Da ich eine Vorliebe zu Storchbeinen habe, konnte ich einem Angebot nicht widerstehen. Jetzt, da sie da ist, wirft sie Fragen auf.Sicher ist schon einmal: - Schlot ist nicht original - Tender sicherlich auch nicht - mehrfach überlackiert - Dampfdom kann angepasst werden
Die Hellgrüne Farbe könnte der Originallackierung nahekommen. Werd mal sehen , was ich daraus mache .
Kupplung wurde entfernt und ein Schlitz für den Kupplungshaken gefeilt
Da ich um eine Komplettdemontage nicht drumrum komme ( alle Dampfleitungen lose und Schwergängigkeit der Steuerschieber verlangen es) stellt sich die Frage nach dem Lack. Ich werde mal ein paar Methoden ausprobieren um zumindest die schwarze Farbe abzubekommen.
was ist Keramikfarbe um 1900? Eine Vorstellung von gebrannten Stoffen, die als Pigment eingesetzt werden, habe ich. Nur wie steht es um Binde- und Füllmittel?
Ich gehe stark davon aus, daß keine Originalfarbe mehr vorhanden ist. Habe Stellenweise mit Bioethanol am Schwarz getestet. Geht einigermaßen ab ohne das Grün zu beschädigen. Überlege noch was sinnvoll ist. Neulackierung kommt erst ganz zum Schluss.
Wegen dem Tender - Ich meine, englische sähen anders aus. Katalogabbildungen englischer Loks könnte ich bislang nicht finden. Gruß Rene
Hallo Rene, an diesem Tender habe ich nichts auszusetzen. Form, Räder, Puffer, Kupplung sind allesamt stimmig. Aber ich schaue morgen nochmals gezielt nach. Viele Grüße Wolfgang
Rene, Es ist halt die Frage, was Du mit der Lok machen willst. Falls Du sie öfters mal anheizen und fahren willst, würde ich mir keine große Mühe mit dem Lack machen. Für eine Spiritus Fahrerlok sieht der Kessel eh schon etwas zu blank poliert aus. Falls die Lok im Regal stehen soll, ist das etwas anderes. Viele Grüße Karl
Hallo Heinz Mit Spiritus- tat sich in der Tat gar nichts. Der Staub war ab- mehr nicht. Deshalb denke ich, dass auch das Grün nachlackiert wurde.mit Bioethanol lässt sich zumindest das Schwarz lösen.
Hallo Wolfgang Das wäre super. Der Tender passt ja eigentlich ganz gut. Und da es ja Spielzeug ist, stört es nicht. Wäre aber interessant, zu wissen, wie der richtige aussehen muss.
Meine Loks dürfen natürlich fahren. Sofern sie das noch können. Wenn meine Holzwerkstatt abgearbeitet ist, ist wieder etwas Zeit für die Loks. 2 müssen dieses Jahr um den Baum fahren. Gruß Rene
Es ist tatsächlich schwierig, diese Lok in frühen Bing Katalogen zu finden. Ich füge hier mal ein Bild an, es ist natürlich nicht Renes Lok, aber ich möchte damit den Tüten-Schornstein verteidigen. Ich würde den so lassen. Viele Grüße Karl
Hallo Karl Vielen Dank für Deine Bemühungen. Der Schlot weist auf ein Baujahr vor 1902 hin. Das Bing Zeichen wiederum nach 1902. Sicherlich gab es Überschneidungen, da ja am 01.01. nicht plötzlich alles anders war.
Mir gefällt der Schlot ganz gut , und bis sich der Richtige findet bleibt es dran. Es ist ja auch Spielzeug und kein Modell. Gruß Rene
Zitat von kablech im Beitrag #10Es ist tatsächlich schwierig, diese Lok in frühen Bing Katalogen zu finden
Mir geht es wie Karl: ich konnte diese Lok auch nicht finden. Die Prägung am Tender-Boden gab es nach meiner bisherigen Erkenntnis ab 1903, das stimmt auch mit der Puffer-Form überein. Ebenfalls die 2. Version der Kleeblattkupplung. Im Katalog 1902 sind nur Storchenbein-Loks mit dem normalen Führerhaus abgebildet. Die englischen Versionen allesamt als 2-B-Loks. Im Katalog 1906 sind auch keine weiteren Erkenntnisse sichtbar. Ist Deine Lokomotive Spur I oder evtl. Spur II ? Viele Grüße Wolfgang
Ich denke der Tender ist ein kompletter Eigenbau auf Basis eines vorhandenen Wagens. Mich stört das Fehlen der vorderen "Pufferbohle" am Tender.
