurden mit geänderten Tonnendächern noch bis 1932 bei Bing weitergebaut.
nachfolgend eine Übersicht über die 30 cm langen MITROPA-Wagen von Bing: Bei den Vierachsern gab es mehrere Varianten:
BING 10.572 Schlafwagen 30 cm, blutrot, engl.Dach
BING 10.572 Schlafwagen 30 cm, blau, engl. Dach
BING 10.572 Schlafwagen 30 cm, bordeaurot, Tonnendach
BING 10.572 Schlafwagen 30 cm, blau, Tonnendach
Bing 10.571 Speisewagen 30 cm, blutrot, engl. Dach
BING 10.571 Speisewagen, 30mcm, blau, engl. Dach
BING 10.571 Speisewagen 30 cm, bordeauxrot, Tonnendach
BING 10.573 kombinierter Packwagen 30 cm, blutrot, engl. Dach, Fensterseite
BING 10.573 kombinierter Packwagen 30 cm, blutrot, engl. Dach, Abteiltürenseite
BING 10.573 kombinierter Packwagen 30 cm, blau, engl. Dach, Fensterseite
Diese Kombinierten Packwagen 10.573 gab es weder bei der MITROPA noch bei der DRG. Bing hatte die engl. Versionen "eingedeutscht". Die moderneren Packwagen 10.573 (mit Tonnenedach) tragen keien MITROPA-Aufschrift.
Sofern noch weitere Farbvarianten (insbesondere in blau) bekannt sind, bitte veröffentlichen.
Erläuterungen:
. bei den Schlafwagen 30 cm gab es nur eine Identnummer 10.572, sowohl für rot oder blau als auch für engl. Dach (ältere Ausführung von 1928-1929) oder Tonnendach (Ausführung 1931-1932)
. bei den Speisewagen 30 cm gilt dies analog für die Identnummer 10.571
. als "engl. Dach" bezeichne ich die an den Außenkanten gerundeten Dächer mit den typischen beiden Längssicken, die dem Regenwasserablauf dienten. Diese Dachform gab es beim Vorbild bei den engl. PULLMAN Wagen. Da Bing die ersten 30 cm Wagen in engl. Livree herausbrachte, wurde diese Wagenform (sowohl Dach als auch Wagenkasten) einfachheitshalber für die deutschen Varianten übernommen.
. die Tonnendächer ersetzten ab 1931 die engl. Dächer bei den deutschen 30 cm Wagons - jedoch Unterbeibehaltung der Fensterdarstellung mit je einem ovalen Blindfenster neben den Einstiegstüren (typisch für Pullman-Wagen)
. Blaue Wagons mit MITROPA-Beschriftung stellen FALSCHFARBEN dar. Blau war die Corporate-Identity-Farbe der CIWL, während rot die Farbe der MITROPA war. Also: Blaue Mitropa-Wagen sind genau so falsch wie rote CIWL-Wagen.
Ergänzung zu Beitrag #5: Farbgebung der Mitropa-Wagen
Bing hatte die Tonnendach-Wagen hellrot lackiert, nachdem beim Vorbild die ersten neuen Schlafwagen der MITROPA ab 1927 die neue Lackierung mit modernem Schriftzug und Adler-Emblem erhielten. Dieser Farbton ist ein RAL-Farbton und heißt offiziell "Bordeauxrot"
PS: In den Forumunterlagen des 31. TINPLATEFORUMS 2017 befindet sich ein ausführlicher Bericht über "MITROPA und CIWL im Blick der Nürnberger Tinplate-Hersteller".
Arne hat seine beiden MITROPA-Wagen von BING in der letzten Woche zum Stammtisch in Witten mitgebracht. Und da fiel auf (es wird wohl auch so bei den entsprechenden Waggons von Manfred so sein), dass die Beschriftung mit der Hand (!) aufgetragen worden ist. Aber in einer solchen Perfektheit, dass man es kaum erkennen konnte. Das bezieht sich auf die Waggons mit dem von Manfred so genannten "englischen Dach".
