große Bogenbrücke von Carette um 1910, Restaurierung (update 17.5.2021)

Hallo,

schon seit Jahren habe ich diese Teile in einer Schachtel liegen. Sie stammen aus zwei verschiedenen Quellen und gehören ursprünglich zur großen Carette-Brücke in Spur 0 für den elektrischen Betrieb.

Jemand hat diese Brücke entlötet, um die vier Turmelemente für andere Zwecke zu verwenden. Durch Suchen habe ich im Internet das Dach der Türme gefunden; es sind Abschlusskappen für Stahlmöbel usw. Schon lange habe ich Ziegelsteinmauerwerk von Wilesco, das Ypsilon seinerzeit bei dieser Firma gekauft hat und uns Sammler damit belieferte.



Auf dem Pfeiler sieht man noch die Lötspuren der Türme mit einem Durchmesser von 30 mm.



Das Ziegelsteinblech habe ich über ein Stück eines Besenstils gebogen und im Durchmesser auf 30 mm vergrößert. Durch die Ziegelstruktur war die Rundung manchmal etwas holprig, aber man kann sehr gut mit gezielten leichten Hammerrschlägen die Rundung perfektionieren.



Die Abschlusskappen habe ich mittig durchbohrt, von unten einen passgenauen Nagel eingeschlagen und zwei kleine hohle Neusilber-Kügelchen, die ich noch von früher hier vorrätig habe, aufgedrückt. Diese Spitze des runden Daches sollte einen Blitzableiter darstellen.





Unterhelb des kugligen Daches habe ich einen Drahtring aufgelötet. Der Stahldraht von 2 mm Durchmesser war schwer zu händeln; da hätte ich besser einen 2 mm-Kupferdraht nehmen sollen, der auch zur Verfügung stand.





Die Brücke gibt es in zwei Ausführungen der Türme, einmal mit zwei Drahtringen und einmal mit einem Drahtring und einer Turmbekrönung. Letzteres sieht deutlich besser aus.
Aus einem Blechstreifen wurden mit Hilfe der berühmten Blechstanzschere die Zinnen hergestellt, gebogen und festgelötet.



Im nächsten Bild sieht man die Bohrmaschine mit einer Silikonscheibe, mit der man riefenfrei überschüssiges Lot entfernen kann. Diese Silikonscheiben kann ich jedem Bastler sehr empfehlen. Ist zwar eine staubige Arbeit, aber die gelöteten Bereiche sehen nachher sehr sauber aus.



Der mittlere Pfeiler hatte zwei Abweisspitzen für Hochwasser. War etwas schwierig nachzubauen, weil die Schrägen im letzten Stück im unteren Bereich etwas gerade verlaufen. Ich habe mir deshalb zuerst ein Pappmodell gebaut. Trotzdem war die Blechausführung später nicht optimal, und ich musste die beiden Abweiser erneut bauen, damit sie richtig passten.



Die vier Trümchen wurden mit Hilfe von Magneten winklig auf die beiden äußeren Pfeiler aufgelötet.





Die Fahrbahn ist 52 cm lang und besteht aus einem Stück Blech, 0,60 mm, auf dass die vier Gitterbögen mit Hilfe von Magneten winklig befestigt wurden.



So, jetzt ist die Brücke fast fertig.





Ganz zum Schluss habe ich noch einen Blechstreifen an den Enden eingelötet, die im vorderen Bereich je zwei Röhrchen für die Befestigung der beiden Auffahrten erhielten. Für Spur 0 gab es die Auffahrten in einer Länge von je 17 cm und für Spur 1 in 21 cm Länge. Alternativ bot Carette in Spur 1 auch eine längere Auffahrt in 40 cm an. Die Auffahrten baue ich nicht nach, dafür aber drei Einsteckelemente für die sechseckigen Ziegelsteinpfeiler, die von unten so eingeführt werden, dass die Brücke für die Hochbahn von BING verwendet werden kann.



Jetzt fehlt das Abwaschen mit Waschbenzin (am Montag) und die Grundierung bei besserem Wetter. Danach die Lackierung, die im Bereich der Ziegelstein-Mauerwerke schwierig ist, weil zuerst einmal alles beige in Betonmanier lackiert werden muss und dann mit einer Walze die rotbraune Farbe der Ziegelsteine aufgetragen werden muss, und zwar so, dass die Fugen jeweils beige bleiben.

