Da ich als Spur-1-Mann in der Regel auf fliegenden Aufbau meiner Anlagen angewiesen bin, muss ich bei der Technik flexibel sein und auf Sicherheit gehen. Wie oft habe ich schon improvisiert und gebastelt, Unterbrechungen gesucht und Kurzschlüssen nachgefahndet. Daher stelle ich seit einiger Zeit die Elektrik meiner Bahnen auf moderne Gesichtspunkte um.
Beim Spielen letztes Jahr in der Schule meiner Frau gab es u.a. Probleme mit den Gleisen und den üblichen Märklin-Kontaktplatten. Die Gleise sind nach 90 Jahren eben etwas rostig, nicht immer ist der Kontakt gegeben. Daher suchte ich nach einer Lösung, wie ich einfach und schnell Stromeinspeisungen in die Gleise bekomme. Dazu habe ich Klemmen gesucht, mit Federn experimentiert - das war alles nix.
Im Baumarkt fand ich dann Lüsterklemmen für sehr dicke Kabel mit Einsätzen aus Messing. Die gibt es einreihig und mit Gewinde M4. Bei Obi heißen die Dosenklemmen.
Die Messingteile habe ich auf der einen Seite aufgesägt (Böhler Modellbausäge mit HM-Blatt).
Dann stellte ich fest, dass die Teile gebogen werden müssen, damit die Mitte der Schraube mit dem nun entstandenen Haken der Gegenseite fluchtet. Sonst verkantet sich die ganze Sache und steht schräg. Die ersten Versuche gingen schief, denn das stranggepresste Messing ist hart und spröde. Die Teile zerbrachen. Ausglühen und Abschrecken im Wasser machte das Messing weich und gut biegbar. Den Mangel an Festigkeit muss ich mit Gefühl ausgleichen.
Dann besorgte ich mir neue 3,5 mm Stecker aus China - Bericht und Tip aus dem FAM, aber verlinken kann ich nicht mehr. Die Stecker sind grundsätzlich OK. Durch das Büschel passen sie in alle Buchsen - besser als die Originale von Märklin. Das Querloch ist hilfreich für komplexe Verkabelungen oder der Stecker ist damit wahlweise auch Buchse. Es gibt aber Nachteile. Das Loch, in welches die Kabel zum Festschrauben geführt werden, ist sehr groß (Die Stecker sind für dicke Audiokabel vorgesehen und nicht für dünne Litzen.) Geholfen habe ich mir mit zwei Aderendhülsen übereinander. Erst 0,5 mm, dann 1,5 mm. Das passt! Allerdings ist durch das große Loch auch die Wandung der Stecker gering, so dass die Kabelklemmschraube nur auf wenigen Gewindegängen greift. Lernkurve: Gefühl ist sinnvoll, nach ganz fest kommt ganz lose. Mein Tip: wer diese Stecker kauft sollte die doppelte Menge kaufen und vorsorglich gedrehte neue Schrauben verwenden.
Die neuen Rändelschrauben aus Messing spendierte auch China. Da lohnt das längere Suchen, denn diese Rändelschrauben sind nicht nur einfache Automatendrehteile, sondern Dank Marketing begehrte Dekoobjekte für nostalgische Lampen - mitsamt deftigen Apothekenpreisen. Gefunden hatte ich dann diese, siehe Bild recht preiswert. Allerdings mußte ich bei den Schrauben eine Spitze andrehen. Nur so geht die Schraube am Schienenfuß vorbei.
So sah die Situation heute Nachmittag aus. Die Kabel sind 0,5 mm Kabel mit Silikonisolierung. Die gibt es in verschiedenen unaufdringlichen, samtartigen Farben, so dass sie gut zu Tinplate passen und ich das System Rinderknecht/Scheyern anwenden kann. Die Kabel liegen gut und verdrillen sich nicht - das ist mir absolut wichtig.
Ziel erreicht! Die neuen Klemmen wirken antik und nicht aufdringlich. Messing passt zu Tinplate. Die Teile sind universell und schnell montierbar. Bei Spur 0 - perfekt an der Außenschiene.
Wieder Spur 0 - in der Innenschiene reicht der Platz zur Montage nicht. Wahrscheinlich kürze ich noch die Schrauben. Aber Trick - an den Enden der Schiene kann ich die Klemme mit halb eingedrehter Schraube aufschieben. Dazu reicht der Platz.
In Spur 1 ist es perfekt. Und dafür war es ja auch gedacht!
Das Helferlein in Groß. Nun habe ich mir einen Vorrat angeschafft und das reicht für den Rest des Spielerlebens.
Wenn Du jetzt noch statt der Drahtlitze mit Kunststoffumhüllung solche mit Gewebe nimmst - gibt's massenhaft in viele Stärken und Farben zum Restaurieren historischer Leuchten - sieht es noch besser aus und fällt gar nicht mehr als "Neubau" auf.
