Hallo Blechexperten. Ich habe ein Zuordnungsproblem, bei dem mir bisher niemand helfen konnte. Vieleicht weis es hier jemand.
Zuerst ein bekanntes Modell, Carette Lok 822/35 allerdings als US Version und mit Kupplung für die Rangierbahn 942 von 1905.
Und nun mein Problem, ich habe eine zweite Lok für die Rangierbahn, welche ziemlich genau der Abbildung von 1905 entspricht, aber sie ist beschriftet mit C.B.N.
Ich habe im lauf der Jahre mehrere Loks mit dieser Beschriftung gesehen.
Die Rangierbahn wurde auch von Bub angeboten.
Ich habe ein paar Vermutungen dazu, aber nichts gesichertes.
Es wäre möglich, das es für Carette Bub Nürnberg steht, oder Carl Bub Nürnberg als alte Schreibweise von Karl. Im Jahr 1901 gab es die II. orthographische Konferenz zur Schreibreform nach Konrad Duden, wodurch sogar Städtenamen von C nach K geändert wurden.
Arne - nicht ganz geklärt! Die bisherige Lesart: Hersteller Carette -weil Grundbauart der Lok u.a. auch bei der frühen Carette-Drehscheibenbahn Verwendung gefunden hat. Es gibt die Grundbauart mit Abarten aber eben auch im Bub-Programm. Vermutlich früh Zukäufe aber dann auch Übernahme: Bub hat 1917 (1918?) von Carette einige Werkzeuge übernommen, so auch die Drehscheibenbahn und andere Sachen -vielleicht auch diese Lok-Werkzeuge. Carette (Franzose) musste 1914 bei Kriegsausbruch Nürnberg verlassen, Firma bestand aber unter Teilhaber bis 1917, dann wurde sie aufgeteilt. Der Löwenanteil ging über Tochterfirma an Bing. Solche Marken-Zweifel gibts bei allen Nürnberger Herstellern -die haben recht gut untereinander Waren ausgetauscht. Sie waren aber nicht unbedingt Freunde -es gab viele Prozesse untereinander, wenn einer eine Patentverletzung u.ä. vermutete. Ich bin Fan der automatischen Drehscheiben (haben wir 2013 in Gaggenau gezeigt) von Carette und Bub (zwei Spur 0-Versionen) und stehen einige dieser Loks bei mir. Und diese teils ohne Markung, teils mit Carette an der Kesseltür oder eben auch Bub. Schöne Grüße aus Hessen Botho
Wurde Carette 1917 nicht von Richard Bauer übernommen? Würde ja auch passen: Carette - Bauer - Nürnberg. Bauer hatte wohl auch eine Beziehung zu Bub. Grüße, elaphos
Richtig, griechischer Hirsch, Bauer wurde von Bing so eingerichtet, dass die Übernahme möglich wurde. Aber es gibt auch noch eine andere Übernahme-Version durch Bing, so in der Nürnberger Bing-Geschichte. Die Bauer-Version ist aber wohl richtig. Schöne Grüße nach Berlin Botho
der Thread hier ist schon etwas älter, aber weil die Zuordnung von CBN hier nicht abschließend beurteilt werden konnte, möchte ich gerne die Erkenntnisse aus der Recherche über die Bub Nr. 640 hier einfließen lassen.
Botho schrieb, dass der Erkenntnisstand bezüglich der frühen Bub Produktion bisher nicht abschließend geklärt ist es aber wahrscheinlich so sei, dass Carette zulieferte und Bub später übernahm. Das darf mit den neuen Erkenntnissen auszuschließen sein. Die Bub Nr. 640 ist schon im Emilio Resti Katalog von 1909 abgebildet (mit zugehöriger Bub Nr. 640), und auch die früheren 30mm Versionen dieser Lok tragen eigentlich nur Bub und gar keine Carette Fertigungsmerkmale, so dass eine Produktion bei Carette ausgeschlossen werden kann.
Damit steht das C im Aufdruck "CBN" auf dieser frühen Lok mit Sicherheit nicht für Carette.
Im Bowes Buch zu Bub wird vermutet, dass CBN eventuell eine Anglizierung von Karl Bub zu Carl Bub wegen antideutscher Ressentiments nach dem 1.WK sein könnte. Dagegen spricht, dass die Loks, auf denen CBN aufgedruckt ist, allesamt die ganz frühen Modelle mit der U&E Nr. 1899 und 1890 sind. Diese tauchen bereits im Emilio Resti Katalog von 1913 nicht mehr auf. Die CBN Markierung dürfte also in den Zeitraum 1903 bis spätestens 1912 fallen. Damit ist eine anglizierte Schreibweise nach dem 1.WK ebenfalls auszuschließen.
