Hallo liebe Sammlergemeinde, nachfolgend abgebildetes Bahnwärterhäuschen habe ich seit geraumer Zeit in meinem Fundus. Beim Besuch eines Sammlerkollegen kam nun die Frage auf, welchem Hersteller das nicht gemarkte, hübsch lithografierte Häuschen zugeordnet werden kann. Kennt das jemand oder hat eine Idee dazu? Füe sachdienliche Hinweise bedanke ich mich schon mal vorab ganz herzlich. Liebe Grüße aus der Wetterau sendet Rainer!
Zitat von RainerH im Beitrag #1oder hat eine Idee dazu?
Hallo Rainer, ein sehr interessantes Teil, habe ich bislang noch nicht gesehen. Ich schätze die Bauzeit um 1900, evtl. kurz davor, aber einen direkten Nachweis konnte ich nicht finden. Aber einen indirekten! Ich vermute hier Carette, weil ich alle anderen Akteure ausschließen konnte. Die Wärterhäuschen mit Blumenranken am Mauerwerk sind bei einigen Herstellern nachweisbar, u.a. Issmayer und auch Schoenner. Gerade bei der letzten Auktion in Döhlau wurde unter Los-Nr. 5636 ein solches Wärterhäuschen angeboten aber trotz lustiger Beschreibung (R & G) wollte niemand den vorgegebenen Preis bezahlen und das Teil blieb stehen. Man konnte erkennen: das Läutewerk fehlt. Nachfolgend das Bild zum Vergleich (mit freundlicher Genehmigung vom Auktionshaus Lankes)
Typisch für diese Zeit, auch bei Schoenner: die Rückseite ist offen.
Kürzlich konnte ich einen großen Holzkasten von Carette erwerben; auf der Innenseite war ein interessantes Blatt eingeklebt, und zwar mit Druckdatum 26.11.95 Buchdruckerei Auer, Nürnberg Das ist zwar kein Foto sondern nur eine Zeichnung und leider nur im Miniformat, aber man kann erahnen, dass es in diese Richtung tendiert.
Das ist leider nur ein vergrößerter Mini-Ausschnitt von einem kleinen Ausschnitt eines Blattes in DIN-A 4 -Größe. Das Häuschen wird als Weichensteller-Häuschen bezeichnet. Steht auch an einer Weiche. Aufgrund des geprägten Daches bin ich auf Carette gekommen. Nachfolgend ein Bild, das ich bei einem Sammlerfreund anlässlich eines Kofferraummarktes vor ein paar Jahren machen durfte. Das Dach bitte beachten.
Ein weiterer Bahnhof von Carette wurde mir vor ein paar Jahren angeboten, hier ist die gleiche Dachprägung erkennbar. Habe hierzu das Bild nicht mehr gefunden, aber bei Historytoy.com ist dieser Bahnhofs-Typ auch zu sehen. Verweise ferner auf das Buch von Paul Klein-Schiphorst. Auf Seite 306 und 307 ist mit Bild # 791 dieser Bahnhof ebenfalls sehr schön abgebildet. Die Dachprägung ist deutlich zu erkennen Dieses Buch ist übrigens ein MUSS für jeden Sammler antiken Spielzeugs um 1900. Habe noch ein Exemplar von Paul günstig abzugeben, allerdings in Englisch. Fazit: außer Carette fällt mir zu diesem Häuschen kein weiterer Hersteller ein. Vielleicht hat ein anderer Sammler noch eine andere Idee. Viele Grüße Wolfgang P.S. da ich mit dem Foto nicht zufrieden war, habe ich nochmals ein besseres gemacht, damit man wenigstens halbwegs etwas erkennen kann:
Es passt schon nicht schlecht. Es ist nur spiegelbildlich, Baum, Bank und Fenster sind seitenvertauscht. Geländer und Signal fehlen. Vielleicht ist das Haus auf dem Zettel ein Vorgänger vom Wärterhaus.
Zitat von ypsilon im Beitrag #4Vielleicht ist das Haus auf dem Zettel ein Vorgänger vom Wärterhaus.
Ja, so sehe ich das auch. Der Kasten stammt wohl aus dem Jahr 1896. Das gesuchte Häuschen ist sicherlich etwas jünger, da es schon ein geprägtes Dach hat. Viele Grüße Wolfgang
lieben Dank für die umfangreiche Beschreibung! Schon die gleichen Prägungen beim Dach sind m. E. überzeugend genug um Carette als wahrscheinlichsten Hersteller anzunehmen. Das Bild vom Weichenstellerhäuschen untermauert das Ganze dann noch. Super, da freue ich mich. Habe das Teil schon eine ganze Weile und irgendwann aus den Augen verloren, nach den Hersteller zu forschen. Jetzt war Christian wieder mal zu Besuch und hat das Häuschen wiederentdeckt :-).