Schönen Gruß
Udo

Hallo,

es geht mit der Carette-Brücke weiter. Ich möchte sie so ergänzen, dass ich sie im Bereich meiner Hochbahn einsetzen kann. Deswegen habe ich aus dem Ziegelsteinblech Pfeiler mit Absätzen gebaut, die man einfach in die kurzen Pfeiler der Carette-Brücke einstecken kann.









Die hohen Pfeiler sind jetzt in die kurzen Pfeiler eingesteckt. Sie können im Bedarfsfall jederzeit wieder entfernt werden.





Einige kleine geformte Mauerwerkteile werden an den Türmchen und in der Mitte der beiden Bögen eingelötet.



Die Bögen bekommen eine taubenblaue Farbe.



Die Pfeiler sind jetzt grundiert.







Alle blauen Teile der Brücke werden abgeklebt.





Anstatt beige habe ich mich für betongrau für die Ziegelsteinfugen entschieden. Alles wird jetzt betongrau lackiert, die Brücke und die hohen Ergänzungs-Pfeiler.







Nach dem Trocknen der Farbe wird das Klebeband wieder entfernt.





In den nächsten Tagen wird eine Ziegelstein-Farbe aufgerollt. Die Fugen in betongrau bleiben sichtbar. Dazu benutze ich den NOCH-Miniroller, der aber im Moment nicht zu bekommen ist; nur die Ersatzrollen gibt es noch. Eventuell baue ich mir dann mit diesen Ersatzrollen einen provisorischen Roller.



Hier noch drei Bilder vom Adapter für die BING-Hochbahn. Der dünne Draht wird dort durch die Röhrchen geschoben. Ist sehr eng und eine fummelige Arbeit, aber so wackelt nichts.







Zum Fußgängersteg: Georg hatte den Vorschlag gemacht, einen solchen Steg mit kleinen Treppchen an den Enden zu bauen. Sieht dadurch noch besser aus ! Als Geländer habe ich mir aus dem Bereich der Restaurierung von Möbeln ein Band bei eBay gekauft, 4 m am Stück, so dass erst einmal keine Reste übrigbleiben. Ich weiß noch nicht, ob ich dem Gitter zur Eisenbahn hin eine andere Farbe geben soll oder ob ich das so blau lasse. Das gleiche gilt für den dünnen Handlauf am Brückengelände.

Die kugeligen Kalotten auf den Türmchen und die obere Mauerwerksausführung mit den Zinnen will ich grau lassen und die Spitzen mit den beiden Kügelchen, also die Blitzableiter, gold bemalen. Hat jemand andere Vorschläge ?

Schönen Gruß
Udo

wunderschön!

Viele Grüße
Heizer

wunderschön! Du könntest mit Stanniolpapier (von Sektflasche oder Schokoladenhasen) den Goldanstrich erst einmal simulieren.
Vielleicht auch den Ring unter dem Zinnenkranz goldfarben?

Viele Grüße
Heizer

Ja, auch den Ring wollte ich goldfarben machen. Das mit der Farbe ist ja einfach: Pinsel dran und sehen, wie sieht es aus. Kann man immer noch ändern.

Noch etwas: Im ersten Bild seht ihr eine rote 60 mm breite Dachdeckerzange, die nur um die 20 EUR gekostet hat. "Nur" deshalb, weil die eigentlich ordentlich teuer sind. Bei eBay gefunden. Nachteil: Die Front ist schlampig gearbeitet und etwas gebogen anstatt gerade. Aber das kann man am Schleifstein schön korrigieren.

Jedenfalls, mit dieser Zange kann man Blech noch viel besser bearbeiten. Beispielsweise habe ich bei den Hochpfeilern die untere Kante nach innen umgebogen und gefalzt.



Ging ganz gut. Nicht auf einen Zug, sondern in mehreren Zügen, aber schön sauber.

Christo war auch dabei - ein echtes Kunstwerk!

Hallo, Claudia,

danke für deine Bemühungen, aber der Roller ist viel zu groß. Der, den ich suche, ist etwa 25 mm breit und im Durchmesser so etwa 15 mm. Nennt sich NOCH Micro Farbroller, Ersatzrollen haben die Nr. 60143, die Nummer vom Roller ist 60142.

