im Märklin-Hauptkatalog von 1909 ist diese Uhrwerk-Lok D 1021 in Spur 1 abgebildet. Die dreiachsige Lok mit einer Länge einschließlich Tender von 46 cm hat eine Fahrtregulierung für langsam und schnell. Vorne befinden sich 2 Laternen-Attrappen 2308 und oben eine mit der Nummer 2309.
Im gleichen Jahr wurde eine weitere Lok in Spur 1 mit etwas verändertem Erscheinungsbild, aber der Uhrwerk-Technik von der zuvor erwähnten Lok angeboten, die D 1021/ 3393 mit einer Länge einschließlich Tender von 47 cm.
Der technische Unterschied: Die Lokomotive erzeugt ihren eigenen Strom. Ich zitiere Märklin:
"Bedeutsame Vervollkommung des Bahnbetriebes. Kostenlose automatische Erzeugung elektrischen Lichts. Patent.D.R.G.M.
Lokomotive mit reguliertem Kraftwerk, mit direktem Antrieb auf Magnet-Dynamo, 1 Glühlampe beleuchtend.
Die Bewegung der Triebwelle des Uhrwerks überträgt sich auf den Anker des elektrischen Strom-Erzeugers. Dieser steht mit dem Fliehkraftregler der Lokomotive in Verbindung, welcher bei beschleunigter Bewegung Kontakt mit seinem Bremsring erhält, um dann den Strom zu der mit Glühlampen ausgestatteten Lokomotive-Laterne weiter zu leiten.
Die Ein- und Abstellung der elektrischen Beleuchtung erfolgt vollkommen automatisch durch die mehr oder weniger beschleunigte Fahrt. Die übrige Konstruktion der Lokomotive entspricht derjenigen der normalen dreiachsigen Lokomotiven D 1021. Sie ist mit Bremse- und Fahrtumschaltung für Vor- und Rückwärts ausgestattet. Mit Signallaterne 3542."
Die Lokomotive kostete 31 Mk und der Tender 2,20 Mk.
die Maschine war an den vergangenen Märklintagen 2019 in Göppingen am Stand des HTS e.V. ausgestellt. Anhand eines weiteren ausgebauten Triebwerks konnte der technische Aufbau eingehend studiert und von unserem Mitglied Norwin auch vorgeführt werden. Norwin hat seine jahrzehntelange Erfahrung übrigens auch in das Märklineum einfließen lassen.
wie ich gerade im englischen Märklin-Katalog von 1913 sehe, gabe es so eine Uhrwerk-Lok mit Dynamo in Spur 1 als Tenderlok TE 1021/91. Es gab sie in der Beschriftung und den Farben von LNWR, MR, GNR.
Ja, Bodo, das glaube ich gerne, das so eine Lok mit Dynamo ein klassisches Sammelstück ist. Ich bedaure, dass ich diese Lok nicht 2019 in Göppingen gesehen habe.
Jeanmaire gibt 1969 (S. 73) die Katalogseite wieder. Die Patentzeichnung veröffentlicht Cieslik 1977. 1969 schreibt Reder (S. 87/88) "Wir müssen immer wieder auf Märklin zurückkommen, dessen Ideenreichtum verblüffend war, und der immer das Bestreben hatte, den Wünschen und Bedürfnissen der Modellbahner nach- wenn nicht sogar zuvorzukommen.", um dann die Maschine zu beschreiben.
Dermaßen geadelt, ist die anhaltende Popularität unter Sammlern erklärlich.
Zu meinen schönsten Erlebnissen auf den Märklintagen gehört die Begegnung zweier sichtlich begeisterter Japaner mit diesem Stücken. Für diese beiden Herren hat sich die Reise nach Göppingen gelohnt.
Ich denke, der Ideenreichtum bei Märklin ist auf die zu dieser Zeit fast explosionsartig zunehmende Entwicklung der Produktion des Herstellers zurückzuführen, der unentwegt neue Leute brauchte und sich aus den Bewerbungen die Besten raussuchen konnte. Das waren entsprechend ausgebildete Menschen, die nach ihrer Anstellung unentwegt (auch in ihrer Freizeit) tüftelten, was kann man besser machen oder was ist sonst noch möglich.
Alleine die vielen hochinteressanten Ausführungen und Veränderungen der Uhrwerke zeigt ja, wie ideenreich Märklin und seine Mitarbeiter waren. Für mich waren das Wahnsinns-Typen.
Es lag nicht nur an den Ideen, sondern auch am Markt. Man hatte vor dem 1. WK einfach auch die Kundschaft für solche Ideen. In anderen Bereichen war das auch so. Vgl. Fahrrad, Motorrad, Auto, Flugzeug. Ein Teil dieser Kundschaft für anspruchsvolles technisches Spielzeug bzw. Lehrmittel wird nach dem Krieg zur Radio- und Tontechnik abgewandert sein.