ab etwa nach 1900 hat Märklin eine Hoch- und Untergrundzahnradbahn-Anlage 1060V angeboten, die einmal von ihrer Größe (3,50 m lang) als auch von ihrer Ausführung imponierte.
Mutmaßlich hat einer der Erbauer aus Göppingen kurz vorher Urlaub in Köln verbracht und bei dieser Gelegenheit dürfte er mit der Zahnradbahn auf den mit einer kleinen Schiffstour erreichbaren Drachenfels gefahren sein. Es gibt da einen Zusammenhang: Auf halber Strecke der Zahnradbahn, die die Personen auf den Drachenfels bringt, gibt es die Haltestelle "Drachenburg", ein neugotisches Schloß. Danach muss die Zahnradbahn eine Senke überqueren, die überbrückt wurde, damit die Besucher die Gelegenheit hatten, diverse andere gastronomische Häuser gegenüber der Drachenburg zu besuchen.
Für die Überquerung der Senke wurden im niedrigen Bereich diverse kleine Bogenbrücken aus Bruchstein gebaut und danach mehrere Brücken mit Stahlfachwerk-Überspannungen. So ähnliche Mauerwerke und Fachwerküberspannungen hat Märklin im Artikel 1060V nachgebildet.
Als ich 2015 meine BING-Hochbahn plante und sie 2017 fertigstellte, hatte ich schon davon geredet, dass ich vorhabe, einen Teil der Strecke mit diesen Fachwerküberspannungen und Mauerwerken von Märklin nachzubauen. Botho hat skeptisch geschaut und meinte, dass man so etwas kaum nachbauen kann.
Jetzt war es so weit. Dieses ist das Ausgangsmaterial mit einem Blech von 0,15 mm Dicke. Das kann man ganz toll mit der Papierschneidemaschine zuschneiden. Aber, aber ! Was ich nicht wusste, war, dass der Kohlenstoffgehalt dieses Bleches höher ist als bei normalen Blechen, so dass das Löten ziemliche Schwierigkeiten machte. Ich habe dann anschließend die andere Seite des Fachwerks mit verzinnten Blech mit einer Stärke von 0.29 mm (OPITEC Weißblech 811027) weitergebaut. Dieses Blech muss man zwar jetzt mit der Hand schneiden (ich habe keine Blechschlagschere), aber es läßt sich hervorragend verlöten.
Auf die Grundplatte wurden die vier Hauptträger mit Hilfe von Schweißmagneten winklig festgelötet. Mit diesen Schweißmagneten habe ich viel positive Erfahrung machen können. Zwar habe ich auch ganz kleine Magnete, die man verwenden kann und die ich auch verwendet habe, aber diese größeren Magnete sind auch wichtig.
Anschließend kamen auf die Hauptträger die Ausleger und die mittigen Verstrebungen. Man muss immer wieder im Laufe des Herstellungsprosses die Winkligkeit überprüfen und die Höhe (157 mm, Höhe des Märklin-Hochbahnhof von der Grundkante bis zur Schwellenunterfläche)) an allen vier Ecken nachmessen.
Das Fachwerk wird vervollständigt. Mit einem stumpfen, abgerundeten Körner habe ich in die Fachwerkelemente an den entsprechenden Stellen schon vorher (nachher wird das schwierig, vor allem nach dem Löten) kleine Beulen als Nietenersatz eingeschlagen.
Alles wird durch Querstreben verfestigt. Bei Stahlfachwerkverstrebungen gibt es allerdings so wie bei Märklin zu sehen keine viereckigen Elemente wie dort am Ende der Märklin-Brücken. Das geht nicht. Viereckige Elemente tauchen im Stahlfachwerk nur zur besseren Optik auf; sie haben keine tragende Wirkung, sonst würde die Brücke an diesen Stellen im Laufe der Zeit versagen.
Nach dem Verputzen der Lötstellen mit einem Silikonschleifer wurde das Teil kopfüber auf die spätere Fahrbahn gelegt. Für die Verbindungsaussparungen habe ich die Ränder des Fachwerks nachträglich etwas nachgearbeitet.
Die Fachwerküberspannung werde ich von unten mit vier kleinen Lötpunkten auf das Fahrbahnblech auflöten (oder auch aufschrauben). Die Fahrbahn selber erhält rechts und links einen schmalen Fußgängerweg mit einem Ziergitter auf der Innenseite und außen wie bei Märklin Relingstützen mit zwei Drahtlöchern, die ich mir aber erst noch besorgen muss, wobei mir noch nicht klar ist, wie hoch diese Relingstützen sein müssen. Vllt kann mir jemand einen Tipp geben.
Obwohl das Ganze eine höllisch schwierige Arbeit ist (sieht erst einmal leicht aus) werde ich mindestens zwei, letztendlich wohl vier solcher Brücken bauen. Zudem besteht die Überlegung, die hier 26 cm lange Brücke zu vergrößern mit einem mittigen doppelt so breiten Stützelement und längeren Auslegern. Dann wird das Ganze aber länger als 32 cm, so etwa 40 cm lang. Mal sehen.
