[Karl Bub][Schwebefähre 1913-24]

Dieses Teil beschäftigt mich seit ich es vor einigen Jahren aus den USA erhalten habe:


Gemäss Verkäufer soll es von Ernst Plank sein. In einer Doku über Alois Bommer ist eine Brücke der gleichen Machart bei Minute 18:18 zu sehen:


https://youtu.be/9AyKgOWAJJc

Kann jemand die Brücke einem Hersteller zuordnen? Gibt es anderes Zubehör in der Art oder wurde meine Brücke bei der Durchfahrt zugeflickt?

Danke für eure Hilfe!

Gruss Domenik

Karl Bub "Schwebefähre" vermutlich aus Katalog 1924.



Leider nur ein schlechtes Foto.



mit bestem Gruß
Arne

Hallo Domenik

Im Schiffmann Sammlerkatalog, Band 9 Karl Bub , ist dieses Teil als ,, Schwebefähre '' verzeichnet.
Die Abbildung auf Seite 19 und der Text unter, Uhrwerk Zuggarnituren, auf Seite 27.




Viele Grüße
Frank

Arne und Frank

Danke! Auf „Schwebefähre“ wäre ich nie gekommen!

Domenik

Ein Original einer ähnlichen Fähre ist m.W. in Winterthur im Technorama zu sehen. Ob ich es damals fotografiert habe? Sicher, aber wo sind die Bilder?

Hallo Ypsilon

ja, das wäre dann Bommers Brücke, siehe oben. Sie ist in der Vitrine mit den Schiffsmodellen, aber ich kann keine brauchbaren Fotos dazu finden.
Müsste mal nach Winterthur um die Details des Mechanismus und die Aufhängung zu Fotografieren.

Domenik

Mit der Suche ging es doch schneller als ich dachte.
Der Mechanismus ist der übliche aus dem automatischen Bahnübergang. Die Bewegung wird über eine Kette übertragen. Wahrscheinlich löst ein Anschlag auf der Kette die Rückwärtsbewegung wieder aus. Die Brücke muss ja nach dem Schließen eine Weile warten bis der Zug von der Brücke runter gefahren ist. Erst dann kann sie wieder in die Ausgangslage zurück.

Hier eine Abbildung aus einen Katalog von 1909. Mein italienisch ist leider etwas eingerostet.




Viele Grüße
Frank

Neuer kompletter Zug mit automatischem ferry-boat (Abb 442). Geniale und interessanteste Neuheit. Dieser Zug erregt bewunderndes Staunen bei denen, die ihn funktionieren sehen [oder: die sein Funktionieren sehen]. Wenn alle Teile so wie auf der Abbildung zusammengebaut sind, das Uhrwerk der Schwebefähre [auf italienisch steht eher "Schiebebrücke"] und dasjenige der Lokomotive aufgezigen, kann sie von einem beliebigen Punkt der Strecke in der in der Abbildung gezeigten Richtung gestartet werden. Wenn der Zug auf der BRücke angekommen ist, hält er automatisch an. Der bewegliche [oder verschiebbare] Teil der Brücke (der oben an sechs Rädern aufgehängt ist, die auf Führungen gleiten) löst sich langsam [vom Ufer] und transportiert den Zug ans andere Ende, wo er anhält. Der Zug fährt automatisch wieder ab, um eine neue Runde auf der Strecke zu drehen und der bewegliche Teil der Brücke fährt zurück, um aufs Neue bereit zu sein, den Zug nach vollbrachter Runde ein zweites Mal über die Brücke zu bewegen. Dies geschieht auf eine wunderbar regelmässige Art und Weise und setzt sich fort, bis zur Erschöpfung der Aufladung eines der beiden Uhrwerke (dieses der Lokomotive und dieses der Brücke). Totale Länge: 1,55 Meter. Breite 0,58 Meter. Gesamthöhe der Brücke: 26 cm. Gesamtlänge der Brücke 67 cm. Länge des beweglichen Teils mit Gleis: 37 1|2 cm. Der Zug setzt sich zusammen aus: Uhrwerkslokomotive, Tender und 1 Personenwagen. Hat 35 mm Spurweite und ist 39 cm lang.