Hat vielleicht jemand ein in etwa passendes Signal im Fundus, welches er mir zur Komplettierung verkaufen möchte?
Die Dachprägung ist nicht identisch, höchstens ähnlich. Die Schindeln sind außerdem auch unterschiedlich groß. Die Schindeln zählen bei dem Bahnhof ca. 14 auf 20cm und bei dem Wärterhäuschen ca. 12 auf 10cm. Das ist ein deutlicher Größenunterschied. Die Dächer wurden daher nicht auf demselben Prägewerkzeug gefertigt und könnten daher prinzipiell auch von allen möglichen anderen kleineren Nürnberger Herstellern gefertigt worden sein. Die Unterschiede zu der Abbildung auf der Carette Schachtel sind auch deutlich. Die Tür auf der Abbildung ist oben rund und nicht eckig und es gibt eine Rampe, Bank o.ä. und keine Treppe. Insgesamt vielleicht ein Hinweis in die richtige Richtung, aber leider noch nicht stichhaltig genug.
Das Signal auf dem Wärterhäuschen in #3 von der Lankes Auktion ist mal nachträglich ausgetauscht worden. Das Signal ist von Issmayer und nicht von Rock&Graner. Die Zuordnung des Häuschens zu Rock&Graner ist ebenfalls fraglich. Wenn das von Rock&Graner wäre, dann hätte ein Rock&Graner Spezialist bei der Auktion auch sicher zugeschlagen. Dieses Häuschen hatte ich bei der Auktion beobachtet, es ging aber nicht weg. Es wollte keiner haben, weil sich eben keiner bei der Zuordnung sicher war. Ich halte das eher für eine Nürnberger Produktion als für eine aus Biberach.
Für mich sind beide Häuschen von einem bisher nicht eindeutig identifizierten Nürnberger Hersteller vor dem 1.WK fabriziert worden. Hübsch sind sie beide trotzdem. Sehr sogar!
Zitat von RainerH im Beitrag #6ein in etwa passendes Signal im Fundus
Hallo Rainer, das nachfolgende Signal wurde von verschiedenen Nürnberger Herstellern verwendet, u.a. Issmayer, Schoenner, vermutlich auch von Plank, vielleicht auch von Carette. Über Carette ist um 1900 nur sehr wenig bekannt, speziell was das Zubehör anbelangt. Es sind keine Kataloge oder Prospekte aus dieser Zeit in Umlauf, deshalb sind Nachweise ziemlich schwierig.
Insbesondere der gegossene Signalflügel ist bei den genannten Herstellern nachweisbar, auch die bewegliche Laterne. Es muss damals ein universelles Teil von einem Zulieferer gewesen sein. Bring ich zum nächste Stammtisch mit, habe außerdem noch ein Exemplar mit großen Signalscheiben, aber das hier passt sicher besser. Wenn möglich, bringe bitte das selten Häuschen mit, zwecks genauer Begutachtung.
Zitat von snroettg im Beitrag #7Die Dachprägung ist nicht identisch,
Hallo Stefan, vielleicht täuscht die Perspektive etwas. Ein genauer Vergleich wäre nur mit den beiden originalen Exemplaren möglich. Der Bahnhof meines Sammlerfreundes Klaus-Peter ist mittlerweile verkauft. Ich habe die Aufnahme von oben nach unten gemacht, deshalb wirken die Rauten etwas länglicher. Ich habe aus dem bereits genannten Buch von meinem Sammlerfreund Paul den anderen Carette-Bahnhof im nachfolgenden Bild dokumentiert, also speziell das Dach. Damit kannst Du nochmals vergleichen.
Bezüglich der Unterschiede zum Innenblatt der Carette-Kiste ist folgendes anzumerken: wie schon geschildert, handelt es sich nicht um ein Foto sondern eine Zeichnung. Des Künstlers Freiheit und die inzwischen vergangenen 3 bis 4 Jahren muss man berücksichtigen.
Was das gezeigte Wärterhäuschen aus der Lankes-Auktion anbelangt: hier habe ich mich nicht präzise genug artikuliert, sorry deswegen. Dieses Häuschen ist definitiv von Schoenner, und zwar im Katalog von 1902 auf Seite 23 nachweisbar. Da im Auktionskatalog bei Pos. 5636 keine Abmessungen angegeben wurden und ich auch nicht dort war ist unklar, ob es die Schoenner-Nr. 1501/0 oder 1501/1 ist. Hier gab es auch unterschiedliche Signale. Dieses Häuschen hätte ich trotz des fehlenden Läutewerks gekauft, aber nicht zu diesem Mondpreis.
