das ist ja sehr interessant !..In der Tat sind die Gleise Messing Hohlprofile und glänzen daher etwas mit Patina....
Ich habe hier mal eine Nahaufnahme:
Danke Domenik für die weiteren Hinweise zur Einordnung der alten Böschungsanlage: Ob man diese "Grundlage" des technische Lehrmittels mal irgendwann weiter vervollständigen kann ?...
Im Plank Katalog 1903 erkennt man Gleise mit Schwellen und dem Schriftzug "G.B.N"; auch die dort abgebildete Tram habe ich schon gelegentlich gesehen.
Einen schönen dritten Advent und Gruß von der Küste.. Michael
'Plank hatte schon 1879 auf der "Ausstellung deutscher Blecharbeiter" in Nürnberg geworben: "Kleine Dampfmaschinen....setzen als Lokomotiven Eisenbahnzüge in Bewegung" und 1882 zeigte er auf der "Bayerischen Landes-Gewerbe-Industrie- und Kunstausstellung" in Nürnberg die erste elektrische Eisenbahn, die ein zerlegbares Gleis aus poliertem Holz mit einem Durchmesser von 70 cm und darauf zwei befestigte Metallgleise hatte, auf der eine Lok mit Elektromotor fuhr. Den Strom bezog der Motor aus zwei zusammen verbundenen galvanischen Elementen. Angehängt war ein Personenwagen mit Figuren. Größe der Lok 15 cm lang, 15 cm hoch, 6 cm Spurweite. Der Wagen hatte eine Länge von 16 cm und eine Höhe von 10 cm. Alles zusammen kostete 45 Mark.
Gleichzeitig zeigte er in diesem Jahr 1882 eine elektrische Straßenbahn nach einem Vorbild aus Berlin-Lichterfelde aus dem Jahre 1881. Auch diese Straßenbahn hatte augenscheinlich diese zerlegbaren Holzgleise mit den aufmontierten Metallschienen, als Böschungsgleise farbig gestaltet, und zusätzlich noch zwei gerade Gleise, und das alles in einem passenden Karton. Zwar hatte BUB so einen Karton mit mehreren Fächern zur Unterbringung der Eisenbahn 1898 unter DRGM 95 599 schützen lassen, aber Plank hatte das schon vorher im Programm.'
ich war auch erstaunt, daß diese Gleise in so kurzer Zeit wieder aufgetaucht sind. Ob die "Berichterstattung" hier zum Preis beigetragen hat ??.. kann sein. Meine vollständigen Gleise "schlummern" derzeit gut verpackt und warten auf eine passende Straßenbahn dazu...
Domenik hat in Beitrag #25 den Ferdinand Ernecke aus Berlin als Eisenbahnhersteller genannt. Ich bin der Sache einmal nachgegangen. Er wird im Cieslik nicht erwähnt, weil er kein Spielzeug im eigentlichen Sinne hergestellt hat.
Ferdinand Ernecke (1832-1914) aus Berlin, Königgrätzerstr. 112, war Instrumentenmacher und Augen-Optiker seit 1859. Zuerst fertigte er seit 1859 Petroleum-Lampen, dehnte aber den Herstellungsbereich auf wissenschaftliche Instrumente und Darstellungen aus. Er stellte hauptsächlich Lehrmittel für Schulen her, beispielsweise für den Bereich Optik, Dampf und Elektrizität. Um 1900 befasste er sich mit dem Radio und der Telefonie mittels Lichtwellen. Ein großer Teil seiner Produkte exportierte er über einen Londoner Händler O. Newman & Co. und deshalb gab es verschiedene Kataloge in englischer Sprache. Der Katalog Nr. 10 von 1885 enthielt fast 2400 Artikel, darunter auch Eisenbahnen.
In diesem Katalog wird auf Seite 40 unter der Nr. 596 und 597 jeweils eine Dampflok mit sechs Rädern (with all fittings for the boiler) angeboten. Zudem gab es Schienen pro inch 10 pence (?).
