Zum letztjährigen Tischbahnertreffen in Gaggenau hatten wir einen exakt auf den Gleisplan abgestimmten Kabelbaum rund um die Gleisanlage herum. Obwohl wir damals sogar Blockstreckenbetrieb vorführten, sah man so gut wie keine Kabel, weil sie auf kürzestem Wege in den Kabelbaum führten. Darin befanden sich dann die Verlängerungsstrippen bis zum Schaltpult bzw. zum vor- und nachgelagerten Streckenblock. Dieser Aufbau des Kabelbaums hätte einen immer gleichen Gleisplan erzwungen, sogar mit den identischen Weichen und Signalen an der immer gleichen Stelle, weil deren Kabel bereits unterschiedlich lang ausfielen - auch lagebedingt. Das erschien angesichts des Aufwands als suboptimales Ergebnis.
Also sollte zum diesjährigen Jubiläum 50 Jahre Primex ein zunächst etwas schlichterer, aber dafür sehr viel flexibler nutzbarer Kabelbaum her. Der alte wurde aufgelöst und die Strippen recycelt.
Zur Orientierung, um welchen Gleisplan es diesmal gehen sollte hier das Layout auf 6,60 x 1,50 m (drei Biertische lang, drei breit):
Als Auslässe zu den Weichen und Gleisanschlüssen wurden 210 Buchsen aus zweierlei Messingrohr abgelängt und verlötet, wie auch am hinteren Ende verzinnt, an dem dann die Kabel angelötet wurden. Wenn man lange genug sucht, findet man Messingrohr mit dem benötigten Innendurchmesser von 2,6 mm und 4 mm Außendurchmesser. Das größere Rohr ist völlig handelsüblich.
Zur Verbindung der Enden des Kabelbaums dienen Stiftleisten. In diesem Falle 34-polige, weil gar nicht deulich mehr Kabel in diesem Querschnitt eines 15 mm Kabelkanals Platz finden. Gespart werden etliche Leitungen, indem die Gleiswechselweichen gemeinsam gesteuert werden.
Damit der Kabelbaum letzlich faltbar bleibt, wird er im gefalteten Zustand verlötet. Kurze Abschnitte der Kabelkanalabdeckungen halten die widerspenstigen Strippen an Ort und Stelle.
Wenn man die Farbcodierung der Buchsen vor dem Löten vornimmt, ist die Zuordnung der Kabelfarben zwar einfacher, aber es kann zu verbranntem Lack führen. Dieser wird einfach mit einem Stempelchen aus Moosgummi aufgetragen. Es ist notwendig, die Buchsen noch einmal mit dünnflüssigem Sekundenkleber im Kanal zu fixieren, nachdem sie beim Lötvorgang heiß wurden. Blau und lila sind hier die Anschlüsse für Weichen, wobei lila für Abzweig und blau für geradeaus steht.
Ein Raster von zwei Längen der Abschnitte des Kabelkanals dient für weniger Auslässe an langgezogenen Streckenteilen und eine entsprechend dichtere Folge von Auslässen, wo Weichenfelder sind. Je mehr Trennstellen der Kabelbaum erhält, umso flexibler lassen sich die Längen rekombinieren. Abschnitte von 60 bis 120 cm bewähren sich, weil immer noch quer im Kofferraum transportabel und ferner zum Raster der Märklinschienen von 18 cm passend. Somit ergibt sich aus den vorgelegten Abschnitten eine Länge von 540 cm auf beiden Seiten der Anlage mit 17 Auslässen pro Abschnitt und 85 Auslässen auf der Seite mit weniger Weichen (vier lange + ein kurzer) bzw. 119 Auslässen auf der Seite des Weichenfeldes (fünf kurze + zwei lange).
Beim Recycling der Kabel des vorhergehenden Kabelbaums bleibt es nicht aus, Adern verlängern zu müssen. Um jedes Kurzschlussrisiko zu bannen, werden solche Lötstellen mit Schrumpfschlauch ummantelt. Ein ausgedienter Heißluft-Lockenstab hilft beim zügigen Schrumpfen. Die gewinkelte Selbsthaltepinzette räumt die schon verlegten Strippen beiseite, während weitere Lötungen an den Buchsen nötig sind.
Der fertige Kabelbaum fügt sich gut ins Erscheinungsbild der Anlage ein. Damit er geradlinig verläuft, werden die Abdeckungen jeweils ein Stück auf den nächsten Abschnitt verschoben. Beschriftungen auf der Abdeckung sind daher wertlos. Sie werden besser direkt neben den Buchsen notiert.
Der Sinn des Kabelkanals ist die systematische Führung der Adern von den redundant ausgeführten Auslässen zum Schaltpult. Gleisanschlüsse und Weichen können stets in ihrer unmittelbaren Nähe an unterschiedlichen Steckplätzen angeschlossen werden. Alle führen zum Schaltpult, aber auch zu weiteren Auslässen mit gleicher Nummer. Dies ist für die Blockstreckensteuerung von Bedeutung. Die Nummern der Auslässe müssen an den Schaltpulten nicht zwingend in gleicher Reihenfolge angeschlossen werden. Die Knöpfe können so zugeordnet werden, dass die Lage der Weichen und Streckenabschnitte so gut wie möglich mit der Reihenfolge der Knöpfe harmoniert. Diese liegen nun einmal linear im Pult.