1. weil es bei Bing diese Pufferbohle an Tendern in der Regel gibt und es 2. in der Serie wenig Sinn macht, diese extra zu entfernen. Das Entfernen macht nur Sinn, wenn da Puffer dran waren (was ja wohl so war bei meiner These, denn hinten sind diese auch dran) und man dabei die Pufferbohle beschädigt hat. Zudem braucht man sie nicht mehr, denn die Kupplung fiel ja weg.
Rene schau mal nach der grünen Farbe. Sie ist unten rum geschmiert und wohl auch an der Kupplung hinten zu sehen. Das kann dann also nur die erste Farbe nach dem Umbau gewesen sein. Der Um- bzw. Neubau kann ja auch schon 1920 erfolgt sein....
Gegen meine These spricht der offensichtliche Mangel an Lötspuren auf dem Unterboden des Tenders. Denn dort ist die Farbe ja wohl original vom ersten Wagen, sonst gäbe es keine Schleifspuren von der entfernten Kupplung.
Überprüfe auch mal das Laufblech (Brücke) und die Kupplung an der Lok. Hat Bing tatsächlich den Kupplungshaken an diesem Blech angenietet? War das üblich? Und warum ist dann ein Langloch im Tender gefeilt, wenn der Haken beweglich ist? Ergibt wenig Sinn.
Zitat von ypsilon im Beitrag #13wenn da Puffer dran waren (was ja wohl so war
Die vorderen Puffer waren nur an den ersten Bing-Tender angebracht (siehe Katalog 1898) oder auch nachfolgendes Bild.
Bei den späteren Ausführungen, hier 1902, waren die Puffer vorne bereits entfallen. Auf dem Bild schlecht sichtbar, habe aber kein besseres sofort verfügbar.
Die vordere Lok mit Kuhfänger ist auch in keinem Katalog bisher aufgetaucht, aber 100 % original. Ich halte den Tender von Rene für o.K. Viele Grüße Wolfgang
Die grüne Farbe ist nun devinitiv nicht original. ich habe auch schon an einen Nachbau beim Tender gedacht. Der Unterwagen ist original, der Aufbau könnte- oder auch nicht. Mit den Hohen halbrunden Blechen hab ich schon mal gesehen.Weiß aber nicht mehr wo. Ypsilon- ich denke, der Kupplungshaken ist bei der Lok original, das habe ich schon bei einigen Loks gesehen. Wenn man den Tender an einer extra Kupplung anhängt, vergrößert sich der Abstand zwischen Lok und Tender, sodas das Blech etwa 5mm Abstand zum Tender bekommt.
Alles sehr interessant. So schöne alte Bing-Loks habe ich lange nicht gesehen. Der Haken sieht tatsächlich gut und original aus. Nur die Lötstelle des Brückenbleches zur Lok nicht wirklich...
Detailbilder von den Tendern mit Nietenimitation wären hilfreich.
Zitat von Jawaman75 im Beitrag #15der Kupplungshaken ist bei der Lok original,
Hallo Rene, das Bild vom Übergangsblech lässt mich zweifeln. Sieht irgendwie gebastelt aus, und zwar nachträglich. Per Ferndiagnose lässt sich das nicht ausreichend beurteilen. Somit könnte der Kupplungshaken eine Ergänzung sein. Man muss bedenken, dass Bing die Spiritus-Loks um 1900 von Schoenner zugekauft hat. Bing hat zunächst nur die Uhrwerkloks selbst gebaut. Wann dann die Umstellung auf Eigenfertigung bei den Spiritus-Loks erfolgte ist nicht genau bekannt. Der Übergang war wohl zwischen 1902 und 1905. Genau weiß ich das nicht. Deine Lok könnte somit auch von Schoenner stammen. Schoenner hatte zwischen Lok und Tender ein Übergangsblech, siehe nachfolgendes Bild. Allerdings am Tender befestigt.
