Holzspielzeug aus Zittau und Sonneberg (und jetzt zusätzlich Seiffen und Rosswein)

Hallo,

in meiner Sammlung befinden sich einige Reklamemarken von Holzspielzeug, so wie es teilweise auch zur Dekoration von Eisenbahnanlagen eingesetzt wird.
Zuerst einmal vier Reklamemarken der Zittauer Spielwarenfabrik Robert Geissler aus Zittau.









und jetzt noch sechs Reklamemarken der Werkstätten für Neu-Sonneberger Holzspielzeug, signiert JD, in Sonneberg.













Und zum Schluß noch zwei Werbemarken für SYNDETIKON. Kennt heute niemand mehr, war aber über 50 Jahre lang ein ganz berühmter Klebstoff, den der Berliner Otto Ring aus Fischabfällen kochte.

Otto Ring gehörte zu den Ersten, die massiv lustige Werbung á la Wilhelm Busch für ein Produkt machten. Bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten konnte dieser Klebstoff eingesetzt werden. Dadurch kannte ihn jeder. Und Otto Ring gelang es sogar, wegen der Bekanntheit seines Klebstoffs diesen in den DUDEN zu hieven. Nachteil war sein Fischgeruch und dass der Klebstoff nach einiger Zeit eine gelbe Färbung annahm und auch spröde wurde.

Der Berliner Künstler August Hajduk wurde von Ring beauftragt, Ausschneidebögen für die Kinder zu entwickeln, die dann mit seinem Klebstoff fertiggestellt wurden. Diese Ausschneidebögen gab es seinerzeit erstmals aufgedruckt auf Verpackungskartons für Lebensmittel und anderen Produkten sowie auch als Bögen, die der Kaufmann an die Kinder abgab.

Als Otto Ring 1937 starb, ging seine Firma unter und UHU übernahm die Lücke. Kein Fischgeruch mehr, sondern Alleskleber auf Kunstharzbasis.

Hier nun zwei Werbemarken mit von Kindern gebauten Gebäuden, die auf der Internationalen Hygiene-Ausstellung in Dresden 1911 ausgezeichnet wurden.





Schönen Gruß
Udo

Hallo,
gerade habe ich gesehen, dass bei Zittau ein Bild doppelt abgebildet war. Jetzt ist das richtige Bild drin mit dem Löwen und dem Zebra
Schönen Gruß
Udo

Hallo Udo,

diese Zittauer Figuren erinnern mich stark an die Rossweiner Holzspielfiguren.

MfG Lastra

Hallo Udo,

jetzt möchte ich doch nach den Reklamemarken fragen. Was hat es damit auf sich?

Ich habe noch nie was davon gehört.

Herzliche Grüße
Heinz

Hallo, Heinz,

Reklamemarken gab es von etwa 1890 bis in die 20-er Jahre. Sie waren ein Werbemittel, um Kunden zu fangen.

Um 1890 gab es Ausstellungsmarken, hauptsächlich in Belgien. In verschiedenen Farben gedruckt und verschiedene Ausstellungsgebäude zeigend erfreuten sie sich bei Sammlern großer Beliebtheit. Findige Geschäftsleute brachten entsprechende Reklamemarken mit ihren Produkten heraus und überließen diese perforierten Marken auf großen Bögen gedruckt den Geschäftsleuten, die wiederum den Kindern der Käufer diese Marken überließen. Damit das Kind möglichst alle Marken eines Bogens für die Sammlung bekam, animierte das Kind seine Eltern, bei diesem Kaufmann zu kaufen.

Um das Kind weiterhin als Interessent zu gewinnen, verausgabten die Waren-Hersteller eine Menge verschiedener Bögen, teilweise als Serie, auch durchnummeriert, damit man den Überblick nicht verlor. Solche Werbemarken wurden um 1910 sehr oft von bekannten Künstlern gestaltet, und zwar in der Art, dass das gleiche Motiv zum einen auf der Reklamemarke erschien, dann auf der Werbepostkarte, als Zeitungsinserat und zum Schluß als Plakat auf der Litfaßsäule. Bei den Brauereien kam auch noch als Zwischenglied der Bierglasuntersetzer dazu.

Durch die Entwürfe von bekannten Künstler begannen die Erwachsenen sich auch für die Reklamemarke zu interessieren. Es entstanden Vereine, Tauschtage, Sammelalben usw. Abgelöst wurde die Reklamemarke durch die Zugaben beim Warenkauf von kleinen Spielkarten und Stellfiguren, zuerst im Material aus ausgestanzter Pappe und Holzbrettchenuntergrund hergestellt, später komplett aus Plastik.

