ich lehne mich mal weit aus dem Fenster, denn man kann sich darüber streiten, ob es sich hierbei um historische Modellbahn im klassischen Sinne handelt. Historisch sind sie vielleicht, weil diese Modelle schon lange nicht mehr gebaut werden und um Modellbau handelt es sich hier ohne Zweifel. Vor einigen Tagen wurde ja hier schon eine bemerkenswerte Dampflok gezeigt, die größtenteils aus Holz gefertigt ist. Auch diese beiden Personenwagen sind ganz überwiegend aus Holz gebaut. Andere Teile sind aus einer Art Kunstharz gegossen. Es handelt sich um reine Standmodelle die Wagen sind mit dem Sockel fest verschraubt und die Räder sind nicht rollfähig. Darüber hinaus sind die Wagen ausgesprochen empfindlich. Man sollte sie wirklich nur am Sockel berühren.
Beide Wagen verfügen über eine sehr detaillierte Inneneinrichtung, die sich auf Fotos leider sehr schlecht darstellen lässt. Es ist auch nicht möglich, sie zu öffnen. Ansonsten gilt bei diesen Modellen: Was nicht zu sehen ist, wurde auch nicht nachgebildet. Es handelt sich um Präsentationsmodelle, so dass nicht sichtbare Details unterhalb des Wagens z.B. nicht nachempfunden sind. Die meisten Lokomotiven aus dieser Werkstatt bestehen sogar in großen Teilen aus massivem Holz und verfügen teilweise auch nicht über eingerichtete Führerstände. Dennoch wirken sie im Gesamtbild sehr stimmig!
Gebaut wurden die Personenwagen von Sieck Modellbau. Sie sind ca. 1,3 Meter lang und wiegen ca. 20 kg. Zum Vergleich sind auf den Fotos Spur 0 Modelle platziert.
ich erinnere mich noch daran, dass ich in meiner Kindheit (Mitte der 1990er Jahre) einige dieser Lokomotiven in verschiedenen Bahnhöfen bestaunt habe. Als mir dann die beiden Wagen über den Weg gekommen sind, hat das sofort die alten Bilder wieder geweckt. Heute befinden sich sehr viele dieser Modelle in privaten Sammlungen, die mitunter bemerkenswerte Ausmaße haben! Da werden ganze Züge gebildet und Szenen wie aus einem Bahnbetriebswerk nachgestellt.
Nicht wenige Modelle wurden übrigens im Auftrag der Bundesbahn im Laufe der Zeit umlackiert, um in einem aktuellen Farbschema präsentiert werden zu können. Spannend sind auch die Stückzahlen: Während von der E 03 bzw. 103 immerhin nahezu 200 Exemplare bekannt sind, bewegt sich die Stückzahl anderer Modelle im vermutlich im kleinen einstelligen Bereich. Sehr selten ist mitunter die E50.
das stimmt natürlich, zumal diese Modelle damals für die Bundesbahn sehr teuer in der Anschaffung waren (überliefert sind sogar knapp fünfstellige Preise in DM). Ein paar Modelle des Nahverkehrs gab es dennoch in sehr kleiner Stückzahl. Darunter ein Silberling, verschiedene Doppelstockwagen und die Triebwagen 628 und 420.
Sehr viele Informationen und zahllose wunderschöne Bilder der Sieck-Modelle gibt es hier. Leider ist dafür eine Anmeldung im betreffenden Forum erforderlich.
Zitat von Udo im Beitrag #8Fünfstellige DM-Preise für ein Objekt bezweifle ich. Das dürfte Thekengeschwätz sein.
Nein, das ist klar belegt. Das liegt einerseits daran, dass es sich um aufwändige Handarbeitsmodelle handelt (Im Abteilwagen sind ALLE Abteile mit Sitzen, Spiegeln, Gepäckablagen, Papierkörben, Vorhängen, etc. ausgestattet). Andererseits liegt es an den Kosten für Werkzeug, Maschinen und Formen (z.B. für die Dächer aus Kunstharz). Vielleicht weiß der eine oder andere, wie teuer Formenbau für solche Anwendungen sein kann. Angesichts der kleinen Stückzahlen ist ist es dann kein Wunder, wenn ein Modell 10.000 DM kostet.
Die hohen Preise waren übrigens der Grund, wieso die Bundesbahn diese Modelle irgendwann nicht mehr bestellt hat.
Das letzte Bild zeigt, dass diese Modelle nicht nur für die Bundesbahn und Reisebüros gebaut wurden, sondern auch für die Industrie zur Präsentation - wer sonst hätte ein Modell der Southern Pacific 9000 geordert? Falls ich da nicht falsch liege und es eine andere Lok ist, dann würde wohl ausser dem Hersteller Krauss-Maffei niemand ein sündhaft teures Grossmodell einer Kleinserie herstellen lassen...?