Ypsi -gibts da nicht auch schon fertige Modellbahnanschlüsse dieser Art? Ich meine, dass ich das bei LGB oder Märklin 1 schon gesehen habe. Natürlich ist deine Machart preisgünstiger. Schönen Sonntag! Botho
@Claudia, ich habe viele textilummantelte Kabel und nutze die auch im historischen Kontext. Aber für Spielanlagen, bei denen oft nur Stunden zum Aufbau bleiben und Fehler unter Aufsicht des Publikums gesucht werden müssen - neeee. Davon bin ich weg gekommen. Abgesehen davon sind die handelsüblichen Lampenkabel einfach zu dick. Besonders wenn man richtig viel Elektrik in die Anlage bringen will funktioniert das alles nicht mehr. Jedes eingesparte Kabel ist Gold wert. Daher stelle ich meine Betriebsstücke konsequent auf "Gleis ist Masse " um. Im alten System gehen dann nur zwei Kabel zur Weiche, früher waren es vier.
@Botho, das weiß ich nicht und ich habe mich nicht darum gekümmert. Wenn es das gäbe wäre es in Scheyern schon eingeführt worden. Aber auch dort hilft man sich mit ähnlichen Dingen. Für mich ist das Thema durch und ich habe die Kollegen daran teilhaben lassen.
Ypsi -es gibt diese Klemmanschlüsse für Bahnen definitiv von einem Bahnhersteller. Ich gehe mal von Großbahnen aus -also Märklin/LGB -vielleicht jetzt auch Piko. Ich habe sie schon mal in Gaggenau bei Spur 0 angewendet. Wo sie heute sind, und woher ich sie hatte (in Plastiktütchen), das weiß ich nicht mehr. Schönen Sonntag! Botho
OK, mag sein. Dann ist aber immer noch die Frage, ob diese universell an die verschiedenen Schienenfüße der 0 und 1 passen. Mit den Schrauben hier ist man da weitgehend gefeit. Abgesehen vom Platz beim Spur 0 Mittelleiter konnte ich meine Klemmen bei allen Gleisen sofort anwenden. Das ist mir wichtig, denn ich habe Exoten aus aller Welt im Bestand und im Betrieb.
Also, diesen Bammel teile ich mal nicht. Es klappte bei mir in Gaggenau bei Bing, Märklin und Köster Spur 0, bei Märklin Spur 1 und Piko oder LGB sowieso. Ist aber auch egal. Botho
Hallo Ypsilon Ich benutze seit einigen Jahren Anschlüsse von Bernhard Thul , die sind sehr gut und passen an jede Blechschiene bisher. Aber man kann ja nie genug haben. Deine Idee mit den Lüsterklemmen finde ich eigentlich nicht schlecht. Ich muss die mir mal auf dem Baumarkt anschauen.
Ypsi -ja, wie immer: Wenn du nicht weiter kommst, greifst du die Leute an. Warum kannst du dich nicht höflich mit Leuten auseinander setzen? Axel zeigt dir jetzt die Kabel -meine hatte ich leider nicht mehr. Aber das ging ja wohl aus dem Text hervor -als ich fragte, LGB oder Märklin, oder wer sonst. Ich dachte, so hast du geschrieben, dass dir derzeit die Zeit fehlt, um nach dem US-Blatt zu suchen, -aber mir eine überzuziehen -und völlig unberechtigt- da hast du Zeit. Aber vergiss es jetzt, denn zur Coronazeit sollte man nicht auch noch streiten. Amen! Botho
Auf Bothos Kommentare geht man besser nicht ein, es entsteht nur ein endloser Bandwurm.
Danke, Axel für die Bilder von den LGB-Klemmen. Danke für die Aufklärung, ja, sicher schon mal gesehen, aber schnell wieder vergessen, sowas merke ich mir nicht. Da ist Plaste dran und der Platz reicht nicht aus bei Mittelleiter. Das mag eine LGB-Zweileiter-Lösung sein, ich brauche etwas anderes.
das gleiche Thema hatte ich ebenfalls vor einiger Zeit, wie bekommen ich an meiner Drehscheibe für die 22 Abstellgleise die Stromversorgung vernünftig angeschlossen, schnell und einklickbar...?
Diese Klammern bekommt man in jedem Schreibwaren, ein Kabel wird an einem schmalen Blechstreifen gelötet, das Blech abgewinkelt, in die Schiene gelegt und mit der Klammer fixiert. Die Klammern haben einen sehr guten Andruck, das hält gut, die Bügel kann man anschliessend durch drücken abnehmen, gleiches natürlich umgekehrt....
Das ist superschnell gemacht, Vorarbeit der Anschlusskabel einmalig... Die Drehscheibe ist vor acht Wochen endgültig an diejenigen verkauft worden denen ich bereits in Berlin die Scheibe versprochen habe, Forumsmitglieder und ständige Aussteller, ich freue mich wenn die Scheibe in gute Hände kommt.