Preis des kompletten Sets 30.- Lire

NB [notabene] - Das komplette Set besteht aus: 1 lokomotive mit Uhrwerksantrieb, mit nachgebildeten Zylindern und nachgebildeten Triebstangen und Vorrichtung für automatischen Halt. Ein Tender mit vier Rädern [wird auf italienisch so gezählt - bessere Übersetzung auf deutsch wäre "zwei Achsen"], 1 Personenwagen, 1 automatische Brücke mit aufgehängtem Wagen, der an sechs auf Führungen gleitenden Rädern hängt, Uhrwerksantrieb und Vorrichtung für automatischen Halt und [automatische] Weiterfahrt des Zuges, wie auch Vorrichtung für Fahrt, Halt und Rückfahrt für den beweglichen Teil der Brücke: 6 gebogene Gleise, 4 gerade Gleise und 2 halbe gerade Gleise. 2 Schlüssel für den Aufzug der Uhrwerke. Die Abbildung 442 zeigt auf klare Weise, wie die verschiedenen Teile zusammengeführt werden; Für grössere Sicherheit hier noch weitere Instruktionen. Die Brücke wird auf einen Tisch oder den Boden gestellt. An beiden Enden derselben werden die beiden halben geraden Schienen angeschlossen (auf jeder Seite eines). An beide halben geraden Gleise werden drei Kurven angeschlossen (ergeben einen Halbkreis), so dass das Uhrwerk in der Mitte der Strecke liegt. Die beiden Halbkreise werden dann mittels der vier beigefügten geraden Gleisen mit ihrem Gegenstück verbunden. Daraufhin muss nur noch das Uhrwerk der Brücke und jenes der Lokomotive aufgezogen werden. [Die Lokomotive] wird auf die Schienen gestellt (in der auf dem Bild angegebenen Richtung) und der Tender und der Personenwagen angehängt. Wird die Lokomotive losgelassen [anfahren gelassen], beginnt der automatische Betrieb aller Mechanismen, der fortfährt, bis zur Erschöpfung der Ladung der Uhrwerke.

Zitat von Skinny McFatty im Beitrag #10

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[auf italienisch steht eher "Schiebebrücke"]

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Zitat von sammelwahn im Beitrag #11

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Zitat von Skinny McFatty im Beitrag #10

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[auf italienisch steht eher "Schiebebrücke"]

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Die Bezeichnung macht eigentlich auch mehr Sinn, mit einer Fähre hat das Modell eigentlich auch nichts zu tun.

mit bestem Gruß
Arne

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Hallo zusammen,

ob dieses Modell von Bub eine Schwebefähre darstellen soll, daran möchte ich begründete Zweifel anmelden - Ähnlichkeiten in der Konstruktion sind zwar in der Tat vorhanden, aber es gibt die 3 folgenden Problempunkte:

Zweifel Nr. 1:

Das DRGM 271020 zu diesem Modell ist von Ende 1905 (siehe Post #20
von Arne in "Carl Bub Gebrauchsmuster"). Es gibt zu diesem Zeitpunkt keine Schwebefähren in Deutschland. Die oft zitierte Schwebefähre bei Rendsburg wird erst 1911 gebaut und 1913 eingeweiht. Die erste Schwebefahre bei Osten-Hemmor ist von 1909. Schwebefähren gibt es 1905 erst eine in Spanien, eine in GB und drei in Frankreich, aber KEINE in Deutschland.

Zweifel Nr. 2:

Schwebefähren haben prinzipbedingt eine Gondel in der Personen, Kutschen, Karren und Kraftfahrzeuge befördert werden können, aber KEINE Züge. Es gibt kein einziges reales Vorbild, in dem Eisenbahnen in der Gondel befördert würden. Einzig die Schwebefähre bei Rendsburg ist eine Kombination aus Eisenbahnbrücke mit darunterliegender Gondel. Trotzdem wird in deren Gondel im Gegensatz zum Bub Modell kein Zug befördert. Als Vorbild kann sie außerdem wegen dem späteren Baujahr auch nicht hergehalten haben.