Die wahrscheinlichste Erklärung dafür dürfte die Rechtschreibreform von 1901 sein. Diese wurde nicht sofort umgesetzt, sondern von Märklin z.B. erst 1902/03. Köln behielt seinen früheren Namen Cöln z.B. sogar noch länger bis 1919. D.h. der Aufdruck CBN dürfte ein sehr früher Aufdruck sein bis man sich der Rechtschreibreform schließlich angepasst hatte. Die Druckplatten für die Loks hat man mit Sicherheit nicht wegen einem C gleich neu gemacht. Für eine sehr frühe Schreibweise spricht auch, dass Arne den Namen Carl Bub mit C auch in Dokumenten bis ins Jahr 1904 aufstöbern konnte.
Ich würde die Lokomotiven, die ein CBN tragen, daher auf den Zeitraum 1903-1905 +-2 eingrenzen. Die Unsicherheit ist relativ groß, weil es so wenige Exemplare mit CBN gibt. Von vielen Exemplaren weiss man aber, dass sie die frühe 30 mm Spurweite haben. Später als 1909 ist daher mit ziemlicher Sicherheit auszuschließen.
Ich halte Stefans Bemerkungen zur Rechtschreibreform für sehr plausibel! Köln schrieb sich davor CÖLLN - mit zwei L, meine ich.
Diese Rechtschreibreform hat viele Veränderungen gebracht. Zum Beispiel ist das aspirative Plosiv TH zu T verkürzt worden: T(h)ür, T(h)or etc. Nur bei Fremdworten wurde es beibehalten: Theater, These etc. Damals hat es ebenso viele und erbitterte Diskussionen um diese Reform gegeben, wie um unsere letzte.....
Ich bin bekennende Ewiggestrige 😊 und und verweigere mich hartnäckig der Verunstaltung unserer Muttersprache durch die letzte Rechtschreibreform! Damit bin ich in der Tradition meiner Familie, denn meine Großmutter schrieb bis an ihr Lebensende Thür und Thor.
Cölln mit zwei "L" steht für Alt-Cölln an der Spree, als ursprünglicher Stadtteil Berlins. Köln am Rhein schrieb sich zwar bis 1919 (!) mit C, aber nie mit zwei L. Es leitet sich vom lateinischen "Colonia" (-Claudia Ara Agrippinensum) ab. Grüße von elaphos
Im Buch von Michael Bowes ist auf Seite 67 ein Karton mit einer CBN Lok abgebildet. Die Bilder von diesem Karton habe ich durch Zufall bei historytoy wiedergefunden mit Urheber Julina Harris:
Bei historytoy sind noch weitere Bilder von der Lok zu finden. Die möchte ich nicht vorenthalten:
Bild 1
Bild 2
Bild 3
Bild 4
Interessanterweise ist auf dem letzten Bild die komische Kurzkupplung ganz deutlich zu erkennen. Wenn CBN wie vermutet eine sehr frühe Schreibweise ist, dann muss auch die KK eine sehr frühe Kupplung sein. Diese Schlußfolgerung gilt auch umgekehrt. Zusammen genommen ergibt das ein starkes Indiz dafür, dass sowohl CBN als auch die KK sehr früh einzuordnen ist, d.h. deutlich vor 1910.
Die komische KK tritt häufig im Zusammenhang mit Funktionsloks auf. Der Nagel in Bild 3 kommt mir sehr bekannt vor. Ich habe eine Funktionslok, wo auch genau dieser Nagel verbaut ist (es ist tatsächlich ein Nagel, es ist auch keine nachträgliche Modifikation). Ich vermute daher, dass auch die oben abgebildete Lok eine Funktionslok ist und z.B. zu einer Ausweichbahn gehört. Ich bin mir da aber nicht sicher. Frage also an die Experten: Welcher Funktionsbahn ist die obige Lok zuzuordnen? Ist die Vermutung Ausweichbahn richtig?
Ich habe ebenfalls eine Lok mit einer solchen Mechanik. Allerdings ist das eine der übergroßen Loks und der Hebel steht deshalb seitlich fast nicht über.
Dadurch dürfte es nicht möglich sein, diesen Hebel durch eine Mechanik zu ziehen, um die Lok automatisch weiterfahren zu lassen. Die Zylinder sind dabei im Weg.
Ich halte das für eine einfache Bremse, welche durch ein Funktionsgleis ausgelöst wird.
Zum Entriegeln muss dann von Hand der Hebel gezogen werden, wie bei den späteren Starthebeln im Führerhaus.
Arne, das macht absolut Sinn: Dann ist das eine sehr frühe Mechanik für die Gleisauslösung der Bremse mit manueller seitlicher Entriegelung. Später ist der Handhebel dann ins Führerhaus gewandert. Danke für die Einordnung!
PS: Nachdem diese Gleisbremse den Zug wohl sehr ruckartig zum Stehen bringt, hat man ihn mit der Kurzkupplung ausgestattet, damit auch die abgebremsten Wagen schön in der Spur bleiben. Langsam ergibt das alles einen Sinn!