bei den britischen Bahnen besaß ein Großteil der Güterwagen noch recht lange keine Bremsen. Deshalb mussten zusätzliche Bremserwagen - Brake Vans mitgeführt werden, um die notwendigen Bremsverzögerungen zu erzielen.
Der Bremserwagen mit offener Plattform an einer Seite ist typisch für die Great Western - G W. Die Bremserwagen der anderen britischen Bahnen hatten andere typische Merkmale. Eigenständige Bremserwagen gab es in Deutschland nicht, hier gab es aber Bremserhäuser auf den normalen Güterwagen.
Insofern ist dieser Wagen eine recht (vorbild-)freie Adaption des britischen Brake Vans für den deutschen Markt.
In Deutschland wurden Mitte der 1920er Jahre die Geschwindigkeiten der Güterzüge angehoben. Dies war nur mit der Einführung der durchgehenden Brems-Druckluftleitung möglich, die vom Lokführer ausgelöst werden konnte. In diesen Schnellgüterzügen waren die Güterwagen mit Bremserhäusern nicht mehr notwendig. Es wurden aber dennoch viele derartige Wagen ebenfalls mit durchgehenden Brems-Druckluftleitungen nachgerüstet.
Der "vagón de choque" spielt auf eine Vorschrift an, wonach in Reisezügen an beiden Enden zur Sicherheit der Fahrgäste ein "Schutzwagen" eingestellt werden sollte. Das war aber bei Güterzügen nicht notwendig. Immerhin war es ein gutes Verkaufsargument
es ist kurios, schon wieder ein Wagen, von dem es Bedruckungsvarianten gibt. Bei meinem sind noch die Rautensymbole drauf (wie im Katalog auch zu erkennen)
Hat deiner auch das Bing Logo oben?
Es gab den Wagen auch mit LMS Beschriftung (Bing 62/602/0), allerdings ist der auch nicht korrekt, die LMS Bremswagen haben zwei Plattformen.
ich denke, dass im Güterabteil des Bing Wagens ein Massengewicht untergebracht sein konnte. Damit würde auch die geforderte Schutzfunktion, Schutz vor dem Auffahren, erfüllt werden.
... nee, gegenüber dem eigenen Personal waren die Bahngesellschaften oft weniger fürsorglich.
Ein Ballastgewicht hätte aber auch das wirksame Bremsgewicht erhöht. Dazu wäre aber kein Dach erforderlich. Vielleicht konnte das Abteil für wichtige Dienstsendungen verschlossen und verplombt werden.
Ich war mal in einem Museum in einem Brake Van, da war nichts von Ballast zu sehen. Hauptsächlich ist da natürlich das Bremsrad, um die Bremse anzuziehen. Außerdem Sitzbänke, ein Tisch, Regale, Werkzeugkisten, ein Ofen. Es war eben ein Aufenthaltsraum und Arbeitsraum für das Zugbegleitpersonal. Googelt doch mal nach "brake van inside", dann bekommt ihr einen Eindruck.
Warum mussten sich die Bremswächter am Wagen nach hinten zum nächsten Wagen wagen?
Nee, nicht nach hinten, höchstens nach vorne. Der Brake Van ist der letzte Wagen im englischen Güterzug. Es bremst die Lok, vorne. Der Brake Van, hinten.
das gestaltet die Frage noch interessanter. Wozu die Möglichkeit, sich am Wagen seitlich zu bewegen?
Danke für den Hinweis auf die Fotos vom Inneren des Wagens. Wir hatten uns schon in der Familie vorgestellt, wie sich so ein Wagen als Gartenhaus ausmachen würde.
Heinz, Ich weiß das noch vom Personenverkehr aus den frühen 50er Jahren. Es gab ja noch keine automatische Türverriegelung damals. Bevor der Zug im Bahnhof stand, hat das Zugpersonal schon einzelne Türen geöffnet und ist auf den Bahnsteig gesprungen. Der Zugführer hat das Abfahrtsignal gegeben und ist auf den fahrenden Zug aufgesprungen. Oder auf freier Strecke wurde per Fernsprecher (in der Fernsprechbude neben dem Gleis) etwas geklärt, das Signal sprang auf „grün“ und der Zugführer sprang auf den anfahrenden Zug auf. Wahrscheinlich war das verboten, man konnte es aber oft beobachten. Mit der Umstellung von Dampfloks auf Elloks hörte das auf, die Ellok hat viel schneller beschleunigt.
Wenn ich mir das Bild in Posting 4 ansehe, denke ich nicht, das man vom Trittbrett auf einen anderen Wagen klettern kann. Der Brakeman gab aber auch dem Lokführer am anderen Ende des Zuges Signale, mit Fahne oder Laterne, vielleicht musste er deshalb weit nach aussen auf das Trittbrett.
die "Rauten" auf den Güterwagen sind die Ballastzeichen der Deutschen Reichsbahn. Im Nachbarforum habe ich vor vielen Jahren mal etwas darüber geschrieben.
Putzigerweise hat Bing diese Rauten auch auf die Exportmodelle für England aufgedruckt, obwohl die dort nach meiner Kenntnis gar nicht bekannt waren...
In England hatten alle Güterzüge einen Bremswagen (Brakevan), in den USA hatten alle eine Caboose. Natürlich gab es in Deutschland den Güterzugbegleitwagen, in Frankreich den "Fourgon de queue" und in Japan der Kankyuusha. Ich habe ein Bilderbuch über diese Wagen gemacht, das "Ende des Zuges" (The End of the Train) heißt. Es kann hier gesehen oder heruntergeladen werden: http://sncf231e.nl/caboose/. Gruss Fred