Hallo Udo, wieder einmal entsteht in deiner Bastelstube ein schönes Werk, es sieht auch sehr interessant aus, auch wenn ich grosse Bedenken hätte was die Statik angeht, (warum hast du nicht die zweite waagerechte Traverse durchgezogen, ein Dreieck kann nicht mit einer Ecke mitten auf einer Strebe enden....), trotzallem, ist es nur eine Brücke oder sogar zwei...? bin gespannt, schöne Arbeit.....!!!!
Georg, Märklin hat das so gemacht. Ich wollte mich schon in etwa an die Vorlage von Märklin halten. Und ich weiß heute nicht mehr, wie man es richtig machen muss. Die Spitze eines Dreiecks auf einer Strebe bewirkt im ganz engen Bereich ein Federung. Ob das so richtig ist und wie sich das auf die Belastung der jeweiligen Nieten auswirkt, kann ich heute nicht mehr sagen. Ich weiß nur, dass man den Federweg ausrechnen kann.
Ja, du hast natürlich Recht. Eine Brücke mit Fachwerk-Überspannung ist zwar schön, aber zu wenig. Auf dem ersten Bild sieht man schon insgesamt vier noch nicht gebogene Bodenplatten. Da kommt also noch einiges. Ich habe vor, insgesamt vier dieser Brücken hintereinander als Teil meiner BING-Hochbahn einzubauen.
Und ich habe mir überlegt, auch noch die lange Ausführung zu bauen. Zur Erläuterung: Die kurzen geraden (und waagerechten) Brücken konnte man für die Verlängerung des Hochbahnhofs kaufen. Dann gab es noch lange Brücken zu etwa 40 cm Länge, die aber schräg bzw. geknickt waren und zur Auffahrt der Zahnradbahn dienten. Nun brauche ich keine schrägen Auffahrten, aber zwei längere Brückenelemente dürften als Paar auch ganz gut aussehen, vor allem mit der nun doppelt so breiten Grundplatte, so, wie sie Märklin bei den schrägen Elementen hatte.
Und dann fehlt natürlich noch das gebogene Element als Mauerwerk. Ziegelsteinblech habe ich ja genug. Und Versuche mit frontseitig im Halbkreis gebogenen Ziegelsteinblechen habe ich schon durchgeführt. Sieht gut aus, auch wenn das viel, viel Arbeit ist.
Da ist er ja. Herr Steimle hat mir davon schon erzählt, dass er so etwas in Scheyern gesehen hat.
Nun, der Berg ist etwas zu groß für meine Wohnung, aber ich habe gesehen, dass die Pfeiler der (am Küchentisch - wie bei mir) gebauten Brücken wegen des hohen Tunneleingangs nicht hoch genug sind und deshalb eine Holzunterlage benötigen. Da habe ich mir schon gedacht, dass darunter ein Ziegelsteinpfeiler richtig gut aussehen muss.
mit dem Bau der insgesamt vier Fachwerküberspannungen geht es langsam weiter. Man benötigt viele Streben in diversen Längen, und durch das Biegen der Streben habe ich mir schon eine leichte Sehnenentzündung eingefangen. Aber das wird schon.
Im Moment benutze ich eine große Papierschneidemaschine, mit der ich auch verzinntes Blech in einer Stärke von 0,3 mm gut schneiden kann.
Für die Biegebank habe ich einen langen Anschlag in einer Blechstärke von 0,15 mm hergestellt, und damit das dünne Blech von 0,3 mm nicht über den Anschlag rutscht, wurde der Anschlag mehrfach hin- und her gebogen (beim Zusammendrücken wird das wieder ganz glatt), so dass das zu biegende Blech dort stoppt und auch schön parallel ist.
Nach dem Abwinkeln von einer Breite von 8 mm kommt das Blech auf die Papierschneidemaschine und wird in einer Breite von 6 mm abgeschnitten.
Da diese glatten Bleche sehr gerne verrutschen, habe ich einen Anschlag aus Holz in einer Breite von 5 mm genommen, der zwischen dem abgewinkelten Blech und der Schnittkante gesteckt wird. Durch den Biegewinkel bedingt erreiche ich eine Breite von 6 mm.
Das Problem, auf das mich Georg schon aufmerksam gemacht hat, ist das Verdrehen des abgeschnittenen dünnen Bleches, auch, wenn es abgewinkelt ist.
Man muss dann mit der Hand das abgeschnittene Stück wieder gerade biegen. Dabei ist mir aufgefallen, dass sich dieses abgeschnittene Stück Blech weniger verbiegt, wenn man den 5 mm-Holzanschlag bis zum Schnittzeitpunkt dort beläßt. Es gibt zwar weiterhin eine Verdrehung, aber bedeutend weniger. Nach dem Handrichten des Winkelbleches ist dieses aber weiterhin in sich gekrümmt. Deshalb wird es wieder auf die Biegebank eingespannt, festgeklemmt und ganz leicht mit dem beweglichen Biegeelement der Biegebank gedrückt. Ganz leicht, und das Winkelblech muss exakt eingespannt sein. Wieder lösen und die andere Fläche richten. Was soll ich sagen: Fast gerade. Bei langen Stücken muss man noch etwas leicht hämmern, aber insgesamt sind die Teile ok.
