Märklin für England: Spur 0 Uhrwerks-Tenderlokomotive 4-6-0 Southern 596

Hallo Dieter,
ein schönes Bild einer schönen Lok zeigst Du uns - aber die Zuordnung "Märklin für Bassett-Lowke" stimmt nicht. Ich bin stutzig geworden bei den Haltegriffen am Führerhaus, vorne am Wasserkasten und an der Rauchkammertür. Dann ist der Abstand zwischen Kessel und Laufblech ziemlich groß. Die Auflage des Kessels wirkt sehr mächtig. Zudem ist die Lackierung und die Linierung ziemlich gut erhalten, jetzt, nachdem ich ein wenig recherchiert habe, würde ich sagen, sie ist neu.
Was Märklin für Bassett-Lowke gebaut hat, ist klar definiert in der "Bassett-Lowke Story" in der Tabelle D im Anhang. Eine 4-6-0 Tank ist dort nicht zu finden.

Ich spekuliere jetzt mal:
Es handelt sich hier um einen gravierenden Umbau, wenn nicht sogar einen Neubau unter Verwendung von Bing Teilen. Einiges kam mir doch sehr bekannt vor, so der vergleichsweise mickrige Zylinder und die typische Steuerung als auch die doppelten Sicherheitsventile. Ich habe selbst so eine Bing Uhrwerk-Lok, es handelt sich um die 11/470/0 (Bilder 1 und 2). Der Erbauer der Lok auf Deinem Bild hat das Umlaufblech tiefer gelegt, das sieht man daran, wie weit die Räder von oben abgedeckt sind. Außerdem hat er sich die runden Übergangsbleche zwischen Laufblech und Pufferbohle gespart. Die seitliche runde Stütze des Kessels war jetzt nicht mehr lang genug und musste wegfallen. An die Stelle des Splashers für alle drei Räder wurde ein Wasserkasten gesetzt. Das Führerhaus müsste neu sein, zumindest die Seitenwände. Schöne neue vernickelte (Feder?-) Puffer hat die Lok auch bekommen. Letztendlich ist aus der ursprünglichen Schlepptenderlok durch eine neue Gestaltung der Führerhaus-Rückseite eine Tenderlok geworden.
Bing zeigt die ursprüngliche Lok z.B. im deutschen Katalog, englisch im Aussehen und mit der Nummer 3700 (Bild 3). Darüber hinaus findet man sie bei "Ramsay's British Model Trains Catalogue" als "Freelance" (also ohne konkretes Vorbild) mit der Jahreszahl 1928 (Bild 4). Es gab verschiedene Ausführungen für verschiedene Bahngesellschaften und entsprechenden Nummern und Farben, so z.B. für die GWR, LNER, LMS und Southern.
Eine "Southern 596" gab es in Spur 1 von Bassett-Lowke, allerdings als 4-4-2 (Katalog von 1934 Seite 30). Vielleicht wollte der Erbauer der von Dieter gezeigten Lok eine solche in Spur 0 haben?

Mich würde mal interessieren, woher Du die Zuordnung "Märklin für Bassett-Lowke" her hast. Hat der Eigentümer der Lok das gesagt? Hat er die Lok mit dieser Zuschreibung gekauft (und damit wahrscheinlich zu viel Geld bezahlt)? Oder hat er die Lok selbst umgebaut? Nix für ungut, Dieter, ich möchte Dich nicht ärgern.

Viele Grüße
Karl

Hallo Dieter,
es könnte auch ein Hornby Aufbau bzw. mindestens ein Hornby Kessel sein. Da würde auch der Handlauf und die Biegung des Handlaufs über der Rauchkammertür passen. Beim Fahrwerk, bei der Steuerung und beim Zylinder bin ich mir fast sicher, dass es Bing ist. Was mich aber auch noch irritiert, ist, dass das Aufzugsloch in Fahrtrichtung rechts ist. Sonst ist das doch immer in Fahrtrichtung links.
Gruß
Karl

Hallo Kollegen,
die Aussagen werden immer verworrener.

Märklin hat in den 30er-Jahren (1935-38) komplette Lokomotiven, erst mit der Achsfolge C – später dann mit Achsfolge 2’C, in den Farben der LNWR, LNER, LMS, GWR + SOUTHERN, für WALKER-FENN geliefert. Dieser rüstete die Uhrwerkmotoren mit einem zusätzlichen Fliehkraftregler aus (ursprünglich aus Grammophon-Plattenspielern). Dabei handelte es sich um Maschinen der Reihen TM 1020 und TG 1020. Die letztere stellt eine völlige Neuentwicklung dar.
Bei der TG 1020 handelt es sich um einen relativ seltenes Modell.

Vergleiche hierzu die Vorträge von Norwin Rietsch vom 12. Tinplate-Forum & 27. Tinplate-Forum über geregelte Uhrwerklokomotiven & spezielle Geschwindigkeitsregler bei Märklin-Uhrwerklokomotiven.

Weitere Infos bei:
www.binnsroad.co.uk/railways/walkerfenn/index.html

Im März 2014 konnte ich anlässlich der Lankes-Auktion eine restaurierte TG 1020 erwerben, welche im August in Scheyern ausgiebige Testfahrten mit den langen amerikanischen Pullman-Wagen unternahm.



Viele Grüsse aus Rheinfelden
Stefan

Hallo Stefan,
ja, die ist es! Ich meine, Du hast mir die Lok sogar in Scheyern gezeigt. Dass ich schon so ein kurzes Gedächtnis habe! Ich habe mich von "Märklin für Bassett-Lowke" aufs falsche Gleis locken lassen. Jetzt ist als einzige von meinen Vermutungen richtig, dass die Lok nicht für Bassett-Lowke war. Aber die Anordnung des Kessels und der große Abstand Kesselunterseite zu Laufblech ist schon ungewöhnlich hoch für eine englische Lok.
Stefan, wenn wir Dich nicht hätten!
Viele Grüße
Karl