Im elektrischen Bereich gibt es verschiedene Loks, auch mit Anhänger, die beispielsweise mit Hilfe eines Flaschenelements auf einer kreisrunden Holzbahn angeboten wurden. Die Eisenbahnen (Electric railway, construction dynamo electric maschine) hatten die Nr. 1855 und größer 1856 mit bottle-element und weitere auf einem Holzkreis mit Gleisen fahrend Nr. 1966, 1967 und 1969. Vermutlich dürfte man solche Objekte eventuell in Großbritannien erhalten, denn es wurden nicht nur höhere Schulen mit dem Material beliefert, sondern auch "Volksschooles" und "Kindergarten".
Sowohl in Berlin als auch anderswo in Großbritannien gibt es in Museen Abteilungen über die Lehrmittel von Ferdinand Ernecke, beispielsweise das Radiomuseum Berlin.
Die von Ernecke angebotenen elektrischen Eisenbahnen könnten durchaus von Plank stammen, siehe Beitrag # 27.
... wenn ich Udos Zeilen über die Lehrmittel und die physikalischen Versuche lese, fällt mir spontan dieses Bild ein, das 1889 anlässlich der Eröffnung der Berliner Urania in der Gartenlaube erschien:
gemäss dem "Adressbuch für die Deutsche Mechanik und Optik und verwandte Berufszweige" von 1898 sind die Eisenbahnen eine eigene Construction:
Ernecke hat sich den Katalog mit C. Gerhart, Marquarts Lager für Chemische Utensilien geteilt. An anderer Stelle habe ich über die Herkunft der Dampfmaschinen spekuliert. Für die Dampfmaschinen und elektrische Eisenbahnen wurden Jahrzehnte die selben Druckklischees genutzt, ob die Produkte immer den Bildern entsprachen ist offen:
Bei Kleist kam die Frage auf, ob nicht der Kristallpalast in London gemeint sei. Anfang 1882 wurde das Schützenhaus in Leipzig als Ausstellungs- und Tanzlokal umgebaut. Da es in Leipzig mehrere Schützenhäuser gab, wurde es kurzerhand in Crystall-Palast umbenannt. Kleist hat dort am 13. Dezember 1882 ausgestellt:
Mehr zu den Eisenbahnen gibt es exakt ein Jahr später, als er die Eisenbahnen im eigenen Schaufenster ausstellt:
Aus einer Laune hab ich mir den Katalog 1904 von Max Kohl zugelegt. Ich hatte den schon digital aber mir ist erst jetzt die Seite mit den elektrischen Eisenbahnen aufgefallen:
Eine Zweileiter-Lokomotive gab es schon 1902 aber nur in Spur 0, 1903 und 1904 konnte ich keine entsprechende Ergänzung finden:
Obschon die Kataloge jeweils Lehrmittel enthielten, glaube ich mal von Bing einen spezifischen Katalog dafür gesehen zu haben. Täuscht mich meine Erinnerung? Die oben angesprochene 2-Leiter Trambahn von Bing würde ich in einem solchen Katalog oder allenfalls in einem neueren etwa von Max Kohl vermuten.
Bing tat sich schwer mit der Einführung elektrischer Eisenbahnen. Auf Märklins Vorpreschen 1896/97 reagierten die Nürnberger 1898 lediglich mit der Aufnahme der von Meiser und Mertig bezogenen Straßenbahn. Bei Märklin gab es 1898 bereits elektromagnetische Weichen mit Doppelspulenantrieb, 1900 elektrische Zahnradbahnen und 1902 eine elektrische Schwebebahn.
Noch 1902 vertröste Bing die Kundschaft im Hauptkatalog auf der Seite 223:
"Über "Elektrische Bahnen für Starkstrom" zum Anschluss an Lichtleitungen etc. bringen wir in nächster Zeit einen Spezial-Katalog zur Ausgabe."
Auch im Nachtrags- Katalog 1903 musste Bing Interessenten auf der Seite 256 erneut enttäuschen:
"Ueber Neue electrische Bahnen für Starkstrom zum Anschluss an Lichtleitungen wird Special-Preisliste in Kürze zur Ausgabe gelangen."
1904 verzichtet Bing im Nachtrags- Katalog dann auf eine neuerliche Ankündigung eines solchen Sortimentes.
Wie gesagt, Bing tat sich schwer mit der Einführung elektrischer Eisenbahnen. Sie blieben lange Jahre Exoten im Programm.