Bis zum Abholtermin bekomme ich die restlichen 21 Anschlussbleche fertig, wünsche einen schönen Sonntag mit dem ganz grossen Wunsch dass das Leiden und die Angst schnellstens verschwinden...
Gar nicht so übel, die Idee! Mit den Teilen hatte ich auch experimentiert. Auf die Idee einfach einen Blechstreifen beizulegen kam ich nicht. Und dann waren die Bügel auch im Weg.
Ihr schreibt hier von der Verfügbarkeit von Textilkabeln. Bisher habe ich bei Einzeladern nie weniger als 0,75 mm2 Querschnitt gefunden. Für Spur 00 (Märklin) würde mir jedoch 0,14 mm2 Querschnitt reichen.
Martin, leider Nein. Ich suche schon länger. Im Bereich Radio findet man Kabel, die zum Verschalten geeignet sind, aber keine Litze. So zumindest meine Suche vor fünf Jahren. Ich halte Ausschau nach Puppenstubenverkabelungen für diese dünnen Litzen - oder verlege mich konsequent auf moderne Kabel.
Nebenbei habe ich mich auch mit den Umspinnen von Kabeln befasst. Schlauchweben ist ein weites Feld. Im Industriemuseum Chemnitz soll im Keller eine solche Maschine stehen und auch betriebsfähig sein. Da ich dort aber nicht regelmäßig sein kann erübrigt sich für mich eine weitere Überlegung. Auch der Eigenbau einer solchen Maschine wurde überlegt - ist schwierig. Dafür gibt es aber Knüpfgeräte (Strickliesel-Prinzip), die automatisch betrieben werden. Das Gewirk, was dabei entsteht, ist aber anders als wir es für Kabel gebrauchen können und es dauert sehr lang.
Wenn Du eine gute Quelle für Litze mit Stoffummantelung unter 0,5 qmm gefunden hast, dann poste das hier. Es wird Viele interessieren.
Meine Quelle ist eBay. Dort findet sich ein riesiges Angebot.
Ich habe damit bisher erfolgreich repariert/restauriert, u.a. Bing Tischbahn, JeP Mignon, Löhmann Präzix und einige alte Trafos. Kann ich nur empfehlen!
danke für Deinen Link mit dem Schaltdraht. Wäre ggf. für mich unter der Anlage (hierfür suche ich) eine Alternatve, wenn auch nicht so richtig überzeugend. Sollte ich wider erwarten einen Anbieter für Litze < 0.75 mm2 finden, so poste ich das hier.
Hallo Claudia,
das sind aber alles nur Anbieter von gebrauchten / alten Kabeln bei eBay, oder? Bisher bin ich dort immer nur in homöopathischen Dosen fündig geworden bzw. dann zu entsprechend hohem Preis. Für meinen Anlagenbau werde ich sicher im Bereich von ca. 30 - 40 m Kabel benötigen. Wenn ich das alles mit alten Stoffkabeln abdecken will, dann bin ich einen dreistelligen Euro-Betrag los.
Martin, deswegen bin ich auch zu den silikonisolierten Kabel gekommen. Sie sind einfach nicht so schreiend bunt wie die meisten mit PVC-Isolierung. Und haben ein Eigengewicht, was sie nicht so störrisch liegen lässt. Leider gibt es dabei einige Kabel, welche längs Aufdrucke haben, aber es gibt auch andere, ohne Aufdruck. Da muss man suchen. Meine derzeitigen Kabel lassen sich traumhaft löten, wenn man das einmal erlebt hat schmeißt man den historischen Kram in die Ecke.
Aber wie gesagt, an sichtbaren Stellen bleibe ich bei alten Kabel und betreibe auch dementsprechend großen Aufwand. Die größte Akltion war das Entwirren des originalen 8 Meter langen Kabels für meinen Märklin-Zeppelin. Das hatte in der Mitte mehrere Knicke, wo die Litze die Isolation durchgestoßen hatte und es Kurzschlüsse gab.
Ich habe, ehrlich gesagt, gar nicht an die Anbieter von gebrauchten Kabeln gedacht.... Meine Anmerkung bezog sich auf neue Kabel mit Gewebeummantelung. Davon gibt's im eBay ein riesiges Angebot!
Ypsi meint ja, sie seien nicht passend. Das kann ich aber nicht bestätigen, denn bei mir haben sie bei der Neuverkabelung historischer Bahnen beste Dienst geleistet!
Einer der vielen eBay Anbieter für solche Stoffkabel ist lampion13, zum Beispiel... Der geringste Querschnitt der Kabel ist 0,75 mm. Der Anbieter ist sehr hilfsbereit! Anfragen nach bestimmten Querschnitten, Farben, Längen etc. werden beantwortet.
Für die grösseren Spuren mag das ok sein, aber 0,75 mm2 ist leider zu stark für Spur 00. Die dort (heute) verwendeten Kabel haben einen Querschnitt von 0,14 mm2.