Das Schoenner Spiritusloks für Bing gebaut hat, ist mir ehrlich gesagt neu. Bing hatte ja schon 1899 für ihre Loks mit feststehenden Zylindern Patente zur Umsteuerung beantragt. Ich habe auch Schoennerloks . Sie unterscheiden sich aber in Details von solchen von Bing. Konnte auch in Unterlagen nichts über so eine Zusammenarbeit finden. Hast Du genauere Unterlagen? Wäre auf jeden Fall interessant.
Wegen dem Kupplungshaken- Ich kenne andere Loks mit genau dem gleichen Aufbau. Übergangsblech gelötet- Kupplungshaken angenietet. Außerdem ist im Führerhausboden kein Loch ( auch kein verschlossenes) welches einen früheren Kupplungshaken hätte aufnehmen können.
Bin heut den ganzen Tag an der Arbeit, deshalb kann ich erst morgen Detailfotos einstellen. Gruß Rene
Habe bei Historytoy unter der internen Artikelnummer : Spirituslok (22579) die deutsche Version gefunden mit dem gleichen Kupplungshaken. Außerdem unter 22961 meine englische . Da diese aber unter Uhrwerklok gelistet ist, hatte ich sie nicht gefunden. Auch hier ist der Tender nicht der originale, obgleich zur Lok passend.
Zitat von Jawaman75 im Beitrag #18Das Schoenner Spiritusloks für Bing gebaut hat, ist mir ehrlich gesagt neu
Hallo Rene, es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken, auch für mich oder andere ältere Sammler. Das ist ja gerade das spannende an unserem Hobby. Insbesondere die Zeit vor 1900 ist in vielen Bereichen noch nicht ausreichend erforscht. Aber es gibt immer wieder Lichtblicke! Hin und wieder taucht ein neuer Katalog auf, wie z.B. vor ca. 2 Jahren: Schoenner-Katalog 1896. Sensationell! Bing hat vor 1900 sehr umfangreich zugekauft, u.a. von Carette, Schoenner, Plank, Issmayer usw. Georges Carette, der 1886 in Nürnberg in Räumen von Bing seine ersten Spiritusloks gebaut hat, war schon deshalb ein Lieferant von Bing, da Bing auch finanziell bei Carette engagiert war. Es ist aber überliefert, dass sich die Gebrüder Bing über George Carette im Laufe der 90iger Jahre sehr geärgert hatten, weil Carette unabhängig von Bing anderweitig verkauft hat und somit gegen seinen "Sponsor" als Konkurrent aufgetreten ist. Daraufhin hat sich Bing in Sachen Spiritus-Lokomotiven an Jean Schoenner gewandt. Von dort wurden bereits die einfachen Penny-Toys gekauft. Das kann ich Dir jetzt nicht mit Quellenangaben belegen, das läuft bei mir unter der Rubrik: "was man weiß - was man wissen sollte". Irgendwo habe ich das gelesen, als mögliche Quelle kommen u.a. die Schiffmann-Kataloge in Betracht. Es gibt noch das Buch von Ignaz Bing, das ich allerdings nicht besitze, aus dem aber durch Informationen unter Sammlerfreunden diverse Details weitergegeben wurden. Das Buch stammt von Jürgen Cieslik: "Aus meinem Leben" von Ignaz Bing. Was Carette anbelangt, hat unser lieber Botho (hier im Forum "Blech") sehr umfangreiches Dokumentationsmaterial zusammengestellt was ich aber nur teilweise aus seinen Erzählungen kenne. Bing hat auf seine Lieferanten zweifelsohne großen Einfluss genommen, was sich insbesondere bei den Modellen von Schoenner ab 1895 zeigt. Weg von den Messingloks - hin zu aktuellen Modellen. Auf diese Weise haben beide Seiten von der Zusammen- arbeit profitiert. Was die von Dir angeschnittene Patentsituation anbelangt, sehe ich nicht unbedingt einen Gegensatz aber ausschließen kann man das nicht. Bing war das wirtschaftlich größere und vermutlich dominierende Unternehmen. Hat auch im Vergleich zu Schoenner länger überlebt. Die Zusammenarbeit ist aber unbestritten. Ich mag und sammle beides, speziell vor 1900. Viele Grüße Wolfgang
das Bing zugekauft hat, ergibt sich zwangsläufig. Es handelte sich zu Beginn des Unternehmens um ein Kaufmannsgeschäft. Die Produktion von eigenen Spielsachen begann erst, nachdem Bing an wichtigen Verkaufsmessen nicht teilhaben konnte.
