Vor kurzem liefen mir ein paar Teile einer Vienna-Bahn zu. Ich habe dazu schon mal irgendwo etwas gelesen, finde es aber nicht mehr wieder und habe es seinerzeit auch nicht gespeichert. Wer konnte schon ahnen, daß mir mal so was Exotisches vor die Nase kommt. Auf einem der Bilder in der Beschreibung lag ein Zollstock über einer Schiene - war eine Kurve, der Zollstock lag etwas schräg und es war auch schräg aufgenommen. Sah nach einer Spurweite von ca. 21mm aus - hätte somit zu FAGE gepaßt. Also habe ich zu geschlagen. Nun sind es aber nur 18,5 mm und damit eigentlich passend zu Johan Höfler. Die Bahn ist aus Pappe, Papier und Folie gebaut. Die Bodenplatten der Wagen sind aus Holz, Seitenwände bestehen aus beklebter Pappe, die Dächer sind aus Pappe mit Folie bezogen. Einzig Schienen, Drehgestelle (mit Papier beklebt), Kupplungen, die Klammern der Schienen und ein paar alles zusammen haltende Holzschrauben sind aus Metall. Der Tender scheint aus Vollholz zu sein und mit Papier beklebt. Wer kann mir mit Infos oder Tipps dazu weiter helfen. Besonders interessant wären natürlich Bilder der fehlenden Lok - damit ich da etwas Adäquates nachbauen könnte. Nun die Bilder (zum Größenvergleich habe ich mal einen Stadtilmwagen dazu gestellt):
Mit den Bildern komme ich jetzt ein bisschen weiter.
1. "Modellbahngeschichte Österreichs - Ein erster Rundblick" Heft 0, Ausgabe vom 05.04.2010. Herausgegeben im Eigenverlag von Johannes Reittinger 2. "Ewige Kinder - Spielwaren aus Wien und österreichischen Landen". Von Kurt Parzer-Belmonte 3. Heutige Markenabfrage beim österreichischen Patentamt.
Eine "Vienna Spielwaren-Erzeugung GmbH" beschäftigte sich 1948 - 1952 mit der Herstellung von (Modell-)Eisenbahnen in Spurweite 00 mit elektrischem und Federantrieb, beweglichen Tieren und Kleinstmotoren. Geschäftsadresse: Mariahilfer Straße 66 im 7. Bezirk. Johannes Reittinger hat auch das Firmenlogo abgedruckt. Die heutige Markenabfrage beim österreichischen Patentamt ergab im damaligen Zeitraum lediglich eine Anmeldung von "Vienna Bonbons". Ein angemeldetes Patent, wie auf den Gleisen aufgedruckt, kann ich mit meiner Abfrage leider nicht bestätigen. Die Art der Personenwagen (Farbe, Anzahl der Fenster, Speichenräder, Lüfter, Puffer angebracht an Drehgestellen, etc.) ist mir nicht bekannt. Darüber hinaus überrascht mich die Spurweite 18,5 mm, nachdem die beiden Kenner der österreichischen Spielzeugszene eindeutig von Spur 00 schreiben. Könnte es sein, dass hier jemand im Eigenbau auf "Serienprodukte" von Produzenten zurückgriff? War zur damaligen Zeit in Österreich nicht unüblich. Als Beispiel führe ich mal die Fa. Sperl an, welche eigene Bausätze aus Holz, Metall, Bakelit, etc. anbot aber auch Lieferant für Modellbahn-Bastler war und Schienenprofile, Schwellen, Zahnräder, Räder, Achsen, Puffer, Kupplungen etc. lieferte. Sperl bot damals ALLES für den Selbstbauer an. Bilder von Vienna-Produkten sind mir leider nicht bekannt. Vielleicht helfen die vorstehenden Ausführungen etwas weiter.
VG aus dem Inn4tel, Karl
Die Energie der Bewegung begleitet uns durch unser ganzes Leben
Moin und erstmal VIELEN DANK (!) für die Infos. Dann frage ich nochmal direkt beim Kleinen Bahnmuseum AT nach. Zumindest bei den Schienen scheint mir Eigenbau äußerst unwahrscheinlich. Die Schienenprofile sind von unten auf die bedruckte obere Lage Pappe/Hartpapier geklammert. Es wurden je Schwelle Klammern gesetzt. Dann wurde eine weitere Lage Pappe darunter geklammert und mit insgesamt 6 Klammern befestigt. Das baut keiner so einfach daheim am Küchentisch, die Pappen sind ordentlich bedruckt und die Schienen und Klammern sind akkurat ausgerichtet. Ohne Lehre bekommt man das so nicht hin - wer würde daheim für den Eigenverbrauch diesen Aufwand betreiben. Für mich sieht das schon professionell hergestellt aus. Die Wagen und der Tender könnten schon Eigenbau sein, das wäre für einen Bastler ohne großen Aufwand möglich. Für H0 ist die Bahn zu groß, für 00 auch reichlich. Aber das haben die Altvorderen früher nicht ganz so eng gesehen. Woher die exotische Spurweite von 18,5 mm kommt, wäre noch interessant. Ich werde weiter suchen, habe ja nun ein paar Anhaltspunkte.