Zweifel Nr. 3:

Im Emilio Resti ist das Modell mit "ferry boat automatico" bzw. "ponte scorrevole" = "Gleitbrücke" beschrieben. Der korrekte Begriff für Schwebefähre im Italienischen ist aber "transportatore". Im Englischen ist es "transporter bridge". Das passt zu keinem der im Emilio Resti verwendeten Begriffe.

Was auch immer als Vorbild für das Bub Modell gedient haben mag - es war also keine Schwebefähre im eigentlichen Sinn.

Das Vorbild muss eher eine Verschiffungsvorrichtung, Gleitbrücke oder Schiffsfähre in einem Hafen gewesen sein. Die meisten dieser Vorrichtungen sind heutzutage jedoch leider nicht mehr erhalten, so dass es schwierig werden dürfte, das konkrete Vorbild zu benennen. Wenn es überhaupt ein konkretes Vorbild gab - das Modell könnte auch eine Melange aus verschiedenen Hafeneinrichtungen gewesen sein.

Passender wäre für dieses Bub Modell also eher der Begriff Schiffsfähre oder Gleitbrücke bzw. Schiebebrücke. Issmayer hat tatsächlich eine richtige Schiffsfähre mit Boot usw. gebaut, so dass ich um Verwechselungen vorzubeugen für dieses Bub Modell den Begriff "Schiebebrücke" verwenden möchte.

Ich denke der Weg von Nürnberg nach Leipzig auif die wichtigste Messe war kurz. Es gab auch viele andere Möglichkeiten, sich als Spielzeughersteller über technische Neuerungen zu informieren, bevor sie auf dem Markt umgesetzt wurden.

Zitat von snroettg im Beitrag #13

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Hallo zusammen,

ob dieses Modell von Bub eine Schwebefähre darstellen soll, daran möchte ich begründete Zweifel anmelden - Ähnlichkeiten in der Konstruktion sind zwar in der Tat vorhanden, aber es gibt die 3 folgenden Problempunkte:

Zweifel Nr. 1:

Das DRGM 271020 zu diesem Modell ist von Ende 1905 (siehe Post #20
von Arne in "Carl Bub Gebrauchsmuster"). Es gibt zu diesem Zeitpunkt keine Schwebefähren in Deutschland. Die oft zitierte Schwebefähre bei Rendsburg wird erst 1911 gebaut und 1913 eingeweiht. Die erste Schwebefahre bei Osten-Hemmor ist von 1909. Schwebefähren gibt es 1905 erst eine in Spanien, eine in GB und drei in Frankreich, aber KEINE in Deutschland.

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@Domenik: Du meinst den Rollrahmen aus dem Schinkelwettbewerb 1903? Ja, das würde zeitlich und konstruktiv passen. Klasse Fund!

Hallo Stefan

ja, bei der Zeichnung Rollrahmen sieht man die Details am besten. Ich weiss nicht wie die anderen Vorschläge aussahen, zumindest die zweigleisige Fähre wird eine Vorgabe gewesen sein.
Dem technisch interessierten Publikum wird das Projekt sicher bekannt gewesen sein.

Gruss Domenik

Jetzt muss ich doch nochmal nachfragen: Der Schinkelwettbewerb ist zwar von 1903 und daher könnte es zeitlich passen, aber wieso sollte Bub eine Brücke bauen, die zu dem Zeitpunkt niemand kannte und mit der kein Kunde etwas anzufangen gewusst hätte.

Das Hauptproblem ist weiterhin, dass auf der unteren Ebene kein Zug verkehrt wie im Bub Modell. Irgendwie passt das n.m.M. trotzdem immer noch nicht so recht zusammen.

Wenn man dieses Problem aber außen vor läßt und annimmt, dass Bub die Schiebebrücke recht frei im Rahmen der technischen Möglichkeiten nach dem Vorbild einer Schwebebrücke konstruiert hat, dann ist die Frage welche Schwebebrücke rein optisch am besten passt.

Da muss man aber nicht lange suchen. Da passt die älteste Schwebefähre in Bilbao, die Puente de Vizcaya von 1893, ziemlich gut zum Modell von Bub:

https://de.wikipedia.org/wiki/Puente_de_Vizcaya

Diese Brücke hat sogar einen Panoramaweg. Das passt zu dem Geländer oben auf dem Bub Modell.