Die von Arne erwähnten erst einmal vom Wagenkasten her gesehen gleichen Ausführungen der MITROPA-Wagen mit dem Tonnendach haben wegen dieses Tonnendaches an den Seiten höhere Seitenwände (die Dächer sind also nicht einfach austauschbar), und dort sind die Aufschriften und Linien aufgedruckt. Die goldenen Buchstaben und Linien haben rundherum eine hauchdünne Einrahmung in einem ganz dunklen, aber leuchtenden Rot. Das Leuchten der Farbe könnte davon herrühren, dass diese hauchdünnen Einrahmungen minimal auf dem Gold liegen und so zum Leuchten gebracht werden (allerdings gab es Leuchtlacke schon vor 1900 - Märklin hat damit Gleisstücke mit bestimmter Stiftfolge entsprechend auf den Schwellen gekennzeichnet).
Von den MITROPA-Wagen mit dem Tonnendach habe ich hier drei Stück liegen, deren Farbe dunkelrot bis bordeauxrot ist wie bei den Wagen von Arne. Die von Manfred vorgestellten Tonnendach-Wagen haben dagegen ein ziemlich helles Rot und dürften später produziert worden sein.
Im Nachgang zu BING (Produktionseinstellung 1932) hat Kraus-Fandor mit dem angekauften Werkzeug diese Waggons bis 1937 hergestellt und für den Speisewagen dieses dunkle Rot verwendet. Die Schlafwagen hatten allerdings eine blaue Farbe.
Und wenn ich jetzt wüsste, wie man Bilder einstellt, könnte ich die Wagen auch zeigen. Geht das wie beim FAM mit picr.de ?
Udo, das mit den Bildern dürfte einfach gehen, wie Du es gewohnt bist.
Sonst aber: Klicke auf Antworten im letzten Beitrag. Nicht im grauen Feld unten, das ist die Schnellantwort, da gibts keine Bilderfunktion. Bei der Normalantwort findest Du Anhänge, damit sind auch Bilder gemeint. Den Code generierst Du nur einmal und dann kopierst Du ihn in der Zahl der einzustellenden Bilder und änderst nur den Dateinamen mit der Hand.
wie ich festgestellt habe, geht es problemlos, mit picr.de hier Bilder einzusetzen. Ich benutze picr.de, weil ich annehme, dass diese Firma die Zeiten überdauern wird und so die hier gezeigten Bilder über lange Zeit hin sichtbar bleiben werden.
Also, hier die drei dunkelroten Tonnendach-Schrottwagen mit der lithographischen Aufschrift. Das waren einmal fünf Stück, zwei wurden bereits entlackt und iwann werden daraus Rheingold-Wagen, wie zuvor von Dieter bereits angemerkt.
Beide Waggons von Arne haben die Artikelnummer 22811, während der mit Tonnendach später gefertigte Schlafwagen die Nummer 10572 und der Speisewagen die Nummer 10571 haben. Zuerst hatte ich wegen der Handmalerei an Musterstücke geglaubt, aber dann gesehen, dass in dem Beitrag von Manfred die beiden ersten Waggons und auch weitere Waggons, jeweils die mit dem englischen Dach, auch die bei Arne auftauchenden Nummern 22811 haben.
normalerweise will ich keine doppelten Beiträge veröffentlichen, aber hier mache ich im Bereich MITROPA eine Ausnahme.
Die Herstellung dieser MITROPA-Waggons hörte 1932 nicht mit der Produktionseinstellung bei BING auf. Kraus hatte etliche Werkzeuge von BING aufgekauft und so neben anderen Waggons auch die 31 cm Tonnendach-Wagen bis 1937 weiter gebaut. Es gibt neben dem Kraus-Fandor-Warenzeichen und der Kraus-Kupplung mit dem Kupplungsbügel einige weitere Unterschiede. Die Radachsenlagerkappen sind von Kraus (passten genau in die gleichen Schlitze und sehen auf Grund der plastischen Gestaltung auf jeden Fall besser aus) und bei den 31 cm-Wagen sind die gegossenen Dachlüfter etwas schmaler und die Waggons haben Federpuffer.