Dass die Reklamemarke bis heute überlebt hat, war der Umstand, dass sie wie eine Briefmarke perforiert war. In Alben gesteckt erweckten sie den Eindruck, briefmarkenähnlich zu sein, und da sagte man sich, mal lieber nicht wegwerfen, sondern mal sehen, wie es sich entwickelt usw.

Schönen Gruß
Udo

Irgendwo las ich mal, dass das Sammeln von Reklamemarken zeitweise eine höhere Bedeutung hatte als das Sammeln von Briefmarken. Ob es stimmt?

Reklamemarken sind kleine Plakate. So kann man sich eine Miniaturplakatsammlung anlegen ohne sich finanziell zu überlasten. Allerdings ist der Markt international und seltene Motive erzielen gute Preise.

Hallo,

im Gegensatz zu Briefmarken war das Sammeln von Reklamemarken kostenlos und deshalb eventuell beliebter und optisch schöner als das Sammeln von Briefmarken. Tatsächlich ist es so, dass eine Sammlung von Reklamemarken richtig gut aussieht.

Zu den Preisen: Es gibt auch schon mal höhere Preise für Reklamemarken, aber das ist die Ausnahme. Ich hatte vor einigen Monaten einige politische Marken einer mir völlig unbekannten Partei aus den 20-er Jahren bei eBay eingestellt und war über das Ergebnis überrascht. Aber das war eine Ausnahme. Zudem gibt es immer weniger Sammler, und die, die solche Marken sammeln, spezialisieren sich auf bestimmte Gebiete oder Themen.

Schönen Gruß
Udo

Richtig. Spezialisierung ist notwendig. In meiner Sammlung zum Thema Fahrrad gibt es kaum noch Zugänge. Der Markt ist abgegrast oder finanziell in einer Stufe der Unvernunft.

Hi Udo,

ich habe erste jetzt Deinen Beitrag zu der Zittauer Spielwaren Fabrik gefunden! Steht die Marken zum Verkauf oder?
Stefan

Hallo,

in der Sammlung befindet sich eine Broschüre aus der Zeit um 1930, in der Bilder aus der Fertigung von Holzspielzeug in Seiffen und Heidelberg im Erzgebirge gezeigt werden.



























































Viel Spaß beim Anschauen.
Schönen Gruß
Udo

Hallo,

eine Ergänzung von 1909 aus Roßwein der Firma Alfred Berthold für unzerbrechliche Holztiere und Soldaten



Siehe dazu auch den Beitrag #4 von Lastra.

Schönen Gruß
Udo

Hallo, bei den Sonneberger Reklamemarken handelt es sich um Julius Walter Dorst aus Sonneberg ,er stellte Holzspielzeug und Fahrzeuge her.
Nach der Übernahme von Oreff Marionetten um 1968 produzierte dieser nur noch Kasperlefiguren und Marionetten bis zur Verstaatlichung 1972

Hallo, folgendes noch zu Berthold .
Bertholds Nachfahre Georg Zöllner betrieb die Firma weiter ,Berthold warb damals damit ,das seine unzerbrechlichen Holzfiguren aus Buchenholzbrettchen
gestanzt und gleichzeitig geprägt, ausgebrochen ,in Trommeln entgratet ,auf Sockel gesteckt, lackiert und bemalt.
Es waren damals die haltbarsten Aufstellfiguren am Markt .Hauptsächlich Tiere ,Personen ,Häuser ,Bäume ,weniger Soldaten wurden produziert .
Ab 1972 verstaatlicht zu VEB Roßweiner Spielwaren ,ab 1976 zu VEB Famos Leipzig als Werk 2 Spielwaren Rosswein,ab1980 als Werk 6 ,
und ab 1981 wieder als VEB Rossweiner Spielwaren im Kombinat Spielwaren Sonneberg.

Dann will ich mal den link dazu anzeigen

RE:[Rossweiner Flachfiguren] - Menschen, Tiere, Gebäude und Zäune

Hallo,

noch etwas gefunden zum Hersteller Clauss als auch ein weiterer Hersteller Geffers & Schramm aus Hamburg.