Schönen Gruß
Udo

Hallo,

ich denke, dass ich den letzten verfügbaren Micro-Farbroller von NOCH bekommen habe, und das sogar fast vor der Haustüre. Ansonsten überall in Deutschland zur Zeit nicht lieferbar.
In der Kunststoffbox befinden sich zwei Ersatzrollen und ein Pinsel. Zudem ist darin eine Schräge, auf die man Farbe auftragen und mit dem Roller abnehmen kann.





Man muss die Sache ausprobieren. Zuerst einmal habe ich festgestellt, dass die rotbraune Farbe für das Bemalen von Dachziegeln (ich habe so viel davon, dass ich einem Interessierten gerne etwas abgeben kann) eine normale Acrylfarbe ist, die sich aber gut verarbeiten läßt. Deshalb muss zum Schluß alles mit Klarlack versiegelt werden.

Die Farbe kaum auf die Schräge und darüber wurde die Micro-Farbrolle hin und her gerollt. Die Farbschicht war allerdings immer noch zu dick, und deshalb habe ich die Rolle über Zeitungspapier gerollt. Das war sehr gut, denn jetzt hatte ich genau die Menge Farbe auf der Rolle, die ich benötigte.



Hier der erste der angestrichenen Pfeiler. Weil ich zuerst alle Teile in Betongrau lackiert hatte, damit die Fugen schön sichtbar sind, bewirkte der rotbraune Farbauftrag durch unterschiedliche Dicken ein minimales Durchschimmern der grauen Farbe und zwar so, wie man das auch in der Wirklichkeit bei Ziegelsteinmauerwerk sehen kann. An einigen Stellen ist das Fugengrau etwas rotbraun übermalt worden. Dort werde ich mit einem dünnem Blech, das etwas mit der Kante in die graue Farbe gedrückt wird, nachbessern.



Alles nun rotbraun Bemalte wurde mit Klarlack übersprüht. Die Blitzableiter mit den Kügelchen und die darunterliegenden Ringe habe ich goldfarben lackiert und den Zinnenkranz taubenblau wie die Brücke selber.

Die Brücke bekam zwei Oberleitungsmaste von unten in die Halterungen eingesteckt und wurde mit den hohen Pfeilern auf dem Schreibtisch aufgebaut. Danach stellte ich die E-Lok von Distler und die S-Bahn auf die Gleise, für die S-Bahn mit Stromaussenschiene. Der Bahnführer der S-Bahn ist Herr Sommerfeld, wie man auf seinem Jackenschildchen lesen kann. Er war Springer für erkrankte Kollegen und fuhr sowohl U-Bahn als auch S-Bahn. Leider ist dieser immer lustige Typ vor einigen Jahren unerwartet gestorben.































Schönen Gruß
Udo

Hallo Udo,

superschöne Arbeit, klasse, bringst du die Brücke zum nächsten Besuch mit...?

Ich werde es nicht schaffen dich zu überzeugen den Fliederfarbton in ein Dunkelblau
zu pinseln, du sagtest dass der Flieder Original ist, gut, aber ich kann mir sehr gut
alle waagerechten Flächen in einem anderen Farbton vorstellen, oder...? Das würde
dem Ganzen etwas mehr Pepp geben....

Lege mal steingraue Pappstreifen hinein, du wirst sehen dass es plastischer wirkt,
aber das können wir hier bei mir besprechen, bei Kaffee und Kuchen und Pappe.....

tolle GRüssen Georg

Auf den Bildern erscheint der Farbton tatsächlich fliederähnlich, aber das ist taubenblau, also in Richtung Grau.

Udo, gerade gesehen, da sind die Flächen in hellbraun, auch nicht schlecht, schaumal.....

https://www.ebay.de/itm/353500581784?_tr...8.c100290.m3507

mit GRüssen georg

Sieht gut aus. BING hat in diesen Bereichen ein Orange verwendet. Genau dieses Orange habe ich hier vorrätig.

Interessant an diesem von dir genannten Angebot sind die beiden Steckdrähte, die noch vorhanden sind. Gibt es auch nicht alle Tage ! Und die Brücke als solches ist schon sehr interessant.