Die 31 cm-Wagen von Kraus haben die altbewährten Drehgestelle von BING, die schon bei den Waggons von Arne in Beitrag # 1 eingebaut worden waren. Sie sind so beweglich, dass man schwerlich etwas Besseres konstruieren konnte. Die einzige Abänderung sind, wie vorher schon erwähnt, die Radachsenlagerkappen.
Die verwendeten Räder waren von Kraus, sowohl Blechräder als auch die Gußräder mit der kalottenförmigen Wölbung in der Mitte, die Kraus-Gußräder erkennbar machen. Leider waren genau diese Gußräder manchmal ein großes Problem bei Kraus, denn etliche dieser Gußräder bekamen später die Gußpest, und die Achsen waren an beiden Achsenden durch Aufpressen von kleinen Scheibchen so verbreitert, dass es Mühe machte, die Räder auszutauschen. Das Ergebnis war, dass solche Wagen iwann, weil sie nicht mehr rollten, entsorgt wurden.
Die Kraus-MITROPA-Wagen habe ich wegen des Lok-Antriebs mit Uhrwerk mit Kugellagerradsätzen von Becker in Flensburg ausgerüstet. Die originalen Radsätze habe ich aber in Tütchen aufbewahrt; gekennzeichnet können sie jederzeit wieder zurückgebaut werden.
Jetzt die Bilder von den 31 cm-Kraus-Wagen als Schlafwagen und Speisewagen von MITROPA.
Noch einen Hinweis zu den BING-Waggons mit "englischem Dach" als auch zu den später von BING verwendeten Tonnendächer: Die Dächer sind nicht einfach austauschbar, sondern die Stirnseiten der Waggons mit den Tonnendächer sind höher ausgeführt. Austauschbar sind allerdings die Tonnendächer von BING als auch von Kraus, wenn man mal von der Breite der jeweiligen Entlüfter absieht.
Hallo Manfred, ich würde mich gern in Ihren Beitrag "einloggen" um erneut, meine Unerfahrenheit zu kurieren ;). Ich habe aus dem Nachlass meiner Familie einen Bahnhof von Bing übernommen aber auch 2 dieser wunderschönen Wagen von Bing + eine Lok mit Uhrwerk (das kann ich schon erkennen ;-)...) Sie wurden professionell aufgearbeitet; dazu gibt es eine Dokumentation. Meine Frage wäre, ob das für einen Sammler ein Vorteil oder eher ein Nachteil ist? Über eine Antwort wäre ich sehr froh. Liebe Güße Bea
Bea
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Die Lok ist aber elektrisch und ich kann mich dunkel an den Vorgang erinnern. Das ist schon lange her. Wenn es Klaus Blechschmidt gemacht hat, war es gut. Klar, man kann immer irgendwas dran aussetzen, doch besser so als zerspielt.
Ich bin froh, dass mir ein Restaurator aktuell auch etwas anfertigt. Ehe ich lange rumsuche und in Jahrzehnten vielleicht nicht fertig bin, freue ich mich an den Nachbauten und an der Stimmigkeit der restaurierten Sache.
Herzlichen Dank für die Antwort; ich denke auch, dass ein Spielzeug professionell restauriert mehr Freude bereitet als eine "Ruine" ...aber von den Oldtimern her kenne ich es so, dass es doch unbedingt original sein soll... na ja... Ansichtssache eben. Schönes Wochenende und viele Grüße Bea :-)
Gegenfrage zum Thema Restaurierungen, gerade zu Oldtimern. Was ist heute bei Oldtimern noch original? Der Lack in der Regel nie und schon gar nicht vom Dach. Die Elektrik nicht und Reifen schon gar nicht.
Das kann ich so nicht unterschreiben. Meine beiden Oldtimer, ein 58 Jahre alter Mercedes 250SE Coupé und ein 30 Jahre alter Golf 3 Kabrio "Erdbeerkörbchen" (natürlich rot), sind beide absolut original, lediglich die Reifen mussten natürlich schon wegen des TÜV mal erneuert werden. Grüße von elaphos
Ja, sooo alte sind aber äußerst selten, aber auch manchmal weitgehend original. So hat ein Freund einen alten Ford T, bei dem der Lack zwar teilweise etwas ausgbessert, sonst aber noch original ist. Grüße, elaphos