Zu dem Auktionshaus habe ich seit vielen Jahren prinzipiell eine positive Grundeinstellung, dennoch erlaube ich mir Kritik in der Sache, zwar nicht immer - aber immer öfter/heftiger. Meine zarte Kritik (lustig) hast Du offenbar übersehen. Dieses Wärterhaus hat mit R&G überhaupt nichts zu tun, selbstverständlich auch nicht das Signal. Bei R&G wurden keine lithographierten Teile hergestellt sondern ausschließlich handlackierte Sachen. Da R&G mein Spezialgebiet ist, lächle ich nur milde, wenn zwecks Gewinnstreben alle möglichen Teile einfach R&G zugeschrieben werden. Bei der genannten Auktion hatte ich im Suchmodus diesen Namen eingegeben und es kamen 6 Ergebnisse. Davon war lediglich die Pos. 5335 wirklich von R&G und bei Pos. 5637 nur das Unterteil der Lampe. Die anderen Teile wurden nicht von R&G hergestellt. Viele Grüße Wolfgang
Schoenner passt wirklich viel eher als die "lustige" Zuordnung zu R&G. Das erkennt man auch als Nicht R&G Spezialist. Das war aus Deinem ursprünglichen Kommentar nicht so ganz erkennbar, Danke für die Klarstellung, dass das Wärterhäuschen ganz konkret von Schoenner ist.
Zu den Signalen: Es gibt diese Signale mit den Gussflügeln am häufigsten von Bub (runde Kelle - mit 2 oder 3 Langlöchern) und Issmayer (eckige bayerische Kelle - mit 5 oder 6 Langlöchern). Diese beiden Typen unterscheiden sich deutlich und sie sind typisch für den jeweiligen Hersteller. Ich möchte ausschließen, dass diese eine Zulieferung von einem Fremdhersteller waren. Das kann ich anhand meiner Exemplare ausschließen.
Bub und Issmayer haben Carette zugeliefert. Das mag das Vorkommen dieser Signale bei anderen Herstellern und insbesondere Carette erklären, aber am häufigsten wurden diese Signale von manchem Sammler einfach verwechselt und falsch ergänzt, als sie mal irgendwann im Verlauf der Jahrhunderte verloren gegangen waren. So bekommt ein Häuschen von Schoenner schließlich ein Signal von Issmayer.
In den Katalogen von Schoenner (Archiv Nr. 100 von Jeanmaire) sind die Kellen der Signale abgebildet. Sie sehen anders aus als diejenigen von Bub und Issmayer. Die Kellenform im Plank Katalog von 1902 sieht ebenfalls wieder anders aus.
Es gibt weiterhin Signale, die Ähnlichkeit mit Issmayer haben, sich aber durch eine aufgesetzte Kugel auf dem Mast und einen anderen Kurbelmechanismus für die Laterne unterscheiden. So eines wie Du oben zeigst. An Deinem fehlen aber wahrscheinlich die zwei Vorsatzscheiben für die Laterne (siehe Bild). Das dürfte ein Schoenner Signal sein. Mehr kann ich zu Schoenner und Plank Gusssignalen nicht sagen, ich habe leider selber keines im Fundus. Aber zumindestens für Bub und Issmayer kann ich sagen, dass sie sich durch die Kellenform (rund vs. eckig) und den Aufzugsmechanismus normalerweise recht einfach identifizieren lassen.
Signal von Schoenner:
Zu den Dachschindeln: In dem neuen Bild vom Dach sehen die Schindeln jetzt sehr viel ähnlicher aus. Ich bin bei einer ähnlichen Fragestellung aber schon mal von einer Übereinstimmung ausgegangen und am Ende ergab das Nachmessen das Gegenteil. Da das Teil nicht eindeutig in einem Carette Katalog auftaucht, wäre eine Messung zur Überprüfung der Übereinstimmung schon gut. Das ist halt die Krux mit diesen seltenen Stücken. Man kann nicht alle haben, um sie messtechnisch miteinander zu vergleichen und ein Bild ist kein vollwertiger Ersatz.
lieben Dank für dein Angebot. Ich vermute, dass das Signal für das Häuschen zu groß (hoch) ist. Das werden wir dann bei einem der nächsten Stammtische, wozu ich das seltene Stück natürlich mitbringen werde, sicherlich feststellen. Ich habe in meinem Fundus ein kleines Signal entdeckt. Von der Größe her passt es prima, ob es vom Stil her passt werden die Experten unter uns wissen. Zumindest freue ich mich sehr darüber, dass Christian ein seltenes Teil in meiner Sammlung entdeckt hat, dem ich bisher wenig Beachtung geschenkt habe :-)