Wie oben schon geschrieben, jetzt erst mal einige Tage Pause.
In der Zwischenzeit habe ich etwas anderes von Märklin gefunden. Eine Anlage mit einer doppelten Fachwerküberspannung und auch, wie von mir vorgeschlagen, mit Mauerwerksockel. Es handelt sich um diese Anlage hier wohl aus der Zeit um 1905 - 1910:
Das mit drei Personen besetze Auto fährt die Anlage rauf und runter, überquert die elekrtisch angetriebene Eisenbahn (wohl Spur 1, vermutlich deshalb die durch Mauersockel höher gelegte Brücke) und unten ist die Querung der Eisenbahngleise. Damit nun nicht Auto und Zug zusammenstoßen, gibt es dort elektrische Schranken und eine Steuerung der Stromeinspeisung, was durch die Verkabelung zu sehen ist.
Im Hintergrund ist die Brücke mit der Fachwerküberspannung zu sehen, beide Seiten gleichmäßig ausgeführt und hier mit doppelt dickem Grundpfeiler. Sie ist also anders ausgeführt als die Brücke am Zahnradbahnhof, die Schiphorst gezeigt hat. Dort nicht parallel gleich und der Pfeiler halb so schmal.
Im Übrigen: Falls ein Sammler so ein seltsames Kreuzungsgleis in der Restekiste hat, mit oder ohne Schranken, der weiß jetzt, für was das Teil verwendet wurde.
zur oben gezeigten "Automobil-Rennbahn" von Märklin habe ich Ergänzendes gefunden.
Märklin hat diese Anlage für das Automobil mit einer Kreuzung für den Zug im Hauptkatalog von 1904 beschrieben. 1905 wird die Anlage nicht mehr angeboten. Auch in der einschlägigen Spielzeug-Fachpresse wird diese "Automobil-Rennbahn" nicht erwähnt. Erhalten geblieben ist wohl keine Anlage, und man vermutet, dass möglicherweise nur drei dieser Anlagen hergestellt worden sind.
Die im Katalog von 1904 vorgestellte "Automobil-Rennbahn für elektrischen Betrieb zum Anschluß an eine Lichtleitung bis zu 250 Volt Spannung" hatte eine Größe von 175 cm Länge x 175 cm Breite; es gab sie aber auch in der Größe von 250 x 100 cm. Sie war wohl als Vorführungsmodell für Schaufensteranlagen gedacht.
Das Auto hatte die Bestellnummer 3096, die Teile für die Straße waren unter der Nummer 3097/1 und 3097/2 zu haben. Nötig war ein Universal-Zwischenschalt-Apparat 3073. Das doppelte Viadukt mit Fachwerküberspannung gab es ja bereits bei der Zahnradbahn. Vorgestellt wurde sie im Hauptkatalog 1904 so:
"Große elektrische Anlage für Eisenbahn und Automobil. Der Straßenkörper mit Bergstrasse und Viadukt zeigt eine Unterführung der Eisenbahn und eine Straßenkreuzung, an welch' letzterer eine beim Nahen eines Zuges schließende Bahnschranke angebracht ist. Naht nun das Automobil während die Schranke geschlossen ist, so bleibt es stehen und setzt seinen Weg erst nach dem Öffnen der Schranken wieder fort. Die ganzen Vorgänge erfolgen automatisch und sind eine täuschende Wiedergabe des Verkehrs, wie er sich in Wirklichkeit abspielt."
Die Teile der Anlage werden aufgelistet: Lokomotive mit Tender, zwei Personenwagen, ein Packwagen, ein Automobil, aber keine Spurgröße. Weiter eine Anschlußschiene, einen Drehschalter, zwei Universal-Zwischenschalt-Apparate für Eisenbahn und Automobil. Das Auto selber wird wie eine Eisenbahn geführt, und unter der Karosserie war der Antrieb einer elektrischen Spielzeug-Lokomotive eingebaut. Das Auto lief auf Rädern mit Spurkranz. Die Kreuzung zwischen Schiene und Straße war mit zwei Schranken bestückt, die elektrisch geschlossen und geöffnet wurden, also im Gegensatz zur üblichen Praxis des händischen Betriebes einer Schrankenanlage ein Griff in die Zukunft, den Märklin hier darstellte.
Auf der Ostermesse 1905 in Leipzig gab es eine Demonstrationsanlage als Kombination zwischen Eisenbahn und Rennstrecke, aber ohne Kreuzung, und das Auto hatte jetzt eine breitere Spurweite als 1904 und fuhr innen auf Schienen. Die Außerräder berührten nicht die Fahrbahn, sondern hingen in der Luft.
Erst nach acht Jahren (1912) hat sich in den USA Lionel Cowen mit dem Bau einer solchen Anlage befasst, und zwar als erste Slot-Car-Bahn, die 1912 patentiert wurde. Es gab sogar parallele Rennbahnen, aber: Die Geschwindigkeit konnte damals noch nicht reguliert werden. Das war also ein Flop.