Das Brett für das Fahrpult wird großzügig bemessen, damit drei Trafos und mindestens drei Schaltpulte nebeneinander Platz finden. Ein Trafo versorgt den Außenkreis, einer den Innenkreis und ein dritter das Rangierfeld.
Alle Leitungen verlassen das Fahrpult über den oben bereits gezeigten 34-poligen Wannenstecker.
Dieser Kabelbaum hatte sich dieses Jahr bestens bewährt und ermöglichte weitaus mehr Fahrmanöver als lediglich im Kreis zu fahren - und das mit einer nur temporär aufgebauten Anlage!
Primex hatte leider nur Pulte mit Momenttastern im Angebot (oben). Um also Schaltpulte für dauerhaftes Aufschalten von Fahrstrom zur Verfügung zu haben, mussten diese analog zum Märklin-Artikel 7211 erst umgebaut werden. Dazu wurden schlechterhaltene blaue 7211er Schaltpulte geschlachtet und ihr Innenleben in gelbe Gehäuse eingebaut (unten).
Die originalen Leiterbahnen müssen dafür herausgetrennt und die etwas anders geformten eingelötet werden.
Dabei fällt eine Variation des Artikels 7211 auf. Die wohl ältere Version (links) hat einen Unterbrecher, der aus dem Kontakt vollständig herausgehoben wird. Die Bleche können korodieren und hohe Übergangswiderstände entwickeln. Das Resultat ist Hitze, die nicht nur das Gehäuse zerstören kann. Rechts ist zu erkennen, dass der Unterbrecher einen Nagelkopf zwischen die Bleche drückt, wodurch diese blank bleiben. Dazu musste die Form des Unterbrechers und der Bleche geändert werden.
Zur Unterscheidung des Innenlebens des vereinfachten Artikels 7210 noch dieses Foto. Links 7211 mit gelben und grünen Knöpfen, rechts 7210 mit gelben und roten Knöpfen. 7210 eignet sich zur intuitiven Belegung der Knöpfe nur bedingt im vorliegenden Anwendungsfall.
Vielen Dank, Claudia. Wenn wir Nachwuchs interessieren wollen, ist simples „Im-Kreis-Fahren“ m.E. nicht attraktiv genug. Es muss mindestens eine Acht sein! (kicher). Jemand glaubte sogar, ich würde die zwei Züge mit dem Handy steuern, weil ich zufällig gerade draufschaute. Selbst das wäre im Ausstellungsbetrieb machbar. Aber dann schmeißen sie uns raus 😀.
Hallo Hallo Anselm Wie habt Ihr die selbstgebauten Steckbuchsen im Kunststoffkabelschacht befestigt??. Es gibt doch fertige 2,6er einschraubbare Buchsen! Oder war das eine Preisfrage. Wie verhielt sich der Kunsstoff beim Anlöten der Litzen???
Anselm, das ist eine gute Idee, Respekt vor der akribischen Planung und Umsetzung. Ich bin auch der Meinung, dass alles, was man zu Hause gut vorbereitet, Stress beim Aufbauen vor Ort minimiert. Viele Grüße Karl
bis das Zinn am Ende der vorverzinnten Buchsen flüssig wird, nimmt so eine Buchse ordentlich Temperatur auf. Der Kabelkanal wird weich, aber bleibt gerade so formstabil. Zur schnellen Abkühlung habe ich einen leichtgängigen Stecker ohne Mantel in die frisch verdrahteten Buchsen gesteckt. Nach dem Lötvorgang sind die Buchsen deutlich lockerer als vorher. Deshalb müssen sie mit dünnflüssigem Sekundenkleber fixiert werden. Das mache ich mit einem kleinen Tröpfchen Kleber auf einem spitzen Zahnarztbesteck. Der Tropfen schießt in den Haarspalt bei Berührung an der Grenze zwischen Kanal und Buchse. Und natürlich ist der Preis, das Gewicht und die einfache Montage bei über 200 Buchsen eine Abwägung. So viel Rabatt gibt es nicht, dass man keine Stunde auf das Ablängen investieren könnte. Die käuflichen Buchsen sind leider zu lang, um nach der Montage noch daran löten zu können geschweige denn noch 30 Leitungen durch den Kanal zwängen zu können:
Mit einem breiteren Kanal könnte es natürlich funktionieren. Wer eine solche, mobile Verdrahtungslösung noch größer konzipieren möchte, sollte gleich die breiteren Kanäle bevorzugen, Sie sind nicht so viel teurer, als dass man sie sich nicht leisten könnte. Ich fand die filigranere Lösung eleganter.