Ich glaube, ich kann etwas zur Lösung des Rätsels beitragen:
Die Firma Josef Schneider Junior aus Wien hat unter den Namen "Vienna" und "Vienna-Verlag" auch Bastelbogen zum Ausschneiden produziert und verkauft. Das war etwa seit den1920/30er Jahren bis ca. 1950. Diese Bastelbogen haben vielfältige Themen, so zum Beispiel Flugzeuge, Militärgerät, Anziehpuppen, Pferde, Bauernhöfe u.v.a.m. Nach meiner Einschätzung gehören auch die Bastelbogen "Eisenbahn" dazu, aus denen die Vienna-Bahn von Steffen entstanden ist.
Gefunden habe ich diese Information im Zuge meiner Recherchen zu einem Pferderennspiel von J.S.J. Historische Bastelbogen von Schneider aus Wien findet man immer wieder in den Angebotslots der bekannten Auktionshäuser und Händler.
Claudia, das ist interessant. Genau diese Firma führt ein Sammler aus Österreich, Johannes Reitinger, im "Kleinbahnsammler Forum" in einer riesigen und deshalb (aufgepasst) zweiteiligen Aufstellung über die unglaublich vielen Hersteller von "Hersteller von Eisenbahnen und Eisenbahnzubehör in Österreich" nicht auf.
Aber grundsätzlich ist das eine interessante Aufstellung von 2007. Leider ohne alphabetische Ordnung, sondern chronologisch. Beim Suchen nach einem bestimmten Begriff bzw. Namen gibt es glücklicherweise eine Suchfunktion. Information für die, die es noch nicht wissen. Man drückt Strg und F, zum Behalten: "F" für "Finden", unten links erscheint ziemlich unscheinbar ein kleines Feld, in den man den gesuchten Begriff reinschreibt, und dann drückt man die Pfeiltaste. Ist der Begriff vorhanden, wird er im Text grün unterlegt angezeigt (und nach dem weiteren Drücken der Pfeiltaste weitere Ergebnisse) und ist der Begriff nicht vorhanden, wird im Feld der gesuchte Begriff rot unterlegt angezeigt.
Zitat von Udo im Beitrag #6Claudia, das ist interessant. Genau diese Firma führt ein Sammler aus Österreich, Johannes Reitinger, im "Kleinbahnsammler Forum" in einer riesigen und deshalb (aufgepasst) zweiteiligen Aufstellung über die unglaublich vielen Hersteller von "Hersteller von Eisenbahnen und Eisenbahnzubehör in Österreich" nicht auf.
Schönen Gruß Udo
Hallo Udo,
du hast den Link in #4 zum kleinen Bahnmuseum von Johannes Reittinger aber schon gesehen, oder? Also ganz unbekannt ist ihm diese Firma anscheinend nicht.
Nein, habe ich nicht gesehen (ich kenne auch den link dazu nicht, bitte nachreichen), aber in der von mir erwähnten Aufstellung ist diese Firma Schneider Vienna nicht aufgeführt. Die Aufstellung stammt allerdings aus dem Jahre 2007 und wurde in der Hoffnung gemacht, dass andere Sammler Ergänzungen hinzufügen, was aber nicht geschehen ist. Da hat der Johannes Reitinger wohl die Lust verloren.
Andererseits kann es natürlich sein, dass Reitinger im Prinzip alles aufgeführt hat, was iwie bekannt geworden ist und somit keine weiteren Ergänzungen notwendig waren.
Moin. Beim Koll. Reitinger steht aber Spur00 16mm drauf. Meine Teile haben aber 18,5mm Spurweite. Daß jeder einfach iwi was zum Fahren unter die Ausschneidebögen gebastelt hat, glaube ich nicht. Die Schienen mit 18,5mm sind professionell hergestellt, samt Vienna-Beschriftung. Ich bringe die Schachtel zur GHO mit, das dürfte sich besser machen, als Fotos anzugucken.