Ja, wegen der Farben muss ich mal sehen. Erst wird Kaffee getrunken und wir reden drüber. Du hast ja immer ganz gute Ideen.

Schönen Gruß
Udo

Und Kuchen ....

Sehr schon Udo !

Dirk Jan

Von Kuchen wird man eventuell dick.

Ich habe gerade mal in den Schiphorst reingesehen. Da sind zwei Carette-Brücken abgebildet und der Fahrweg ist beige braun oder so.

Hallo Udo,

#9 Bild 14 wir haben lange gesucht, wer uns die Backsteinfassade renoviert. Das hättest du auch gut machen können.

Hervorragend gelungen, wie ich meine. Gratulation!

Herzliche Grüße
Heinz

Hallo, Heinz,

der Microroller 60142 von NOCH ist zu klein dafür, aber der von Claudia erwähnte Roller 60829 würde die Sache schneller voranbringen. Vorher aber alles grau streichen wegen des tollen Farbverlaufes.

Schönen Gruß
Udo

Hallo Udo,

natürlich habe ich mir die Roller angesehen. Nur, wie meine Frau heute sagte, bin ich Purist und habe bereits darüber nachgedacht, wie ich den Effekt ohne Rolle hinbekomme.

Und immer die Frage: Wie haben sie das damals nur gemacht?



Ist es nicht spannend zu sehen, wie verschiedene Methoden zum Ziel führen?

Herzliche Grüße
Heinz

Damals haben die auch gerollt. Mit dem Micro-Märklin-Roller oder Micro-BING-Roller usw. Die haben das so gemacht wie ich, nur, dass sie anstatt Acrylfarbe Lacke genommen haben.

Und ich habe durch meine Versuche gesehen, dass so ein Roller ganz toll funktioniert, wenn man den durch die feuchte Farbe auf dem Zeitungspapier rollt. Das Papier ist farbfeucht und der Roller nimmt eben so die Farbe auf und gibt sie entsprechend wieder ab. Ich habe auch mehrfach gerollt, wenn der Auftrag zu dünn war. Und auch mal etwas gewartet, bis die Farbe sich gefestigt hatte, und dann erneut drübergerollt.

Die verschiedenen Farben auf das Mauerwerk haben die seinerzeit so hinbekommen, dass sie verschiedene feuchte Stellen auf dem Papier hatten, also entsprechend den zu verarbeitenden Farben. Mal die Rolle da feucht gemacht und danach da und das Ganze auf die Struktur übertragen.

Oder die haben ganz fein gesprüht.

Schönen Gruß
Udo

Udo,

über den

Zitat von Udo im Beitrag #21

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Micro-BING-Roller

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Natürlich kannst du mit "alter" Farbe arbeiten. Es ist nur umständlicher, danach den Roller zu reinigen.

Sprühen geht, aber dann haben die Fugen auch die gleiche Farbe. Das Besondere ist ja, auf der Fläche die andersfarbigen Fugen zu sehen.

Sprühen muss gehen! Mit flachem Winklel? Wird nur nicht immer an allen Stellen ohne Probleme gehen.

Man wird früher auch viel gesprüht haben. Aber das Optimale sind zwei Farben, einmal die in den Fugen und die auf den Steinen. Und wenn man trainiert ist, geht das mit der Farbrolle auch schnell. Sehr schnell sogar. Und die farbliche Wirkung ist umwerfend.

Anfangs habe ich ja noch ausprobiert und Farben wieder entfernt. Aber als ich den Bogen raus hatte mit dem feuchten Zeitungspapier (und da empfehle ich das Papier einer Tageszeitung und kein Papier von Prospekten, Illustrierten usw., denn dieses Papier saugt nicht so stark), da ging das wirklich schnell.

Weil das Ganze so interessant ist, habe ich mir überlegt, einmal einen defekten Bahnhof oder so etwas
(Zollamt ), also jedenfalls etwas größeres, zu restaurieren oder aus diesem Ziegelsteinblech herzustellen und dann in der Manier der mehreren Farben wie bei Märklin oder BING mit der Rolle anzumalen. Und die mehrfarbigen Dächer nicht vergessen.

Ein interessantes Projekt !!! (für die Zukunft, wenn wieder etwas Zeit da ist).

Schönen Gruß
Udo