Es muss also eine Übergangszeit zur Spielwarenfabrik gegeben haben. Außerdem gab es, wie auch heute, einen regen Austausch an Zulieferware.
Vielen Dank für die interessanten Informationen. Ich dachte , es wurden nur Zubehör und Loks aus dem Preiswerten Sektor zugekauft. Interessant ist aber das Patent zur Umsteuerung von Bing 118 563 von 1899. Hat Bing also nicht nur einfach zugekauft, sondern explizit nach eigenen Vorstellungen Produzieren lassen?
Wolfgang -zu #20: Diese Doku zu Carette stammt größtenteils von Carlernst Baecker+ und basiert auf Unterlagen der Familie Carette, die wir einsehen durften. Ja, ich war involviert, denn die Enkelin Carettes besuchte einmal unseren Spielzeugmarkt GTM in Mühlheim, auf Carlernsts Veranlassung. Danach entwickelte sich dann ein reger Post- und Besuchszyklus auch mit mir. Interessant ist auch, dass Georges Carette nach dem WK1 Deutschland öfters besuchte -das zeigen die Stempeln in seinem Pass. Nürnberger und Leipziger Stempel erklären sich -was aber wollte er mehrfach in Köln? Die Enkelin wusste es auch nicht. Die Söhne Carettes waren zeitweise ebenfalls in der Spielzeugbranche tätig. Diese Infos weichen oft von der Bingschen Darstellung im Buch von Ignaz Bing ab -und somit auch von der Cieslik-Dasrtellung im Lexikon. Ich bin gerne bereit, diese vielseitige Familiengeschichte -in A4-Schreibmaschine und oft handschriftlich- zum Frankfurter Stammtisch mitzubringen. Auch zum HTS-Treffen wäre das möglich -falls es die Corona-Geschichte zulässt. Der Text ist einfach zu lang und zu speziell, um ihn hier zu publizieren. Ein Exemplar habe ich schon vor Jahren auf Wunsch dem Nürnberger Stadtarchiv gegeben und man hat sich bei mir dafür bedankt. Ein anderes Exemplar ging damals an das Nürnberger Spielzeugmuseum -ohne jede Reaktion. Na ja, war damals halt so. Beste Grüße, auch von Alice Botho
Zitat von Blech im Beitrag #23Ich bin gerne bereit, diese vielseitige Familiengeschichte -in A4-Schreibmaschine und oft handschriftlich- zum Frankfurter Stammtisch mitzubringen.
Ja, lieber Botho, darauf freu ich mich! Würde das gerne mal durcharbeiten. Kriegst auch den Sylt-Beutel! Schienen für Dich habe ich hier auch noch liegen.
Zitat von Blech im Beitrag #23an das Nürnberger Spielzeugmuseum -ohne jede Reaktion.
Botho: Du kennst doch den alten Spruch: "Jede Gefälligkeit rächt sich!" Viele Grüße Wolfgang
Danke, Wolfgang - wie gerne würden wir -Alice und ich- euch mal wieder in der Oberschweinstiege treffen! Mit der Impfung haben wir jetzt wenigstens den Stern von Bethlehem am Coronahimmel. Und -um Gottes Willen- wir werden deiner lieben Gattin nie den Syltbeutel wegnehmen - und Geld für dich ist seit Gaggenau auch noch drin. Okay, aber eine Bitte: Weck mich vor dem nächsten Treffen in Frankfurt, damit ich einige Kopien anfertige. Beste Grüße im Advent -und bleibt gesund. Alle! Botho