CCBYSA Wikipedia Commons/Javier Mediavilla Ezquibela

Hallo,
hier noch ein Link zur Schwebefähre in Bilbao (Schöne Seite mit viel Infos und auch alten Bildern)

https://puente-colgante.com/historia/ina...-internacional/

In der Deutschen Übersetzung wird auch von Fährhängebrücke oder auch von Hängebrücke mit Fähre gesprochen. Also für jeden etwas dabei.
Auf alle Fälle im Original wie auch in der Tinplate-Umsetzung ein spannendes Objekt.

Stephan

Hallo Stefan

sicher ist das meinerseits nur Spekulation. Die Schinkel-Wettbewerbe waren Gegenstand zahlreicher Illustrierten und damit Teil der Popuärkultur.
Die Schwebebrücke den Nordsee-Ostseekanal wurde zwar nicht realisiert aber 1914 gab es dann eine Eisenbahnfähre.

Wenn du dir die Pläne anschaust, siehst du, dass die wesentlichen Teile vorhanden sind.
Die Bahnanbindung ist zwar quer zur Brücke aber dennoch die einzige, die ich mit Bahntransport kenne:



Oben der Rollrahmen, unten die Fährbühne:




Gerade in Frankreich, wo der Erfinder dieser Art der Brücke, Ferdinand Arnodin herkam, war diese Art der Brücke populär:
https://www.timbresponts.fr/articles_et_...nsbordeurs1.htm

Gruss Domenik

Cool!

Rochefort: https://www.google.de/maps/place/Pont+Tr...87!4d-0.9608293

Bilbao: https://www.google.de/maps/search/bilbao...m/data=!3m1!1e3

@Domenik: Du schreibst "Die Bahnanbindung ist zwar quer zur Brücke aber dennoch die einzige, die ich mit Bahntransport kenne."

Da ist was dran. Der Zug verkehrt zwar nicht über den Fluss, aber die Züge hätten nach der Planung beiderseits bis direkt heranfahren können. Mir ist auch keine andere Konstruktion bekannt, wo eine Bahnanbindung mit vorgesehen gewesen wäre.

D.h. Bub hat sich den Schinkelwettbewerb wohl als Aufhänger hergenommen und dann vielleicht noch das eine oder andere Detail bei anderen bereits existierenden Schwebefähren wie der Puente de Vizcaya abgeschaut. Und heraus kam dann das DRGM von Ende 1905. Das könnte tatsächlich so gewesen sein. Spannend!

Die BUB-Konstrukteure mussten auch mit Fantasie arbeiten. Eine solche Anlage, ohne dass ein Zug übergesetzt werden konnte, brachte für das spielende Kind nichts.

Bei der Suche nach was anderem bin ich noch auf die Bub Hubbrücke gestossen wie sie oben im Buch von Arne abgebildet ist.
Da ich die bislang noch nicht sah, hier die Bilder aus der Sammlung Jerni JER-ry und NI-na Greene.

Das beruhigende ist, dass da wie in den Sammlungen von uns Normalos viele unspektakuläre und zum Teil ziemlich zufällige Sammelstücke dabei sind.

Wenn sich jemand als Kurrator versuchen will: vieles ist nicht oder falsch eingeordnet..




Quelle:
https://emuseum.nyhistory.org/objects/87...a82d8f204&idx=9
https://emuseum.nyhistory.org/objects/im...%3ATOYS#filters

Gruss Domenik

Hallo,

nun ist endlich die Schwebefähre der Rendsburger Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal nach einem Unfall Januar 2016 wiederhergestellt.

Die imposante Brücke mit der Schwebefähre aus dem Jahr 1913 wurde am 4. März 2022 wieder in Betrieb genommen.

Leider war zu dem Zeitpunkt meines Besuches keine Überfahrt möglich.



Der Bahnbetrieb war nicht beeinträchtigt.



Welche Funktion die schmucken kleine Häuschen haben, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.



Die Brücke ist auf jeden Fall ein lohnenswertes Reiseziel.

Herzliche Grüße
Heinz