Schönen Gruß
Udo

Hier kann man sich eine Sammlung zulegen.
https://www.ebay.de/itm/Sammlung-uber-40...hQAAOSwN21f30Vm

Hallo,

die Südthüringische Industrie- und Handelskammer in Sonneberg hat sich 1934 dieses Warenzeichen als Verbandszeichen schützen lassen:

Sonneberger Reiterlein



Schönen Gruß
Udo

Hallo Udo,

Ich sammle schon seit vielen Jahren diese geprägten Holzflach Figuren der unterschiedlichen Firmen. ich habe dazu auch schon selber einige Literatur zusammengetragen. Unter anderem habe Ich einen Katalog erstellt der dieses Tema behandelt.
Nun bin ich beim lesen deines Artikel auf eine Firma "Geffers" gestoßen! meine Frage wäre ob Du zu dieser Firma noch mehr Inputs für mich hast.
Des weiteren würde mich Interessieren aus welchen Jahren Deine Adressbücher mit den Abbildungen stammen? Wäre es möglich die kompletten Seiten mit der Jahresangabe als Kopie käuflich zu erwerben? Über eine positive Antwort würde Ich mich sehr freuen.
Solltest Du Interesse haben an weiteren Info zu diesen Firmen, schreib mir einfach auf diesem Wege.


Stefan

Hallo,

hier ein paar weitere Infos und einige neue Aspekte:

Also Die Firma Zöllner war die erste Firma in Roßwein / Sa. die die Flachfiguren herstellt. Der Herr Berthold übernahm dann die Firma. Ab 1972 wurde der Betrieb verstaatlicht. Der Caritas Roßwein produziert bis 1992(?) noch einige Sortimente. Zum Produktionsprofil ist ergänzend zu sagen das gerade in der Kaiserzeit sehr viel Soldatenfiguren gefertigt wurden. Aber auch in der NS Zeit. Nachweisbar sind auch noch Firmen in Zittau, Hamburg, Sachsen in der ehemaligen CSSR und in der Schweiz.
Die Fertigung erfolgt im Prägeverfahren in der Regel war das Grundmaterial Buche Sperrholz, in den Notzeiten verwendete man auch anderer Holzsorten. Das gleiche gilt für die Pritschen. Bis ca. 1906 erfolgte die Bemalung per Hand und danach setzte sich das Schablonen spritzen durch. So ab 1906 wurden die Figuren aller Richtung komplett aus einem Teil geprägt. Davor waren Fahnen , Säbel usw. oftmals aus Metall/Stoff

Wenn weiteres Interesse an dem Sammelgebiet geprägte Holzflachfiguren besteht Verweises ich auf meine Katalog Flachfiguren. gern beantworte ich Dir auch per mail weitere Fragen.

Stefan

Hallo, Stefan,

es stimmt - die Quelle habe ich in diesen Beiträgen nicht genannt. Es handelt sich um die gesammelten Werke der verschiedenen Ausgaben für das "Waren-Zeichenblatt" des Deutschen Patent-Amtes.

Bei den Abbildungen stehen alle Informationen, so auch die jeweilige Jahreszahl. So eine Buch-Sammlung "Waren-Zeichenblatt" (früher auch "Waaren-Zeichenblatt" geschrieben) ist im Prinzip kaum zu bekommen, und wenn doch, kann man sich für den Gegenwert auch ein Auto kaufen. Allerdings werden ab und zu bei eBay usw. einzelne Bände angeboten.

Ich selber sammle diese Figuren nicht, aber ich weiß, dass es etliche Eisenbahnsammler gibt, die daran interessiert sind. Nur haben bisher die Informationen dazu gefehlt. Und hier sind sie. Allerdings nur ein Teil, denn alle Bücher durchzuarbeiten, dauert Jahre. Wenn ich einmal etwas finde, veröffentlich ich das hier.

Schönen Gruß
Udo

Stefan,

herzlich willkommen im Forum. Es versammeln sich hier immer mehr Spezialisten der exotischen Sammlergebiete. Das ist ein gutes Zeichen!

Die Frage wird ohnehin kommen, also stelle ich sie gleich mal: Wo hast Du bisher veröffentlicht und wie wo was kann man erwerben (der Sammler liebt es Dinge nach Hause tragen zu können)?

Kannst du uns hier einer Übersicht verschaffen über typische Eisenbahnfiguren oder auch zivile Figuren in den hier fraglichen zur 0 oder 1 passenden Größe? Gab es Preßfiguren auch in der 00 oder S-Größe?

Das ganze Gebiet ist spannend, weil man immer etwas finden, aber meist die Dinge nicht einsortieren kann.